Sneak Preview: Jack and Bobby (Herbst 2004, WB)
Sonntags um 9 — nach „Charmed“ — startet im Herbst auf dem WB die neue Drama-Serie „Jack & Bobby“ aus der Feder von „Everwood“ Creator Greg Berlanti und „West Wing“ Alumni Thomas Schlamme. Hier eine Review der Pilot-Episode, die während der Upfronts in Umlauf kam.
Worum geht’s? Guido Knopp meets Teenage-Angst. Willkommen im Leben der beiden McCallister-Brüder, Jack und Bobby. Jack ist etwa 16, sportlich und gutaussehend, und hat soeben seine erste große Liebe getroffen: Courtney. Bobby ist etwa 10, ein schlauer Geek mit Asthma, der weiss was er will und ohne Zögern für seine Ziele kämpft, aber Probleme damit hat, dass er kaum Freunde findet. Sie leben beide allein mit ihrer etwas exzentrischen Mutter, der Vater ist kurz nach Bobbys Geburt verschwunden. So muss Jack zwangsweise die Vaterrolle übernehmen, aber gleichzeitig lernt auch er von seinem aufgeweckten, jüngeren Bruder. Doch was die Show von anderen Teen-Soaps unterscheidet, ist das Wissen der Zuschauer um die Zukunft der Brüder: Bobby wird einst einer der angesehensten Präsidenten der Vereinigten Staaten und Jack bis zu seinem Tod ebenfalls eine wichtige Persönlichkeit. Und die Serie ist getarnt als eine Art Dokumentation über den Präsidenten Robert (Bobby) McCallister aus der fernen Zukunft des Jahres 2046. Wie man es aus Dokumentationen kennt, werden Geschehnisse immer wieder durch Kommentare von Weggefährten der beiden Brüder unterbrochen, als Rückblick aus der Zukunft.
Wie isses? Naja. Ich konnte mich mit der Serie nicht sonderlich anfreunden. Die Episode ist sehr ruhig inszeniert und arm an Highlights — für eine Pilot-Episode recht ungewöhnlich, aber nicht zwangsweise etwas schlechtes. Die Regie und Kameraarbeit ist gewohnt routiniert, auch hier keine Highlights. Die Charaktere werden lehrbuchmässig gut vorgestellt, aber man baut als Zuschauer kaum eine Verbindung zu den Geschehnissen auf, die Personen wirken größtenteils uninteressant. Immer wenn man gerade beginnt, sich in die Story zu vertiefen, wird man durch einen Zwischenschnitt mit einem Interview aus der Zukunft wieder herausgerissen. Diese Zwischenschnitte sind zu zahlreich, passen nicht wirklich immer zu den Geschehnissen in der Episode, sondern öffnen dünne Handlungsstränge in der weit entfernten Zukunft, die den Zuschauer im Moment eigentlich gar nicht interessieren.
Meiner Meinung nach wäre es attraktiver gewesen, Jack und Bobby jeweils auf zwei Zeitebenen handeln zu lassen. Das heisst, nicht nur diese „HistoryChannel“-mässigen „Rückblenden“, sondern eben Jack und Bobby in der Zukunft zu zeigen und den Eregnissen in ihrer Kindheit gegenüber zu stellen.
Ebenfalls recht überraschend ist, wie die Pilotepisode jeden Hauch eines serienweiten Spannungsbogen schon gleich in Ansätzen zerstört. So erfahren wir gleich in der ersten Episode, dass [Spoiler]Bobby 2041-2046 Präsident sein wird, dass Jack einige Jahre vorher stirbt und dass Courtney sich zuerst in den jugendlichen Jack verliebt, aber dann Jahre später Bobby heiratet und „First Woman“ im Staate wird[/Spoiler]. Damit sind aber auch schon alle wesentlichen Fragen der Zuschauer am Ende der Episode geklärt und ein echtes Interesse, weitere Episoden zu sehen, stellt sich nicht unbedingt ein. Einzig die Charakterstudie von Jack und Bobby soll wohl in den Vordergrund gestellt werden – meiner Ansicht nach nicht genug, um Zuschauer dauerhaft an die Serie zu binden. Greg Berlanti verlässt sich sehr auf den Erfolg, den er mit „Everwood“ hat. Auch dort inszeniert er ein eher ruhiges Drama, aber eben mit interessanteren Charakteren – doch auch hier brauchte es mehr als 15 Episoden, bis die Serie insgesamt interessant wurde.
Das Casting ist okay, Matt Long und Logan Lerman als Jack und Bobby machen ihre Sache gut, Christine Lahti als Mutter mit festen Grundsätzen passt perfekt in die Show. Jessica Pare als künftige First Woman wirkt teilweise reichlich deplaziert und eindimensional, aber das kann auch am dürftigen Drehbuch liegen. Denn dort ist wirklich der Hund begraben. Die Show ist nicht „rund“, überstürzt entwickelt und mit einigen derart vorhersehbaren Szenen gespickt, dass man sich echt fragt, wofür die Autoren da Geld bekommen. Die Konflikte scheinen konstruiert und unwirklich, die romantischen Szenen teilweise mit dem Vorschlaghammer eingefädelt.
Wird’s was? Nicht in dieser Form. Vielleicht können sie ein ganz klein wenig von dem „Schmacht“-Faktor der weiblichen Zielgruppe profitieren, die nach „Charmed“ dranbleibt und die beiden Jungs süss finden — aber wenn nicht noch einiges an dieser Show gedreht wird, kann das eigentlich nur floppen.
Diskutiert über „Jack & Bobby“ im Forum.