Regisseure einigen sich mit Studios
Nach nicht mal einer Woche offizieller Verhandlungen hat sich die Gewerkschaft der Regisseure (DGA) mit den Studios (AMPTP) auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Auf unitedhollywood.com sowie dga.com findet man Einzelheiten zu den Eckpunkten der Einigung und auch erste vorsichtige Analysen des neuen vorläufigen Vertragswerks. Die Autorengewerkschaft WGA hält sich bisher mit einem offiziellen Statement zurück, man kann aber davon ausgehen, dass hinter den Kulissen momentan jeder einzelne Satz des Tarifvertrags genau analysiert wird. Diese Einigung der AMPTP mit den Regisseuren hat deshalb eine hohe Bedeutung, weil sie möglicherweise als eine Vorlage für die festgefahrenen Verhandlungen mit den Autoren und den noch anstehenden Gesprächen mit der Schauspieler-Gewerkschaft dienen könnte.
Überraschend ist neben der zügigen Einigung auch die Höhe der Zugeständnisse der Studios an die Regisseure im Bereich der Internet-Downloads (iTunes, Amazon unbox etc) sowie deren Berechnungsgrundlagen. So werden nun wie von WGA und DGA gefordert die (Werbe-)Einnahmen der Distributoren und nicht die der Produzenten als Grundlage genommen. Die Einnahmen der Distributoren dürften in der Regel deutlich höher sein, als das was sie an die Produzenten weitergeben. In den Verhandlungen mit der WGA hatten sich die Studios in diesem Punkt bisher noch unbeweglich gezeigt. Unklar ist allerdings noch, wie die Einhaltung dieser Absprache überprüft werden kann. Die Regisseure sollen demnach bis zu 0,7% der Einkünfte aus Internet-Downloads von TV-Serien erhalten, allerdings nur ab dem 100.001. Download. Für die ersten hunderttausend Downloads gibt es hingegen auch weiterhin nur die bisherigen 0,3%.
Auch im Bereich des werbeunterstützten Internet-Streamings (bspw. Hulu) gab es eine Einigung: In einem zeitlich gestaffelten Modell erhalten die Regisseure in den ersten drei Wochen gar nichts, im ersten Jahr danach maximal $600 bis $1200 pro Episode. Ab dem zweiten Jahr gibt es dann 2% der Einnahmen der Distributoren.
Was bedeutet das nun für den Autorenstreik? Die Studios haben sich heute bereits zu informellen Gesprächen (aber noch keine erneuten Verhandlungen) mit der WGA bereiterklärt. Die Position der WGA ist auf jeden Fall durch die rasche Einigung der Regisseure geschwächt — auf der anderen Seite haben die Studios aber auch einige Zugeständnisse gemacht. Man kann wohl davon ausgehen, das auch die WGA einen Tarifabschluss mit der AMPTP finden wird, der ungefähr im gleichen finanziellen Hausnummernbereich wie der DGA-Abschluss liegt. Die Frage ist nur, wann dies gelingt. Nach über zwei Monaten Streik setzen die WGA-Mitglieder immer noch (oder jetzt erst recht) hohe Erwartungen in das Verhandlungsteam der WGA und dort ist man sicherlich auch bemüht, das Gesicht zu wahren und nicht die im Vorfeld als „indiskutabel“ erklärten Modelle dann doch hinnehmen zu müssen. Eckpunkte wie die Ausweitung der WGA-Zuständigkeit auf den Reality-Bereich werden wohl die letzten großen Stolpersteine sein, da sich WGA und AMPTP bisher in diesem Punkt kaum nähergekommen sind und auch bei der Einigung zwischen Regisseuren und AMPTP kein Thema war.
Auf jeden Fall dürfte nun in die festgefahrenen Verhandlungen wieder Bewegung kommen und der DGA-Tarifvertrag bietet eine gute Diskussionsgrundlage — bis in den Herbst wird der Streik wohl nun hoffentlich nicht mehr dauern. Es ist aber ebenso sicher davon auszugehen, dass es noch einige Wochen dauern wird, bis der Streik beendet ist — eine rasche Einigung würde für die WGA wie eine Niederlage aussehen. Die Oscar-Verleihung Ende Februar dürfte folglich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch bestreikt werden — die WGA hat bereits angekündigt, dass es für diese Awardshow keine Ausnahmegenehmigung geben wird und die „Oscar“-Produzenten suchen bereits nach alternativen Auswegen. Auch die Serienproduktion dürfte selbst im besten Fall wohl kaum vor März wieder beginnen — eigentlich schon zu spät für die meisten Serien, um bis zum Ende der Season im Mai noch mehr als eine Handvoll Episoden zu produzieren. Auch die „Pilotseason“ wird wohl weitestgehend ausfallen und somit kaum neue Serien im Herbst an den Start gehen.
Das haben auch schon fast alle größeren Studios eingesehen und haben in dieser Woche in großem Umfang diverse Entwicklungsverträge mit Autoren unter Berufung auf „höhere Gewalt“ gekündigt. Bei ABC Studios soll fast ein Viertel der Autorenverträge beendet worden sein — allerdings vor allem Autoren mit so genannten „Talent Deals“, die zur Zeit nicht für eine laufende Serie beschäftigt waren. Betroffen waren unter anderem Barbara Hall („Joan of Arcadia“), Kevin Falls („Journeyman“), Gabe Sachs und Jeff Judah („What About Brian“). Diese Autoren sind nun offiziell arbeitslos und nicht mehr an ein Studio/Network gebunden. Sie werden nach dem Ende des Streiks auch nicht automatisch wieder eingestellt.
Insgeheim wartet auch wohl noch halb Hollywood darauf, dass Nikki Finke aus ihrem einwöchigen Erholungsurlaub zurückkehrt und ihren Senf zu diesem DGA-Abschluss preisgibt ;-).
18. Januar 2008 um 17:41 Uhr
Solange wenigstens noch DOLLHOUSE pünktlich im Herbst startet, ist es mir eigentlich egal, ob es in der nächsten TV Season neue Serien oder keine geben wird. Zumindest denke ich, dass bisher mäßig laufende Serien wie „Dirty Sexy Money“, „Chuck“ oder auch „Pushing Daisies“ für die kommende Season verlängert werden und somit noch eine Chance bekommen sich zu etablieren.
18. Januar 2008 um 21:40 Uhr
[…] Nachtrag: In den USA kommt Bewegung in die Sache… […]
20. Januar 2008 um 00:58 Uhr
[…] sein dürfte – beschäftigt es sich doch mit dem Autorenstreik. Und in den scheint wohl wieder etwas Bewegung geraten zu sein, so dass ich denke, dass Ende Februar, wenn ich diesen Mammut-Text endlich fertig […]
20. Januar 2008 um 10:36 Uhr
@sab:
Du glaubst wirklich der Streik der Autoren könnte noch WOCHEN dauern 😯
20. Januar 2008 um 12:38 Uhr
Jepp, so stur wie beide Seiten bisher waren, wird sich das nicht in wenigen Tagen plötzlich einrenken. Die WGA steht zwar nun unter verstärktem Druck von außen (die Stimmung in der Öffentlichkeit könnte nach dem DGA-Deal kippen), aber eine rasche Einigung würde automatisch den faden Beigeschmack einer Niederlage tragen. Insbesondere da die im DGA-Vertrag vereinbarte Deckelung auf $1200 bei Internet-Streams im ersten Jahr bei einigen WGA-Gewerkschaftsmitgliedern auf harschen Widerstand stößt.
21. Januar 2008 um 14:41 Uhr
Betr.: Streikdauer
Und ich dachte immer, ich wäre ein Pessimist 😯
Ich hoffe immer noch, es gibt eine Einigung bis Ende Jan.; und dann könnten die ersten post-Streik Folgen Mitte Feb. fertig sein, so das die meisten Serien noch 6 bis 8 Eps bis Mitte April „rauskloppen“ könnten…
30. Januar 2008 um 10:46 Uhr
Ms Finke und Mr Ausiello berichten, dass die Verhandlungen bei den Autoren sehr gute Fortschritte gemacht haben sollen.
(Keine Ahnung, ob es die gleiche Quelle ist, und wieviel spin dabei ist).
30. Januar 2008 um 11:03 Uhr
Ich denke mittlerweile auch, dass es vor den Oscars zu einer Einigung kommt.
31. Januar 2008 um 10:30 Uhr
Wenn eine Einigung noch vor den Oscars kommen sollte ist dennoch fraglich, wieviel Eps noch produziert werden können. Da türmen sich nämlich einige Probleme auf.
31. Januar 2008 um 10:48 Uhr
Ich rechne damit, dass die meisten Serien die Produktion erneut aufnehmen werden. Man kann neue Episoden vorproduzieren und dann eben erst im Herbst zeigen. Für die aktuelle Season dürfte sich wegen „American Idol“ und den wenigen verbleibenden Sendewochen eine größere Relaunch-Promoaktion für die Networks kaum lohnen — sagte ja auch dieser Tage bereits Bryan Fuller. (http://www.serienjunkies.de/news/pushing-daisies-17218.html). Die Season ist bereits an die Wand gefahren, warum jetzt noch mehr Geld reinstecken.
Spannend wird auch die Frage, ob die Serien dann 22+x Episoden für die Season 2008/09 genehmigt bekommen (und dann 08/09 fast ohne Wiederholungen durchlaufen könnten) oder ob es bei normalen 22-Episoden-Orders bleibt.
Kopfzerbrechen bereitet diese Situation sicherlich auch den DVD-Produzenten … lohnt es sich, bspw. die neun Episoden von“Pushing Daisies“ schon auf DVD zu veröffentlichen und zu welchem Retail-Preis?
1. Februar 2008 um 09:26 Uhr
So sicher wäre ich mir nicht, dass sich das jetzt so schnell klärt. In der Berichterstattung ist doch viel „Spin“ dabei und besonderes Egomanen wie bspw. Nikki Funke (sp? *g*) wollen natürlich die ersten sein, die das Ende angekündigt haben.
Auch halte ich diese Season für so gut wie gelaufen. Wenn es noch neue Episoden gibt, dann vielleicht gerade genug um die May Sweeps zu füllen. Mehr werden die Sender möglicherweise garnicht wollen, immerhin muss es erst beim Zuschauer ankommen, dass der Streik beendet ist.