Archiv vom Januar 2008


David Milch talks

Dienstag, 8. Januar, 2008

Wer reichlich Zeit hat und schon immer mal einen Einblick in das Denken von Autor David Milch (Erfinder u.a. von „NYPD Blue“, „Deadwood“, „John from Cincinnati“) gewinnen wollte, kann sich ja mal die Video-Aufzeichnung einer Vortragsreihe „The Idea of the Writer“ anhören. Dort hat er Mitte Dezember über Gott und die Welt, sein Leben und den Autorenstreik philosophiert.

Ich habe bisher nur mal kurz in verschiedene Segmente ‚reingeschaut (es sind wohl neun Videos zu je 30 Minuten) und … naja, es ist etwas anstrengend, ihm zu folgen :-). Aber könnte vielleicht dennoch recht interessant sein. Somit dient dieser Blog-Eintrag auch primär als Erinnerung für mich, irgendwann mal in Ruhe seinen Äußerungen zu lauschen…

(via UnitedHollywood)

Golden Globes: Gala abgesagt

Dienstag, 8. Januar, 2008

Wie erwartet wurde die Golden-Globes-Verleihung in ihrer üblichen Form nun auch offiziell von der HFPA sowie NBC wegen des Autorenstreiks gestrichen. Stattdessen wird am Sonntag um 21 Uhr EST (3 Uhr CET) lediglich eine einstündige Nachrichten-Sondersendung ausgestrahlt, in dessen Rahmen die Gewinner in einer Art Pressekonferenz bekanntgegeben werden. Es soll aber vielleicht dennoch so etwas wie einen „Roten Teppich“-Empfang im Vorfeld geben, denn die Parties mit den Stars und Sternchen die alljährlich im Umfeld der „Globes“ stattfinden, werden auch dieses Jahr (zumindest zum Teil) abgehalten. Die Preisträger können sich im Verlauf des Abends ihre „Golden Globes“ einfach formlos bei der HFPA abholen — die langatmigen Dankesreden werden die Gewinner sicherlich auch noch irgendwie los…

Es ist zu erwarten, dass ProSieben ebenfalls zumindest diese Pressekonferenz überträgt, genaueres werden die sicherlich im Laufe des Tages/Woche in einer Presseerklärung bekanntgeben.

CBS zeigt "Dexter" ab Februar

Montag, 7. Januar, 2008

Schon im Dezember hatte CBS-Chef Les Moonves angekündigt, dass er gerne „Dexter“ und andere Serien von der Pay-TV-Tochter Showtime auf dem eigenen Network zeigen möchte, um die Auswirkungen des Autorenstreiks zu mildern. Heute kam die offizielle Ankündigung von Nina Tassler (CBS Entertainment President). Demnach wird die erste Staffel von „Dexter“ ab 17. Februar sonntags um 22 Uhr ausgestrahlt — natürlich in einer gekürzten Version „to meet broadcast television standards“. Das ist ja nichts Unübliches — viele PayTV-Serien laufen in einer  „sauberen“ Fassung als Wiederholung auf anderen Networks. Neu ist diesmal allerdings, dass es sich bei dem „anderen Network“ um eines der großen Broadcast Networks handelt. Um 22 Uhr kann man auch auf einem Broadcast-Network heutzutage schon einiges zeigen, aber dennoch dürfte vor allem beim Gefluche und bei so manchen Leichen-Darstellungen in „Dexter“ die Schere angesetzt werden.

Vier Sekunden "True Blood"

Sonntag, 6. Januar, 2008

… sind wohl alles, was man in den nächsten Wochen/Monaten von HBOs neuer Vampir-TV-Serie zu sehen bekommt. Die Dreharbeiten zu der Alan-Ball-Adaption der Sookie-Stackhouse-Romane begannen erst im Oktober 2007 und wie wir alle wissen, kam schon im November ein gewisser Autorenstreik dazwischen. Ursprünglich war eine Ausstrahlung in der ersten Jahreshälfte 2008 vorgesehen, aber das kann man wohl mittlerweile erstmal abschreiben — „je nachdem wie lange der Streik dauert“ (diesen Nebensatz kann ich eigentlich schon mal als Textbaustein festlegen, der kann dann „im Herbst droht ein Autorenstreik“ ersetzen).

Die besagten vier Sekunden erscheinen gegen Ende dieses Trailers in welchem die Programmhighlights 2007 und 2008 von HBO vorgestellt werden.

Und da ich schon Trailer poste, gibt es hier noch einen Link zu einem neuen Trailer zur kommenden zweiten Staffel von „Torchwood“ (mit James „Spike“ Marsters). Die neue Staffel startet am 16. Januar in/auf/bei BBC1. Bin mal gespannt, ob diese neue Staffel mich eher überzeugen kann als Season 1.

SuperRTL! (That's What She Said!)

Samstag, 5. Januar, 2008

SuperRTL zeigt heute (Samstag) abend um 23 Uhr „Das Büro“… und dahinter versteckt sich nicht die ProSieben-Serie mit Ingolf Lück … sondern die synchronisierte US-Fassung von „The Office“ (mit Steve Carell).

Also die deutschsprachige Version („Das Büro“) einer amerikanischen Serie („The Office“), die auf einem britischen Konzept („The Office“) basiert, aber nicht die deutsche Kopie („Stromberg“) eben dieser britischen Vorlage („The Office“) — die angeblich zuerst gar keine Kopie war.

Kapiert? Na, auch egal. Nach dem iTeam-Debakel ist es eh gleichgültig, wie oder wem man das erklärt. Stattdessen tut es ein genervtes KAUFT EUCH DIE DVDs auch. Die Quoten dürften bei dem Sendeplatz und dem Sender außerdem bestenfalls homöopathische Dosen annehmen.

(Ich hab natürlich trotzdem mal einen Timer programmiert … Verkehrsunfall, Gaffer und so)

2008: Man(n) trägt wieder Bart

Samstag, 5. Januar, 2008

baerte.jpgEs muss ein bisher unerforschtes, tief im Genom des männlichen Talk-Show-Hosts verwurzeltes Bedürfnis sein, in längeren (freiwilligen oder gezwungenen) Kreativpausen die Gesichtsbehaarung erstmal frei sprießen zu lassen. Vielleicht ist es auch nur Ausdruck eines ansonsten unterdrückten Revoluzzer-Drangs — aber mit Schmidt, Letterman und O’Brien auf der Liste der Musterexemplare kann man schon von einem stark verfestigten Trend sprechen. Aus purer Solidarität (logisch, nur deshalb) habe ich über die Feiertage den Rasierer auch einfach mal kühn ignoriert. (Angebote zur Übernahme einer Talkshow stehen aber noch aus. Dabei ist beim ZDF doch gerade ‚was freigeworden.)

Jay Leno hingegen trägt auch weiterhin sein markantes Kinn sauber rasiert zu Tage, obwohl auch er gerade eine zweimonatige Zwangspause absolviert hat. Seit Anfang November waren alle großen abendlichen Talkshows vom Bildschirm verschwunden: Tonight Show, Late Show, Late Night, Late Late Show (und weitere Permutationen der Wörter „Late“, „Night“ und „Show“) waren gleich die ersten Opfer des Autorenstreiks und liefen seither nur in Wiederholungen. Schmerzlich war das nicht nur für die Mitarbeiter der Talkshows sondern auch für die PR-Maschinerie von Hollywoods Entertainment-Industrie, die nun nicht mehr ihre neuen Filme, CDs oder Bücher auf diesem Wege promoten konnte.

Dann gelang Letterman Ende Dezember ein kleiner Coup und er konnte einen eigenen temporären Vertag mit der WGA aushandeln, der es seinen Autoren wieder ermöglichte, offiziell Gags für Letterman zu schreiben. Letterman hat den großen Vorteil gegenüber Leno & Co., dass er im Rahmen seiner Produktionsgesellschaft „Worldwide Pants“ selbst Chef seiner Talkshow (und der von Craig Ferguson) ist. CBS machte ihm dieses vertragliche Zugeständnis 1993 als Letterman frustriert über NBCs Wahl von Leno als Carson-Nachfolger eine neue berufliche Heimat suchte. Diese Unabhängigkeit ermöglichte es ihm nun, eigenständige Tarifverträge mit den Gewerkschaften abzuschließen.

Leno und O’Brien hingegen haben zwar auch eigene Produktionsfirmen (Big Dog bzw. Conaco), die ihre jeweiligen Shows co-produzieren, aber weder O’Brien noch Leno sind alleinige Eigentümer ihrer Shows, dies ist in beiden Fällen NBC Universal, welches nach wie vor von der Autorengewerkschaft bestreikt wird.

Dennoch gingen alle Shows diese Woche wieder auf Sendung. Gerade für Leno und O’Brien, die ohne Autoren auskommen mussten, war/ist es eine nette Demonstration der Improvisations-Fähigkeiten. Noch mehr als üblich sind die beiden nun darauf angewiesen, jeden kleinen Gag über die Zeit zu retten und die 42 Minuten Nettolaufzeit abzuwickeln. Vielleicht deshalb schalteten wie auch sonst mehr Zuschauer bei Leno als bei Letterman ein — eben um zu sehen, wie solch eine Show ohne Autoren funktioniert.
Conan alberte noch mehr herum als üblich und schlug die Zeit mit haarsträubenden Aktionen tot (die Zuschauern seines Strike-Blogs bereits vertraut sein dürften). Leno präsentierte einen soliden (selbstgeschriebenen) Standup, hat sich’s aber dadurch mit der WGA verscherzt — oder auch nicht, ganz so einig ist sich die Gerüchteküche noch nicht. Jedenfalls streitet man darüber, ob er als Mitglied der WGA den Eröffnungs-Monolog seiner Show selber schreiben darf oder nicht.

Der nach wie vor souveräne Letterman hingegen konnte trotz seines vermeintlichen Vorteils in Form eines Autorenteams die Quotenkrone (noch) nicht übernehmen, aber ich denke mal, dass sich das in den nächsten Wochen endlich ändern wird, wenn Leno die Reserven ausgehen und Letterman am Montag seinen Bart abnimmt. (Merkt man, dass ich Letterman gegenüber Leno bevorzuge? ;-). Nicht gerade einfacher wird es für Conan und Jay dadurch, dass auch die Gewerkschaft der Schauspieler (SAG) ihre Mitglieder dazu aufgerufen hat, bestreikten Sendungen nicht als Gast zur Verfügung zu stehen. Ohne Zweifel wird diese autoren- und schauspielerlose Situation für die Talkshows noch einige Wochen weiterbestehen.

Von dieser misslichen Lage sind nun auch die Golden Globes bzw. die ausrichtende Hollywood Foreign Press Association (HFPA) betroffen. Nahezu alle nominierten Schauspieler werden der Veranstaltung am 13. Januar wohl fernbleiben — ein Desaster für NBC, das die Show live übertragen wollte. Eine Awards-Show ohne Stars? Unvorstellbar. NBC sowie die HFPA suchen somit derzeit händeringend nach einer Lösung und hoffen wohl noch auf ein Wunder, denn sie haben eine endgültige Entscheidung auf Montag verschoben. Aber es ist wohl damit zu rechnen, dass die Show ausfallen wird oder in sehr stark modifizierter Form produziert wird. Bekanntgegeben werden die Gewinner wohl auf jeden Fall, denn die müssten eigentlich schon feststehen. Vielleicht lassen sie ja einen Praktikanten die Liste vorlesen und zeigen dann drei Stunden lang ein Testbild. Hätte vermutlich sogar noch recht gute Quoten.

Und wenn die Golden Globes schon vor dem „Abgrund“ stehen, dann kann man sich vorstellen, dass auch der Heilige Gral von Hollywoods Awards Season nicht unberührt bleiben wird: Die 80. Oscar-Verleihung am 24. Februar (Host: Jon Stewart) steht ebenfalls zur Zeit auf sehr wackeligen Füßen. Selbst ich möchte Jon Stewart nicht vier Stunden lang alleine im Shrine-Auditorium ‚rumimprovisieren sehen.

Momentan richten sich die Augen der Beobachter vor allem auf die Reaktion der Regisseuren-Gewerkschaft DGA, die nun mit Beginn des neuen Jahres ebenfalls ihre Tarifverträge mit der AMPTP neu verhandeln. Angesichts der extrem verfahrenen Situation zwischen Autoren und AMPTP könnten eventuell die Regisseure einen Muster-Tarifvertag auf den Weg bringen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Kurz vor Weihnachten ließen einige Gerüchtedealer sogar verlautbaren, dass die Studios und Networks den Streik zum Anlass nehmen wollten, um im TV-Business radikal aufzuräumen und den jahrzehnte-alten Rhythmus von Pilot-Season/Upfronts etc. komplett abzuschaffen. Dazu seien sie sogar bereit, die kommende TV-Season 08/09 zu „opfern“. Ich glaube, dass insbesondere dieses Taraa um ein Abschreiben einer weiteren TV-Season viel heiße Luft und Propaganda ist. Zumindest plausibel erscheint aber die These, dass die Tage der klassischen Upfronts gezählt sein könnten. Das alljährliche Buhlen um neue Serien (und die Zuschauer) hat den Networks in den letzten Seasons deutlich höhere Kosten aufgebürdet (man schaue sich nur mal die explodierenden Kosten für eine durchschnittliche Pilotepisode an — die es dann oftmals noch nicht mal on-air schaffen). Nun hat man vielleicht die Gelegenheit, um Zuschauer und Werbekunden an ein neues System zu gewöhnen.

Für Wirbel sorgte jenseits der TV-Branche heute das Gerücht um einen Coup des Studios United Artists, das wohl einen Letterman-ähnlichen Deal mit der WGA ausgehandelt haben soll. Damit könnte dieses von Tom Cruise/Paula Wagner geführte Studio nun neue Filmproduktionen deutlich vor der Konkurrenz auf den Weg bringen. Auch wenn UA ein vergleichsweise kleines Studio ist, so wären das (sofern es sich bewahrheitet) zunehmende Risse in der einst starren Front der Hollywood-Mogule. Und vielleicht bringt das der Schwarzmalerei und der Bart-Renaissance doch noch ein baldiges Ende.

 

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