JfC — der fünfte Tag

Was kann man anderes zu „John from Cincinnati“ schreiben als „Huh!?“ und „ROTFL“? Ich weiß es echt nicht.
Ich glaube ich habe mich bei einer Non-Comedy-Serie noch selten so gut amüsiert. Umso mehr der gute John vor sich hinfabulierte, desto weniger habe ich verstanden und desto besser habe ich diese Stunde genossen. Ich weiß, das ist absolut widersprüchlich, aber das passt wohl zur Serie. Das Ding ist schlimmer als eine Massenkarambolage auf der Autobahn, man muss einfach hinschauen, auch wenn man nicht versteht, was abgeht — das ist das TV-Phänomen des Sommers. Die Show übt (zumindest auf mich) eine unerklärliche Faszination aus: Obwohl es nach einem absoluten, wahllosen Durcheinander aussieht, hat man dennoch das Gefühl, dass alles irgendwie zusammenpassen muss. Es muss, verdammt. Irgendwie. Bitte, bitte? I don’t know Butchie, instead. (Wie lange es wohl dauert, bis das zum geflügelten Wort wird?)

Und wenn man schon dachte, es kann nicht verrückter werden, setzt Milch noch einen drauf. Und dann noch einen. Und dann zieht er erstmal den Boden unter den Füßen weg. Sobald man dann merkt, wie man vollkommen orientierungslos in diesem JfC-Universum umherstolpert, bleibt im Grunde nur noch eines, um so etwas wie Haltung zu bewahren: Viel Lachen ;-). Und endlich lernen, wie man „Cin-cin-nati“ buchstabiert.

„Well, this was time well spent.“

4 Antworten

  1. 1
    xDest schrieb:

    Langsam braucht man wohl wirklich ein abgeschlossenes Psychologiestudium, um aus dem was bei JfC passiert Schlüsse auf das zu ziehen, was da eigentlich grade passiert. Zuerst muss man sich mal eine Liste der Charaktere machen, damit man überhaupt noch durchsteigt, wessen Zukunft John da gerade erläutert, wenn ein Kernereignis aus der Vergangenheit der Person nie eingetreten wäre. Oder versteh ich das jetzt grade total falsch.
    Ich muss aber zugeben, dass ich genau die gleiche Haltung gegenüber der Serie habe. Die ist nicht langweilig, obwohl an sich auch keine typische Spannung vorherrscht. Man steigt für eine Stunde in eine dysfunktionale, mystische Welt und wenn es vorbei ist, erwacht man. Nicht schlauer, aber ausgeglichener und in sich ruhig und erholt. Es ist keine Qual nicht zu wissen wie es weiter geht, denn man hat nicht verstanden, was gerade geschehen ist. Hoffnung, dass man das irgendwann kapieren wird, dass es eine Lösung gibt, ist bei mir dagegen nur in soweit vorhanden, dass ich hoffe, dass jemand in einem irgendwann mal erklärt, was wir da überhaupt für eine Serie geguckt und so gerne gemocht haben.

  2. 2
    jessi schrieb:

    Mein Eindruck ist, dass es auch noch das Verfolgen (Erkennen?) der Handlung erschwert, dass mein Englisch dann doch zu schlecht ist, um den manchmal doch recht derben Dialekt zu verstehen. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass sich wenig an Sinn aus dem Zusammenhang erschließen lässt – vielleicht aber auch nur, weil das Gesagte so manch einmal gar keinen Sinn ergibt?

    Den Reim, den ich mir inzwischen auf das ganze mache ist folgender (Achtung, jetzt wird’s möglichweise total verspoilert, also ggf. nicht weiterlesen):

    John ist irgendeine Art von „höherem Wesen“, nennen wir es vermeintlichweise mal „Engel“.. Naja… auf jeden Fall nicht von dieser Welt. Er taucht auf in dieser (normalen) Welt von gescheiterten Existenzen und bringt genau das, was die Menschen dort brauchen: ein Stück weit Ruhe, Hoffnung. Bringt die desintegrierten Einzelkämpfer zusammen. Im letzten Moment schreitet er sogar aktiv ein (Cissy). Wobei mir bei der Sache ja fast die Schuhe von den Füssen gefallen wären.

    Sagt, in der letzten Folge ist mir (durch das Saxophon) aufgefallen, dass die ganze Episode nicht ein einziges Mal mit Musik untermalt war. Oder ist das in der ganzen Serie so und mir bisher entgangen?
    Das ist vielleicht das, was an der Serie so „beruhigend“ ist: keine aufgebauschte Dramatik. Die Bilder und die Handlungen sprechen für sich.. Die (alltägliche) Sinnlosigkeit muss auch gar keinen Sinn ergeben. Ich mein, wundert man sich manchmal nicht doch im Leben, dass nicht alles, was passiert, wie im Film und in Serien, irgendwie ein Teil eines größeren Storyarcs ist und die Spannungsbögen einer dramaturgischen Linie folgen? 😉

  3. 3
    sab schrieb:

    vielleicht aber auch nur, weil das Gesagte so manch einmal gar keinen Sinn ergibt?

    Genau. Ich habe mir das Transcript seiner Rede durchgelesen und selbst wenn man es so schriftlich vor Augen hat, macht es kaum einen Sinn. Es sind Wörter, sie ergeben einen Satz, aber das war’s dann auch.

    John ist irgendeine Art von “höherem Wesen”, nennen wir es vermeintlichweise mal “Engel”.. Naja… auf jeden Fall nicht von dieser Welt.

    Ich bin eigentlich mittlerweile fest davon überzeugt, dass John Jesus ist (Die Initialen „JC“ und die ganzen Erwähnungen von „my father“ unterstützen dies). Er ist auf die Erde gekommen um irgendeine Apokalypse zu verhindern. Vielleicht soll die Familie um Butchie und Co darauf vorbereitet werden, die Welt zu retten. Oder zumindest sich selbst. Bei der letzten Episode dachte ich schon, dass es nun soweit ist, als er die Leiche aus Apartment 24 schleppte und alles bizarrer wurde, aber offensichtlich war das erst ein Vorspiel. Hat mal einer die Charaktere gezählt? Sind das vielleicht 12?

    Sagt, in der letzten Folge ist mir (durch das Saxophon) aufgefallen, dass die ganze Episode nicht ein einziges Mal mit Musik untermalt war. Oder ist das in der ganzen Serie so und mir bisher entgangen?

    Gute Beobachtung. Aus der Erinnerung heraus würde ich jetzt auch sagen, dass die Show wirklich ganz ohne Score oder sonstige Musik auskommt. Das dürfte ein gutes Stückchen zu der besonderen Atmosphäre der Show beitragen. Es erinnert in manchen Momenten schon an den Stil einer beobachtenden Dokumentation.

    Ich mein, wundert man sich manchmal nicht doch im Leben, dass nicht alles, was passiert, wie im Film und in Serien, irgendwie ein Teil eines größeren Storyarcs ist und die Spannungsbögen einer dramaturgischen Linie folgen? 😉

    Interessanter Gedanke, aber ich glaube das hat mit dem Effekt, den die Show auf den Zuschauer hat eher weniger zu tun. Was du als „beruhigend“ beschreibst würde ich eher darauf zurückführen, dass man konzentriert die Ereignisse auf dem Bildschirm verfolgt und versucht, irgendwelche versteckten Zusammenhänge zu enthüllen. Es gibt nicht viele Serien, auf die man sich so fokussiert.

    Am ehesten ist das vielleicht noch vergleichbar mit dem „Lost“-Prinzip, das aber durch viele „Füller“-Episoden über die Zeit etwas verwässert wurde. Der interessante Unterschied zu JfC ist, dass bei „Lost“ durch die vielen Rätsel und Unklarheiten beim Zuschauen oftmals ein Frust-Erlebnis aufkam, bei JfC hingegen ist es (noch?) vor allem eine stille Faszination.

    „Twin Peaks“ drängt sich mir ebenfalls immer wieder als Vergleich auf, aber das habe ich schon zu lange nicht mehr gesehen, daher wage ich mich erstmal nicht auf dieses dünne Brett.

  4. 4
    jessi schrieb:

    ich weiss, dass bei einer Folge zumindest am Ende Musik eingespielt wurde. Ich musste dann nämlich direkt nachgucken, was das für ein Song war: es war eine Coverversion von Muse „Feeling Good“.

    Echt? Du achtest lost-mäßig auf die ganzen Details? Komisch.. ich lass‘ das eher alles auf mich wirken.. wie ein Gemälde.
    Eben ganz im Sinne der Charaktere. Die fragen auch nicht groß nach dem „Wieso“, „Warum“, „Was meint er?“.. Sondern nehmen das hin.. Zucken mit den Schultern..
    Jepp.. es gibt schon ne Menge Jesus-Anspielungen. Denk‘ mal an die „Taufe“ der Pistole.. 😉

    Okay.. einigen wir uns also darauf, dass hier der christliche Glaube thematisiert wird. Insofern wird ja auch die „Sinnfrage“ zum zentralen Element und insofern bezweifle ich, dass sich dieser auch im weiteren Verlauf der Serie uns normalsterblichen erschließt.
    Auch das Element des christlichen Glaubens, dass jeder eine Aufgabe hat („You need your camera, Kes; work here“).
    Desweiteren das Element der höheren Moral: John erinnert Cissy daran, dass ihr Selbstmord auch Konsequenzen für andere hat und dass es nicht an der Zeit ist und nicht an ihr, dieses zu entscheiden.

    Hachja.. die letzte Folge war wirklich schon heftig..

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