Das Glas ist halb voll (hat aber ein Loch)

Eine schöne Umschreibung für „katastrophalen Quotenflop“ hat Variety in diesem schönen Übersichtsartikel zum bisherigen Verlauf der ersten Wochen der neuen TV-Season gefunden: „slow starter„. Musterbeispiel für diese „slow starters“ ist weiterhin „Pushing Daisies“, das gestern trotz schwacher Konkurrenz auf den anderen Networks auf gerade mal 6,3 Millionen Zuschauer kam und in der Zielgruppe nicht mal mehr mehr einen 2er-Share erreichte (1.9/ 6). Das ist kein Start, das ist ein Shutdown.

Die höhere Zuschauerzahl im Vergleich zur Vorwoche (5,5 Millionen) ist wohl lediglich auf das letzte TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten zurückzuführen, das in einigen Regionen der USA wegen der Zeitzonen-Unterschiede bereits um 20 Uhr beendet war und insgesamt mehr Zuschauer um diese Zeit an die Bildschirme lockte. Das wird somit sehr, sehr eng für „Pushing Daisies“ — mehr als 13 Episoden werden das wohl nicht mehr, wir können uns schon mal langsam auf den Abschied vorbereiten.

Noch so ein „langsamer Starter“ ist auch weiterhin „Chuck“, dem zwar nach wie vor die sablog-Trophäe der aktuell besten Broadcast-TV-Show zusteht (und mich auch wieder die „Best Of“-CD von Huey Lewis and the News hervorkramen lies), aber auch unverändert mit miserablen Quoten zu kämpfen hat.

Im Grunde ist wohl die komplette TV-Season bisher ein „slow starter“, die großen Breakout-Hits fehlen und viele Newcomer-Serien aus der letzten Season werden wohl noch vor 2009 die Produktion einstellen.

Somit kann man sich schon mal in Richtung Midseason orientieren — vielleicht beginnt die „neue“ TV-Season erst richtig im Januar/Februar, wenn auch die US-Wahlen (und hoffentlich die Finanzkrise) nicht mehr die Newszyklen dominieren sowie diverse neue Serien starten. Möglicherweise wird man in späteren Jahren rückblickend den Herbst von 2008 auch eher als Anhängsel der 2007/08-Season bezeichnen. Und dann wird man vielleicht auch versuchen, die Frage zu beantworten, ob der Autorenstreik Shows wie „Pushing Daisies“ und „Sarah Connor“ geschadet hat. Bisher wurde des öfteren argumentiert, dass der Streik diesen Shows die Chance zum dringend notwendigen „Reboot“ gab und dass sie unter normalen Umständen nicht über eine reguläre Staffel verlängert worden wären. Eine normale Staffel hätte aber immerhin 22 Episoden umfasst — um diese Zahl muss „Pushing Daisies“ jetzt schon kämpfen (9+13=22).

7 Antworten

  1. 1
    Nobby schrieb:

    “Chuck”, dem zwar nach wie vor die sablog-Trophäe der aktuell besten Broadcast-TV-Show zusteht

    Und wer gewinnt insgesamt? Womöglich sogar „True Blood“? Wo bleibt da eigentlich eine ausführliche Review? 🙂

  2. 2
    Clark schrieb:

    Du hast schon Recht. Ist echt traurig was momentan in der Serienlandschaft Amerikas abgeht. Bis auf The Mentalist sind doch alle neuen Serien unter den Erwartungen geblieben. Selbst von Fringe hatte man sich insgesamt doch sicherlich mehr erhofft.

    Besonders schlimm für mich ist, dass sehr viele Serien, die ich aktuell verfolge, eine neue Staffel wohl nicht erleben werden:
    TSCC, Prison Break, Pushing Daisies, Life, Eli Stone, Chuck.

    Gott sei Dank gibt es noch HBO und Showtime. Da muss ich mir um meine Serien wohl keine Sorgen machen. :=)

    Schöner Blog übrigens, gefällt mir ziemlich gut.

  3. 3
    sab schrieb:

    Und wer gewinnt insgesamt?

    Mad Men. Jede Episode ein perfekt inszeniertes Charakter-Drama der höchsten Güteklasse, wogegen das komplette restliche TV-Angebot noch blasser als sonst aussieht.

    Womöglich sogar „True Blood“? Wo bleibt da eigentlich eine ausführliche Review?

    Glaube nicht, dass ich dazu noch ‚was schreiben werde. Abgesehen von den atmosphärisch brillanten Opening Credits reißt mich die Show nicht vom Hocker. Habe allerdings auch den „Fehler“ gemacht, vorher die Buchvorlage zu lesen.

  4. 4
    Anonymous schrieb:

    Die Season kämpft einfach noch mit den Nachwehen des Autorenstreiks. Normalität wird wahrscheinlich frühestens im nächsten Jahr eintreten.

  5. 5
    mb schrieb:

    Vielleicht bin ich zu sehr Sopranos, Mad Men und Lost geschädigt, aber True Blood trägt mir einfach zu dick auf. Es passiert in jeder Folge irgendetwas „schockierendes“, doch selten ist es wirklich erarbeitet. Und dann die Vampirblut als Droge Geschichte. V – as in – Viagra? Geez.

    Trotzdem. Allein wegen der Opening Credits werd ich’s mir weiter ansehen. 😉

    Und was Chuck als beste Network Serie angeht. (Für mich The Office übrigens…wieder). Wirklich? Nach Folge 2×02 hab ich mich fast schon geschämt, das überhaupt anzusehen. Das war so flach, dass es sich wie eine Aneinanderreihung von Network Notes las. Mehr Chuck/Sarah Drama, mehr 60er Jahre Agentenserie!

    Aber auch hier. Der Theme Song. Der Theme Song. Sarah Lancaster. 😉

    Mad Men ist erneut eine Welt für sich. Desperate Housewives macht überraschend viel Spaß, der Zeitsprung tat der Show tatsächlich gut. Und auch The Office liefert wieder.

  6. 6
    redlock schrieb:

    Hier ein Erklärungsversuch, warum Serien, die „normalerweise“ schon eingestellt sein müssten, verlängert wurden bzw. die back-nine-order bekamen:

    http://www.hollywoodreporter.com/hr/content_display/television/news/e3ia353f77f11f28ab973f4c073ae33f212?pn=1

  7. 7
    sab schrieb:

    Und was Chuck als beste Network Serie angeht. (Für mich The Office übrigens…wieder). Wirklich? Nach Folge 2×02 hab ich mich fast schon geschämt, das überhaupt anzusehen. Das war so flach, dass es sich wie eine Aneinanderreihung von Network Notes las. Mehr Chuck/Sarah Drama, mehr 60er Jahre Agentenserie!

    Aber gerade das ist doch das Herrliche. Ein richtig großer Spaß mit gelungenen Anspielungen auf das Agenten-Genre, mit einer hübschen Portion Romantik-Drama. Das einzige, was mich im Moment stört, ist die Quasi-Aufteilung in zwei Serien: Einerseits die Ereignisse rund um Chuck und andererseits die Abenteuer der „Buy More“-Crew.

    Aber auch hier. Der Theme Song. Der Theme Song. Sarah Lancaster.

    Sarah Lancaster?? Yvonne Strahovski!! Julia Ling! 🙂
    (Und in gewisser Weise auch: Adam Baldwin!)

    Hier ein Erklärungsversuch, warum Serien, die “normalerweise” schon eingestellt sein müssten, verlängert wurden bzw. die back-nine-order bekamen:

    Danke, in der Tat ein interessanter Artikel. Ein schwache Wirtschaft ist also gut für absetzungsgefährdete Serien. Interessante Schlussfolgerung.

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