Erster Eindruck IX: White Collar
Auf dem kleinen USA Network lief in dieser Woche eine weitere Krimi-Serie an: „White Collar“ mit Tim DeKay als engagierter FBI-Ermittler Peter Burke, der sich ausgerechnet den verurteilten „con artist“ Neal Caffrey (Matthew Bomer, „Chuck“) als neuen Assistenten aussucht. Gemeinsam versuchen sie anderen „Edel-Gangstern“ auf die Schliche zu kommen, die besonders elaborate Raubzüge planen. Es geht also weniger um Mord und Totschlag wie in anderen Krimis, sondern dies ist eher eine Show im Stil von „Hustle“, „Ocean’s Eleven“ und „Leverage“ — nur eben aus der Sicht der FBI-Agenten. Der „gute“ Gangster Neal ist dabei ein überaus smarter und geschickter Typ, der andere Menschen schnell um den kleinen Finger wickeln kann und somit stehen ihm ganz andere Türen offen als dem in seinen Job investierten FBI-Ermittler Burke.
Dennoch konnte die Show in der Pilot-Episode mich nicht so recht überzeugen. Zwar recht nett und unterhaltsam inszeniert, wird es oftmals doch etwas mühselig mit der „suspension of disbelief“, vor allem wenn Neal innerhalb kürzester Zeit an Informationen kommt, die ihm der FBI-Agent mit nur minimalem Misstrauen glaubt und selbst wie ein dummer Schulbub aussieht. Viele Dinge laufen einfach zu glatt, Neal kann sich in kürzester Zeit ins Haus einer reichen Witwe hineinkomplimentieren — und dann sieht man seine Gastgeberin für den Rest der Episode nicht mehr. Das kleine bisschen Arc-Mystery um Neals verschwundene Freundin oder Burkes verzweifelte Suche nach einem Hochzeitstags-Geschenk für seine Ehefrau (Tiffani Thiessen) in der Pilotfolge sind auch nicht unbedingt sonderlich spannend.
Kurz: Ganz nett, aber etwas zu kitschig. Angesichts der niedrigen Produktionskosten aber erstaunlich gut im Vergleich zu den überproduzierten Hochglanzshows auf dem Mutter-Network NBC.
Allmählich drängt sich wohl wirklich die Frage auf, warum NBCUniversal nicht einfach mit der Programm-Kannibalisierung des kleinen Cable-Ablegers USA Network beginnt, um das Portfolio seines Sorgenkinds NBC aufzufrischen. Shows wie Monk, Psych und Burn Notice wären doch angesichts des optimalen Preis-/Leistungsverhältnis eine ideale Ergänzung zu der Low-Cost-Strategie à la „Jay Leno Show“. Und viel schlechter als die aufwändig (und teuer) produzierten Flops mit Namen wie „Trauma“ oder „Mercy“ würden die sicherlich auch nicht laufen.
Aber dazu wird es nicht kommen, zu groß ist das Risiko, dann am Ende auch noch mit einem ruinierten USA Network dazustehen. Und seit Ben Silverman bei NBC „gegangen wurde“, scheint man bei NBC zwar für diese Season erneut den vierten Platz in der Broadcast-Network-Hierarchie zu akzeptieren. Aber ich glaube, man wird nach dieser Season einen deutlichen Schlussstrich unter die Silverman-Ära ziehen. Die Affiliates sind schon arg mürrisch, weil ihre Einschaltquoten um 23 Uhr zum Teil um ein gutes Viertel zurückgegangen sind und das dürfte Mitte 2010 dann wohl auch das Ende für das Jay-Leno-Experiment bedeuten. „Southland“ hat man ja schon in spektakulärer Weise vor dem Start der zweiten Staffel abgesetzt (TNT ist wohl interessiert), „Trauma“ bekommt keine weitere Episoden-Order und wird nach 13 Folgen enden. Dafür darf vermutlich „Chuck“ bereits im Januar wieder ‚ran und insgesamt 19 Episoden produzieren. Dennoch sind aber jegliche Hoffnungen für eine weitere Staffel von „Chuck“ in 2011 deutlich verfrüht. Auch bei „Heroes“ deutet vieles auf ein Ende nach dieser Staffel hin.
Anders gesagt: Im Herbst 2010 dürfte bei NBC ein radikaler Neuanfang anstehen. Vielleicht sollte man sich mal ein Beispiel an den Shows auf „USA Network“ nehmen.
30. Oktober 2009 um 19:07 Uhr
ich fands ganz nett, und werd wohl erstmal dranbleiben
was mir aufgefallen is: Tiffani Thiessen hat sich nich grad gut gehalten. Wenn ich denk, wie hot die vor paar Jahren bei Fastlane noch war … 😀
ps: und nen toten gabs ja trotz allem auch in der Folge 🙂
31. Oktober 2009 um 11:07 Uhr
Auch ich fand die Pilotfolge ganz unterhaltsam. Klar, sie hat die von sab angesprochenen „Fehler“. Dennoch, mir gefiel’s.
@Anubiz:
Tiffani war zu Fastlane Zeiten Ende 20 (sie ist Jahrgang 1974), jetzt ist sie Mitte 30. Und dafür sieht sie immer noch gut aus bzw. hat sich recht gut gehalten 😉
1. November 2009 um 23:44 Uhr
Die Pilotfolge fand ich eigenltich ganz unterhaltsam, aber recht unspektakulär. Bei der zweiten Folge erkennt man IMHO etwas mehr, wo es wöchentlich hingeht. Und das gefällt mir eigentlich ganz gut.
4. November 2009 um 15:20 Uhr
Ich fand’s ok, weitaus besser als andere Sachen vom Sender; Royal Pains z.B. fand ich unerträglich. Matt Bomer sieht natürlich fast ein bisschen zu gut aus um wahr zu sein, aber warum sollen wir Mädels nicht auch mal wieder Eye Candy in einer Hauptrolle zu sehen bekommen?? 😉