Direct-to-dvd tvshows
Immer öfters rufen Fans (vor allem von abgesetzten Serien) nach der Verwirklichung von „Direct to DVD“ Releases. Serien sollen also nicht mehr für TV Networks produziert werden, sondern sozusagen „on demand“ für den Zuschauer, der diese dann auch durch eine Art monatliche Abogebühr finanziert. Vertriebsweg: Das Internet oder gegen Aufpreis Zusendung von DVDs. Es wäre wirklich interessant, wenn sich ein Studio darüber mal ernsthaft Gedanken machen würde (und man dann auch das Ergebnis dieser Beratungen einsehen könnte).
Man kann ja mal eine grobe Milchmädchenrechnung aufmachen. Eine durchschnittliche „full hour“ Drama TV-Episode inklusive Schauspieler-Gehälter, Sets, Pre- und Postproduktion kostet heutzutage etwa 1-2 Millionen US-Dollar. Wenn man also davon ausginge, dass solche DVD-Serien die gleiche Laufzeit wie aktuelle Serien hätten (20 Episoden à 45 Minuten), müssten im Laufe eines Jahres ca. 30 Millionen US-Dollar aufgebracht werden. Dann müssten mindestens 500.000 „Abonnenten“ zusammenkommen, die etwa $60 pro Jahr für ihre Serie zahlen – also etwa im Rahmen einer teueren DVD-Box, $3 pro Episode. Aber sind 500.000 „Zuschauer“ wirklich machbar? Wie vermarktet man solch eine Serie? Wie gewinnt man neue Zuschauer? Wie könnte man eventuell das Projekt für die Werbeindustrie attraktiv machen, um einen Teil der Kosten zu decken? Fragen über Fragen.
Die Möglichkeiten, die solch ein Vermarktungsweg für die Serienentwickler und Autoren bieten würde, wären sicherlich hochinteressant. Ob es allerdings auch ökonomisch sinnvoll und rentabel ist, steht auf einem anderen Blatt. Dennoch würde ich angesichts der zunehmenden Verschmelzung von TV- und Internetdiensten solche Projekte für die Zukunft nicht ausschliessen – ich rechne sogar fest damit, dass es jemand innerhalb der nächsten 5 Jahre probieren wird…
3. Juni 2004 um 03:21 Uhr
Die Idee ist nicht von der Hand zu weisen: unabhängig von allen Studios und Networks können die Leute endlich die Serien produzieren die Sie und ihre
Zuschauer wollen. Was mit Direct-to-Video bei hunderten Filmen pro Jahr
funktioniert, kann meiner Meinung nach aber leider bei einer Serie nicht
ganz klappen. Schon alleine der technische Aufwand, 500.000 DVDs
(oder auch nur CDs) jede Woche im Presswerk herstellen zu lassen…
das ist immens. Diese Kosten kommen ja auf die Serienkosten oben
drauf.
In Amerika gibt’s ja eine Alternative zu den Networks: die syndicated
Shows, die Serien die von unabhängigen Studios gedreht werden
und dann direkt an TV-Stationen verkauft werden. (Andromeda ist
z.B. eine dieser). Nur ist es so, das nahezu alle syndicated Shows
von irgendwem vorfinanziert werden müssen (bei Andromeda ist es
Kevin Sorbo und die Witwe von Roddenberry, die privat Geld reinwerfen).
Das selbe Problem hätten dann auch die Direct-to-DVD Serienbastler.
Dazu kommt noch, das bereits zwei oder drei schlechtlaufende Folgen
(sei es nun schönes Wetter oder einfach nur schlechte Scripte 😉
ein riesiges finanzielles Problem bedeuten. Auf der Basis kann kaum
jemand arbeiten – es müsste also eine ganze Season notfalls für den
Mülleimer produziert werden. Das kann sich ein Network leisten,
aber eine unabhängige Filmteam kaum.
Die Idee mit dem Direct-to-Consumer ist gut, aber ich glaube solange
es keine 10Mbit-Bandbreit-Internetzugänge für 10 EUR gibt UND mind.
100.000.000 potentielle Zuschauer, wird die Unabhängigkeit von den
Geldgebern und Networks ein Wunschtraum bleiben.
Schnarchi Schlumpf