Battlestar Galactica: Holy Frak!

Es dürfte wohl kein Spoiler sein, wenn ich anmerke, dass das Season-3-Finale von „Battlestar Galactica“ den Erwartungen der Fans überaus gerecht wurde. Alles andere ist aber ein fetter Spoiler, und zwar einer der Windstärke 12, bei dem man sich *wirklich* heftig ärgert, falls man vor dem Anschauen der Folge bereits Details erfährt.

In diesem Sinne: Spoiler voraus!

Viel zu den Episoden (oder der ganzen Staffel) zu schreiben, macht wohl nur noch begrenzt Sinn. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendjemand diese Episode anschaut und anschließend nicht gleich an den Computer stürzt, um dann erstmal Interpretationen aus allen Ecken des Netzes zu dem eben Gesehenen einzusammeln und mit den eigenen Gedanken zu vergleichen. Es bisschen kommt’s mir aber schon so vor, als wäre die „Galactica“ von Oceanic Airlines aufgekauft worden. So vielversprechend, vielschichtig, atemberaubend und mehrdeutig war bestenfalls zuletzt das Season-2-Finale von „Lost“. Wobei dieser Vergleich gleichzeitig Lob und Tadel repräsentieren kann. Sucht’s euch aus.

Durchweg eitel Sonnenschein will sich jedenfalls irgendwie nicht einstellen. Denn trotz all der „mindblowing awesomeness“ (wie ich in irgendeinem Forum las) hatte die Doppel-Episode eben doch ein paar Unebenheiten, die zumindest mich immer wieder ein wenig aus der Story ‚rauswarfen. Dazu zählen die auch anderorts oft bemäkelte Schlussrede von Lee Adama im Zeugenstand. Nach einer ganzen Kindheit mit intensiven Jura-Fernlehrgängen der Dozenten Perry Mason & Co. war der innere Logiknörgeler einfach nicht ruhig zu stellen. Man wollte ja geradezu selbst aufspringen und „Einspruch“ rufen…
Dann die „Watchtower“-Snippets: Gut, vielleicht gehöre ich zu der 5%-Minderheit, die vielleicht durch Zufall bei der Kombination aus „there must be some way out of here“ und „there’s too much confusion“ schon früh im Verlauf der Episode ein Bob-Dylan-Déjà-Vu hatten und es nicht einordnen konnten. Aber auch nach den Closing Credits fühlte ich mich immer noch, als hätte mir jemand mit den Songlyrics und vor allem mit dem Kulturgut eines Liedes von der Erde einen Schlüssel in die Hand gedrückt, ohne dass es allerdings eine Tür zum Aufschließen gibt. „Lost“ all over again. Im Blog des Galactica-Komponisten ist zu lesen, dass hinter dem Song wirklich die Annahme stand, dass jemand in den Kolonien aus Zufall den gleichen Song wie „unser“ Bob Dylan geschrieben hat. Richtig zufriedenstellen tut mich diese Erklärung aber nicht.

Die Final Four (out of Five): Laut Ron Moore sind sie also „fundamentally different“ von den bekannten Cylonen. Okay, damit gebe ich mich nun erstmal für 9 Monate zufrieden. Denn offen gesagt ging’s mir erstmal wie Tyrol: Diese vier sollen Cylonen sein? Huh? Das wirkte zu sehr nach einer notgedrungenen Entscheidung im Stil von „Wir brauchen noch fünf Cylonen, aber wir haben nicht mehr genügend Darsteller“. Immerhin: Die Idee, Tigh zum Cylonen zu „machen“, resultierte in großem Kino. Natürlich wartet jetzt jeder auf die Erklärung, wie es so alte menschliche Cylonen geben kann, aber vor allem wird das ein großer Spaß mit einem nun endgültig vollkommen irren Tigh nächstes Jahr 🙂
Und dann noch Starbuck: Hat wirklich irgendeiner geglaubt, dass Starbuck tot sei und Katee Sackhoff die Show verlassen hätte? Irgendwie muss ich nach „Maelstrom“ wohl zu wenig Podcasts und Interviews verfolgt haben (in denen angeblich überall das finale Ausscheiden von Katee bejammert wurde), denn so wollte sich am Ende des Finales zwar Gänsehaut, aber kein großer Überraschungseffekt einstellen.

Aber wie üblich suche ich mal wieder am hartnäckigsten nach kleinen Schönheitsfehlern. Es macht ja auch viel mehr Spaß, über die Arbeit anderer zu nörgeln ;-). Insgesamt war das aber ohne Zweifel ein ganz großes SciFi-Spektakel und der Show mehr als würdig. Schade nur, dass man jetzt bis Anfang 2008 warten muss, bis es in der Handlung weiter geht. Denn das für Herbst/Winter geplante zweistündige Special wird nach derzeitigen Stand nur die vergangenen Geschehnisse während der Besetzung auf New Caprica in den Mittelpunkt stellen.

Und man hat so jetzt neun Monate Zeit, um über die möglichen Perspektiven des dritten Akts von Ron Moores „Galactica“-Epos zu philosphieren. Am besten gefällt mir derzeit die Variante (auf die ich im Leben nicht selbst gekommen wäre), dass alle mehr oder weniger Cylonen (oder etwas ähnliches) sind und sich diese Geschichte schon seit Äonen wiederholt. Warum auch immer. Das würde auch auf Meta-Ebene zu leckeren Gehirnverrenkungen führen, denn schließlich ist „Battlestar Galactica“ ja im Grunde auch nur ein Remake einer alten Story…

22 (wohl finale) Episoden warten dann also im nächsten Jahr auf uns. Ich hoffe nur, dass die Show den hohen Erwartungen 2008 noch gerecht werden kann und die Legende mit einem souveränen Ende abschließen kann. Die dritte Staffel hatte ja zwar ein grandioses Opening und ein großartiges Ende, aber dazwischen schien doch schon deutlich öfters die Luft auszugehen (ich denke da vor allem an die Episode mit dem unethischen Arzt). Aber ehrlich gesagt bin ich bei „Galactica“ derzeit weitaus zuversichtlicher als bei „Lost“.

8 Antworten

  1. 1
    Deine Mutter schrieb:

    »(…) Season-3-Finale von “Lost”.« Hab ich was verpasst? Von Lost erwarten uns doch noch einige (9?) Folgen bis zum Ende der Season 3.

    SPOILER AHEAD!

    Galactica hat mich in der letzten Staffel fast verloren. In den letzten paar Folgen haben sie nurnoch in ihrem eigenen Saft geschmort – viel neues ist nicht passiert. Grade das Finale mit dem Prozess um Baltar fand ich fast schon ein wenig lächerlich – mindestens aber zu „default“. Auch das Starbuck irgendwann wieder auftauchen würde, war mir zu offensichtlich, als dass ich irgendwelche Gedanken an ihren Tod verschwendet hätte.

    Gänsehaut-Feeling gabs am Ende trotzdem. Muss ich mir wohl doch noch die vierte Season antun 🙂

    Und nochmal ganz OT: Schön das man dich wieder lesen kann! Ganz glatt gefeilt ist dein Blog aber scheinbar noch nicht. Wollte vorhin das Zitat aus deinem Post (was ich jetzt in » « gepackt habe) in jeweils zwei „>“ und „<“ einklammern – beim schreiben der beiden „<<“ als nicht-Entities hat sich das commentPreview.js in eine Endlosschleife verabschiedet.

  2. 2
    Ace_NoOne schrieb:

    Also ich hatte mich nur mühsam durch die dritte Staffel von BSG durchgeschleppt – und bin bei einer Folge sogar eingepennt.
    Aber das Season Finale war wirklich großartig (wenn natürlich auch nicht perfekt), und daher werde ich mir dann wohl auch die letzte Staffel ansehen.
    Trotzdem verstehe ich den Riesen-Hype um die Serie nicht so ganz…

    PS: Ich muss zugeben, dass ich mit der Bob-Dylan-Sache insgesamt wenig anfangen kann – da fehlt mir mir wohl ein Stück Popkultur.

  3. 3
    sab schrieb:

    Season-3-Finale von “Lost”.« Hab ich was verpasst?

    Ahja, das war natürlich das „Season-2-Finale“. Fixed.

    beim schreiben der beiden “< <” als nicht-Entities hat sich das commentPreview.js in eine Endlosschleife verabschiedet

    Danke für den Hinweis, das sollte allerdings wirklich nicht passieren. Werde ich mir bei Gelegenheit mal genauer anschauen.

  4. 4
    weckman schrieb:

    Was die Durchhänger in der dritten Staffel angeht, so kann ich nur zustimmen und möchte an dieser Stelle kurz den Spoiler-Meister Ausiello zitieren:

    „I, for one, am not thrilled that Sci Fi extended the show’s fourth-season episode order from 13 to 22 — and not because it may signal an end to the show. I’m in a funk because it probably means we’ll be subjected to more of those „very-special“ filler episodes. I don’t care that Starbuck has trouble getting close to people because Peanut her pet squirrel died when she was 10 years old. I wanna see her kick some Toaster ass!“

    An Starbucks finalen Tod hatte ich auch nie wirklich geglaubt trotz vielfacher Bekundungen – eigentlich wusste ich genau so sehr in der Sekunde, wo „UNKNOWN“ auf Lees Bildschirm auftaucht, dass es Starbuck sein würde, wie mir schon früh klar war, dass die „Empfänger“ wohl allesamt Zylonen sein müssen. Dass wir am Staffelende allerdings gleich vier präsentiert kriegen, ist natürlich schon ein Hammer!

    Ich wundere mich allerdings, dass ich offensichtlich mit meiner Theorie alleine dazustehen scheine, dass die vier in der Tat „All along the Watchtower“ gehört haben, also das Radiosignal von der Erde, was bedeuten würde, dass sie nicht mehr mehr als 40 Lichtjahre von der Erde weg sind. Ok, ich kann auch nicht erklären, warum sie es empfangen, aber gerade nach der finalen intergalaktischen Beamsequenz kam mir das sehr logisch vor. Nun ja, abwarten…

    P.S.: Auch von hier – schön, dass Du wieder schreibst und Dich vom Faktor Zeit, oder eher dem Mangel an selbigem, nicht länger abhalten lässt! 🙂

  5. 5
    Marius schrieb:

    Also ich für meinen Teil fand auch das Finale ziemlich schwach und mich ärgert es regelrecht, wie jetzt Charaktere zerstört wurden, die mühevoll aufgebaut wurden, nur um einen möglichst schockierenden Cliffhanger zu haben. Mir war das mit den neuen Zylonen etwas zuviel des Guten, aber das ist wohl Geschmackssache. Denn natürlich muss es in jeder wichtigen Position jetzt einen Zylonen geben (auf der Brücke, bei der Präsidentin, ein Pilot und im „Maschinenraum“).

  6. 6
    Inishmore schrieb:

    Ich war doch ein wenig enttäuscht. Dabei hatte mir die dritte Staffel zu Beginn richtig gut gefallen (die Tribunalfolge z.B. war Gänsehaut pur jenseits Weltallaction und dass die Serie sowas schafft, zeugt von Klasse).

    Die Gerichtsverhandlung? Puh, fand ich unnötig in die Länge gestreckt. Dass Apollo mal wieder gegen Daddy rebellieren muss, war klar, aber dass er deshalb gleich den Verteidiger in sich entdeckt, ist schon komisch.

    Ich hatte mir das eigentlich so vorgestellt: Baltar wird verurteilt, ins Weltall geschmissen, erkaltet schön in Zeitlupe, dann harter Schnitt: er wacht auf einem Zylonenschiff auf, brabbelt was von wegen “i knew it” und tüdeldü, Abspann. Wäre konservativ, aber schön gewesen, finde ich. Mit dem tatsächlichen Ausgang kann ich jedoch auch leben.

    Gar nicht, gar nicht, gar nicht gefallen hat mir das mit den vier Zylonen. Ich konnte nicht glauben, dass das so aufgelöst worden ist. Nennt mich altmodisch, aber wenn sich jemand am Ende als jemand ganz anderes herausstellt, will ich auch ein paar klitzekleine Hinweise darauf haben. Die “ich hasse diese Toaster, aber hoppla, bei mir haben’s gerade einen Schalter umgelegt, ich bin jetzt Zylone”-Nummer ist so abrupt und nicht nachvollziehbar. (Als würde bei 24 der obligatorische Maulwurf in der CTU als Beweggrund “ich hab da so eine Melodie von Bob Dylan gehört, seither verabscheue ich die freie Welt und helfe den Terroristen” angeben.)

    Damit können sich die Macher natürlich viele Spielchen erlauben (am Ende tauschen sie vielleicht alle die Rollen, Adama ist ein Zylon und die Zylonen werden zu Menschen), als Zuschauer bleibe ich aber verwirrt zurück. Wie gesagt, vielleicht bin ich da zu altmodisch. Die angesprochene Alternative, dass sich die Geschichte seit Äonen wiederholt und am Ende das Fazit steht „sind wir nicht alle ein bisschen Zylone?“ fände ich aber wiederum so krass, dass sie richtig genial wäre.

    Starbuck ist wieder da. Ist okay. Es sei denn, sie ist eine Einbildung von Adama. Da bleibt noch ein bisserl Restspannung über. Wenn sie real ist, wird Starbuck hoffentlich jetzt nicht zur handzahmen, Prophezeiungen säuselnden Jesus-Figur.

  7. 7
    Ace_NoOne schrieb:

    Die “ich hasse diese Toaster, aber hoppla, bei mir haben’s gerade einen Schalter umgelegt, ich bin jetzt Zylone”-Nummer ist so abrupt und nicht nachvollziehbar. (Als würde bei 24 der obligatorische Maulwurf in der CTU als Beweggrund “ich hab da so eine Melodie von Bob Dylan gehört, seither verabscheue ich die freie Welt und helfe den Terroristen” angeben.)

    Das kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen; soweit ich das erkennen konnte, sind die vier jetzt nicht plötzlich Cylon-Verbündete. Vielmehr sind sie nicht nur schockiert, sondern sogar angewiedert von der Tatsache (v.a. Col. Tigh) – und wollen so weitermachen wie zuvor auch!?
    (Die Frage ist natürlich, wie sich das weiterentwickelt… )

  8. 8
    m schrieb:

    eine frage, die ich persoenlich sehr spannend finde: wenn die galactica nun endlich auf der erde ankommt – in welchem (erd-) zeitalter geschieht das? in unserer gegenwart? gegenwart, zukunft, vergangenheit? letzteres faende ich ja irgendwie am spannendsten. insbesondere, wenn vergangenheit bedeutet, vielleicht in unserer vergangenheit vor, sagen wir, ein paar 1000 jahren anzukommen…

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