Erste Eindrücke III: The Forgotten & The Good Wife
The Forgotten
Auch nach über 60 Jahren und Millionen Sendeminuten schaffen es die amerikanischen Crime-Show-Autoren jedes Jahr aufs Neue, weitere Variationen des alten Crime-Procedural-Konzepts zu Papier zu bringen. Jedesmal wird an einer klitzekleinen Stellschraube gedreht, frisches Darsteller-Blut gesucht und fertig ist die nächste Krimiserie. Die Vorfahren von „The Forgotten“ waren wohl Serien wie „Cold Case“ und „Without a Trace“, nur dass diesmal eine Truppe von Freizeit-Ermittlern versucht, die Herkunft von unidentifizierten Mordopfern aufzuspüren. Jepp, Hobby-Detektive wie du und ich, die nach einem uninspirierenden Tagesjob abends beim Studium von Tatortfotos und Leichenbildern im geselligen Kreis gemeinsam entspannen. Kennen wir ja alle aus unserem Alltag. Christian Slater scheint sich sehr schnell von seiner letztjährigen High-Tech-Identitätskrise erholt zu haben und kämpft nun als Ex-Cop mit einer tragischen Vergangenheit für die vergessenen Opfer aus den Polizeiberichten. Dabei wird er von einer mehr oder weniger freiwilligen Truppe von Idealisten unterstützt, die verblüffend viel Freizeit und kollektive psychedelische Wahrnehmungsstörungen mit gefühlsduselig daherbrabbelnden Geistern haben und in ihrem Wahn sogar den netten Brian Krakow als Mörder verdächtigen.
Ganz klar muss ich eines ernsthaft anerkennen: Die Pilot-Episode überzeugt mit feinster Kamerarbeit, Schnitt- und Szeneneinstellungen. Auch wenn mir das nicht enden wollende kitschige Melodrama gehörig auf den Zeiger ging, so hat mich die stimmige und handwerklich exzellente Atmosphäre der Produktion mehrmals vom Abschalten abgehalten. Jerry Bruckheimer weiß, wie man melodramatische Crime-Shows auch auf ABC dick ins Szene setzt. Zu dumm, dass die Story so fürchterlich öde ist und sich bei dem Versuch, den Zuschauer mit möglichst vielen aufgeblasenen „Whodunit“-Finten in die Irre zu führen dann schließlich selbst ins Bein schießt, weil der wahre Tathergang eine einzige Lachnummer ist.
Auch wenn dieses Wortspiel dieser Tage sicherlich überall zu lesen ist (man möge mir verzeihen, ich bin nur ein Amateur): „The Forgotten“ ist zum Vergessen. *rimshot*
The Good Wife
Auch nach über 60 Jahren und Millionen Sendeminuten schaffen es die amerikanischen Legal-Drama-Autoren jedes Jahr aufs Neue, weitere Variationen des alten Anwaltsdrama-Konzepts zu Papier zu bringen. Jedesmal wird an einer klitzekleinen Stellschraube gedreht, frisches Darsteller-Blut gesucht und fertig ist die nächste Gerichtsserie. Bei „The Good Wife“ wurde aber diesmal definitiv an den richtigen Rädchen gedreht und ein sehenswerter Cast zusammengestellt. „The Good Wife“ zeigt Julianna Margulies als Ehefrau eines ehemaligen Staatsanwaltes, der durch einen möglicherweise fingierten Skandal zu Fall gebracht wurde. Da er nun im Knast sitzt, muss die Frau des Hauses wieder die Brötchen verdienen gehen und daher sie nimmt ihren alten Job als Anwältin wieder auf, den sie vor 15 Jahren wegen ihrer Familie an den Nagel gehängt hatte. Sie muss ganz unten in der Firmenhierarchie anfangen und wird prompt von ihren neuen Kollegen, Konkurrenten und Vorgesetzten (teilweise in Personalunion) kritisch beäugt und geschnitten: Kann sie wirklich ‚was oder wurde ihr der Job nur zugeschustert? Hatte ihr Mann wirklich eine Affäre und warum hat sie sich nicht scheiden lassen? All dies nagt sichtlich an ihr und es kostet sie einige Anstrengung, die Fassade(?) als „The Good Wife“ aufrechtzuerhalten. Dadurch sympathisiert man als Zuschauer eigentlich automatisch mit ihr und ist relativ schnell in die Story und die Charaktere investiert.
„The Good Wife“ ist hervorragend inszeniert, zehrt von erstklassigen Darstellerinnen (Julianna Margulies, Christine Baranski) und machte in der Pilot-Episode einen rundum guten Eindruck, trotz des abgenutzten Genres. Natürlich bleibt wie üblich die Frage bei diesen „ersten Eindrücken“, wie lange sie im Laufe der Staffel bestehen bleiben, aber wenn ich noch Lust und Zeit hätte, mich dauerhaft in eine Juristenserie zu investieren, dann wäre „Good Wife“ auf CBS sicherlich momentan ein Top-Kandidat.
24. September 2009 um 19:50 Uhr
Die Inszenierung von und die schauspielerischen Leistungen in „The Good Wife“ spielen wirklich in der oberen Liga mit. Man kann sicher schon jetzt sagen, dass es einer der wichtigen Serienneustarts dieser vermutlich auch eher unspektakulären TV-Saison war. Ich werde es auf jeden Fall weiterhin schauen. Gespannt bin ich, ob sich die Serie noch soweit steigern kann, als das es im kommenden Jahr mal keinen Drama-Emmy für Mad Men sondern The Good Wife gibt. Dazu ist durchaus Potenzial vorhanden, wären da nicht auf der anderen Seite die ganzen Fälle mit ihren kurzen Stories, die von Folge zu Folge in bester Anwaltsserien-Manier drohen abgearbeitet werden müssen.
The Good Wife-Kritik auf meinem Blog