Heroes
Inhalt in einem Satz: Ganz normale Menschen entwickeln Superkräfte. NBC.
Leichte Spoiler voraus.
Pilot Quick-Preview: Ich bin sehr überrascht von der ruhigen, fast schon behutsamen Umsetzung des Konzepts. Da hätte man locker eine platte „Freak of the Week“-Actionshow daraus machen können, doch man geht das Thema etwas zurückhaltender an und orientiert sich stärker an den Erzählmethoden bekannter Comic-Mythologien. Natürlich gibt es ein paar sehenswerte Special-Effects, aber sie stehen nicht unbedingt im Mittelpunkt dieses Dramas. Nein, es wird stattdessen sehr viel Zeit in die Entwicklung der Charaktere gesteckt. Und im deutlichen Gegensatz zu „Jericho“ gelingt das in meinen Augen auch im vollem Umfang: Alle Charaktere der Pilotepisode haben mich auf Anhieb interessiert. Allerdings kommen in den folgenden Episoden ja noch weitere Personen hinzu — also dies erstmal unter Vorbehalt. Auch wird die finale Episode etwas kürzer und anders geschnitten sein, was zu Lasten ruhigerer, dialoglastiger Szenen gehen dürfte. Zudem ist der noch ausstehende Greg Grunberg Subplot etwas actionreicher.
Die Philosophie der Episode erinnert stark an klassiche Superhero-Comics und an die jüngsten „Spiderman“-Verfilmungen. Es ist die Geschichte von ganz normalen Menschen, die über sich hinauswachsen — und den inneren Konflikten, die damit einhergehen. Das dürfte auch viele Zuschauer ansprechen: Da werden ganz normale Menschen porträtiert, die aber eine Sehnsucht nach Größerem haben.
Auch viele visuelle Bits wecken leichte Erinnerungen an die Sam Raimi-Verfilmungen. Vielleicht ist man hie und da etwas knapp an der Grenze zum Kitsch (vor allem mit den Voice-Overs zu Beginn und Ende), aber insgesamt gesehen hat es in meinen Augen funktioniert. Es ist auch etwas deutlich anderes als die „Smallvilles“ und „Point Pleasants“ dieses Genres, auch wenn die Serie statt auf NBC auch durchaus in das WB/CW-Lineup gepasst hätte. Produzent und Regisseur David Semel ist ein alter Fuchs im Teen-Genre (u.a. „Roswell“, „Beverly Hills 90210“, „Buffy“, „Angel“, „Party of Five“ und „Dawson’s Creek“) und das spürt man insbesondere beim Segment der Teenagerin mit Superkräften, aber auch der Part des japanischen „Star Trek“-Fans ist sehr sympathisch und echt inszeniert.
Ähnlich wie bei „Lost“ baut die Serie auf ein größeres Schauspieler-Ensemble auf. Es gibt zwar eine zentrale „Anker“-Figur, bei der wohl alle Fäden zusammenlaufen werden, doch der Cast ist eigentlich gleichberechtigt. Das macht die Geschichte ab einer gewissen Größe natürlich unübersichtlich und für den Gelegenheitszuschauer unattraktiv. Das Casting wiederum kann als durchaus gelungen bezeichnet werden — selbst Milo Ventimiglia, der mir eigentlich immer gewisse Magenschmerzen verursacht, gefällt mir recht gut. Und auch 10 Jahre nach „Profit“ freue ich mich immer noch, wenn ich Adrian Pasdar sehe.
Fazit: Man kann nur hoffen, dass die Serie einen genügend starken übergreifenden Arc entwickelt, um nicht in ein laues „Freak of the Week“-Serial zu mutieren (siehe „The 4400“). Doch die Pilotepisode verspricht eine interessante Zukunft — sie ist ungewöhnlich, aber nicht over-the-top; Sie ist mysteriös mit einem gewissen Gänsehaut-Faktor, aber sie behält einen Bezug zur Realität; Sie zeichnet Konflikte, aber ohne plumpe Genre-Klischees (und vor allem ohne Luftröhrenschnitte). Und sie ist handwerklich sauber auf Film gebannt — sie macht Lust auf mehr. Insbesondere Comic-Fans dürften (und sollten) bei dieser Serie hellhörig werden. Ob die Show jedoch genügend begeisterte Zuschauer ausserhalb der Comicfans-Fraktion finden kann, bleibt das große Fragezeichen — und wird wohl auch von NBCs Promotätigkeiten abhängen.
23. Juli 2006 um 13:17 Uhr
hm, klingt eh sehr nach 4400 meets xmen 🙂 – wobei ja sich ja bei 4400 auch schon eine »Bruderschaft der pösen Mutanten« gebildet hat 😀
aber wenn es auch nur annähernd so gut wie 4400 wird, darf die serie gerne kommen 😉
aber laut serienjunkies is die serie sehr episch ausgelegt, also als her mit den ersten paar eps!
23. Juli 2006 um 15:40 Uhr
HEROES ist die Serie worauf ich am meisten freue.
Während der ersten Paar Minuten der Pilot war ich etwas gelangweilt, ich hatte eine ‚BOOM‘ start a la LOST erwartet. Nach ca. 25minuten war ich ‚totally hooked on‘ und habe mich gewundert ob ich tatsächlich bis Ende September auf weitere Folgen warten würde.
Sasha hat eine sehr gute und passende Review gemacht.
HEROES wurde vorgestern während der San Diego Comic-Con gezeigt. Laut TheFutonCritic ist der Pilot ganz anders als der Screener den die meisten gesehen haben.
„All in all, it’s about 15 minutes of new footage and it without
a doubt adds a lot to the show providing a new sense of urgency
to the proceedings as well as tying together several
other subplots“
Das hört sich gut an. Ich hoffe wirklich dass dieser Serie ein Erfolg wird. Mit Deal or No Deal als (guter) Lead-In kann man nur hoffen, dass die 16Mio+ Zuschauer von DOND dran bleiben werden.
Hier ist der Link zum nachlesen.
http://www.thefutoncritic.com/rant.aspx?id=20060721_heroes
23. Juli 2006 um 16:01 Uhr
Also ich bin doch etwas enttäuscht vom ersten Teil des Piloten. War zwar ganz meistens ganz nett anzuschauen, aber so richtige Spannung kam selten auf. In diesem Punkt waren die Piloten von „The Nine“ und vorallem „Traveler“, aber eigentlich auch „Jericho“ besser. Ich hoffe das im zweiten Teil etwas klarer wird in welche Richtung die Serie überhaupt geht. Den das Konzept gefällt mir eigentlich schon sehr gut (auch wenn es eigentlich nicht wirklich etwas neues bietet). Und Klischees gab es ja wohl auch einige. Allein schon der Spruch „We only use 10% of our brains!“ (was übrigens falsch ist).
24. Juli 2006 um 17:02 Uhr
jo, weiß auch nich wie die leute immer noch meinen, die natur würde uns ein riesenhirn geben (das mordsmäßig viel energie benötigt!) und dann würde das nich genutzt, tztz – nur weil man nich weiß, was es alles so macht 😀
PS: immer wieder staunlich, wie zeittotschlagshows wie DOND so erfolgreich sind …
gabs das übrigends bei uns vor paar jahren nicht schonmal auf rtl mit linda de Mol und anderem namen? (und 2 mio im größten koffer)?
25. Juli 2006 um 14:04 Uhr
@Anubiz
Ja, ‚Der Millionendeal‘ lief bei Sat.1 mit Linda de Mol. Bei solchen Shows braucht man ja gar nicht denken und folglich kommen die auch gut an.Couch-potato-mäßig hinsetzen und glotzen!
Da wollen eh viele sehen wie der normale otto-verbraucher Bürger reich wird….
21. Oktober 2006 um 17:51 Uhr
[…] Kritik bei Sablog […]