Comeback
Nach dem Eintrag von Mittwoch wieder zum „business as usual“ zurückzufinden, ist nicht sonderlich einfach. Ich will’s trotzdem mal in Angriff nehmen. Es hat sich ja auch einiges angesammelt.
Fangen wir also mal an mit „Comeback“, der neuen HBO-Sommer-Comedy von und mit „Friend“ Lisa Kudrow. Die Pilot-Episode lief am vergangenen Wochenende und blieb mit 1,5 Millionen Zuschauern hinter den Erwartungen zurück. Prompt tauchen erste Unkenrufe nach einem vermeintlichen „Friends-Fluch“ auf.
„Comeback“ ist eine Show-in-der-Show-in-der-Show-in-der-Show. Show. Oder so. Kudrow spielt fortysomething Valerie Cherish, eine Schauspielerin mit verblichenem Ruhm, die immer noch von ihrem Erfolg aus der seit Jahren beendeten Sitcom „I’m it“ zehrt. So recht hat sie noch nicht mitbekommen, dass sie schon längst nicht mehr auf der A-Celebrity Liste steht — wenn sie überhaupt jemals draufstand. Jetzt erhofft sie sich ein weiteres Karriere-Highlight: Sie bekommt die Chance, gleich zwei Shows auf einmal zu machen. Es ist quasi ein „Paket-Deal“: Valerie bekommt eine Hauptrolle in einer neuen Billig-Sitcom namens „Room and Bored“ und gleichzeitig wird ihr Alltag in einer Reality-Show namens „The Comeback“ ausgebeutet. Es dämmert ihr wohl auch schon, dass ihre beste Zeit in der schnelllebigen Welt Hollywoods lange vorüber ist, aber sie will es nicht wahrhaben. Verzweifelt klammert sie sich an Freunde und Erinnerungen an glücklichere Zeiten, doch zunehmend verspielt sie durch ihr Star-Gehabe ihren Bonus und ihre Freunde wenden sich von ihr ab. Ihre Ehe ist auch alles andere als eine Offenbarung – ihr Ehemann nimmt sie schon längst als selbstverständlich hin und er hat keinerlei Interesse an ihrer Arbeit — was aber auf Gegenseitigkeit beruhen dürfte.
Lisa Kudrows Biografie ist eher ungewöhnlich für eine erfolgreiche Hollywood-Schauspielerin (sie hat einen Uni-Abschluss in Biologie) und so ist es sicherlich nicht verkehrt, dass sie in dieser eher unkonventionellen Serie auftritt. Sie spielt auch exzellent und hat erfreulich wenig Probleme damit, sich selbst, ihren Beruf und das ganze TV-Business auf die Schippe zu nehmen und zu hinterfragen. Sie hat sich außerdem die Show wohl auch gemeinsam mit „Sex and the City“ Autor Michael Patrick King auf den Leib schneidern können. Dennoch bin ich eher enttäuscht von der Pilot Episode. Die Comedy bringt vom Prinzip nichts wirklich neues gegenüber Serien wie „Curb Your Enthusiasm“, „The Office“ etc. Zudem geht einem die Hochnäsigkeit von Kudrows Charakter eher auf die Nerven, als dass es amüsant ist — auch wenn es durchaus einige gelungene Dialoge gibt („What’s there to say? There was a monkey on my head and it pooed.„). Zahlreiche Fehltritte in diverse Fettnäpfe sind schrecklich vorhersehbar, vielleicht ist das auch beabsichtigt: Man leidet regelrecht mit, weil man schon ahnt, wo Valeries Selbstüberschätzung als nächstes hinführen wird.
Kurzum: Eine kleine, nette Show für Liebhaber von „Curb Your Enthusiasm“, ein treffend sarkastischer und entmystifizierender Blick hinter eine vermeintliche Glitzerwelt — allerdings sollte man seine Erwartungen nicht zu hoch schrauben.
Die Seasonpremiere von Entourage (Staffel 2) zuvor fand ich sogar etwas besser, wenn auch ebenfalls nicht auf dem gewohnten HBO-Standard.
10. Juni 2005 um 07:11 Uhr
Die Kameraführung ist das Furchtbarste, was ich seit langem gesehen habe.
10. Juni 2005 um 23:47 Uhr
Habe jetzt die Pilotfolge gesehen und das reicht mir dann auch. Muss ich nicht haben.