MTVIVA – Der Letzte macht das Licht aus – Update
Was MTV- (und somit auch VIVA-)Geschäftsführerin Catherine Mühlemann derzeit mit dem Programm der ihr unterstellten vier Sender anstellt, lässt sich wohl am besten als Rasenmäher-Methode bezeichnen. Jüngster Tiefpunkt ist die laut FAZ für Januar 2005 angekündigte Absetzung von „Sarah Kuttner – Die Show“. Bezeichnend für das neue Image der Sendergruppe ist der Ersatz, den man für Sarah Kuttner ins Programm nehmen will: „Big Brother“-Wiederholungen. Gleichzeitig müssen Charlotte Roche und Markus Kavka den Hut nehmen – Sendungen wie „Fast Forward“, „MTV Spin“ oder „South Park“ passen ebensowenig ins neue Programm wie Musikvideos. Stattdessen braucht man Sendeplatz für debile amerikanische Formate wie „Pimp my Ride“ oder Datingshows. Wenn das Volk Schwachsinn sehen will, dann gebt ihm halt Schwachsinn. Aber damit folgt man ja nur dem Trend auf dem US-Muttersender — MTV USA hat schon lange nicht mehr viel mit Musik zu tun. Aber immerhin gibt es dort mit VH-1 noch einen Ausweg aus dem Mainstream-Einerlei — auch wenn man dort mittlerweile auch hauptsächlich nur noch mit der Endlos-Oldies-Schleife das Programm bestreitet.
Das neue MTVIVA will wohl seinen Beitrag zur merkbefreiten PISA-Generation leisten — der durchschnittliche Teenager von heute kann eh nicht rechnen, also zieht man ihm mit Klingeltönen und Handylogos für 8 Euro pro Stück das Geld aus der Tasche. Und eine Show, in der sich keine Klingeltöne verkaufen lassen, passt nicht mehr zu dem Mühlemannschen Konzept – getreu nach ihrem Motto „Wer sich nicht scharf positioniert, der kann sein Programm nicht verkaufen.“
Vermutlich kann man Frau Mühlemann noch nicht mal einen großen Vorwurf machen – Niveau oder Inhalte interessieren heute nur noch eine Minderheit – und spätestens seit dem Tod von VIVAzwei dürfte klar sein, dass auch im so genannten Musikfernsehen kein Platz für Minderheiten ist – weil damit kein Sender schwarze Zahlen schreiben kann. Aber sind die Sender an dieser Entwicklung nicht auch mitschuld?
Thomas Lückerath hat in seinem Editorial bei DWDL.de im Grunde alles gesagt, was zu dem „neuen VIVA“ noch zu sagen ist: „Übrig bleibt ein Sender ohne Gesicht und Profil.“ – aber wen juckt’s, hauptsache Umsatz und Gewinn stimmen.
Das neue VIVA-Programmschema findet sich übrigens auf der Website des Werbezeitvermarkters vivasales.tv (auf den kleinen Button „PDF“ klicken).
Auch lesenswert: Das Interview der FAZ mit Charlotte Roche.
Update: Ja, ich hab die heutige Sarah Kuttner Show auch gesehen. Hah, erfreulich offen (und unverholen frech) hat sie zu den Gerüchten(?) Stellung genommen und scheint sich ja ziemlich sicher zu sein, dass die Show trotz des „Kuddelmuddels“ (O-Ton Kuttner) bei MTVIVA und Viacom auch 2005 weiter laufen wird. Die Aufrufe zu Protesten waren auch nicht gerade leise… Naja, hoffen wir mal, dass sie Recht behält. Vielleicht hat ja auch das nicht gerade leise Gepolter in den Medien in Folge der Absetzungsgerüchte dafür gesorgt, dass man die Pläne nun doch noch mal überdenken will. Yeah, and then hell freezes over. Bei Frau Mühlemann dürften die Äusserungen von Sarah Kuttner jedenfalls morgen beim Frühstück sicherlich nicht auf ungeteilte Freude stossen.
2. Update: Artikel in der FAZ von heute. Demnach wird VIVA in Köln praktisch „abgewickelt“, was auf eine Kündigung fast aller Mitarbeiter hinauslaufen wird. Kuttner’s Show soll ab 2005 zweimal pro Woche um 21 Uhr laufen – vielleicht. An den Absetzungen der anderen zuvor genannten Shows wird aber festgehalten.
25. November 2004 um 18:55 Uhr
Na dann: Gute Nacht.
Da kann man ja nur hoffen, dass sich auch hier die Öffentlich-rechtlichen heldenhaft einsetzen und zumindest Sarah Kuttner und Fast Forward retten.
Oder wie wäre es gleich mit einem öffentlich.rechtlichen Musik- und Jugendkanal?
26. November 2004 um 11:19 Uhr
Heute Morgen irgendwo gelesen — ich glaube in unserer Tageszeitung — dass die SKS nicht eingedetellt wird, und stattdessen 2x pro Woche laufen soll.
26. November 2004 um 11:20 Uhr
PS: es soll natürlich eingestellt heissen…