The Muppets: Pöpcørn

Allmählich bin ich ja mal gespannt, ob die Muppets jemals ein YouTube-Video produzieren, bei dem der erste Instinkt nicht sofort „das muss ich bloggen“ lautet. Bei dem neuen Opus „Pöpcørn“ lässt sich dieser Reflex jedenfalls mal noch nicht unterdrücken, vor allem da „Popcorn“ von den „Popcorn Makers“ eine meiner Lieblings-Singles aus meiner Kindheit war, die 45er aus dem Jahre ’72 müsste immer noch in meiner Plattensammlung rumfliegen.

Unbedingt die Untertitel/CC einschalten, sonst versteht man ja nur die Hälfte! 😉

sabify 2010.06 – best of 2010, vol.1

In mittlerweile fast schon üblicher „Tradition“ hier meine Playlist für den Monat Juni. Normalerweise haben meine monatlichen Playlists so um die 30 Tracks. Im abgelaufenen Monat ist das regelrecht explodiert. 61 Titel haben es auf diese Mammut-Liste geschafft — und ein Großteil der Songs wurde in den vergangenen sechs Monaten veröffentlicht. „Best of 2010, Vol.1“ ist zudem eigentlich eine falsche Darstellung, da kaum Tracks oder Titel aus meinen Playlisten der Monate Januar bis Mai auftauchen — somit ist das eher schon „Vol. 2“.

Aber ich hatte im Juni endlich mal genügend Zeit, um all die neuen Alben der letzten Monate durchzuhören — frisches Material von unter anderem den Futureheads, New Pornographers, MGMT, Chemical Brothers, Ratatat, Faithless, Tom Petty, Steve Miller Band, Hole, Sia, Kylie Minogue, K’s Choice, Sophie Zelmani, Morcheeba und Sarah McLachlan sorgten für reichlich Hörmaterial. Und da sind beispielsweise die neuen Discs von Slash und RJD2 noch nicht mal dabei.

Im Grunde sind das auch zwei Listen in einer: Zu Beginn geht es etwas flotter zu und die zweite Hälfte ist vor allem weiblichen Performern vorenthalten (lots of „chicks with guitars“ ;-)), die am Ende in eine regelrechte Chillout-Zone übergeht. Wem bei „maggie and milly and molly and may“ von Natalie Merchant und dem „No Surprises“-Cover von Regina Spektor nicht langsam die Augenlider schwer werden, dem kann ich auch nicht mehr helfen ;-).

Diesmal gibt’s auch wieder nur eine Spotify-URL, für mehr hatte ich keine Zeit: sabify 2010.06. (Oder einfach in meinem Spotify-Profil abonnieren). Der übliche traurige Hinweis: Spotify ist in Good Ol‘ Germany noch nicht verfügbar.

1.) Nobody But You von Apples In Stereo (Album: Travellers in Space and Time, 2010)
Track @ Last.fm
4:20min
Einen Track aus dem Album hatte ich ja schon neulich hier vorgestellt. In dieser Playlist habe ich nun aber „Nobody But You“ ausgewählt, weil der derart perfekt nach einem „Electric Light Orchestra“-Titel klingt, dass man sich gleich ein paar Jahrzehnte zurückversetzt fühlt.

2.) King Of Rome von Goldheart Assembly (Album: Wolves and Thieves, 2010)
Track @ Last.fm
4:04min
Einfach ein grandioser Song.

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Starz setzt "Party Down" und "Gravity" ab

Schade, am Ende waren die Quoten wirklich viel zu niedrig (knapp mikroskopisch kleine 70.000 für „Party Down“ und 50.000 für „Gravity“) und der kleine Cable-Sender Starz hatte eigentlich keine andere Wahl: Es wird keine weiteren Folgen dieser beiden Serien geben.

Dabei hatte sich „Party Down“ auch in der jüngst beendeten zweiten Staffel wieder als verlässlicher und exzellenter Comedy-Lieferant erwiesen. Rundum empfehlenswert, falls es wirklich noch jemand nicht kennen sollte.

Und auch wenn mich das Finale von „Gravity“ rein gar nicht begeistern konnte, so wäre ich doch neugierig auf weitere Episoden gewesen.

Hach, another one bites the dust. Schade, dass es nach „Better off Ted“ wieder einmal Shows trifft, die einen etwas ungewöhnlichen Pfad jenseits üblicher Sitcom-Formate eingeschlagen hatten — aber offensichtlich auch mal wieder nur eine winzig kleine Zuschauerschaft ansprechen konnten. Für jedes „Community“, das es schafft, gibt es auch ein „Party Down“, das scheitert.

The Apples in Stereo: "Dance Floor" (Feat. Elijah Wood)

Guten Morgen, ich kann ja schon mal verraten, dass der erste Track auf meiner kommenden sabify-Juni-Playlist von den „Apples in Stereo“ stammt. Deren neues Album „Travellers in Space and Time“ ist schon seit April auf dem Markt und trägt seinen kleinen Teil dazu bei, 2010 zu einem großartigen Musik-Jahrgang werden zu lassen. Dass sie dabei klingen wie das legendäre „Electric Light Orchestra“ tut der Popularität bei mir als ELO-Fan natürlich gar keinen Abbruch, ganz im Gegenteil.

Hier das Video zur ersten Single „Dance Floor“ mit „Dr. Elijah Wood“.

Hot in Cleveland

Superstar Betty White. Ausgerechnet in einem Zeitalter, in dem für Frauen über 30 im Film- und TV-Geschäft gute Rollen immer knapper werden, wurde die 88jährige ehemalige „Golden Girls“-Darstellerin während der letzten Monate zu einer der gefragtesten Medien-Persönlichkeiten.

Seit vielen Jahrzehnten ackert sie sich durch unzählige TV-Gastauftritte, Filmrollen und ist sich selbst für lächerliche „Will She Flinch“-Stunts in der Tonight-Show nicht zu schade. Überhaupt scheint sie keinerlei Berührungsängste mit verrückten und ausgefallenen Rollen zu haben, sie spielt scheinbar alles — ihren x-ten „Durchbruch“ hatte sie jüngst in dem simplen Sandra-Bullock-Komödchen „The Proposal“. Man muss sie ja auch irgendwie einfach gern haben, mit unbewegter Miene verkauft sie die trockensten Witze mit perfektem Timing.

Darauf folgten eine viel diskutierte Facebook-Petition, die maßgeblich daran beteiligt war, dass White im Frühjahr sogar erstmalig als Presenter der „Saturday Night Live“-Show (SNL) auftrat. Und auch dort hielt sie sich nicht etwa altersgerecht zurück, sondern spielte in einem Großteil der Sketches mit Hingabe mit. Und prompt erzielte die „Betty White“-Edition von SNL die mit Abstand besten Quoten seit Jahren.

Seither scheint der Hype um die neue „Mutti der Nation“ kein Ende nehmen zu wollen. Plötzlich kann jede TV- und Filmproduktion, die den Namen „Betty White“ auf der Castliste stehen hat, fest mit einem verblüffenden Quotenbonus rechnen. Dazu zählt auch die neue Sitcom „Hot in Cleveland“ auf dem bisher eigentlich nahezu unbekannten Cable-Sender „TV Land“. Es ist das erste Mal, dass „TV Land“ eine eigene Serie an den Start bringt und normalerweise wäre das kaum einen ausführlichen Bericht wert. Aber die Beteiligung von Betty White in einer Hauptrolle katapultierte die Premierenfolge zu einem für das winzige „TV Land“ gigantischen Zuschauererfolg — über 4,7 Millionen Zuschauer schalteten ein (3,3 Mio in der zweiten Woche). Das sind Einschaltquoten, denen jetzt in der flauen Sommerzeit selbst die Big Four Networks eine gewisse Anerkennung zollen.

Dabei ist „Hot in Cleveland“ wirklich absolut durchschnittliches und seit Jahrzehnten bewährtes Sitcom-Material. Setup, Punchline, Lacher (immerhin: „Recorded in front of a live audience“). Nur die obligatorische Couch fehlt zunächst noch, kommt aber schon in der zweiten Folge. Drei Frauen im Alter 40+ verirren sich auf dem Weg von Los Angeles zum Urlaubsziel Paris ausgerechnet in die Provinz von Cleveland, wo Männer noch echte Männer sind und die Frauen nicht vom Schlankheitswahn der Glitzerwelt Hollywoods „verdorben“ sind. Und außerdem lässt es sich da richtig günstig leben — in einer Mietwohnung, in der eine rüstige alte Dame quasi zum Inventar gehört. Richtig geraten, diese „alte Dame“ ist natürlich Betty White.

Ich muss aber zugeben, auch wenn es typisches Sitcom-Material ist, das ist bei weitem nicht das schlechteste, was in den letzten Jahren aus der Comedy-Ecke hervorgebracht wurde. Die Story ist durchaus amüsant und halbwegs genießbar und es freut mich auch endlich wieder Jane Leeves („Frasier“) in einer Hauptrolle zu sehen. Wendie Malick („Just Shoot Me!“) ist auch kein Greenhorn im TV-Comedy-Geschäft. Das sind alles absolute Profis, die auch ein maues Skript aufpeppen können. Die diesjährigen Ungetüme „Hank“, „Accidentally on Purpose“ und „Romantically Challenged“ waren da in meinen Augen deutlich ungenießbarer — insgesamt ist die Show gar nicht mal so übel, wie es der Trailer befürchten ließ.

10 Folgen hat TV Land geordert und die dürften wohl auch ein durchschlagender Erfolg werden. Schade nur, dass für Betty White kein besseres Format gefunden werden konnte. Aber das wird ihrem Status als Superstar keinen Abbruch bringen.

Mongrels

Serien mit Stofftieren scheinen ja zur Zeit wieder ein Renner zu sein. MTV hat „Warren the Ape“ wiederbelebt und BBC3 hat die „Mongrels“ verpflichtet. Beide richten aber nicht an die klassische „Muppets“-Zielgruppe, sondern an ein erwachsenes Publikum. Und beide nehmen auch dementsprechend kaum ein Blatt vor den Mund, sondern zelebrieren den vermeintlichen Verstoß gegen die „guten TV-Sitten“.

Wesentlicher Unterschied zum „Warren the Ape“-Universum: Bei den „Mongrels“-Puppen handelt es sich um „normale“ (Haus-)Tiere, die auch nicht in direkter Weise mit Menschen kommunizieren können. So steht die Interaktion mit den Zweibeinern eher im Hintergrund, es sei denn wenn es darum geht, das tote Frauchen anzuknabbern oder Herrchen als Terror-Verdächtigen verhaften zu lassen.

Ansonsten haben die Tierchen offensichtlich recht moderne „Probleme“: So verliebt sich der Fuchs Nelson per Dating-Website ausgerechnet in eine Henne — das kann ja nicht gut enden. Auch die vier anderen Tiere (eine Hündin, eine Taube, ein Kater und ein weiterer Fuchs), die im Mittelpunkt der Show stehen, hadern mit dem alltäglichen Leben und den nervenden Menschen.

Insgesamt konnte die halbstündige Show jedoch in der Pilotepisode nicht so richtig überzeugen. Wirklich gute Gags waren rar gestreut, nur selten war es mehr als „recht amüsant“. Die Serie ist immerhin mit viel Liebe zum Detail inszeniert, die zahlreichen Drehs außerhalb den dafür optimierten Studios waren für die Puppenspieler sicherlich eine Herausforderung. Aber irgendwie hatte ich mir basierend auf dem Trailer mehr versprochen — vielleicht bessert sich das ja noch in den kommenden sieben geplanten Episoden.

Trailer:

Warren the Ape

Es wurde an dieser Stelle bereits öfters erwähnt: Die kurzlebige FOX-Serie „Greg the Bunny“ aus dem Jahre 2002 ist eines der Highlights in der Kuriositätensektion meiner DVD-Sammlung. In einer seltsamen Parallel-Welt, die den Fieber-Träumen von Jim Henson entsprungen sein könnte, leben und arbeiten Menschen und beseelte Stofftiere gemeinsam miteinander. Die Serie stammte aus einer Zeit, als FOX noch deutlich experimentierfreudiger war und hatte einige höchst amüsante (wenn auch sehr bizarre) Geschichten mit kultigen Figuren („Tardy the Turtle“!) zu erzählen.

Einer der stoffigen Figuren aus dieser Serie hat nach fast zehn Jahren nun tatsächlich eine Spin-Off-Serie erhalten und zwar auf MTV: In „Warren the Ape“ können wir nun die jüngsten Abenteuer des sicherlich nicht gerade sehr umgänglichen Möchtegern-Schauspieler-Affen Warren DeMontague verfolgen. Der ist nach der Zeit mit „Greg the Bunny“ abgestürzt, kämpft weiterhin mit diversen Drogen- und Sexabhängigkeiten und ist auch ansonsten kein Kind der Unschuld. Mittlerweile hält er sich mit kleinen Jobs über Wasser und offenbar ist „Warren the Ape“ auch als Mockumentary gedacht. In der ersten Folge versucht er auch prompt, einem krebskranken(!) Flausch-Kollegen mit diversen dreckigen Tricks die Hauptrolle in einem Frühstücksflocken-Werbespot abzuluchsen.

So richtig an den liebenswürdigen und abwechslungsreichen Humorfaktor der Vorgängerserie kamen die ersten beiden Episoden von „Warren the Ape“ leider nicht mehr heran, zu sehr hat sich das Format auf anzügliche Scherzchen mit Schulhof-Niveau rund um Warrens dreckigen Lebensstil fokussiert.

Zumindest gab es auch ein Wiedersehen mit der „Ur-Version“ von Greg the Bunny, die Preview verspricht in den kommenden Folgen auch einen Auftritt von Seth Green. Sicherlich ist diese Serie in der Sommerzeit perfekt aufgehoben — ein kindischer Kuscheltier-Spaß für Erwachsene, nicht mehr. Aber das eigentliche „Must-See“ bleibt die Original-Serie (falls also noch jemand nach einem kleinen Sommerprojekt sucht: Greg the Bunny – The Complete Series).

Morcheeba – Even Though

Guten Morgen, es gibt ein neues Album von Morcheeba — und damit auch eine große Überraschung: Skye is back! Offenbar waren die „künstlerischen Differenzen“ zwischen ihr und den Godfrey Brüdern dann doch nicht so groß wie vor einigen Jahren behauptet. Aber auch mit dem Interims-Ersatz Daisy Martey hatten es sich die beiden anderen Köpfe hinter Morcheeba direkt nach der Aufnahme des Albums „Antidote“ gewaltig verscherzt — da ist meines Wissens immer noch eine unappetitliche juristische Auseinandersetzung im Gange.

Aber nun gut, Morcheeba mit Skye war schon immer die beste Kombination (auch wenn mir die Vocals von Daisy ebenfalls gut gefallen haben). Die neue CD „Blood Like Lemonade“ klingt auch nach typischem „Morcheeba“-Sound, no surprises there.

The Good Guys

Das Praktische an langweiligen Fußballspielen mit stumm geschaltetem Ton? Man kann nebenbei wunderbar Musik hören und Blog-Einträge schreiben.

Auch FOX hat eine leichte Sommer-Comedy im Angebot: Mit „The Good Guys“ geht man aber durchaus eine längere Verpflichtung ein und hat die Serie nach einem kurzen Sommerauftritt auch bereits für den Herbst auf den Programmplan gepackt.

„The Good Guys“ ist eigentlich mehr eine liebenswürdige Parodie auf das Cop-Show-Format der 70er und 80er-Jahre, so überzeichnet sind die Hauptfiguren. Dazu passt, dass FOX die Serie quasi mit drei Hauptdarstellern bewarb: Colin Hanks als junger, penibler, aber erfolgloser Junior-Cop Jack Bailey, Bradley Whitford als abgehalfterter, unkonventioneller Oldtimer-Cop Dan Stark … sowie Bradley Whitfords Schnauzbart als himself.

In bestem „Lethal Weapon“-Stil stolpert das ungleiche Paar nun durch ihre Fälle. Eigentlich wurden sie dazu verdonnert, nur kleine Diebstahlsfälle zu bearbeiten, aber natürlich entwickeln sich daraus immer größere Kriminalfälle und ebenso große Schlamassel. Gleichsam festgeschrieben im goldenen Handbuch für Cop-Filme und -Serien ist die anfängliche Abneigung und Spannung zwischen den unterschiedlichen Partnern, die sich aber zunehmend besser leiden können und schließlich ein perfektes Team werden. So geht es auch den beiden „good guys“.

Auch diese Show funktioniert ganz gut als unterhaltsame Sommer-Show für Freunde des „Lethal Weapon“-Formats, aber leider überreizen die Autoren die Charaktere und ihre Eigenheiten oftmals zu sehr ins Abstruse, so dass man am Ende doch eher genervt von den Macken der Figuren zurückbleibt. Zudem sind die Fälle allzu simpel gelöst und schon die Enthüllung des „Bösewichts“ der zweiten Episode war selbst für eine Comedy-Serie einfach viel zu unrealistisch, vor allem wenn sich mal der 70er-Jahre Nostalgie-Spaßfaktor abgenutzt hat und die dünne Story umso auffälliger wird.

Zudem erscheint mir insbesondere Bradley Whitford nicht unbedingt die beste Wahl für diese Rolle. Er wirkt in seiner Performance als störrischer Querdenker oftmals zu sehr verkrampft und fehl am Platz. Vielleicht ändert sich das in späteren Episoden, wenn Whitford etwas vertrauter mit seinem Serien-Charakter ist. Aber im Moment läuft die Show noch nicht richtig „rund“. Solch ein locker-leichter-amüsanter Zeitverbrenner wie „Castle“ ist es noch nicht.

Auch hier der „Paralleluniversum/Vorhölle-Test“: Funktioniert ebenfalls, der Weg zu „Life on Mars“ ist dann nicht weit 😉

Gravity

Die ersten Minuten der Starz-Serie „Gravity“ scheinen sofort alle Vorurteile zu bestätigen: Eine ultra-billige Cable-Serie mit dem Production Value einer Hobby-Hinterhof-Webserie und abstruser Exoten-Handlung. Doch nachdem man mal die grottenschlechten „Special“ Effects der Eröffnungsszenen überstanden hat, stellt man fest, dass die Handlung zwar weiterhin reichlich provokant-unorthodox ist und auch das Budget der Show definitiv jeden „Big Four“-Network-Executive nur müde lächeln ließe. Aber irgendwie entwickelt die Serie einen interessanten Charme mit kuriosen Charakteren und deren noch seltsameren Lebensgeschichten. Zudem überrascht die Serie mit durchaus bekannten TV-Gesichtern, u.a. Ivan Sergei und Ving Rhames sowie Jessica Walter.

Im Mittelpunkt steht ein für TV-Serien — insbesondere solche Produktionen mit Comedy-Anteil — ungewöhnliches Thema: Selbstmord. Doch auch hier wird im Grunde wieder ein klassisches Storykonzept umgesetzt: Werfe eine Gruppe von unterschiedlichen Charakteren zusammen und schaue, was passiert. In „Gravity“ geschieht das im Rahmen einer Selbsthilfe-Gruppe von Überlebenden von Suizid-Versuchen. Sehr verschiedene Menschen mit gegensätzlichen Hintergründen werden zusammengebracht und ihre persönlichen (und zuweilen sehr ausgefallenen) Lebens- und Leidensgeschichte thematisiert. Auch wenn die Serie oftmals mit viel Humor an das sensible Thema herangeht, so macht sie sich aber dennoch nicht über ihre Charaktere lustig, sondern versucht auch einen ernsten Blick auf die Hintergründe der meist sehr labilen Psyche der Hauptfiguren zu werfen. Im Mittelpunkt stehen dabei Lilly (Krysten Ritter, „Breaking Bad“, „Gilmore Girls“) und Robert (Ivan Sergei, „Jack & Jill“), zwischen denen sich eine kleine Romanze entwickelt.

Doch als würde die Dynamik der Selbsthilfegruppe eigentlich nicht schon für ein volles Programm reichen, haben die Macher noch eine weitere Kuriosität ins Rennen geworfen: Ein Cop (Eric Schaeffer), der neben seiner liebsten Freizeitbeschäftigung als Hypochonder der attraktiven Lilly nachspioniert und als Motivation für sein Verhalten ein buntes Bouquet aus Stalker-Menatilität, Kriminalfall-Spürnase, Vatersuche und Unrequited Love mitbringt. Er schleicht sich mit bizarren Tricks in Lillys Leben ein, während sein eigenes Leben mehr und mehr einem Trümmerfeld gleicht.

„Gravity“ ist eine der skurrilsten Überraschungen der Saison mit viel Material für Freunde des gepflegten WTF-Moments. Im kaum vorhandenen Windschatten der Starz-Serie „Party Down“ hat es diese Produktion jedoch sehr schwer. Es dauert ohne Zweifel einige Zeit, bis man sich an die seltsamen Figuren gewöhnt hat und im vollgepackten Herbst hätte ich der Show wohl nicht diese lange Chance gegeben. Sicherlich ist das Suizid-Thema und der zuweilen humorige (aber nie lächerliche) Umgang mit dem Thema („Suicide Dummies“) auch nicht jedermann Sache. Aber inzwischen haben die Charaktere meine Neugier und Interesse gebunden und ich warte gespannt auf die finalen Folgen der 10-Episoden-Staffel.

Ein kleines Phänomen ist übrigens Autor, Produzent, Regisseur und(!) Hauptdarsteller Eric Schaeffer. Er hat wohl in Hollywood keinen besonders guten Ruf: Er liebt es, Filme zu produzieren, in denen er wie bei „Gravity“ in Personalunion alle Hebel in der Hand hat und obwohl die Filme regelmäßig nur mauen Erfolg einspielen, gelingt es im dennoch immer wieder, Kapital für neue Produktionen an Land zu ziehen. Das IMDb-Forum zu seiner Person ist selbst für IMDb-Verhältnisse eine Dreckgrube. Manche nennen ihn gar den amerikanischen Uwe Boll.

Und ich merke gerade, auch in dieser Serie würde die Vorhölle-Story wieder funktionieren. Die sind bestimmt alle schon längst tot (Suizid-Versuch war erfolgreich) und stolpern sich jetzt im Afterlife gegenseitig unbeholfen über die Füße. Mann, ich brauche dringend Urlaub von dem Serien-Business, bevor ich auch noch bei „Mord mit Aussicht“ nach Hinweisen auf ein „Higher Being“ suche. ;-).

 

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