Upfronts 2010: Meine Favoriten

Etwa 26 neue Serien wird es aller Voraussicht nach im kommenden Herbst und Midseason auf den großen Networks geben und einen Großteil der für diese Shows bereits verfügbaren Trailer/Previews habe ich in den letzten Tagen durchgeackert. Damit ist übrigens mein ganzer Jahresbedarf an drögen „In a world where…“-Voice-Overs erstmal wieder gedeckt, thankyouverymuch.

Der Cop/Crime/Law-Anteil an den neuen Serien ist geradezu erschreckend hoch, nicht nur bei CBS. Dagegen hat man offensichtlich nach den Flops der letzten Jahre endlich mal genug von Krankenhaus-Serien. Ebenfalls an einem ersten Tiefpunkt des Schweinezyklus angekommen scheint das Mystery/SciFi-Genre nach der Flut an „Lost“-Kopien der vergangenen Jahre. Man geht wieder verstärkt auf „Nummer Sicher“ und probiert lediglich bei den (ebenfalls zahlreichen) Comedies ein paar neue Modelle aus (zumindest inhaltlich — neue Erzählstukturen wie die zuletzt so beliebte Mockumentary fehlen).

Ich habe mal eine Liste meiner bisherigen „Favoriten“ zusammengestellt — wie üblich natürlich mit dem Hinweis, dass man von diesen zum Teil noch recht groben Trailern freilich noch wenig substanzielles über die jeweilige Serie aussagen kann. Um nur ein paar Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit in die Erinnerung zu rufen: Die Trailer zu „Reaper“ sahen richtig gut aus, waren aber auch das einzig gute an der Show. „Community“, „Parks & Recreation“ und „Cougar Town“ haben jeweils wiederum fast eine halbe Staffel gebraucht, um den richtigen Ton zu treffen und aus durchschnittlichen 0815-Comedies zu TV-Highlights zu wachsen.

Richtige „Must-See“-Produktionen habe ich noch nicht entdeckt, der Begriff „Favorit“ ist daher im Vergleich zu den Vorjahren noch sehr relativ zu sehen. Fast alle der 26 Shows rangieren irgendwo zwischen „könnte netter Zeitvertreib sein“ und „mal abwarten“. Den Großteil der Cop-Shows habe ich schon aus inhaltlichen Gründen disqualifiziert, obwohl Shows wie „Hawaii Five-O“, „Blue Bloods“, „The Defendants“ und vor allem „Outlaw“ zumindest vom Production Value einen sehr soliden Eindruck machen. Zum Action- und Adrenalin-Auftanken wird man da sicherlich ‚was finden. Umso mehr stechen dann die wenigen Nicht-Crime-Shows heraus.

So kamen auf meine Liste dann vor allem Serien, die einen netten Twist oder eine interessante Grundidee hatten, auch wenn ich schon bei vielen ahne, dass das wöchentliche Produkt eher weniger spektakulär/sehenswert sein dürfte.

9. Raising Hope

Macht hie und da einen gute Eindruck, wirkt aber etwas simpel gestrickt. Ein junger „Dorftrottel“ ist plötzlich Vater. Damit der Trailer nicht zu sehr nach Kindesvernachlässigung aussieht, wurde öfters mal ein Babylachen-Soundeffekt eingestreut :). FOX.

8. Love Bites

Gut, sieht aus wie eine „Chick-Show“ (ist vermutlich auch eine), aber Jordana Spiro („My Boys“) reicht eigentlich schon als Argument für die Serie. Aber auch der Rest des Trailers macht eigentlich einen recht kurzweiligen Eindruck, vor allem dank der Guest-Stars der Pilot-Folge. Mit denen steht und fällt aber auch die Show und jede Woche wird man solch einen Cast nicht auffahren können. NBC.

7. Running Wilde

Will Arnett und Keri Russell — was kann da schon schief gehen? Ich fürchte: Viel. Aber der Trailer hievt die Show immerhin in die „Mal schau’n“-Kategorie. FOX.

6. Undercovers

Dass J.J.Abrams eigentlich immer zumindest solide Produktionen auf die Beine stellen kann, wird kaum jemand bestreiten. Mit „Undercovers“ kommt eine Mischung aus „Alias“ und „Hart to Hart“ an den Start, bei der vieles davon abhängt, ob die Show jenseits der Case-of-the-week etwas zu bieten hat. Der Trailer deutet nicht unbedingt darauf hin, aber Abrams bekommt auf jeden Fall eine Chance. (Dennoch ist mir die „Chuck“-Variante derzeit lieber 😉

5. The Cape

Der Trailer kann mich leider nicht so richtig begeistern, weil es zu sehr dem Comic-Hero-Baukasten-Modell folgt und mit viel Pathos vollgestopft ist. Dennoch, da werde ich ein Auge drauf haben. *hust*Summer Glau*hust*. NBC.

4. The Event

Die Show macht zumindest mal neugierig, weil der Trailer eigentlich gar nichts konkretes präsentiert. Aber nach dem „FlashForward“-Flop ist man ja skeptisch, was solche High-Profile-Produktionen angeht. ABC.

3. No Ordinary Family

Den Trailer erwähnte ich bereits bei der Vorstellung des ABC-Programms: Einer der wenigen Vertreter des Mystery-Genres in dieser Season und damit natürlich ganz vorne in der Startaufstellung früherer „Heroes“-Fans. Aber selbst hier habe ich ein flaues Gefühl im Magen, dass die Show jenseits der gewitzten Tagline „Eine Familie mit Superkräften“ dann im Alltagsgeschäft wenig zu bieten hat. ABC.

2. Harry’s Law

Es überrascht mich selbst am meisten, aber ich zähle tatsächlich mal wieder eine David E. Kelley-Show zu meinen Topfavoriten — und das in einem Jahr, das voll ist mit neuen Crime-Shows. Aber eines ist nun mal unzweifelhaft: DEK ist der Spezialist für quirky Gerichtsserien. Auch wenn ich nie richtig mit „Boston Legal“ warm wurde, so war ich doch ein großer Fan fast all anderer DEK-Produktionen der letzten Dekade(n). Und diese Law-Show hat zudem Kathy Bates und einen vielversprechenden Trailer.

1. Mr. Sunshine

Drei Gründe für diese Show: Allison Janney, Matthew Perry, Andrea Anders. Zusammen mit der kuriosen Story und den überzeichneten Charakteren reicht das erst mal für die Startnummer 1. Dass ABC die Show aber erst zur Midseason bringt, macht mich etwas misstrauisch. Ist das etwa alles nur wieder Trailer-Magie?

Sonstiges
„My Generation“: Ich wurde gar nicht richtig schlau, was der Trailer eigentlich bewerben wollte. Ein „Wonder Years“ für die Generation 2k10?
„Outsourced“ hat einen grottigen Trailer, aber ein paar gute Gags.
„Friends with benefits“ hat ebenfalls ein paar gute Momente, aber das Grundkonzept der Show klingt sehr seltsam.
„Perfect Couples“ ist auch „ganz okay“ im ersten Eindruck.
„Happy Endings“ scheint sowas wie eine HIMYM2.0-Variante zu sein.
„Mixed Signals“ ist auch eine dieser Comedies, die irgendwann alle gleich aussehen (und auch gleich klingen — Adjektiv + Plural-Substantiv = Titel.)
Bei „Nikita“ frage ich mich, wie das CW mit dem big budget der großen Networks mithalten will.
„Hellcats“ ist nicht mein Ding.
„Mike & Molly“ sieht nach 0815-Sitcom aus, ebenso „Better Together“.
„Body of Proof“ scheint nach dem Trailer nichts anderes als eine richtig plumper „House meets CSI“-Abklatsch zu sein.
„Detroit 187“ war einer der schwächsten Crime-Trailer.
„Lonestar“ macht einen durchschnittlichen Eindruck ebenso wie „The Chase“.
Die „Paul Reiser-Show“ versucht sich auf „Curb Your Enthusiasm“, aber im Trailer war nichts zum Lachen. War Paul Reiser schon immer so unsympathisch? Wo sind eigentlich meine „Mad About You“-DVDs…

8 Antworten

  1. 1
    Ralph schrieb:

    Da interessiert mich ja fast gar nichts so wirklich. „No ordinary family“ vermutlich noch am ehesten. Allerdings in erster Linie wegen Michael Chicklis und Julie Benz. Auch der Trailer zu „The Event“ haut mich jetzt nicht vom Hocker. Man muss wohl weiterhin voll und ganz auf AMC, FX und HBO bauen.

  2. 2
    Paco schrieb:

    Danke, danke, danke, danke, danke, sab! – Dass im Herbst keine wirklich viel versprechenden Sachen kommen, ist vielleicht ganz gut so. Ich muss nach dem morgigen »Lost»-Finale auch erst mal das vergangene Serienjahrzehnt in all seiner Herrlichkeit verdauen.

  3. 3
    Anonymous schrieb:

    Network-Serien sind ein Marathon und kein Sprint, den Erfolg vom Trailer abzuleiten ist daher nicht möglich, andrerseits ist es auch statistisch quasi nicht möglich das bei soviel neuem nur Flops dabei sind, schon weil man sich bei ersten Staffeln immer besonders ins Zeug legt. Ausserdem gibt es ein paar Namen die immer für ein Mindestmaß an Qualität stehen, wie JJ Abrams, Chuck Lorre, David E. Kelley und ähnliche Kaliber.
    NBC hats natürlich insofern schwer als das fünf neue Serien auf dem 10pm Slot gegen etablierte Schwergewichter antreten werde. Dort wo neue Shows rivalisierende timeslots bekommen,ist eine Prognose besonders schwer, dort darf man auf die Zahlen von TiVO, ITunes, Hulu etc. gespannt sein

    Ansonsten ist es erfreulich das die Networks sich Konzeptionell sehr am Kabel orientieren.
    Es gibt allen Grund zum Ptimismus, wenn gut läuft haben wir eine Season wie 2004/05 vor uns, die Networkserien wie Lost, House, Grey’s Anatomy, Boston Legal, Veronica Mars und Desperate Housewives hervorgebracht hat (ganz zu schweigen von Kabelserien wie BSG, Weeds, Entourage und Deadwood)

  4. 4
    Donnie schrieb:

    Ich finde auch, dass die Upfronts dieses Jahr eher enttäuschend waren. Fast nur Cop/Crime-, und Anwaltsserien, so wie Relationship Comedies, die alle ziemlich gleich aussehen und daher auch schwer auseinander zu halten sind. Aber vielleicht ist es auch ganz gut, dass keine Serie aus der Pilotmasse besonders herausragt. Echte Hits kommen immerhin meist ziemlich leise und miz V und Flash Forward haben sich die größten Hoffnungen der vergangen Season als bitterböse Enttäuschung herausgestellt.

    Wenn ich so eine Liste der vielversprechendsten Piloten zusammenstellen würde, dann würde sie wohl bei mir aussehen:

    10. No Ordinary Family/Love Bites/My Generation – Alles unter Vorbehalt. Lob dafür, dass es nicht einfach nur 0815-Konzepte sind, aber trotzdem habe ich nach den Trailern nicht den Eindruck, dass die Serien in Serie viel hergeben werden. No Ordinary Family muss Heroes-Fehler vermeiden, Loves Bites fällt und steht mit den Gaststars (und es auch in den Storylines ein wenig beschränkt, da es wohl nur um Beziehung *gähn* gehen wird), My Generation sieht aus wie ein Flop a la Six Degress, trotz interessantem Konzept.

    09. Off The Map – Eigentlich würde es mich nicht interessieren, aber Caroline Dhavernas spielt mit und sie sah im Trailer schon so hübsch und herzallerliebst aus. Und durch das Setting in Südamerika kann es ja vielleicht doch was anderes werden.

    08. Harry’s Law – Die einzige Anwaltsserie, die ich antesten werde. Sie unterscheidet sich von den anderen durch Kathy Bates, die ich eigentlich immer recht stark mochte, aber auch DEKs Schreibstil lässt sie auffallen. Trotzdem sind Anwaltsserien normalerweise nicht mein Ding und der Gedanke, dass DEK alle interessanten/coolen Charaktere einfach so von heute auf morgen verschwinden lässt begeistert mich auch nicht wirklich.

    07. Mr. Sunshine – Cast sieht vielversprechend aus.

    06. The Event – Erinnert mich auf den ersten Blick an die ganzen Serial-Flops, die nach Lost/24/Prison Break kommen, aber selbst wenn es sich um so einen handeln sollte, Serien wie Traveler waren ja trotzdem ganz unterhaltsam und irgendetwas muss die Lost-Lücke ja füllen. Davon mal abgesehen spielt Zeljko Ivanek von Damages mit.

    05. Outsourced – Ich fand den Trailer eigentlich ziemlich witzig. Ich finde es eigentlich meist ganz lustig, wenn es in Filmen/Serien um zwei total unterschiedliche Kulturen geht, die aufeinander treffen, solange die Jokes nicht zu platt und unter der Gürtellinie liegen. Der Humor könnte in Serie aber ziemlich schnell alt werden.

    04. Running Wilde – Trailer war eher langweilig, aber Will Arnett und Keri Russell in einer Serie vom Arrested Development-Erfinder? Da muss man automatisch reinschauen.

    03. Raising Hope – Trailer fand mit Ausnahme von dem „ich kotzte aufs Baby“-Gag ziemlich lustig. Könnte für FOX vllt. ein neues Malcolm In The Middle werden. Garret Dillahunt ist immer ein Plus.

    02. The Cape – Die Serie sieht aus als wäre sie unterhaltsam und Summer Glau spielt mit. Hoffentlich könne die Heroes-Fehler vermieden wären.

    01. Lonestar – Das Konzept ist interessant und der Trailer hat so einen schönen Indie-Feel an sich. Davon mal abgesehen gibt es einfach ein Plus dafür, dass Mumford and Sons im Trailer als Musik verwendet worden sind.

    Insgesamt glaube ich, dass ich davon letztendlich weniger als die Hälfte gucken werde. Da freue ich mich auch eher auf meine Cable-Hoffnungen The Walking Dead, The Big C, Boardwalk Empire oder The Killing.

  5. 5
    sab schrieb:

    @Anonymous: Klar, den Erfolg der Serien kann man jetzt noch nicht beurteilen. Daher geht’s mir in erster Linie auch nur um ein erstes Filtern von Serien, die mich thematisch interessieren könnten. Aus diesem Grund habe ich auch gleich einen Großteil der Crime-Shows gestrichen — da sind bestimmt ein paar richtig gute Shows dabei, aber ich habe zur Zeit kein Interesse an „yet another crime procedural“.

    @Donnie: Das stimmt, die großen Hits kommen meist „ziemlich leise“ — insbesondere gilt das wohl bei Comedies.

    „Off the map“ hatte ich wegen Caroline Dhavernas auch noch auf dem Radar, aber der Trailer sah recht uninspiriert aus.

  6. 6
    Steve schrieb:

    Habe auch mal meinen Kommentar zu den Upfronts abgegeben: http://theentertainmentguy.blogspot.com/2010/05/upfronts-2010-meine-favoriten.html

  7. 7
    CarolinN schrieb:

    Nach dem enttäuschenden Ende von „Lost“ weiß ich nicht, ob ich mich noch mal auf eine Event-Serie wie „The Event“ einlassen kann 🙁

  8. 8
    sab schrieb:

    Nach dem enttäuschenden Ende von “Lost” weiß ich nicht, ob ich mich noch mal auf eine Event-Serie wie “The Event” einlassen kann 🙁

    Da ist was dran. Aber falls die Show zumindest von Woche zu Woche große Wow-Momente und gute Unterhaltung liefern könnte, dann würde ich doch wieder über meinen Schatten springen. Getreu dem Motto: „Der Weg ist das Ziel, nicht das große Finale“ 😉

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