sabify 2011.01 – revenge of the 80's

Ich habe — wie andere Spotify-Nutzer sicherlich auch — einen ganzen Stapel von thematischen Playlists, in denen ich Tracks nach verschiedenen Kategorien sammele. Eine von denen ist vielsagenderweise mit „Die Rache der 80er“ betitelt und dort habe ich unter anderem die Song-Abfolge von einer meiner letzten noch vorhandenen Tonkassetten aus den 1980ern „gespiegelt“.

Natürlich können solche Spotify-Playlists bei weitem den Original-„Datenträger“ nicht ersetzen: Ein unverfälschtes Zeugnis der alten (und längst von jüngeren Generationen vergessenen) fragilen Kunst des analogen „Raubkopierens“: Zum Radio sprinten, PLAY+REC-Knöpfe drücken und dann hoffen, dass a) die richtige Kassette (korrekt vorgespult) im Rekorder liegt und b) noch genügend Platz drauf ist und c) der Moderator nicht in den Song ‚reinquatscht. Hat natürlich nie funktioniert und so war jede Kassette ein ganz besonderes „Kunstwerk“ voller abrupter Song-Übergängen, plötzlich eingeblendeter Verkehrsmeldungen („Falsch-Fahrer auf der A6!“) und versehentlich aufgenommener Tracks.

Sidebar: Ich werde mich übrigens noch für den Rest meines Lebens darüber ärgern, dass ich fast all meine alten Kassetten aus den 1980ern entweder weggeworfen oder überspielt habe. Das wären heute faszinierende Dokumente der Zeitgeschichte, vor allem wenn man (mal wieder) aus Versehen die Aufnahme nicht beendet hatte und dann noch die Nachrichten aufgezeichnet wurden, in denen Begriffe wie „Francois Mitterrand“, „Ronald Reagan“ und „Ost-Berlin“ Selbstverständlichkeiten waren. Aber wer hätte 1987 gedacht, dass solche Tapes später mal noch irgendwen interessieren würden, also wurden sie als „Datasetten“ für den CPC-464 missbraucht. Zumindest dieses Schicksal wird der heutigen „Digital Natives“-Generation wohl erspart bleiben — ihr gesamtes Leben wird in Facebook zunehmend lückenloser für die Nachwelt gespeichert 😉

Viel zu lange Vorrede für einen kurzen Sinn: In dieser Januar-Playlist haben ein paar Überbleibsel aus den (späten) 80ern ihren Fingerabdruck hinterlassen — richtig spannend wurde dieses Experiment aber erst durch die Mischung mit aktuellen Tracks im Laufe der zahlreichen Iterationen, die diese Playlisten bei mir jeden Monat durchlaufen.

Die besten Longplayer-Neuerscheinungen des Monats? Natürlich an erster Stelle (wie schon im Dezember angedroht) das hervorragende neue Werk „The King is Dead“ von den Decemberists sowie das bereits erwähnte „The Party Ain´t Over Yet“ von Wanda Jackson. Das neue Album von Iron & Wine war hingegen eine herbe Enttäuschung in meinen Ohren.

Spotify-Link sabify 2011.1

(Bei Grooveshark fehlt mal wieder wie üblich ein grosser Teil)

Zu den einzelnen Tracks:

1.) Alone With You – BBC Session – Johnnie Walker 19/10/91 von Texas (CD: The BBC Sessions, 2007)

Nicht direkt aus den 80ern sondern aus den frühen 90ern stammt einer der ersten Erfolge von Texas: „Alone With You“, hier in einer exzellenten BBC-Live-Aufnahme. Texas waren interessanterweise vor allem in Frankreich ein großer Hit, darüberhinaus hatten sie es recht schwierig. Dabei hat Lead-Sängerin Sharleen Spiteri eine faszinierende Stimme. Vielleicht gibt es ja auch irgendwann wieder ein neues Album von Texas, Gerüchte gab es immer mal wieder.

2.) Is This Love? – 2009 Remastered Version von Alison Moyet (CD: Alison Moyet The Best Of: 25 Years Revisited, 2009)

Unglaublich kitschiger Song mit einem grottenschlechten Video, aber erstklassiger Lead-Sängerin. Those were the 80s 🙂

3.) China In Your Hand von T’Pau (CD: Greatest Hits, 2010)

„China In Your Hand“ — noch immer kann ich mich an einen Radio-Moderator erinnern, der in den 80ern freudig-überstürzt den Titel mit „China in deiner Hand“ übersetzte und sich später bei den Hörern für den Lapsus hörbar zerknirscht entschuldigte. Aber auf diese Weise blieb in meinem Hirn der englische Begriff für „Porzellan“ hängen. Fremdsprachen-Lernen durch Schadenfreude ist sehr effektiv 🙂

4.) The Swimming Song von Loudon Wainwright III (CD: The Squid And The Whale, 2006)

„The Swimming Song“ erschien bereits 1973 auf dem Longplayer „Attempted Mustache“, aber wirklich entdeckt habe ich ihn erst, als ich kürzlich über den „The Whale and the Squid“-Soundtrack stolperte. Es gibt nur wenige Songs wie diesen, die einen auch mitten im tiefsten Winter direkt in Sommer-Stimmung versetzen können. Und natürlich auch eine perfekte Wahl für einen Film-Soundtrack.

5.) Calamity Song von The Decemberists (CD: The King Is Dead, 2011)

Ich schrieb es ja schon zuvor, das neue „Decemberists“-Album gefällt mir mal wieder extrem gut. Eher per Zufallverfahren habe ich den „Calamity Song“ ausgewählt.

6.) In A Tree von Priscilla Ahn (CD: In A Tree, 2009)

Ein knuffig-harmloses Pop-Stückchen.

7.) Be My Thrill – Digital Album Version von The Weepies (CD: Be My Thrill, 2010)

Dieser fröhliche Upbeat-Track ging mir auf Anhieb ins Ohr. Auch eher ein Song, der an laue Sommer-Abende erinnert 🙂

8.) Twenty Two von Wakey!Wakey! (CD: Almost Everything I Wish I’d Said The Last Time I Saw You…, 2010)

Noch so ein munterer Pop-Song, der wirklich gut unterhält und einfach Spas macht.

9.) You Overdid It Doll von The Courteeners (CD: Falcon, 2010)

Ich höre ja kaum noch Radio, aber ich rechne fest damit, dass dieser Track entweder noch ganz oben in den Airplay-Charts landen wird oder bereits gelandet ist. Und das meine ich mal nicht in einem negativen Sinne, das ist schlichtweg exzellent produzierter und sehr eingängiger Pop.

10.) Tokyo – Vampires & Wolves von The Wombats (CD: Tokyo, 2010)

Geht einfach ins Ohr. Bin mal auf das Album gespannt.

11.) Nation Of Checkout Girls von The Enemy (CD: Music For The People, 2009)

Selten kann man es einem Song so deutlich anhören, welche CD die Band auf dem Weg zum Aufnahmestudio im Auto-CD-Player hatte…

12.) Common People – Full Length Version / Album Version von Pulp (CD: Hits, 2002)

… nämlich diese hier 🙂

13.) Eat Raw Meat = Blood Drool von Editors (CD: In This Light And On This Evening, 2009)

14.) Only You von Yazoo (CD: In Your Room, 2008)

Aber das ist nun wirklich aus den Tiefen der 80er: Schönster Elektro-Synth-Pop von Alison Moyet (die damit zum zweiten Mal auf dieser Playliste auftaucht) und ihrer damaligen Combo „Yazoo“. Vor zwei Jahren gab es sogar wieder ein Reunion-Konzert — als Mitschnitt („Reconnected Live“) zu finden auch auf Spotify.

15.) The Alcoholic von Royksopp (CD: Senior, 2010)

Vom 80er Synth-Pop rüber ins Jahr 2010. Auch ein stetig verstärkender Trend: Immer mehr Bands/Musiker lassen Musikvideos von ihren Fans machen, dieses hier war ein Wettbewerbsbeitrag und passt irgendwie zu dem „Sommergefühle im Winter“-Motto, das sich bei einigen Tracks dieser Playlist abzeichnet…

Röyksopp – The Alcoholic from Cinematik on Vimeo.

16.) Some Chords von Deadmau5 (CD: 4×4=12, 2010)

Auch sehr reizvolle Audio-Berieselung der synthetischen Art.

17.) Blood Theme Redux von Daniel Licht (CD: Dexter – Seasons 2 & 3, 2010)

Es gibt einen neuen Dexter-Soundtrack. Zumindest neu auf Spotify :). Und wegen des Stichworts „Dexter“ dürfte die Blog-Software auch immer das gleiche Header-Bild für diesen Eintrag anzeigen 🙂

18.) Be My Baby von Vanessa Paradis (CD: Une Nuit À Versailles, 2010)

Mal wieder aus den Tiefen der 1980er: Die damals überaus goldige Vanessa Paradis, hier mit einem „Remake“ ihres grössten Hits „Be My Baby“. Sie hat immer noch einen süssen Akzent.

19.) Tainted Love von Hannah Peel (CD: Rebox, 2010)

Noch ein interessantes und sehr minimalistisches Remake eines 80er-Klassikers.

20.) Watchman von Peggy Sue (CD: Watchman, 2010)

21.) At Least I’m Not As Sad (As I Used To Be) von Fun. (CD: Aim and Ignite, 2009)

Das Album „Aim and Ignite“ von „Fun.“ kann ich auch nur in den höchsten Tönen loben. Lief auch zuweilen in Dauerrotation: Sehr unterhaltsame Kollektion.

22.) Harold T. Wilkins, Or How To Wait For A Very Long Time von Fanfarlo (CD: Reservoir, 2009)

23.) Do As I Say Not As I Do von Ed Harcourt (CD: Lustre, 2010)

24.) Through & Through & Through von Joel Plaskett (CD: Three To One, 2010)

25.) Twist In My Sobriety von Tanita Tikaram (CD: Ancient Heart, 1988)


Man muss sie wohl als „One-Hit-Wonder“ einsortieren, auch wenn sie nach „Twist in My Sobriety“/“Ancient Heart“ (1988) noch viele Alben auf den Markt brachte. Ebenfalls eine grandiose, hypnotisierende Stimme.

26.) Jung wie Du – 12′ Version von Nena (CD: FEUER UND FLAMME, 1985)

Noch einer meiner ultimativen 80er-Jahre-Hits, das zeitlose „Jung wie du“ von Nena. Auf gar keinen Fall hat man eine „Hitparade“ oder „Formel 1“ verpasst, wenn Nena angekündigt war (gut, die beiden Shows hat man sowieso nie verpasst). Ich merke gerade, der hätte eigentlich auch perfekt auf meiner „Birthday-Playlist“ gepasst :).

27.) Beetlebum von Kate Walsh (CD: Peppermint Radio, 2010)

„Beetlebum“-Covers gibt’s ja wie Sand am Meer, aber dieses hier von Kate Welsh übt eine besondere Faszination aus.

28.) This Will Be Our Year von Nerina Pallot (CD: Junebug, 2010)

Schönes Motto für 2011 😉

29.) Between the Devil and the Deep Blue Sea von Frank Sinatra (CD: Sinatra Broadcasts: The Early Years, 2010)

Hin und wieder braucht’s einfach einen Sinatra-Song, um etwas Schwung und Stil in die Sache zu bringen.

30.) Nervous Breakdown von Wanda Jackson (CD: The Party Ain’t Over, 2011)

Zu Wanda Jackson und Jack White habe ich schon genug gelobhudelt, dieser Track „Nervous Breakdown“ ist einer meiner Favoriten auf dem Album, nicht nur wegen Wandas Stimme.

31.) Rumble von Link Wray & His Ray Men (CD: Instroville! Hits & Rarities From The Golden Age Of Pop Instrumentals [Part 2], 2010)

Einer der ganz grossen Pioniere der E-Gitarre, wiederentdeckt dank der exzellenten Doku „It Might Get Loud“.

32.) Jeremy – Pearl Jam Live On 10 Legs von Pearl Jam (CD: Live On Ten Legs, 2010)

Es gibt mal wieder ein neues Live-Album von Pearl Jam, „Jeremy“ ist und bleibt einer meiner grossen Favoriten aus ihrem Repertoire.

33.) When The Going Gets Tough, The Tough Get Going von Billy Ocean (CD: Love Zone, 1986)


Billy Ocean — meine Güte, was man früher nicht alles anhörte :). Ich glaube die 5-Minuten-Langfassung hörte ich zum ersten Mal, als ich vor einigen Tagen den Track auf Spotify suchte…

34.) The Swimming Song von Eddi Reader with The Patron Saints Of Imperfection (CD: Mirmama, 1993)

Ich konnte einfach nicht genug bekommen vom „Swimming Song“, also nahm ich noch eine Version von Eddie Reader (bekannt vor allem von ihrer Mitwirkung bei „Fairground Attraction“ hinzu.

35.) Swimming Lesson von Eels (CD: Tomorrow Morning, 2010)

Das neue Album der Eels ist derart überproduziert, dass mir eigentlich nur einer der Bonus-Songs wirklich gut gefällt. Schade.

36.) All The Times I Cried von Sharleen Spiteri (CD: Melody, 2008)

Wer beim Anfang der Playlist gut aufgepasst hat, wird den Namen Sharleen Spiteri gleich mit „Texas“ assoziieren. Ihre Solo-Alben sind etwas konfus und können nicht so richtig überzeugen, aber „All The Times I Cried“ stach positiv hervor

37.) Solely So Lonely von Empire Dogs (CD: Happy Go Lucky, 2010)

38.) Take A Vacation! von The Young Veins (CD: Take A Vacation!, 2010)

Der „Back to the 60s“-Trend hält an, hier der jüngste Vertreter: The Young Veins.

39.) Captain Rhythm von The Pipettes (CD: Earth Vs The Pipettes, 2010)

In die gleiche Rubrik passen die Pipettes, mit einem Sound, der starke Anleihen an den Girlgroup-Formationen der 1960ern nimmt.

40.) Hello – Single Edit von Dragonette (CD: Hello, 2010)

Und zum Abschluss eine kleine „guilty pleasure“-Nummer. Stupider Massen-Techno-Pop, aber wenn man den Fehler mal gemacht hat, sich den Song komplett anzuhören, summt man ihn dann doch wieder ständig vor sich hin. Bonus-Punkte für ein 8-Minuten-Video aus der Kategorie „Huh?“.

Total: 148:36min

Spotify-Link sabify 2011.1

2 Antworten

  1. 1
    onlime schrieb:

    Neben der Tatsache, dass bei T’Pau über Porzellan gesungen wird, müsste eigentlich noch pflichtschuldigst erwähnt werden, dass der Bandname von einer vulkanischen Botschafterin stammt. 😉

  2. 2
    tum_xy schrieb:

    Ach, die guten alten Klassiker möchte man doch nicht missen, schließlich kommen sie auch heute noch bei jeder Party gut an, auch wenn das Publikum unter 20 ist.
    Schlimm genug, das aktuelle Möchtegernrapper und House-Ikonen sich an so vielen Klassikern zu schaffen machen. Also, ich brauch das wirklich nicht, denn an das Original kommt es wirklich nicht ran. 😉

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