Erste Eindrücke VII: Hank, Trauma, Three Rivers
Hank
Achje, was ist denn nur aus der guten alten Sitcom geworden? Und warum wartet Kelsey Grammer nicht auf eine vernünftige neue Rolle und spielt stattdessen immer wieder eine „Frasier“-Variation? Finanziell dürfte es ihm wohl kaum schlecht gehen nachdem er mal über 1.1 Millionen Dollar pro „Fraiser“-Episode kassierte und mit seiner Grammnet Produktionsfirma einige Langläufer-Serien wie „Medium“ und „The Game“ auf die Beine gestellt hat. Aber offensichtlich wollte er auch nach dem letzten Flop „Back to You“ den Tod der klassischen Sitcom nicht einsehen und konnte eine neue Show mit sich selbst als Hauptdarsteller (und Produzent) bei ABC unterbringen. Dort spielt er einen ehemals gut verdienenden Business-Typ, der durch die Finanzkrise seinen Job verloren hat und nun mit seiner Familie zurück aufs Land ziehen muss. „Hank“ ist wie Sitcom-Malen-nach-Zahlen, vorhersehbar und mit einschläfernden Punchlines. Ich erwische mich bei dem Wunsch, dass diese Show hoffentlich möglichst schnell abgesetzt sei, damit Jordan Hinson wieder zurück nach „Eureka“ kann.
Three Rivers
Der Name „Three Rivers“ weckt immer Erinnerungen an den fiktiven Wohnort der Familie Chase aus „My So-Called Life“, die eben in diesem vermeintlichen Vorort von Pittsburgh lebte (in Wirklichkeit stand das Haus in Pasadena), an dem die Allegheny- und Monongahela-Flüsse zusammentreffen, um den Ohio River zu bilden. Die neue CBS-Serie „Three Rivers“ soll auch in Pittsburgh spielen, wird mittlerweile ebenfalls in Los Angeles produziert, hat aber sonst keinerlei Gemeinsamkeiten mit einer sehenswerten Serie. „Three Rivers“ ist eine regelrecht „klassische“ Krankenhaus-Serie aus dem modernen CSI- und House-inspirierten Lehrbuch, perfekt zugeschnitten für das Prozedural-verwöhnte CBS-Publikum. Im Mittelpunkt steht ein hochmodernes Transplantations-Forschungs-Krankenhaus mit vielen herzergreifenden und/oder dramatisch-komplizierten Fällen und SciFi-inspirierten Bildschirmen an jeder Ecke — beleuchtet werden in der Serie jeweils die Blickwinkel von Organspender, -Empfänger und Ärzten. Dazu noch ein paar allgemeine rätselhafte Krankheitsfälle und fertig ist das wenig überzeugende 08/15-Krankenhausdrama.
Trauma
Und noch eine Ärzte-Serie mit dynamischen Figuren, die unbedingt das „emergency room“ des nächsten Jahrzehnts sein wollen, aber sich am Ende doch meist nur durch Szenen voller Pathos schleppen. Viel, viel Action, reichlich Drama, aber auch unzählige vorhersehbare Krankenhaus-Plattitüden. Ich hatte mich anfangs schon etwas über den netten Zeitsprung gefreut, der zumindest mal mal etwas Variation in den üblichen „Dies ist der ganz normale Notarzt-Alltag“-Rituals versprach. Aber das entpuppte sich dann nur wieder als ein weiteres lahmes Vehikel, um noch mehr Melodrama und übertrieben emotionale Charaktere auf den Schirm zu bringen. Vielleicht ganz nett für Fans von „Alarm für Cobra 11“-Action-Crashes, aber der Rest grenzt schon ans Unerträgliche. Immerhin noch einen viertel Fleißpunkt für die Tatsache, dass die Show in San Francisco spielt und nicht mit sehenswerten Establishing Shots geizte.
Den Eintrag könnte man auch „letzte Eindrücke“ nennen, denn keine dieser Shows wird von mir eine zweite Chance bekommen. Insofern passen die drei Serien wirklich gut zusammen, sie sind traurige Beispiele, wie viele heutige amerikanische TV-Produkte oftmals zu formelhaften und „strömungslinien-optimierten“ Baukasten-Produktionen mutiert sind. Das ist alles nur beliebiges Nebenbei-TV für die unreflektierte Berieselung am Abend — so prickelnd wie die Modellierung von Geschäftsprozessen. Da werden bewährte Erfolgsrezepte der Vergangenheit leicht modifiziert und mit ein paar Millionen Dollar aufgehübscht, aber am Ende ist es dann wieder „same old, same old“. Bloß kein Risiko eingehen — aus unternehmerischer Sicht sicherlich verständlich. Aus der Perspektive des Zuschauers aber enttäuschend.
Update: Kurzes Statement zu „The Middle“ in den Kommentaren.
6. Oktober 2009 um 19:12 Uhr
Hank war relativ schwach. Der gute Kelsey kriegt einfach keine guten Rollen mehr. Ansonsten trifft es der letzte Satz einfach perfekt. Jordan Hinson möchte ich auch weiterhin bei Eureka sehen. Falls Hank nicht abgesetzt wird, habe ich aber noch die Hoffnung auf Gastauftritte. Schließlich ist Zoey nun eh auf dem College.
Wirklich gut fand ich jedoch „The Middle“. Läuft ja ebenfalls auf ABC.
6. Oktober 2009 um 22:16 Uhr
Ja, wie es aussieht, gibt es in diesem Jahr keinerlei extreme Highlights. The Good Wife ist gut und bei FlashForward muss man das noch sehen, mal schauen, ob „V“ was taugen wird.
Bei Trauma muss ich allerdings Einspruch erheben, mir gefällt es recht gut. Es ist auch kein Hit, aber nirgends langweilig oder blöd und m it Cobra 11 hat es nun gleich gar nichts zu tun, dass sah im Piloten nur so aus. Eine nette Mischung aus Spannung und Emotion.
SaschaW stimme ich zu: The Middle ist wirklich ein gelungener Malcolm-Clone. Aber auch kein Pflichtttermin, es sei denn man hat schon alle anderen Sitcoms durch und braucht unbedingt noch eine weitere.
Hier meine Texte:
Trauma: http://tvundso.com/2009/09/29/trauma-kritik/
The Middle: http://tvundso.com/2009/10/01/the-middle-kritik/
6. Oktober 2009 um 23:03 Uhr
Die letztern beiden hab ich mir gleich gespart. Bei Hank ans abschalten gedacht. Der „laugh track“ hat mich schnell genervt. War teilweise viel zu übertrieben …
7. Oktober 2009 um 18:13 Uhr
The Middle hab ich zwar zu Ende geguckt, ist aber trotzdem direkt auf die „Och nöö“-Liste gewandert.
Hank hab ich tatsächlich nicht durchgehalten. Hoffen wir, dass der gute Kelsey demnächst auch ins Single-Camera-Fach wechselt.
7. Oktober 2009 um 18:26 Uhr
The Middle konnte mich auch nicht so recht überzeugen, die Show hatte zwar ein paar gute Momente („Mom! Axl! Dad! Mike! Mom!…“) und ist auch Welten besser als „Hank“. Aber die „Malcolm in the Middle“-Parallelen (mit einem Touch „Roseanne“-Familien-Anarchie) sind einfach zu offensichtlich und ich glaube die Welt braucht jetzt noch kein Remake. Manche Gags wurden auch ein wenig zu lange hinausgezogen, aber immerhin haben die Charaktere einen gewissen Charme. Ich warte mal noch eine Episode ab, um zu sehen, ob mich Neil Flynn vielleicht doch noch für die Show gewinnen kann. Dafür sind aber wohl seine Szenen zu spärlich eingestreut.
7. Oktober 2009 um 22:51 Uhr
Three Rivers fand ich extrem schlecht. Lieblos zusammengestückelte Elemente aus bekannten Arztserien verbinden sich zu einem Klischefest in einer Umgebung die aussieht als hätte man gebrauchte Requisiten aus CSI, 24 und Star Trek in einem Krankenhaus ausgelagert, wenn man überlegt was eine Aspirin in einem
amerikanischen Krankenhaus kostet, möchte man über die next-generation displays gar nicht nachdenken
Hank hat, wenns gut läuft, noch 5 Episoden bis zur Absetzung
The Middle hat das potential extrem gut oder extrem nervtötend zu werden