Studio 60 on the Sunset Strip
Inhalt in einem Satz: Eine „Saturday Night Live“-ähnliche Show bekommt nach Turbulenzen zwei neue Chefs. Drama, NBC.
Quick-Preview: Ich kannte zwar schon weite Teile des Scripts, aber das konnte nicht viel von der Freude über diese Pilot-Episode nehmen. Sorkin is back. Und er lieferte ein rundum solides Werk. Vielleicht schon fast zu solide — irgendwie kann man die Anspannung durch die hohen Erwartungen, die auf Cast & Crew lasten, in fast jeder Einstellung spüren. So richtig vom Sockel hauen kann die Show dann nicht unbedingt — die Eröffnungssequenz mit dem Ausraster des „Studio 60“-Chefs las sich auf Papier irgendwie besser.
Die Dialoge sind nicht ganz so flott wie im „West Wing“ und ein paar Anspielungen auf die TV-Industrie verlangen zumindest etwas Hintergrundwissen über die Gepflogenheiten in diesem Gewerbe — was wohl nicht jeder Zuschauer mitbringt. Dennoch ist es eine spannende Show mit interessanten und sorgsam ausgearbeiteten Charakteren auf sehr hohem Niveau. Ich hatte schon beim Lesen des Scripts „angebissen“ — insofern musste mich die Episode kaum noch überzeugen.
Matthew Perry gefällt mir deutlich besser, als ich von den ersten Ausschnitten erwartet hätte, während Amanda Peet noch etwas eindimensional wirkt. Sarah Paulson („Jack & Jill“) unterstreicht wiedermal ihre „Geheimtipp“-Qualitäten.
Ansonsten fällt mir zu der Pilot-Episode nichts ein — es ist einfach ein sehr gutes Drama, auch wenn der (erhoffte?) „Wow“-Effekt ausblieb. Dazu waren die Erwartungen auch schon zu hoch. Und Sorkin spielt seine Stärken bekanntermassen ja vor allem in der konstant hohen Qualität seiner Episoden über den Verlauf einer Staffel aus.
Fazit: Must-See TV. Wenn es auch im Grunde nichts sensationell neues ist, sondern im Grunde nur eine solide Fortführung der erfolgreichen „Sports Night“/“West Wing“-Ära von Schlamme und Sorkin, so zeigt der Pilot auf jeden Fall, dass die beiden ihr Handwerk nicht verlernt haben. Ob es allerdings langfristig der große Zuschauerhit wird, ist meiner Ansicht nach noch recht offen: Die Pilot-Episode dürfte zwar dank des immensen Buzz im Vorfeld Top-Einschaltquoten für NBC einfahren. Aber ob sie sich auf diesem hohen Niveau halten kann, ist fraglich. Die Konkurrenz im Drama-Genre hat aufgeholt und daher wird viel davon abhängen, wie die ersten paar Episoden beim Durchschnitts-Amerikaner ankommen. Emmys wird es aber wohl so oder so regnen.
27. August 2006 um 22:59 Uhr
Nachdem ich in letzten TV season scripten und sides fuer Nip/Tuck gelesen war die Freude beim zuschauen herabgesetzt. Folglich habe keine einzige script fuer Studio 60 gelesen- und wurde fuer meine Geduld belohnt.
Was fuer ein excellentes Werk!
Da kann ich NBC nur viel Erfolg wuenschen. Der Montag wird ein wahrer Genuss- Heroes & dann Studio 60 on the Sunstet Strip! WOW
28. August 2006 um 08:51 Uhr
Eins steht fest wenn die Serie nicht gleich einschlägt wird sie sofort gecancelt. Die Produktionskosten müssen ja immens sein.
28. August 2006 um 09:30 Uhr
Nunja, „Studio 60“ ist auch ein Prestigeobjekt von NBC. Eine Absetzung direkt nach den 13 bereits georderten Episoden wäre da nur ein Schritt für den absoluten Notfall. Zudem würde man es sich mächtig mit Sorkin und mit Warner Brothers (DVD-Release!) verscherzen.
Ich denke, dass eine komplette Staffel selbst bei mauen Quoten sicher ist. Und wie bereits geschrieben, die ersten zwei bis drei Episoden dürften auf jeden Fall sehr gute Quoten einfahren.
28. August 2006 um 15:46 Uhr
Ich war absolut begeistert und sofort „hooked“ von dem Piloten.
Und in der Schlußeinstellung hatte ich dieselbe Gänsehaut wie damals, als Pres. Bartlett seinen ersten Auftritt hatte.
28. August 2006 um 16:57 Uhr
Also übermässig begeistert war ich nicht wirklich. Es war natürlich solides Handwerk von Sorkin, Schlamme, Perry, Bradford und den anderen, aber es bleibt abzuwarten, wie sich die Show hinter der Show entwickeln wird. Angucken werd ich sie mir auf jeden Fall trotzdem.
Denn: Da haben wir endlich mal wieder eine Show, bei der man nicht mehr Magenkrämpfe wegen schlechtem, seelenlosem Storytelling bekommt, man muss nicht bangen, dass die Show eine halbe Staffel übersteht. All die Strapazen der letzten Herbstseasons bleiben dem gebeutelten TV-Junkie bei Studio 60 dann ja hoffentlich erspart. Wie sehr mich doch mieses Fernsehen mittlerweile aufregt. West Wing konnte zu letzt zwar noch bedingt überzeugen (wann immer John Wells nicht das drehbuch zur folge schrieb war es in staffel 6 und 7 zumeist angenehme unterhaltung, wenn auch bei weitem nicht so gut wie zu sorkins zeiten), Lost season 2 war zu 80% murks („They Took My Son“) und Veronica Mars war auch nicht so gut wie in der ersten Staffel. Zum Glück gabs da noch Battlestar und House. Naja. Wie dem auch sei. Mit Studio 60 bekommen wir endlich wieder herrliche Fernsehkost, gut gewürzt, wohl portioniert mit jede menge leckerchen verteilt über eine staffel. das wünsche ich mir zumindest von der serie. hoffen wir, dass es so gut wird. sonst muss ich mir ernsthaft überlegen den fernseher (symbolisch) aus dem fenster zu werfen.
29. August 2006 um 12:36 Uhr
ich kann deinen pessimismus nicht nachvollziehen. es gab und gibt doch eine menge an guten shows. mit deadwood ist die beste leider gerade von uns gegangen (an die 2 „movies“ glaube ich nicht).
29. August 2006 um 13:10 Uhr
Ich bin auch eher der Meinung, dass wir uns derzeit noch in einer recht guten Phase hinsichtlich „Quality TV“ befinden. Auch wenn „Lost“ und „Veronica“ etwas nachgelassen haben, so sind das immer noch sehenswerte und unterhaltsame Serien, die meilenweit von der „Guilty Pleasure“-Kategorie entfernt sind (in der zumindest bei mir Shows wie „Gilmore Girls“, „Desperate Housewives“ und „Grey’s Anatomy“ vertreten sind). Dazu „House“ und „Medium“ sowie das sicherlich nicht schlechte CSI. Auch im Comedy-Bereich gibt es mit „Scrubs“, „HIMYM“, „Old Christine“, „The Office“ und „Earl“ einiges, das den Schmerz über den Verlust von „Arrested Development“ dämpft. Und dann ist da ja noch „Weeds“ — da wächst ein neuer Klassiker heran.
Wenn man dann auch mal auf die „kleinen“ Networks schaut: „Monk“ und „Psych“ sowie „Eureka“ bieten ebenfalls ganz passable Unterhaltung (wenn auch mit sehr wechselhafter Performance) — ganz zu schweigen von dem exzellenten „Galactica“.
Kurz gesagt: Der Anteil der „ganz passablen“ Shows hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen — echte Rohrkrepierer sind seltener.
Allerdings würde ich schon gerne mal wieder eine Herskovitz/Zwick- oder eine Whedon/Minear-Show sehen.
1. September 2006 um 20:44 Uhr
okay vielleicht war ich doch etwas sehr frustriert wegen anderer dinge und hab dafür ungerechter weise eigentlich ganz passable serien kritisiert…
ich stimmte dir zu sab: wo bleibt die neue herskovitz/zwick oder whedon/minear show? aber diesmal dann bitte mit ner längeren lebenszeit als ner halben staffel. über die ganzen (way to early)-cancellations der letzten zeit wird man ja echt noch depressiv *g*.
5. September 2006 um 10:18 Uhr
Ein bißchen offtopic: Auf Pro7 gab es mal (2003?) eine bitterböse Serie um einen Filmproduzenten (Dialoge kreisten dabei meist um Themen wie die notwendige Fettabsaugung am neuen Filmsternchen oder einen gemeinsamen Einlauf mit John Goodman). Verschwand leider nach einer Staffel. Kann sich zufällig noch jemand an den Titel erinnern? Ewiges googlen hat mir nicht weitergeholfen…
5. September 2006 um 11:34 Uhr
Da fällt mir im Moment nur „Action“ mit Jay Mohr und Ileana Douglas ein. Stammte aus ’99/2000, lief aber auf Sat.1 AFAIR. „Grosse Pointe“ könnte vielleicht auch in Frage kommen.
5. September 2006 um 12:00 Uhr
Action war´s! Danke! Schickes Blog, btw.
5. September 2006 um 16:55 Uhr
Action lief tatsächlich auf Pro7. Die hatten ja mal einen Comedy-Sendeplatz am Montagabend um 0:30 Uhr, auf dem zumeist Chaos City (Orginal Spin City) lief.
14. September 2006 um 14:13 Uhr
Meine Erwartungen hat „Studio 60“ erfüllt. Allerdings habe ich auch nicht erwartet das mich der Pilot total vom Hocker haut (diese Erwartungshaltung ist auch so gut wie unerfüllbar). Etwas grundlegend Neues kann man von jemanden der bereits zwei „Behind the Scene“-Serien gemacht hat kaum erwarten. Wobei ich schon finde das sich die Grundpremise doch schon von SN und TWW unterscheidet, wo man gleich mitten ins geschehen geworfen wird und sich fast alle Charaktere schon kennen und wissen was sie zu tun haben.
Zum Thema „Quality TV“: Ich stimme sab zu. Wirklich schlechte Serien gibt es immer weniger. Dafür gibt es mehr Mittelmaß. Serien mit hoher Qualität gibt es auch genug. Hier tun sich IMO besonders die Premium Cable Sender HBO und Showtime hervor, aber auch FX. Aber auch die restlichen Sender haben meist 1-2 qualitativ hochwertige Serien im Programm.
26. September 2006 um 18:30 Uhr
[…] Auf meiner "Zu beobachten"-Liste stehen auch noch Faceless, Shark, Six Degrees, Justice und vor allem Smith mit Ray Liotta (Gangster planen den großen Bruch; sozusagen The Heist oder Ocean’s Eleven als Serie) und Studio 60 on the Sunset Boulevard mit Matthew Perry und Amanda Peet in den Hauptrollen. Hier eine deutsche Review von sab, dessen Seiten sowieso jeder serienaffine Junkie in den Bookmarks haben sollte (vor allem den US-Serienplaner). […]