Fringe: J.J.Abrams' Marktwert sinkt
Die Episoden zwei und drei von „Fringe“ hielten genau das, was die Pilotepisode versprach: Nicht viel.
„Fringe“ ist überinszeniertes, zu sehr „gewolltes“ und gezwungenes Möchtegern-SciFi-Mystery, das aber im Endeffekt nur selten über den Spannungsbogen einer 08/15-Krimiserie hinauskommt. Technobabbel und waghalsige, umständliche Story-Exposition vor bizarren Experimenten machen stellenweise gar „Eureka“ Konkurrenz, aber jene Show hat immerhin Humor und sympathische Charaktere.
„Fringe“ ist keine schlechte Show. Sie ist nach objektiven Kriterien handwerklich wohl sogar gut gemacht, das üppige Budget ermöglicht sichtbar viele Freiheiten bei Austattung und Drehort-Auswahl. Die durchaus fähigen Schauspieler liefern ebenfalls eine akzeptable Performance ab. Aber rein gar nichts begeistert an dieser Serie, keine Spannung, kein interessanter Charakter, nicht mal die Special Effects sind im Jahre 2008 sonderlich erwähnenswert. Das Gimmick der auffälligen CGI-Ortseinblendung (die sicherlich einen technischen Emmy verdient) ist zwar nett, aber im wahrsten Sinne des Wortes überdimensioniert. Vermeintliche sensationelle „Reveals“ an den Actbreaks sind meist nicht mehr als ein laues Lüftchen. Kurz: Da ist einfach kein Ausschlag auf der „Wow-Skala“ — und das muss in meinen Augen eine selbsternannte Mystery-Serie einfach mitbringen, sei es in Form von spannendem Drama, faszinierenden und inspirierenden SciFi-Komponenten oder richtig guten Schauspielern.
Diese neue Serie aus der Feder von J.J.Abrams‘ Autorenteam ist einfach nur kaltes, formelhaftes Routine-TV, das zwar durchaus als Nebenbei-Berieselung taugt (und vielleicht auch eine Reihe von Zuschauer halten könnte, wie es andere Krimi-Prozedurals auch tun). Aber es kann einfach nicht das gewisse Extra und die „geheimnisvolle Faszination“ erfolgreicher Mystery-Serien aufbringen, das den Zuschauer dazu bringt, sich in die Show und ihre Charaktere zu investieren.
Da muss man sich natürlich fragen, ob der Stern des vermeintlichen Wunderkinds J.J.Abrams allmählich zu sinken beginnt. „What about Brian“ und „Six Degrees“ waren bereits formidable Flops (aber hatten zumindest teilweise interessantere Charaktere als „Fringe“), nun wird auch diese neue FOX-Show — sofern kein Wunder geschieht — vor sich hindümpeln. Der kommende Star-Trek-Film sollte besser mal ganz großes Tennis werden.
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26. September 2008 um 12:22 Uhr
Ich muss Dir zustimmen, und dann aber auch wieder nicht.
Ich hatte mehr erwartet. Mit LOST (und Cloverfield, für meinen Teil) hat Abrams einfach etwas geschaffen, dass die Latte der Erwartung sehr hoch legt. Und das Resultat hat mich enttäuscht. Es war nicht dieser Mysterykracher, den ich erwartet hatte.
Im Gegensatz zu Dir finde ich aber die Charaktere und die Chemie, die sich langsam zwischen ihnen entwickelt, doch sehr interessant. Das hat irgendwie etwas, was mich reizt.
Letztendlich finde ich die Serie aber dann doch nur überdurchschnittlich. Und nicht OHMYGODig – wie LOST.
26. September 2008 um 12:42 Uhr
Das beste an der Show ist die Spieldauer… Wäre schön, wenn das Nachahmer fände.
Manche Network-Shows krebsen mittlerweile an der 38-Minuten-Marke…
26. September 2008 um 13:12 Uhr
Ich fin die Charaktere eigententlich ganz gut, aber die stupiede formelhaftigkeit nervt. Es passiert was….es wird untersucht….papa hats irgendwann erfunden und versteckt….(1. Folge Tank, 2.Folge Auto/altern 3. Fplge Das Hirn-Ding aus Zurück in die Zukunft)
Außerdem wirkt Papa als wär er seit den 20ern in der Klapse (Sitzheizung etc).
Das ganze kann noch funktionieren…sollte es aber bald tun
26. September 2008 um 15:56 Uhr
Kann dir nur zustimmen, wobei ich nur den Pilot sah, der mich schon langweilte.
26. September 2008 um 15:58 Uhr
Die Ortseinblendungen sehen aus wie mit Wordart am heimischen PC ins Bild geklöppelt. Außerdem frag ich mich die ganze Zeit, warum Bruce Darnell jetzt fürs Department of Homeland Security arbeitet. Ich warte immer auf ein „Drama, Baby, Drama!“.
26. September 2008 um 16:37 Uhr
Stimme vorbehaltlos zu. Fringe ist eine Enttäuschung.
26. September 2008 um 17:51 Uhr
Ein heimischer PC dürfte zwar locker ausreichen, allerdings ganz so einfach ist das nicht:
Motion Tracking, damit man immer die richtige Position und Perspektive hat, egal, wie sehr die Kamera wackelt
Virtuelle Lichtquellen, die die realen simulieren
und zu guter letzt noch Reflexionen des realen Filmmaterials in der Schrift, bzw. Reflexionen der Schrift im realen Filmmaterial
wäre an einer Filmschule schon eher was für fortgeschrittene Semester
Wenn man Mitte der 90er ein bissl Raytracing am Amiga betrieben hat, wurd man wie ein Held beäugt. In der heutigen CGI-Ära meinen alle, das sei nur ne Sache von Klick-Klick und fertig…
26. September 2008 um 20:28 Uhr
Stimmt leider, Fringe ist definitiv kein Highlight, aber im Moment gerade noch ok.
Allerdings nervt mich persönlich der Soundtrack, das klingt viel zu stark nach Lost, gerade im Bereich unexpected-plot-twist-Sounds.
27. September 2008 um 09:57 Uhr
Ah, wie die Zeiten sich ändern.
Heute muss eine TV Serie schon beim Start perfekt sein, sonst wird sie im internet Universum gnadenlos verrissen.
Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, wo eine Serie, die offensichtlich Potential hatte, eine halbe Staffel Zeit bekam um „sich zu finden“ 😉
27. September 2008 um 15:02 Uhr
@redlock: Ich sehe aber auch kein sonderlich großes Potential in dieser Serie (zumindest was meine TV-Vorlieben angeht). Für mich geben zugegebenermaßen oftmals die Charaktere (und indirekt auch die Schauspieler) den Ausschlag, ob eine Serie auf der „geben wir ihr mal noch Zeit“- oder der „hat keinen Zweck“-Liste landet. Das ist also eine sehr subjektive und emotionale Entscheidung, die möglicherweise unbewusst schon in den ersten Minuten einer Episode fällt.
Bei „Fringe“ spricht mich einfach keiner der Beteiligten an, weder die Beziehung zwischen skurrilem Vater und defätistischen Sohn noch irgendwelche „Chemie“ zwischen Joshua Jackson und Anna Torv haben innerhalb von vier Stunden mein Interesse geweckt. Das ist in meinen Augen einfach der Todesstoß für eine Full-Hour-Serie: Wenn mich weder die Motivation der Charaktere noch deren weitere Entwicklung interessiert.
Mag sein, dass dies ein vorschnelles Urteil ist und die Show noch eine „The Office“-ähnliche Wandlung zu einem Kulthit vollführt, aber dazu müssten die Macher noch an *einigen* Stellschrauben drehen.
27. September 2008 um 19:07 Uhr
Erst Heroes, dann Fringe. Gibst du uns als nächstes bitte die Erlaubnis, Blood Ties fallen zu lassen? Danke. =)
Ich kann jedenfalls unterschreiben, was da oben steht. Die Charaktere interessieren mich einfach nicht und der X-Files Kram hat mich schon bei X-Files nicht gereizt. 😉
28. September 2008 um 01:18 Uhr
Fand die Anfänge der Episoden ziemlich cool, aber ab da ging es jeweils rapide bergab.
Außerdem wirkt das Ganze heftig zusammengeklaut, Folge 1 mit der Aktion à la „The Cell“, Folge 2 mit der Aktion à la „Unforgettable“ (John Dahl), Folge 3 mit den Heroes-mäßigen Prophezeiungsbildern.
Dazu Logikfehler galore, in Folge Drei hätte das gesamte Zeug im Bus nicht mehr wiegen dürfen als die Dose in der das Gas aufbewahrt wurde plus das Gewicht der Luft im Bus (Masseerhaltungssatz oder so). Und warum baute der Typ, der die Telefongespräche im Kopf mithörte, den Endzustand des Flugzeugs von Folge 1 nach? Die Bösewichter selbst wussten doch nicht, dass es so enden würde.
Nee, nee, ich bin raus.
28. September 2008 um 10:25 Uhr
@sab:
Ah, deine Erklärung in post Nr. 10 macht mir klar(er) wieso du so enttäuscht bist.
Da kann ich dann nachvollziehen und verstehen wieso für dich nach drei Foglen Schluss ist 😉
28. September 2008 um 11:00 Uhr
@Mr. F: bezüglich der Spieldauer: Nachahmer wird es geben, Dollhouse wird ab Januar auf Fox ebenso die 50-min-Marke anschielen, dank des für Fringe und Dollhouse geschaffen Remote-Free-tv-konzepts.
aber ja ich bin an sich auch von fringe enttäuscht. irgendwie freut es mich fast, dass etwas so mittelmäßiges auch „nur“ mittelmäßige ratings hat und der push via House-premiere letzte woche bis folge drei nicht gereicht hat, die wieder auf (die vom pilot her bekannten) 9 million runtergeplumpst ist. ob das für Fox reicht? möglich, weil terminator letzte season teilweise auch bei 7 mill herumgekrebst ist. aber besagtes terminator ist nun auch schon einen schritt vor der cancellation, also…
30. September 2008 um 13:26 Uhr
@Mr. F.:
Mit Klick-Klick bekommt man sowas bestimmt nicht hin, trotzdem sind die von Dir aufgezählten Punkte heute doch reine Routine und werden ganz sicher nicht die Stars der CGI-Szene erfordern. Für einen „technischen Emmy“ sehe ich da keinen Grund, da sind selbst die Plaste-Raumschiffe von BSG Staffel 3 & 4 noch beeindruckender …
Stormking (der Mitte der 90er ein bissl Raytracing am Amiga betrieben hat)
4. Oktober 2008 um 20:18 Uhr
Als Fringe-Fan bin ich hier als Leser wahrscheinlich in der Minderheit. Dennoch will ich mich zu Wort melden.
Als großer Akte-X und Lost Fan habe ich den Start von Fringe sehnlichst erwartet. Etwas enttäuscht wurde ich auch, da JJ Abrams mehr Wert auf unabhängige Episoden legt, was natürlich auf Kosten des roten Fadens geht. Dafür fällt es aber Zuschauern, die erst später bei der Staffel einsteigen, wesentlich einfacher Gefallen an einer solchen Serie zu finden.
6. Oktober 2008 um 00:34 Uhr
Oh „Fringe“! Ich hatte solch hohe Erwartungen..
Leider ist „Fringe“ bloß ein normaler procedural mit a bissl Mystery Element das (come to think of it) doch kein Mystery Element ist.
Ich bin entäuscht und habe längst aufgehört die Serie zu schauen. Vielleicht irgendwann mal werde ich die Zeit und Lust haben alle Folgen auf einmal hintereinander zu schauen.