Studio 60: Disaster Show
Es zeugt schon von einem besonderen Typus Humor, ausgerechnet mit einer Episode namens „Disaster Show“ den teuersten TV-Flop der zurückliegenden Season wieder für den Summer-Burn-Off zurück auf den Bildschirm zu bringen. Die Handlung der jüngsten „Studio 60 on the Sunset Strip“-Episode machte fast den Eindruck eines erneuten „Resets“, die Folge war in sich abgeschlossen und verlangte vom Zuschauer nur wenig Vorwissen bezüglich der Charaktere.
Zudem war das Spektakel auch fix vorüber, wegen eines Overruns von „Scrubs“ hatte man die „Studio 60“-Episode kurzerhand auf 36 Minuten gekürzt und alle Szenen der drei Hauptcharaktere Matt, Danny und Jordan herausgeschnitten (die wohl wirklich ursprünglich in der Episode vorkamen). Und man kann nicht behaupten, dass man sie vermisste, im Gegenteil. Eigentlich hätte man auch Sarah Paulson herausschneiden und mehr von Gaststar Allison Janney zeigen können, aber dann wäre uns wohl auch die beste Szene von Harriet Hayes der gesamten Staffel (an die ich mich zumindest mal erinnern kann) entgangen: Der Moment, als sie die misslungene „Erschießung“ von Allison nachahmte. Oh, ich habe sogar laut gelacht!
Was mir zugegebenermaßen öfters während der Episode passierte.
Auch wenn die A- bis C-Stories wieder eher in die Kategorien „Bauchschmerzen“ (Hawaii, „deutscher“ Schäferhund) bis „erträglich“ fielen, so waren dann doch hie und da ein paar Lacher drin (der köstlich angetrunkene Steven Webber, Allison Janney, die kopfschmerz-bereitende-West-Wing-Meta-Referenz, Lucy!) so dass am Ende durchaus der Eindruck einer unterhaltsamen Episode hängenblieb. Man ignoriert das ganze Matt/Harriet-Debakel wohl mittlerweile auch automatisch.
Und auch wenn der Inhalt der Show mittlerweile kaum noch eine Erwähnung wert ist, so ist die technische Umsetzung immer noch atemberaubend. Es stand mal wieder Thomas Schlamme als Regisseur in den Credits und von der Kameraarbeit bis Schnitt und Editing war die Episode mehr als nur einwandfrei. Ich hoffe, dass zumindest dieser Aspekt der Show mit Emmy-Nominierungen bedacht wird. Auch manche Dialoge ließen durchaus erkennen, dass Sorkin sein Handwerk keineswegs verlernt hat.
Was auch oftmals zu kurz kommt, ist das formidable Set von „Studio 60“ — für TV-Maßstäbe ist das regelrecht gigantisch und das wurde besonders bei dieser „Disaster“-Episode und deren Wide Shots sehr deutlich. Sowas sieht man eben nur in Shows, in denen die Produzenten so richtig Geld ‚reinstecken können.
Allerdings fuhr die Episode nur knapp 4 Millionen Zuschauer ein und konnte sich mit den Wiederholungen der anderen Networks überhaupt nicht messen. So stellt sich mittlerweile die Frage, ob NBC überhaupt noch mit dem Sommer-Burn-Off fortfahren wird. Eine endgültige Absetzung wäre durchaus schade, denn in den technischen Aspekten ist die Show eben immer noch ein Genuss. Und ich bin doch neugierig, ob sich Sorkin für das Finale noch irgendeine Trotz-Reaktion ausgedacht hat…
30. Mai 2007 um 15:11 Uhr
jo, hatte bei der folge auch gut abgefeiert – is mir allerdings gar nicht aufgefallen, daß die kürzer war *schäm*
30. Mai 2007 um 15:37 Uhr
ich dachte auch nur so: „woah. good show.“. n kamera kommilitone war auch schwer beeindruckt, als ich dem mal nur den teaser gezeigt hatte… ich mein: DUHHH! vielleicht bekommen wir die geschnittenen szenen ja dann auf dem „Studio 60 – The Complete Series“ DVD-Release das es offentlich in absehbarer zeit bei amazon geben wird…(ein hoffentlich nicht ganz zu naiver wunsch)
freu mich ja schon so auf die nächste folge…
the clock keeps on ticking…
30. Mai 2007 um 15:39 Uhr
Genuss Pur!
30. Mai 2007 um 16:33 Uhr
Ich fand die Show auch sehr lustig, nur die Beziehungsstories waren „boooooooooooooooooring“ (= Harriet’s „Gelaber“ in der Maske und Simon’s Hin und Her zwischen den beiden Frauen – die Geschichte erinnerte an Jack Tripper, wie Alan Sepinwall so schön sagte, nur nicht so lustig).
Aber alles woran Cal beteiligt ist in dieser Serie ist eh lustig und sowohl Tempo als auch Atmosphäre (Pannen, Pannen, Hindernisse) haben mich an Sports Night erinnert.
Und das die Sendung kürzer war ist mir auch nicht aufgefallen. 😉
30. Mai 2007 um 18:18 Uhr
Ich fand die Folge auch gut, aber mir haben die fehlenden Hauptcharaktere definitiv gefehlt.
Weiß wer von euch wieviele Folgen noch ausgestrahlt werden sollen?
30. Mai 2007 um 18:27 Uhr
Angeblich wurden volle 22 Episoden produziert, also fehlen noch fünf.
30. Mai 2007 um 18:39 Uhr
@FlorianB: Jau, das DVD-Release wird sicherlich kommen. So schweineteuer wie die Show war, werden die bestimmt versuchen, noch etwas Profit aus der Serie zu schlagen. Das wäre sogar ein Argument für NBC noch ein oder zwei Episoden „unaired“ zu lassen — allerdings haben die TV-Networks normalerweise nix von den Einkünften aus DVD-Veröffentlichungen.
Aber wenn der Kauf des Sets zu Beginn der Season noch selbstverständlich für mich war, bin ich mittlerweile doch sehr am Zweifeln. Die Show hatte einige gute Episoden und handwerklich ist sie 1A, aber teilweise ist die Story doch ein arges Gemetzel. Die Bonus-Materialien könnten den Ausschlag geben, ich würde doch teuflisch gerne mal einen Audio-Kommentar von Sorkin zu den Episoden hören und seine Meinung bezüglich Network und „dummen“ Zuschauern 😉
31. Mai 2007 um 01:23 Uhr
Hat der sab denn eigentlich ne Theorie zum Scheitern von Studio 60?
31. Mai 2007 um 12:16 Uhr
Hab bislang nur den Piloten gesehen, den ich sehr gut bis sehr billig gestrickt fand. (Junge Frau übernimmt Macht in TV-Sender, schwört auf Kreativität und muss dabei sich gegen alte Strukturen in Person des Ober-„suit“ durchsetzten… also bitte!)
Warte nun auf Staffelfinale, um das Ganze am Stück zu sehen. Es ist aber echt schade wenn man schon vorher weiß, das es kein Zukunft hat. Anhand deiner Beschreibung bin ich aber jetzt echt heiß auf die „Disaster“-Folge. Wenn viel Liebe in Kamera und Editing steckt, kann es über einiges hinwegtrösten. Finde ich zumindest.
31. Mai 2007 um 13:12 Uhr
Der Hauptfehler lag meiner Ansicht nach beim Thema der Show: Der Blick hinter die Kulissen einer Comedy-Show. Nur leider war diese Comedy-Show (oder das, was der Zuschauer davon sah) rein gar nicht amüsant und das brachte das ganze restliche Kartenhaus zum Einsturz. Obwohl es im Grunde nur eine Kleinigkeit war, warfen mich diese verreckenden Gags jedesmal aus dem Konzept. Dazu noch die typische Sorkinsche Überheblichkeit und all zu offensichtliche Beweihräucherung seines Berufstandes. Endgültig an die Wand fuhr er die Show dann mit der abrupten Umorientierung auf eine romantische Comedy, die teilweise haarsträubende 08/15-Storylines hervorbrachte (bspw. Danny & Jordan auf dem Dach).
Vielleicht hätte die Show besser funktioniert, wenn Sorkin anstatt einer Comedy-Show eine Nachrichten-Sendung in den Mittelpunkt gestellt hätte — auch wenn das dann im Grunde „Sports Night 2.0“ gewesen wäre.
Da musst Du nicht nur die Disaster-Folge abwarten. Auch die anderen Episoden mit Schlamme hinter der Kamera (darunter auch die Pilot-Folge und vor allem Episode #2) zeigen diesen hohen Standard.
31. Mai 2007 um 16:42 Uhr
Wobei ich aber gerade die Entwicklung von Jack Rudolph *sehr* gelungen fand: vom Zerrbild des typischen TV-Executives, der nur nach Quoten strebt und am liebsten jede Kontroverse vom Sender fernhalten würde (in den ersten Folgen) zum richtig sympathischen Charakter (Swearwords in den Nachrichten, Nevada, das Gespräch mit Danny über Jordan).
Und irgendwie verstehe ich auch nicht so ganz, was alle an der Harriet – Matt-GEschichte auszusetzen haben: Die Chemie zwischen beiden ist für mich eindeutig da und auch wenn jeder weiß, wie es mal ausgeht, fand ich das Aufeinander-und-Auseinanderdriften der beiden eigentlich ganz amüsant.
Und dass AS und Kristin Chenoweth offenbar mal eine ähnliche Sache am Laufen hatten, macht die Story ja nicht automatisch schlechter. Vor allem, wenn man’s nicht weiß.
Dass dürfte überhaupt das Problem sein: Wenn man etwas über Aaron Sorkin und Thomas Schlamme und die Produktion von The West Wing weiß, sehen viele Details irgendwie deutlich mehr nach Egowichsen aus. Na huch, der Mann hat Probleme mir Drogen ist aber doch im Job perfekt und stellt alles ganz allein auf die Beine – super Typ!
Deshalb waren wohl auch die eher pathetischen Elemente in Sports Night (der Langstreckenläufer, der von Dan und Casey im Piloten (!) gegen den Willen des NEtworks ins Programm gehievt wurde und am Ende den Weltrekord gebrochen hat) erträglicher als sie in Studio 60 gewesen wären.
grüße,
lukas
1. Juni 2007 um 14:03 Uhr
Steven Webber spielt seine Rolle in der Tat grandios.
Die gestrige Episode scheint übrigens anzudeuten, dass die Metaschraube zum Ende hin nochmal angezogen wird. Auch die fiktive Show im S60universe hat mit fallenden Quoten zu kämpfen..
3. Juni 2007 um 01:00 Uhr
Die jüngste Episode („Breaking News“) war wieder eher schwach. Viele Storylines, die mich nicht sonderlich interessierten, dazu die üblich schlechten Gags der Show-in-der-Show. Und auch wenn man Sorkin zu Gute halten muss, dass er den Irak-Krieg in seiner Show thematisiert (wo sich nicht viele heranwagen), so sprach mich die Umsetzung aber dennoch nicht an. Es wirkte zu sehr wie eine arg konstruierte 08/15-Klischee-Storyline … das ganze Hin-und-Her mit dem „Sagen wir’s ihm oder nicht?“ schien geradezu absurd.
Auch die Konfrontations-Szene mit Matt und seiner Assistentin konnte irgendwie ihre potentielle Wirkung nicht richtig ‚rüberbringen, auch wenn Sorkin in dieser Szene mit Matt wieder sein gutes Dialog-Timing unter Beweis stellen konnte. Das war schon klasse, wie Matts Assistentin eine Zeitlang schwieg, bevor sie endlich mit ihrer Frage ‚rausrückte. Aber dennoch fehlte ‚was.
Und dann natürlich (wie auch Alan Sepinwall schon schrieb): Wie kann man Jenna Fischer und Lucy Davis in einer Episode haben und sie dennoch nicht gemeinsam in eine Szene einbauen? Dabei ist Sorkin doch auch sonst nicht zimperlich, wenn es darum geht, dem Zuschauer TV-Meta-Anspielungen um die Ohren zu hauen.
3. Juni 2007 um 01:23 Uhr
Ja, die ganzen Beziehungskisten in der Serie sind wirklich ein Grauß – zum einen hat keines der Paare irgendeine Art von Chemie noch irgendeinen plausiblen Grund wieso sie zusammen (Danny und Jordan) sind bzw. nicht (Matt und Harriet) – außer vielleicht um seitenweise Dialog drüber schreiben zu können.
Die Szene zwischen Matt und seiner Assistentin fand ich dagegen gut und die Dialoge wirkten beängstigend geradlinig und zielführend. Und das Ende mit den entführten Soldaten war ja gerade zu offensichtlich, trotzdem war die Umsetzung und die Stimmung für mich sehr beeindruckend – zumal Tom Jeter für mich einer der wenigen Hauptcharaktere ist, bei denen ich nicht in den Bildschirm springen will und ihn wegen der Blödheit/Sturheit/dummen Gehabe würgen möchte. 😉
Vielleicht hätte man für die Sketche bei Studio Cit.. äh 60 mal diese Software testen sollen. Und wenn man Jenna schon nicht mit Lucy einbauen wollte, hätte man sie trotzdem noch etwas machen lassen können, außer mal kurz in die Kamera zu winken.
3. Juni 2007 um 11:14 Uhr
Ich habe das mit Tom und seinem Bruder eh nicht verstanden. Er bekommt sonst vor jeder Show von seinem Bruder eine EMail. Hat er das nicht selbst gemerkt, dass diesmal keine kam?! Und woher wussten die anderen, dass er keine bekam. Checken die seinen Account oder wie?
Ich glaube Sorkin hat sich durch West Wing zu sehr in die „Big Events“ verliebt und sich angeeignet, alles zu einem Kommentar auf die politische Realität zu machen. Dabei hat er irgendwie die Fähigkeit verloren aus banalen Alltagsgeschehnissen interessante, lebendige Geschichten zu machen, wie er’s bei Sports Night so wunderbar konnte. Stattdessen geht es bei Studio 60 um so gut wie alles, außer das Making Of einer Skit Comedy Show.
Aber wie ich schon mal vermutete, vielleicht liegt das schwache Writing einfach an den fehlenden Drogen. 🙂
Hoffnungsvoll stimmt mich ja, dass Disaster Show angeblich später produziert wurde, als die aktuelle Folge. Disaster Show war eine der besten Folgen bisher, was ich sofort am Fehlen drei der Hauptdarsteller festmachte. *hust* Aber „Breaking News“ hat mich dann eines besseren belehrt. Die beste Szenen waren Matt mit seiner Assistentin und mit dem Love Interest, deren Darstellerin ihre helle Freude an Sorkins Dialogen hatte und das spürbar rüberkam.
Wegen „The Office“ Meta. Mir reicht schon, dass Lucy hier mit dem Charakter zusammen ist, der Tim namentlich und körperlich am ähnlichsten ist. 😉
10. Juni 2007 um 14:40 Uhr
Die jüngste Episode „K&R“ war auch keinen Deut besser. 911, eine Not-Entbindung und professionelle Befreiung von Geiseln in Afghanistan (oder war’s Irak)? Meine Güte, was hatte Sorkin denn da (nicht) geraucht? Er hat aber schon gemerkt, dass die Show nicht mehr „The West Wing“ heißt, oder?
Es gab drei gute Szenen:
– Matt & Danny anno 2001 bei Jack im Büro (obwohl erstmal einiges an Erklärungen nötig war, warum nicht der eigentliche Chef von S60 beim eigentlichen Chef von NBS sass) mit einem netten Seitenhieb auf „Hollywood is not in the US“.
– Danny diskutiert mit dem Sportmediziner über Jordans Gesundheit (aber macht jetzt schon einen Antrag … nach gefühlten 10 Minuten Beziehung zwischen Jordan und Danny!?!)
– das „best of Matt & Harriet“ (aber im Grunde nur wegen der Art und Weise, wie die Flashbacks montiert wurden — ich nehme Harriet ihre religöse Einstellung einfach immer noch nicht ab.)
Der Rest der Show war komplett für die Tonne. Als Harriet zum Beten ging, bin ich erstmal in die Küche marschiert und hab ‚was zum Frustessen gesucht.
Aber da ich zur Zeit ja auch viel „Buffy“ schaue: Matthew Perry und Nicholas Brendon könnten Brüder sein, oder zumindest ihre Charaktere Matt und Xander.
10. Juni 2007 um 16:46 Uhr
Es ist Afghanistan, wurde ja nur ca. 300x in der Folge erwähnt 😀
Ansonsten fand ich auch die Danny-Harriet Montage nicht besonders toll, da sie vorher schon gefühlte 50x in einem Satz erwähnt hatten, dass sie den selben Streit seit 8 Jahren haben. Ich meine, wäre es ein Paar, das eine Chemie und sympathisch wäre, dann wäre das sicherlich toll, aber ich habe in den Folgen bisher keinen einzigen Grund gefunden, wieso die beiden überhaupt zusammen sind.
Und die Story im Krankenhaus…. junger Sportmediziner, die kurze Tirade… hat Potential für eine Sitcom, so kam wieder einmal etwas surreal rüber. Sorkin kann (soweit ich das aus Sports Night beurteilen kann – West Wing habe ich noch nicht gesehen) ganz tolle surreale Situationen schaffen, aber es scheitert dann doch daran, dass die Charaktere alle wie unzurechnungsfähige Egomanen daherkommen. Aber jetzt habe ich so weit gelitten, dann werde ich mir die letzten Folgen auch noch anschauen. Und mit Buffy werde ich auch endlich heute oder morgen beginnen können. *g*
17. Juni 2007 um 09:34 Uhr
Achje, „K&R – Part 2“ und diese Episode hatte auch ein offenes Ende. Damit dürfte also sicher sein, dass der Abschluss von „Studio 60“ aus einem Vierteiler besteht, der vermutlich nur 24 Stunden Handung umfasst (plus Flashbacks). Zwei Episoden stehen noch aus. Oh jesses. Naja, war wohl die billigste Lösung. Immerhin muss man Sorkin so zu Gute halten, dass er die Afghanistan-Storyline nicht in eine einzige Episode mit Happy-End ‚reinquetscht, wie es wohl andere seiner Kollegen getan hätten.
Zu dieser drittletzten Episode fällt mir aber ansonsten gar nix ein. War ja im Grunde auch nur das Gleiche wie letzte Woche. Einzig interessant wird nun nur noch die Frage sein, wie groß die Parallelen zwischen dem 2001er „Studio 60“-Rauswurf von Danny und Matt sowie dem „West-Wing“-Rauswurf von Sorkin (und Schlamme) sein werden.