Erste Eindrücke IV: Cougar Town, Eastwick, Mercy, Modern Family

Cougar Town
Bei der Besprechung von „Accidentally on Purpose“ hatten ja einige angedeutet, dass sie noch Potential in der Show sehen, wenn es um die Thematisierung des Altersunterschieds zwischen den Hauptfiguren geht. „Cougar Town“ wiederum ist trotz des behämmerten Titels aus meiner Sicht ein 22-minütiges Parade-Beispiel, wie man diesen „Konflikt“ wirklich in höchst unterhaltsamer Form in einem Half-Hour-Format unterbringen kann. Dagegen wirkt „Accidentally on Purpose“ endgültig nur noch wie ein lauer Abklatsch — auch wenn ich immer wieder betonen muss, dass wir hier nur über die Pilot-Episoden und „erste Eindrücke“ reden.

Courtney Cox spielt in „Cougar Town“ die vierzigjährige Jules, die nach ihrer Scheidung nun endlich wieder einen Anschluss an den Dating-Pool sucht. Doch natürlich gestaltet sich das alles nicht so einfach, wenn man jahrelang in einer festen Beziehung lebte, aus der Übung ist und einen 17jährigen Sohn hat.

Die Show hat dermaßen viele positive Aspekte, dass ich sie lieber gleich in Stichpunkten abarbeite:
++ Hauptdarstellerin Courtney Cox: Sie wirkt gerade im Zusammenspiel mit ihren Schauspieler-Kolleginnen viel besser integriert und nicht so gekünstelt wie Jenna Elfman in „Accidentally on Purpose“.
++ Das Script: Ohne umständliche und langwieriges Set-Up kommt die Show sofort zur Sache. Bill Lawrences Stil ist deutlich erkennbar und dürfte auch bei anderen „Scrubs“-Fans auf Gegenliebe stoßen.
++ Das Setting: Keine Multikamera-Sitcom, kein Laughtrack, sondern eine offene Single-Camera-Comedy macht auch von der Produktionsqualität einen vernünftigen Eindruck.
++ Perfekt besetzte Nebendarsteller: Christa Miller („Scrubs“) und Busy Philipps („Freaks & Geeks“) als sehr unterschiedliche Freundinnen von Jules bilden mit Courtney Cox ein harmonisches Comedy-Dreigestirn. Dan Byrd als gequälter Teenage-Sohn Travis, der sich vor den vermeintlichen Peinlichkeiten seiner Mutter kaum noch retten kann, ist ein weiteres Casting-Goldstück. Er spielt eine eigentlich ähnliche Rolle wie in „Aliens in America“, aber schon in der Show war er einer der wenigen Highlights. Dazu vervollständigen Brian Van Holt („John from Cincinnati“) als Ex-Ehemann Bobby und Ian Gomez („Felicity“) das runde Bild.

Ihr merkt schon, diese Episode hat mir großen Spaß gemacht: Gelungene Lacher und ein von Anfang an sympathischer Cast machen Lust auf mehr. Hoffentlich kann die Show den Unterhaltungsfaktor aus der Pilot-Folge auch in den kommenden Episoden halten. Ich weiß, der Vergleich zu der neuen Elfman-Sitcom wird langsam nervend, aber es würde mich interessieren, ob es Leute gibt, denen die Pilot-Episode von „Accidentally on Purpose“ besser als die „Cougar Town“-Folge gefallen hat.

Eastwick
Meh. Das ist ‚was für die Fans von „Charmed“, „Ghost Whisperer“ und vielleicht auch „Sex and the City“. Der Trailer sah seinerzeit fürchterlich aus, aber David Nutter hat mal wieder mit seinem talentierten Händchen insgesamt eine handwerklich solide Pilot-Folge gezimmert. Da viele Szenen auf dem „Warner Brothers“-Lot gedreht wurden, war ich jedoch oftmals mehr damit beschäftigt, diverse „Stars Hollow“-Locations in Eastwick-Dekoration wiederzufinden. Ich denke, die Zielgruppe dürfte mit dieser romantischen Märchen-Soap um drei moderne Hexen gut unterhalten sein und ich kann mir auch gut vorstellen, dass man mit dem Material und den Darstellerinnen mehrere Staffeln füllen kann — mein Ding ist es aber nicht.

Mercy
Bei diesem Krankenhaus-Drama wird sich die Jury noch einmal vertagen müssen, da bin ich noch sehr unentschieden. Gute Hauptdarstellerinnen, aber ein maues Drehbuch, das auf den ersten Blick wie eine entschärfte Kopie von Showtimes „Nurse Jackie“ erschien und vor allem in der zweiten Hälfte plötzlich ein akutes Tempo-Problem hatte. Viele Elemente wirken zu sehr formelhaft (die ungeschätzte Schwester, die hochnäsigen Ärzte, der Heiratsantrag kurz bevor der Liebhaber zurückkehrt, etc) und man hat den Eindruck, dass irgendetwas fehlt. Ursprünglich sollte „Mercy“ erst zur Midseason starten und die Pilot-Episode bis dahin noch mal überarbeitet werden, aber der kurzfristige Ausfall von „Parenthood“ (wegen Maura Tierneys Krankheit) sorgte für einen Schnellstart von „Mercy“. Mal abwarten, was daraus wird. Ich denke aber nicht, dass ich noch ein großer Fan werden könnte, dazu ist die Konkurrenz einfach zu stark.

Modern Family
Die erste große Überraschung in meinen Augen. Die halbe Show war zwar schon aus Trailern und Ausschnitten bekannt, aber im Gesamtzusammenhang machte diese Mockumentary über drei vollkommen unterschiedliche Familien (mit einer großen Gemeinsamkeit) erst richtig Spaß. Ich warte mal noch bis zur zweiten Folge (die man dann auch nicht schon zur Hälfte im Voraus kennt), bevor ich das hier als einen Hit deklariere, aber die Autoren müssten sich schon reichlich blöd anstellen, um „Modern Family“ noch an die Wand zu fahren. Da gibt es soviele potentielle Stories zu erzählen, dass sich locker zwei Staffeln damit füllen lassen sollten. Ähnlich wie bei „Cougar Town“ bekommt diese Show auch Bonus-Punkte für die Abkehr vom Sitcom-typischen Produktionsstil und den Verzicht auf einen Laugh Track.

15 Antworten

  1. 1
    Andi schrieb:

    Habe ich in deinem Blogpost noch Accidentally on Purpose ein wenig verteidigt, muss ich dir jetzt in Bezug auf (und Vergleich mit) Cougar Town auf jeden Fall zustimmen.
    Bei Cougar Town merkt man absolut, wie es gemacht wird / werden sollte. VIEL besser, bei gleichem Grundthema.
    Auch gefällt mir Courteney Cox in dieser Rolle viel besser als in ihrer letzten bei Dirt. Wenns so weiter geht: super.
    (Und Eastwick gefiel mir ganz gut – trotz Nichtzielgrupppigkeit ;).)

  2. 2
    Toub schrieb:

    Kann Deinem Review zu Modern Family und Cougar Town nur zustimmen. Ich dachte gestern während des Schauens nur: „Oh Mann, nochmal zwei gute Serien, die man abarbeiten muss.“

    Zu Cougar Town:
    Der Cast ist klasse, fand CCA wirklich sexy (kein Vergleich zu Ihren Friends-Zeiten) und spätestens als Bobby zu Slow Ride Rasen mähte, hatte mich die Show gewonnen. Befürchtete erst das „Cougar-Thema“ ist peinlich umgesetzt, aber war gut gemacht und klasse.

    Zu Modern Family:
    Ty Burrell fand ich ja schon in Back To you noch einen der Besten, aber in Modern Family als Phil ist er noch besser. Die Szenen mit dem New Boyfriend waren ja eigentlich alle Klischee, aber sehr witzig umgesetzt. Was war das eigentlich für ne gefährliche Spielzeugpistole :)?

  3. 3
    Schamotnik schrieb:

    Kann da meinen Vorpostern nur zustimmen. Cougar Town und Modern Family sind durchaus unterhaltsam, mit guten Schauspielern und ein paar feinen Lachern… sowohl cougar town als auch modern family wirken frisch und im gegensatz zu accidently on purpose sieht cougar town nicht wie eine 08/15 sitcom aus.. sehr vielversprechend alles.
    aber Toub so schön sagt.. wie soll man mit den ganzen Serien nachkommen??

  4. 4
    Cougar Town, Kritik « TV… und so schrieb:

    […] kann also Sascha vom sablog Recht geben: Cougar Town bietet vor allem symphatische Charaktere und gute Gags. Allerdings: […]

  5. 5
    milhouse schrieb:

    Wow. Toll zu sehen, dass alte Multi-Camera-Hasen wie Steven Levitan und
    Christopher Lloyd auch Single-Camera können. Und wie. Tolle Szenen und Ideen („Then I’ll shoot you at 4.15“), ich kannte keine Trailer, von daher war auch der Zusammenführungsmoment für mich ein echter „Wow!“-Effekt.

    Ty Burrell ist in der Tat genauso großartig wie in Back to You.

    Aber vor allem, wie großartig ist denn dieser kleine Mexikaner? Der schafft es echt mit ein paar Blicken, die „lustiger dicker Junge“-Nummer zu einem herzerweichenden Drama zu machen.

  6. 6
    SaschaW schrieb:

    Im direkten Vergleich mit Accidentally on Purpose hat Cougar Town deutlich die Nase vorn. Dabei fand ich Jennas neue Sitcom unterhaltsam. Ich finde es übrigens extrem lustig, dass Bill Laurence erneut seine Frau in einer Serie untergebracht hat. Leider hat sich die Dame ihr Gesicht durch OPs komplett ruiniert. Bedauerlich.

    Eastwick:
    Mir hat der Pilot richtig gut gefallen und das obwohl ich weder Ghost Whisperer noch Sex in the City schaue. Der Hauptdarsteller hat einfach eine Menge Charisma. Erinnert mich auch direkt an einen sehr jungen Jack. Mal schauen wie sich die Serie schlägt. Hoffentlich findet Jamie Ray Newman genug Zeit für Eureka Season 4.

    Mercy:
    Die Charaktere finde ich sehr erfrischend. Ich habe in den letzten Jahren kein Ärzte-Drama mehr gesehen. Das kommt mir bei Mercy zugute, selbst wenn der Fokus hier auf den Schwestern liegt. Die Serie wirkt einfach sehr realistisch und es gibt jetzt schon genug Charaktertiefe für spannende Geschichten.

    Modern Family:
    Hierzu hast du ja schon fast alles gesagt. Zum Glück waren die Quoten gut. Ich sehe hier eine Menge Potenzial. Die Wendung am Ende (eine Familie) kam wirklich überraschend.

  7. 7
    sab schrieb:

    Was war das eigentlich für ne gefährliche Spielzeugpistole 🙂 ?

    Das war wohl eine Art Mini-Luftgewehr, das kleine Kügelchen verschießt.

    Und weil es irgendwie dazu passt: Aus einem Interview mit Ty Burrell:

    Where did the inspiration for the air gun shooting scene come from?
    Believe it or not, that comes from a true story. And the kid died. Seriously, Steve Levitan [wrote it] almost word for word. He videotaped it, and both he and his son were laughing so hard. His son was wearing all that stuff and loaded up because he made a promise that if he were to shoot any living thing then he was going to be shot, and his [Steve’s] wife held him to it. That kid had safety goggles and all that stuff.

    http://www.bryanreesman.com/blog/2009/09/23/ty-burrell-the-whack-dad-who-thinks-hes-the-rad-dad/

    Leider hat sich die Dame ihr Gesicht durch OPs komplett ruiniert. Bedauerlich.

    Ach, sie ist aber dafür eine Ideal-Besetzung für eben genau diesen schönheits-fanatischen Typ Frau. Und es hilft ihr auch, trockene Pointen ohne jedwede Regung im Gesicht ‚rüberzubringen. Ich find‘ sie klasse.

  8. 8
    mb schrieb:

    Bei Modern Family habe ich so ein Arrested Development Gefühl. Aber dazu passen irgendwie die Quoten nicht. Ich muss mich irren!

    Ich mag Bill Lawrence Stil und Humor. Christa Miller und Busy Phillips sowieso. Aber das Konzept und die Charaktere von Cougar Town lassen mich kalt. Ich will nicht sehen, wie diese Mutti da nach Männern streunt. Und noch weniger, was die Leute in Agrestic darüber denken.

  9. 9
    sab schrieb:

    Ich will nicht sehen, wie diese Mutti da nach Männern streunt. Und noch weniger, was die Leute in Agrestic darüber denken.

    In der zweiten (auch wieder sehr unterhaltsamen und flotten) Folge stand dieses „Streunen nach Männern“ auch etwas im Hintergrund, das entwickelt sich mehr zu einer allgemeinen Midlife-Crisis-Show.

    Auch „Modern Family“ hat in der zweiten Folge nicht enttäuscht.

  10. 10
    Sam schrieb:

    Bei „Cougar Town“ Folge 2 habe ich mich fast totgelacht!

    Zu „Mercy“.
    Diese Serie hat wirklich starke Potential. Die 2. Folge fand ich recht gut und viel besser als die erste. Parallelen zu „Nurse Jackie“ sind weniger Prominenter als die Parallelen zu „Grey’s“. Meine Meinung nach würde da eher von „Grey’s“ kopiert als von „Jackie“.
    Ich schließe mich an die Kritik an, dass der 20h Sendeplatz etwas zu früh für die Serie ist ( genauso für House). Sicher wär man an einem 21h oder 22h erfolgreicher da. Die Quoten sind auch nicht schlecht gewesen.

    Off-topic…. was denkt ihr, wie lange dauert es bis NBC den Primetime umbaut und den Dienstag und Donnerstag wieder für Serien freigibt und Leno nur noch Mo, Mi und Fr talkt?

  11. 11
    redlock schrieb:

    Cougat Town Folge 102 war nur mäßig

    Modern Family 102 hatte ein paar echt gute Momente, der „allgemeine Ton“ war mir aber zu rührselig (wie toll sind die ´doch die modernen amerik. Familien :rolleyes: )

    Leno bleibt mindestens bis zu den Winterspielen 5x die Woche.

  12. 12
    sab schrieb:

    Ich glaube nicht, dass NBC an der Leno-Ausstrahlung in dieser Season irgendwas ändert. Das wäre die ultimative Niederlage für NBC und Leno hat im Vorfeld deutlich gemacht, dass er die „Alles-oder-Nichts“-Schiene verfolgt. Was sollte NBC da auch noch senden? Soviele Comedies haben die nicht mehr auf Lager und die neuen Dramen laufen auch mehr schlecht als recht.

  13. 13
    SaschaW schrieb:

    Eastwick nun abgesetzt. Umso besser für Eureka Fans. Nun bitte noch Hank weg vom Bildschirm. 😀

  14. 14
    Mitternachtsspatz schrieb:

    Vermutlich erzähle ich hier niemandem etwas Neues, aber Sabs Wunsch bezüglich Hank ist zwischenzeitlich in Erfüllung gegangen… 😉

  15. 15
    Mitternachtsspatz schrieb:

    PS: Ich merke gerade, dass es hier mehrere Saschas gibt. Nicht Sabs Wunsch sondern der von SaschaW ist in Erfüllung gegangen. Sorry für die Verwechslung!

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