Upfronts 2004: Resumee
Nun gut, nach all den Bildern, Daten, Listings und Marketing-Meldungen der letzten Tage ist es wohl empfehlenswert, mal einen Gang zurückzuschalten und einen zusammenfassenden Blick auf das Programm der „big six“ für die nächsten 12 Monate zu werfen.
Trends
Die allgemeinen Trends sind unübersehbar – mehr Reality, weniger Comedy, mehr frisches Programm, weniger Wiederholungen, mehr Spin-Offs, weniger Produktionen von „unabhängigen“ Studios. Man kann den Networks also nicht vorwerfen, dass sie nichts Neues austesten – im Gegenteil, die TV-Saison 2004/05 dürfte als eine maßgebliche Neuorientierung in der US TV-Geschichte gelten. Die Networks waren auch zu Änderungen gezwungen – der Werbeetat sinkt kontinuierlich seit Jahren und noch stärker als früher ist man auf den schnellen Erfolg von TV-Produktionen angewiesen um im Kampf der Programmanbieter um die Gunst der Zuschauer nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Full year schedule
FOX startet nicht nur nach eigener Aussage die „TV-Revolution“, indem sie die Abkehr von der traditionellen Herbst-TV Season propagieren. 52 Wochen mit neuem Programm zu füllen, ist keine einfache Aufgabe — nicht viel einfacher dürfte es sein, diese neue Programmstrategie an Zuschauer und Werbekunden zu verkaufen. Dementsprechend wird FOX laut Variety auch in den nächsten Monaten einige Millionen in den Werbeetat umschichten, um in großen Werbekampagnen den „round year schedule“ an den Mann und die Frau zu bringen. Es ist sicherlich ein riskantes Vorhaben – Werbekunden und Zuschauer sind Gewohnheitstiere, die sicherlich nicht von heute auf morgen dieses neue Programmschema mit offenen Armen empfangen werden. Aber wie FOX-Chefin Gail Berman auch gleich betonte, ist man sich bewusst, dass solche Revolutionen Zeit benötigen.
Mit Ausnahme von CBS (die eisern an den traditionellen Schemata festhalten) und UPN (die derzeit noch überlegen, ob sie auch Samstags Programm zeigen wollen) sind auch die anderen Networks mehr oder weniger auf diesen Zug aufgesprungen — allerdings noch nicht in einem solchen Ausmaße wie FOX. Man will wohl auch erst einmal den Erfolg von FOX beobachten. Dementsprechend verwendet man auch weiter vertraute Begriffe wie „Midseason“ für Starts von Serien im Januar 2005. ABC sendet beispielsweise „Alias“ 22 Wochen an einem Stück ohne Wiederholungen ab Januar, NBC hat eine Liste von potentiellen Midseason-Serienstarts. Abseits der Upfronts hat man allerdings schon angedeutet, ab 2005 die Programmpläne ahnlich wie FOX deutlich flexibler und langfristiger anzulegen.
Reality booms
Die wohl zähneknirschendste Kehrtwendung hat dieses Jahr das WB vollzogen. Hatte man noch in den letzten Jahren beharrlich behauptet, „Reality“ sei nur ein kurzes Feuer, das bald verloschen sei, hat man nun selbst zwei Reality-Formate ins Programm aufgenommen. Auch ABC und CBS geben sich mehr oder weniger dem Reality-Boom geschlagen — frei nach: Wenn der Zuschauer es sehen will, dann senden wir es halt. Der geringe Produktionsaufwand für vergleichsweise hohe Quoten macht wohl zumindest teilweise die fehlenden zukünftigen Syndication-Einkünfte solcher Reality-Produktionen wieder wett. Und gewisse Formatkonzepte lassen sich gegen viel Geld ins Ausland verkaufen (siehe „Idols“ -> DSDS, „Survivor“ -> „Robinson“).
Etwas zerknirscht ist man wohl auch noch aus einem anderen Grund beim WB – hier hatte man bereits vor Jahren die Mutter aller Castingshows (okay vielleicht nach CBS‘ „Star Search“) und hat sie fallengelassen: „Popstars“ (bei uns auf RTL2 und Pro7). Kürzlich gab Jordan Levin, CEO vom WB, denn auch zu, dass man auch in der Popstars-Jury bereits das für „Idols“ typische aggressive Jurorenteam hatte, aber aus Sorge um die Quote entsprechende harsche Kommentare aus der Sendefassung herausliess. Wie sich herausstellte, wurde gerade der schonungslose Stil der „Idols“-Juroren zum Markenzeichen und wichtigen Erfolgsbaustein für die Konkurrenzshow (bei uns ja repräsentiert vor allem durch Dieter Dumpfbacke-Bohlen’s Kommentare).
Comedy stagniert, Renaissance des Dramas
Neben dem Trend zu Reality-Formaten ist noch eine weitere Tendenz bei den „Powers That Be“ auffallend: Man geht weg von Sitcoms und anderen half-hour Comedies hin zu Dramen. Variety hat nachgezählt und fand ein Drittel weniger Comedies in den 2004/05 schedules – nur noch 36. Und nur fünf Comedy-Starts der 2003/04 Season haben es geschafft, ihre erste Season erfolgreich zu überstehen.
Gleichzeitig investiert man stärker in Dramen, und hier vor allem in die Ausweitung erfolgreicher Franchises. „CSI“ und „Law and Order“ sind die in den letzten Tagen oft zitierten Beispiele. Auch wenn wie im Falle von „Law & Order“ die Serien eigentlich zunächst gar nicht als Spin-Offs konzipiert waren, hat man beispielsweise „Trial by Jury“ so umgestrickt, dass sie vom „Look & Feel“ dem „Law & Order“ Markenzeichen entspricht (bspw. Einblendung von Ort und Zeit der nächsten Szene, allgemeine Polizeibericht-artige Erzählweise).
UPN mutiert ferner zunehmend zu einer Art US-„TM 3“-Frauensender. Im neuen Line-Up findet sich keine männlich-technisiert orientierte Serie à la „Jake 2.0“. Stattdessen rückt man (Reality-)Formate wie „Top Model“ und „Veronica Mars“ (neu) in den Mittelpunkt des Programms, nachdem man im vergangenen Jahr auf Kosten des WB zahlreiche weibliche Zuschauer hinzugewinnen konnte. Man konnte die männliche Zuschauerschicht noch nie richtig erfolgreich ansprechen und nun hat man sich eine nette Nische geschaffen. In diesem Licht ist auch die Entscheidung zu sehen, „Enterprise“ auf den Freitags-„Death Slot“ zu verschieben. Es war wohl in erster Linie ein Zugeständnis an Paramount, die SF-Serie überhaupt weiter im Programm zu halten – man kann es sich nicht leisten, Paramount zu vergraulen.
Auf diese veränderte Marktlage muss das WB reagieren – die 2003/04 Saison war quotentechnisch desaströs. Und am Horizont tut sich neues Ungemach auf: Oldtimer wie „Charmed“ und „7th Heaven“ werden voraussichtlich 2005/06 nicht mehr zur Verfügung stehen und die Warner Brother Produktionsstudios wollen die Anzahl der produzierten Serien reduzieren.
Man produziert „in-house“
Denn das ist auch der aktuelle Trend, der einem derzeit ins Auge springt: Nachdem Universal und NBC letzte Woche fusionierten, haben die fünf großen Networks alle ein eigenes Produktionsstudio, das die Mehrheit des Programmes für das jeweilige Network stemmt. Immer seltener kommt es somit vor, dass Warner Brothers beispielsweise eine Serie für FOX produziert oder 20th Century für NBC.
Gleichzeitig werden Anstrengungen unternommen, die Produktion zu straffen und effizienter zu gestalten. Warner Brothers ist derzeit beispielsweise der Nummer 1 Produzent in der US-Fernsehwelt, hat aber bereits angedeutet, sein Engagement in den nächsten Jahren zu reduizeren und sich auf wenige, erfolgreiche Produktionen zu konzentrieren. Mit allein 15 Serien, die verlängert wurden plus die neuen Produktionen hat Warner alle Hände voll.
Ebenso 20th Century, die für FOX’s „full year schedule“ Ambitionen das Programmaterial beschaffen dürfen. Wenn FOX mit seinem Konzept scheitert, wird das automatisch auch 20th Century mit in den „Abgrund“ ziehen. Nur FOX hat dieses Jahr neue Serien-Produktionen bei 20th Century in Auftrag gegeben. Um die Kosten zu senken, hat man nun die Billig-Produktionsfirma „Fox 21“ gegründet — ich habe letzte Woche ja darüber berichtet.
Diese Fokussierung auf „in-house“-Produktionen bedeutet aber auch gleichzeitig, dass unabhängige Studios immer mehr ins Schlingern geraten. Carsey-Werner hält sich beispielsweise mühsam an „Grounded for Life“ und „7o’s show“ fest. Alliance Atlantis zählt dank des immensen Erfolgs von „CSI“ noch zu den größeren „Playern“ im Spiel, als kanadische Produktionsgesellschaft hat man zudem einen gewissen Preisvorteil und ferner haben sie auch noch ein umfangreiches kanadisches Broadcast-Network in der Hinterhand.
Update: Via Hollywood Reporter ein paar Zahlen mehr: Warner Brothers hat 10 neue (davon 4 Comedies und 6 Dramen) und 15 verlängerte Serien, 20th Century Fox Television hat 8 neue und 10 verlängerte, Touchstone hat 6 neue und 7 verlängerte, Paramount insgesamt 9 Serien, NBC Universal insgesamt 14 Serien. DreamWorks TV und Imagine haben jeweils zwei neue Serien im Rennen, die junge Produktionsgesellschaft Icon Prods. von Mel Gibson schaffte es sogar gleich im ersten Jahr von Null auf drei Produktionen.
Die Programmtage im Einzelnen
Nun aber zum Eingemachten: Wie sieht denn das Programm nun aus?
Werfen wir mal einen Blick auf den Montag. „Fear Factor“(NBC) dürfte auch weiterhin der Hit um 8 sein – Interessant wird sein, wie sich die Familiendramen „North Shore“ und „Athens“ (FOX) gegen WB’s „7th Heaven“ profilieren können, insbesondere da FOX wohl auf Wiederholungen verzichten kann. Um 10 dann das Flughafen-Krimi-Drama „LAX“ (NBC) gegen „CSI:Miami“ (CBS) – ebenfalls ein nettes Duell, in dem LAX aber aller Voraussicht nach unterliegen wird.
Dienstag.
Um 8 könnte schwere Konkurrenz für „Gilmore Girls“ (WB) aufziehen, wenn sie gegen UPN’s „All Of Us“ und „Eve“ ankämpfen müssen – die ebenfalls hauptsächlich die weibliche junge Zielgruppe in den Fokus nehmen. Alles neu dann um 9: „One Tree Hill“ (WB) und „Father of the Pride (FOX) für die Jungen – „Clubhouse“ (CBS) und später „The Jury“ (FOX) für die Älteren gegen „Accoding to Jim“ (ABC). Die animierte Show „Father of the Pride“ (NBC) wird die ersten Wochen kaum überleben – auch wenn sie sündhaft teuer ist.
Am Mittwoch dürfte der 8 Uhr Slot locker an das ABC Drama um Überlebende eines Flugzeugabsturzes „Lost“ gehen, CBS‘ Krimiposse „Hawaii“ gebe ich nur geringe Chancen. Die Jungen schauen WB (Smallville) oder FOX (That 70’s show). Der 9 Uhr Slot dürfte an NBC gehen, dank „West Wing“ und dem neuen Bill Pullman-geführten „Revelations“, mit Störfeuer von FOX’s „Still Life“. WB dürfte mit seinen seltsamen Sketch-Shows baden gehen. Die Combo „King of Queens“ und John Goodman’s „Center of the Universe“ (CBS) dürfte ideal für die Freunde der Sitcom sein. Um 10 dann der Hit der Saison: Der Neue im Viertel (CSI:NY) gegen den Platzhirschen (Law & Order). Keine Vorhersage möglich…
Das WB hat schon angedeutet, dass sie „The Mountain“ am Donnerstag nicht lange platzieren werden, falls „The O.C.“ (FOX) auf seinem neuen Sendeplatz zu erfolgreich wird („The O.C.“ und „The Mountain“ stammen aus der Hand des gleichen Produzenten) . Und ich sage euch, das wird auch so kommen. „The O.C.“ wird auch donnerstags gegen WB gewinnen — nur die heftige Konkurrenz durch „Survivor“ und „Joey“ macht die Sache nochmal richtig spannend. Wenn sich „Joey“ durch schechte Scripts nicht selbst ein Bein stellt, kann nur „The O.C.“ die Sache madig machen. Die Frage ist: Wer kommt besser aus den Startlöchern?
21 Uhr: Nummer 1 klar CBS:CSI, dann the „The Apprentice 2“ (NBC). Schade für das Teenage-Angst Drama „It’s Life as We Know It“(ABC), aber hey, ABC wird die Show so oder so absetzten — it’s ABC after all. Auch wenn „Tru Calling“ nicht der kreative Hit ist, wird die Show wohl auf dem Sendeplatz einigermassen überleben können.
Freitag: „8 Simple Rules“ (ABC) gegen „What I Like About You“ (WB) — goodbye, WB. CBS‘ „Joan of Arcadia“ dürfte auch locker gegen das neue FBI/Krimi/Teenage-Drama „The Insider“ (FOX) bestehen können. Um 9 dann das Drama Duell „The Jury“ (FOX) gegen „Third Watch“ (NBC) und „JAG“ (CBS). Das wird Tote geben (pun intended). Sterben wird auch „Enterprise“, es sei denn Nielsen ermittelt zukünftig die TV-Quoten auch über die Downloads bei Kazaa und Bittorrent.
Um 10 dann „Medical Investigation“ (ich denke, hier ist noch eine Titeländerung anzuraten, NBC) versus „Dr. Vegas“. Ich setzte mein Geld auf Mr. vegas, dank Rob Lowe.
Samstag: Na, das überspringen wir mal. Da ist traditionell nix Serien-Relevantes im TV.
Sonntag: Und hier tritt FOX’s Chaos-Plan dann voll in Kraft. Die Sitcoms werden den ganzen Abend in den nächsten 52 Wochen so durcheinandergeschüttelt, dass einem schwindlig wird. Nur die „Simpsons“ sind da wohl ein Hit-Garant. „Charmed“ dagegen zu setzen ist vielleicht nicht die beste Idee des WB. Man sucht wohl langsam auch nach einem Grund für die Absetzung nächstes Jahr… Daumen drücke ich auch „Arrested Development“ (FOX). Um 9 wirds dann erst richtig spannend: Wird Alias von der kontinuierlichen Ausstrahlung profitieren? Wie wird sich „Desperate Houswives“ halten? „Jack & Bobby“ (WB) gebe ich ehrlich gesagt auf diesem Sendeplatz keine großen Überlebenschance. Da passt das Lead-In („Charmed“) gar nicht. Aber wenn „The Mountain“ und „Jack & Bobby“ dieses Jahr beim WB scheitern, ist dort wirklich Panik angesagt. Aber man hat ja noch ein paar Mideason-Pilots in der Jackentasche. Um 10 Uhr darf man dann abwarten, wie sich „The Practice: Fleet Street“ schlägt. Ich würde fast mal darauf tippen, dass es die Show schafft.
Zusammenfassend:
ABC hat Potential, wird dieses Jahr aber seine Lage nicht sonderlich verbessern können. CBS wird das Jahr dominieren, dicht gefolgt von NBC, das den Verzicht auf Comedy früher oder später noch bereuen wird. FOX könnte der Gewinner des Jahres werden, wenn die Zuschauer das komplizierte Programmschema akzeptieren. WB steht auf sehr wackeligen Beinen. UPN hat seine Nische gefunden.
Konsequenzen für deutsches Programm
Traditionellerweise werden immer in der Woche nach den Upfronts in Los Angeles die L.A. TV Screenings abgehalten. Dabei handelt es sich um eine Art „Telemesse“, bei der US Produktionsstudios und Networks ihre neuen Shows an ausländische TV Stationen verkaufen. Dazu zählen insbesondere die an den Upfronts vorgestellten Produktionen, auch wenn sie noch nicht mal eine Pilot-Episode oder gar einen geplanten US-Ausstrahlungstermin vorweisen können. Größtenteils sind europäische Stationen an größere, langfristige Verträge mit US-Produktionsstudios gebunden, dennoch ergibt sich bei dieser Verkaufsmesse immer wieder die Gelegenheit, zusätzliches Programmaterial zu sichten und einzukaufen. Deutsche TV-Stationen haben laut Variety im vergangenen Jahr Ausstrahlungsrechte an US-Serien im Umfang von 560 Millionen US-Dollar eingekauft. Dies ist in gewisser Hinsicht ein Aufwärtstrend — durch die Krise am deutschen Werbemarkt lagen die Ausgaben im Jahr davor deutlich darunter, während Deutschland früher sogar der internationale Nummer 1 Abnehmer für US Material war.
In Deutschland starteten Serien ja schon immer bunt über das Jahr verteilt – einen geballten Start im Herbst kennt man hier eigentlich kaum – und wenn dann nur für Eigenproduktionen. Abgesehen von dem so genannten „Sommerloch“ (das aber auch zunehmend für den Start neuer Produktionen genutzt wird – siehe die US-Serienstarts auf den Sendern der Pro7Sat1 Mediengruppe in den nächsten Wochen) gibt es in Deutschland schon lange einen „full year schedule“. Dies ist auch bedingt durch den Zeitaufwand bei der Synchronisation – eine Episode eines full hour Dramas benötigt mindestens ein bis zwei Wochen Bearbeitung in einem Synchronstudio, bevor sie zur Ausstrahlung zur Verfügung steht. Da man bei uns auch nicht mehrwöchige Pausen zwischen einzelnen Episoden gegenüber den Zuschauern vermitteln kann, werden in der Regel alle Episoden einer Saison am Stück ausgestrahlt. Somit werden die Einkaufsentscheidungen der deutschen Sender durch den Trend bei US Networks zu „full year“ schedules nur geringügig beeinflusst. Eine Serie startet im Allgemeinen etwa 10-12 Monate nach dem Start in den USA auch bei uns. Allerdings stehen die Serien-Einkäufer und -Verkäufer in den USA nun zunehmend vor einem Problem, da sie jetzt Serien einkaufen müssen, die erst in vielen Monaten in den USA starten und für die oftmals noch nicht mal die Darstellerliste feststeht. In Konsequenz dürften solche Messen wie die „L.A. Screenings“ in Zukunft an Bedeutung verlieren.
Grossbritannien und die Niederlande
Anders sieht es hingegen in den europäischen Ländern aus, die auf eine Synchronisation verzichten oder sich auf Untertitelung beschränken (beispielsweise Niederlande und Grossbritannien). British Sky Broadcasting (BSkyB, die in in Grossbritannien das größte Pay-TV Network Europas unterhalten) strahlen beispielsweise zahlreiche US Serien bereits wenige Wochen nach dem US-Start aus – und dieser mehrwöchige Abstand erklärt sich auch nur daraus, dass man ähnlich wie in Deutschland Serien ohne „Pause“ ausstrahlt. Nur durch diese Verzögerung zum US-Start kann man aber sicherstellen, dass neues Programmaterial aus den USA rechtzeitig und kontinuierlich „nachgeliefert“ werden kann. Die Season-Finales werden oft in Großbritannien (und auch mitunter in den Niederlanden und Frankreich) bereits eine Woche nach dem US-Airdate ausgestrahlt – es soll sogar schon vorgekommen sein, dass Finale in UK einen Tag vor der US-Ausstrahlung über den Äther gingen. Wie Networks wie BSkyB nun also auf diese Änderung reagieren, bleibt abzuwarten.
24. Mai 2004 um 14:38 Uhr
Möchte meinen Senf auch noch zu einigen Sachen geben:
Full year schedule:
Wie diese Sache bei FOX laufen wird, wird in den nächsten Monaten sehr interessant zubeochten sein. Ob sich die Amis daran gewöhnen? Menschen sind in der Tat Gewohnheitstiere.
Man sollte aber nicht vergessen, dass die US Kabelsender praktisch schon sowas wie ein „full year schedule“ haben, und in der letzten Teit Kabelserien sehr gut imSommer gestartet sind; und viele Zuschauer den networks den Rücken gekehrt haben.
Die networks müssen also langsam wirklich reagieren, auch wenn sie es schon seit Jahren versprechen.
Reality booms, Comedy stagniert, Renaissance des Dramas
Zu 1: Leider. Aber auch dieser Trend wird sich irgendwann totlaufen. (Hoffe ich zumindest. Hier in Deutschland scheint es ja der Fall zu sein). ABER, reality wird ein fester Bestandteil des primetime schedules bleiben, wenn auch nicht in dem Maße wie gegenwärtig.
Zu2 und 3: Das TV Geschäft ist zyklisch. Ich kann mich noch gut erinnern als vor etwa 10 Jahren der Tod des Dramas beklagt wurde, und NBC z.B. fast nur comedies im Programmschema hatte. Und dann kamen ER, NYPD Blue, Party of Five, 7th Heaven und die „Jugenserien“ auf dem WB.
Was micht etwas beunruhigt: Die allermeisten Serien sind Krimis, und die Stories sind in sich abgeschlossen (alle CSIs, Law & Orders, Cold Case, usw.).
„Serialized Dramas“ haben es auch weiterhin sehr schwer, dabei sind gerade diese oft emotional anspruchsvoller und mitreissender (Buffy, Angel, Gilmore Girls, Party of Five, Roswell, ectr.)
Man produziert “in-house”
Als vor ein paar Jahren die in-house Produktionsbeschränkungen in den USA weitgehend aufgehoben wurden—auf Druck der grossen Firmen wie WB, 2oth Cent-Fox, Universal—haben die kleinen, unabhängigen Produktionsfirmen genau davor gewarnt, was nun eingetretten ist. Die Kleinen sind dabei auszusterben, und die Grossen Bedienen sich nur bei der eigenen Tochterfirma. Ein Sieg von big business.
Wie das nach hinten losgeht zeigt das Beispiel ABC und Disney/Touchsone. Deren Probleme sind auch—aber nicht nur—auf diese Praktik zurückzuführen. Habe vor ein paar Monaten einen Bericht gelesen, wo ein ABC Manager beklagte, das sie zu abhängig von Touchstone waren, und gute Serien bei anderen nicht kaufen konnten/durften.
TheWB:
In der Tat, 2004/2005 wird ein entscheidendes Jahr für sie. Nach den Riesenflops dieser Saison (Tarzan zum Beispiel) kann sich dieses netlet ein weiteres Pleitejahr nicht leisten.
Die Serien werden alt. Und nicht nur 7th Heaven und Charmed (die drei Hauptdarstellerinnen haben Verträge bis Ende Staffel 8, ob es diese gibt wird von den EQ bei S7 abhängen, wie Alyssa Milano in einem TVG-Online Interview berichtete) erreichen langsam ihren Lebensabend, auch bei den Gilmore Girls laufen die 5 Jahresverträge aus. Wenn man sieht wie es ANGEL (okay, die Serie war von 20th Cent-Fox, und keine in-house Produktion) erging, bin ich um Lorelei und Co. sehr besorgt.
Arrested Development:
13 Eps ist besser als nix; andererseits aber nun auch kein allzugrosser Vertrauensbeweis der network Bosse. Die wollen doch nur die Kritiker über den Sommer ruhig stellen, und sehen ob es EMMYs für die Serie gibt. Wenn AD im Herbst nicht besser läuft und/oder EMMYs bekommen hat ist die Serie weg vom Fenster—meiner Meinung nach jedenfalls.
Sommerloch:
Das war in Deutschland nie so schlimm wie in den USA.
LA Screenings:
Hier geht es für die meisten Europäer eh nicht mehr direkt um den Einkauf—wegen der langfristigen Verträge—sondern um das Pflegen der Geschäftsbeziehungen, und um einfach mal nur zusehen, was es im Herbst in den USA gibt.
Bis zum Herbst wird jetzt viel spekuliert was erfolgreich sein wird, wer einen Hit landet, wer einen Flop, wie sich die Serien gegeneinander behaupten, usw.
Ich sage nur, Ruhe bewahren und abwarten, spätestens zu den November Sweeps wird sich der allergrösste Teil des Rauchs gelichtet haben. (Im Nov. 2003 war z.B. das Ende von Miss Match, Lyon’s Den und The Handler doch schon faktisch besiegelt; und Cold Case war als Hit etabliert).