Running Wilde

Nach dem frustrierenden Erstkontakt mit der neuen Herbstsaison in Form des „No Ordinary Family„-Debakels brauchte ich erstmal ‚was zum Lachen. Mein Favorit „Mr. Sunshine“ startet erst zur Midseason, also setzte ich all meine Hoffnung, den TV-Abend noch zu retten, in die „Arrested Development“-Spin-Off-Serie „Running Wilde“.

Okay, ist natürlich keine wirkliche Spin-Off-Produktion, aber Will Arnett spielt quasi den gleichen weltfremden Charaktertyp wie in AD, produziert auch noch gemeinsam mit AD-Alumni Mitchell Hurwitz. David Cross ist ferner einer der ersten Gaststars und bringt auch unter anderem gleich eine „Blue Man Group“-Anspielung unter. Zu guter Letzt (und das ist wohl auch das Wichtigste) ähnelt auch noch der abstruse-anarchische Humorstil von „Running Wilde“ dem seines grossen Bruders im Geiste. Ausserdem läuft die Show auch wieder auf Fox (*hrrarrg*).

Als würde dieser Familienstammbaum nicht schon genügend Argumente zum Einschalten anbieten, gibt es für mich als alten Fan der WB-Ära noch ein weiteres attraktives Element: Keri Russell aka „Felicity“ ist endlich wieder zurück in einer wöchentlichen TV-Serie. An dieser Stelle sei euch freigestellt, kurz in nostalgische Erinnerungen an diesen zehn Jahre alten TV-Teendrama-Klassiker (der AFAIK in Deutschland nie komplett ausgestrahlt wurde) mit Felicity, Ben, Noel und J.J. Abrams abzudriften.

In „Running Wilde“ spielt Will Arnett den in einer abgeschotteten Welt lebenden Steven Wilde, das Musterbeispiel für einen etwas tumben und von vorne bis hinten verwöhnten Spross einer grossen Unternehmerfamilie. Vom realen Leben „da draussen“ weiss er so gut wie gar nichts, echte (unbezahlte) Freunde hat er eigentlich auch nicht — aber stattdessen eine grosse (unerfüllte) Liebe. Diese „grosse Liebe“ Emmy (Keri Russell) stammt aber noch aus seinen Teenage-Jahren — sie lebt mittlerweile mit ihrem Verlobten Andy und Teen-Tochter Puddle(!) irgendwo tief im Urwald, um die dortigen Ureinwohner vor bösen kapitalistischen Umweltzerstörern zu bewahren. Bei diesen Umweltzerstörer handelt es sich natürlich prompt um das Mega-Unternehmen von Stevens Vater. Wie es der Zufall so will (oder besser die geschickt manipulierende Puddle) spinnt Emmy einen Plan, um das Wilde-Familienimperium zu infiltrieren und sieht ihre Bekanntschaft mit Steve als Möglichkeit, um ihre „Save the world“-Agenda umzusetzen.

Bizarre Story, aber die ist eh sekundär. Wichtiger ist die Antwort auf die Frage: Jibbet wat zum Lachen?

Fazit: Ja, es ist lustig. Reicht zwar auch (wie schon so viele zuvor) bei Weitem nicht an „Arrested Development“ heran, aber immerhin gibt es in gewisser Weise „GOB Reloaded“. Will Arnett und Keri Russell spielen ideal miteinander, Keri überrascht mit ordentlichem Comedy-Timing. Nicht jeder Gag ist ein Treffer und gelegentlich geht’s auch reichlich flach zu im Lande, aber viele kleine „throw-away jokes“ plus herzlich überlebensgrossem Schwachsinn ohne jeglichen Laughtrack machen „Running Wilde“ zu einem vielversprechenden Comedy-Abenteuer. Noch sind die Schuhe von „Arrested Development“ einige Nummern zu gross und nach den ersten beiden Episoden ist auch noch nicht ganz klar, ob die Show den dünnen Pfad zwischen Skurrilheit und Dämlichkeit lange erfolgreich beschreiten kann — aber im Moment heisst es mal noch: Soweit, so gut.

Kategorie: Erstmal dranbleiben.

No Ordinary Family

Um dann doch nicht ganz den Anschluss zu verpassen, habe ich mir eine der neuen Herbstserien zu Gemüt geführt. Die Wahl fiel auf die neue ABC-Superhelden-Serie „No Ordinary Family“, deren Trailer im Sommer einer meiner Favoriten war.

Es bedarf wohl nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie der Pitch für diese Serie von den Produzenten Feldman und Berlanti bei den Powers That Be aussah. Man kann ihn mit wenigen Worten zusammenfassen: „The Incredibles“ in echt. „Heroes“ meets „7th Heaven“ und „Hancock“. Eine amerikanische Durchschnittsfamilie verfügt plötzlich über Superkräfte. Genau so wie es sicherlich in tausenden Ratgebern für Möchtegern-Autoren empfohlen wird: Eine Tagline muss simpel und dennoch allumfassend sein, dann klappt es auch mit dem „Elevator Pitch“.

Das bisherige Portfolio von Greg Berlanti und Jon Harmon Feldman lässt eigentlich mit Produktionen wie „Eli Stone“, „Roswell“ und „Tru Calling“ durchaus einiges an Erfahrung mit derartigem „übersinnlich“ angehauchtem Familiendrama erwarten. Genau das scheinen die beiden in „No Ordinary Family“ auch voll auszuspielen: Ihre Routine. Das Endresultat ist zwar hübsche 20-Uhr-kompatible Familienunterhaltung, aber geradezu entsetzlich eintönig in ihrer flachen, klischeeüberladenen Abarbeitung des Kochrezepts für Fernsehserien. Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn mich eine Serie und ihre Charaktere dermaßen gering interessieren, dass ich an allen Ecken und Enden die „Matrix“ oder das strukturelle Grundgerüst der Episode wahrnehme: Erster Akt, Vorstellung der Hauptfiguren, innere Motivation, erster Anriss der (oberflächlichen) Konflikte, gerne auch mit Voice-Over. Check, check, check. Eine Pilot-Episode genau nach „Fahrplan“. Dazu dazu richtig pöse Bösewichte direkt aus dem BilderComicbuch für Kleinkinder.

Das geht auch in der zweiten Episode so weiter: Plumpe Konflikte aus der Klischee-Schatzkiste zwischen eindimensional gezeichneten Kinderbuch-Figuren. Die dünn gesäten Humor-Elemente, die diese Serie eigentlich so dringend benötigen würde, versickern meist unbeachtet und einsam im Klischee- und Stereotypen-Treibsand, keine ironische Anspielung bietet sich als Rettung an. So nimmt sich die Show trotz ihrer überzeichneten Figuren und Storylines viel zu ernst.

Die Vorhersagbarkeit und der aufdringliche Zaunpfahl-Drama-Stil zieht sich dann auch durch alle Charakterentwürfe. Die typische Musterfamilie, der man als großen „Twist“ immerhin noch den Tausch der üblichen Geschlechterrollen aufgedrückt hat (was aber prompt wieder mit dem ganz dicken Vorschlaghammer in die Story eingeflochten wurde): Mami (Julie Benz) ist die Karriere-Frau, um die Familie darf sich Papi (Michael Chiklis) kümmern, der sich aber vernachlässigt fühlt und natürlich ist es in der Ehe am Kriseln, weil keiner mit dem anderen über die wahren Gefühle spricht. Der Sohn (Jimmy Bennett) hat eine Lernschwäche und die Tochter (Amber-Tamblyn-Lookalike* Kay Panabaker) ist vollauf damit beschäftigt, eine pubertierende Teenagerin und Jungfrau zu sein.

Nun hat diese Familie Superkräfte und so müssen sie alle gemeinsam Verlockungen widerstehen, das Böse in der Welt bekämpfen, beim Elternabend eine gute Figur machen und über dämliche Missverständnisse stolpern, die sich dann am Ende der Episode mit einem schnulzigen Voice-Over ausräumen lassen. Vor zehn Jahren wären vielleicht noch die Special Effects eine Erwähnung wert gewesen, aber im Zeitalter von Durchschnittskosten von 2 Mio Dollar pro Episode für eine Standard-Dramaserie haben sich auch die Ansprüche der Zuschauer an die handwerkliche Umsetzung verändert.

*) Die in einer Szene auch noch eine SMS an Gott schickt. Bin ich der einzige, der kurz an eine gewisse Joan dachte?

Fazit: Sicherlich ist es für die erfahrenen Macher kein Problem, mit genügend Storyideen für einige Staffeln aufzuwarten, aber ich bezweifele, dass mich auch nur irgendeine davon interessieren wird. Vermutlich bin ich einem Missverständnis zum Opfer gefallen, diese Serie richtet sich keineswegs an die Zielgruppe der früheren „Heroes“-Fans oder SciFi-Freunde. Das hier ist vielmehr klassisches „7th Heaven“-Territorium, das eigentlich ein paar Jahre zu spät dem Superhelden-Hype nacheifert. Für Serienfans mit jungen Kindern sicherlich eine gute Gelegenheit für einen gemeinsamen Fernsehabend, aber der Rest wird sich wohl gelangweilt anderen Dingen zuwenden. Selbst die Quoten passen voll und ganz in das Bild dieser „ordinären“ Serie: Sie liegen im ABC-Durchschnitt.

Kategorie: Lohnt sich nicht.

sabify 2010.09

Ach, wir haben ja schon Oktober, das „Herbstgebäck“ steht auch bereits längst in den Regalen. War nicht eben noch Frühling?

Jedenfalls sind auch so ziemlich alle Sommerlöcher wieder gefüllt, alle Urlauber wieder zu Hause und in den (virtuellen) Plattenläden liegt wieder mehr neues Material aus. Darunter sind allerdings auch einige Re-Releases und die in Hinblick auf das drohende Weihnachtsgeschäft unvermeidlichen „Best of“-Compilations. Auf meiner September-Playlist sind diesmal zwar auch einige frische Produktionen aufgelaufen, aber ich habe auch viel „altes“ Material (wieder)entdeckt. Und wie jeden Monat stelle ich meine Playlist auch dieses Mal wieder ins sablog (damit das Ding hier auch nicht komplett verstaubt).

Dabei sind auch neue Alben von grossen Namen der Popgeschichte: Es gibt neue Longplayer von Eric Clapton und Phil Collins, dazu kommt — unter anderem — neuer Stoff von den Manic Street Preachers, Neil Young und Skunk Anansie. Wie üblich eine bunte Kamikaze-Mischung durch viele Genres und zur Abwechslung mal mit einem Schwerpunkt von männlichen Leadsingers. Und einer sehr melancholischen Chill-Out-Phase gleich zu Beginn.

Spotify-Link: sabify 2010.09

1.) You Don’t Know Me – University A Cappella Version von Ben Folds Presents: The University Of Georgia’s With Someone Else’s Money (Album: Ben Folds Presents: University A Cappella!, 2009)
Track @ Last.fm
Den Einstieg bildet aber erst mal diese locker-flockige und amüsante A-cappella-Fassung von „You Don’t Me“ von dem A-cappella-Ensemble der University of Georgia aus dem Jahr 2008. Der Background-Chor hat hypnotische Lyrics. Sipp sipp sipp bumm bumm bumm. Da dadiddle dab dab.

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F*ck it, f*ck them motherf*ckers!

Ich bin immer noch verschollen im „The Wire“-Land und muss zugeben, dass ich noch keine einzige neue Folge der neuen Herbst-Serien, ja nicht mal neue Episoden der „alten“ Produktionen gesehen habe. Von Entzugserscheinungen bisher überraschenderweise keine Spur, auch wenn ich nicht weiss, wie ich jemals das gigantische Backlog wettmachen soll. Ganz zu schweigen von den „thirtysomething“- und „Daria“-DVD-Sets, die sich im Regal stapeln. Dafür habe ich aber auch den „Vorteil“, keine Hoffnungen in frühe Opfer wie „Lone Star“ investiert zu haben.

Dennoch ist bei solchen Langzeit-Marathons wie meinen „The Wire“-Sessions schön zu beobachten, wie Serienkonsum sich verblüffend schnell auf Alltagsgewohnheiten auswirken kann. Ich muss mir zunehmend auf die Zunge beissen, um nicht öfters eine Variation des „F-Word“ zu äussern. Hatte mich „Battlestar Galactica“ vor einiger Zeit noch auf „Frak!“ umerzogen, schlägt nun das schlechte Vorbild „The Wire“ voll durch.

Dazu kommen weiterhin die sehr an der Umgangssprache orientierten Dialoge, die dem klassischen Schul-Englisch doch zuweilen recht aggressiv widersprechen. Nicht nur dass gerade der Slang aus den Hochburgen der vorwiegend schwarzen Drogendealern in Baltimore und den zuweilen untrainierten Amateur-Darstellern (wie beispielsweise die begeisterte Heimwerkerin Felicia „Snoop“ Pearson) mich öfters zum Untertitel-Button greifen lassen. Auch gerade die innige Liebe für die doppelte Verneinung, die kreative Auslegung von Konjugationsregeln oder der Vernichtungsfeldzug gegen das Wörtchen „those“ treiben meine Augenbraue so manches Mal in die Höhe. „He fought for them towers“, „When we was kids“, „He do not care“. Hoffentlich geht das nicht auch noch unterbewusst in meinen Englisch-Sprachgebrauch ein.

„The Wire“ ist also eher kein guter Kandidat für „Learning English with tv shows“-Postings. Da ich in nächster Zeit aber keinen TOEFL-Test oder ähnliches in meiner Agenda habe, soll mir das erst mal egal sein und greife frohlockend zur nächsten DVD.

Und weil’s so gut passt, (alle „Wire“-Fans ahnen sicher schon, was jetzt kommt) eine legendäre Oldie-Szene noch aus Season 1, not safe for work:

http://www.youtube.com/watch?v=KQbsnSVM1zM

ABC Family hat "Huge" abgesetzt

Aus dem „The Wire“-Weiterbildungsurlaub melde ich mich mit einer schlechten Nachricht: ABC Family wird keine zweite Staffel von „Huge“ ordern. Ich habe leider bisher nur die ersten paar Episoden gesehen — irgendwie fand ich nicht richtig den Zugang zu der Show. Aber dennoch schade, dass es mal wieder eine Serie von Winnie Holzman so früh „erwischt“ hat.

sabify 2010.08

Zu den Serien der neuen Season wird es wohl dieses Jahr von mir nur ein paar vereinzelte Postings geben — zu sehr nimmt mich das Leben abseits des Bildschirms in Beschlag. Ferner bin ich auch jetzt wo die Tage wieder länger werden, endlich erneut tief in meinen „The Wire“-Marathon versunken (nachdem ich einen um vier Jahre verspäteten Abstecher zur finalen Staffel von „Everwood“ machte). Alle, die „The Wire“ bereits kennen, werden sicherlich bestätigen, dass das aktuelle TV-Angebot dagegen irgendwie weniger reizvoll erscheint… 😉

Aber für die obligatorische Spotify-Playlist muss natürlich noch Zeit sein, wenn auch um gute 20 Tage zu spät. Diese August-Playlist spiegelt ein wenig die Sommer-Dürre hinsichtlich attraktiver Neuerscheinungen wider, die bereits im Aufbau befindliche Liste für September hat schon deutlich mehr neue Tracks. Immerhin einen Serien-Bezug gibt es: Der Theme-Song zur höchst empfehlenswerten Comedy-Show „Louie“: Brother Louie von Hot Chocolate.

Meine Highlights waren die Alben von Menomena, Tunng (die es sogar mit zwei Songs auf die Liste schafften) und The Coral. Den Rest bilden zum grössten Teil Tracks von Alben, die auch bereits in den Vormonaten auf meinen Listen zu finden waren. Wenn diese Playlist überhaupt ein Thema hat, dann wohl „Sommerregen“ — das Wetter gab ja auch genügend Inspirationen dafür ;-). Jedenfalls gab das mir eine passable Ausrede, um einen Bananarama-Song aus der Mottenkiste zu fischen :). Vor allem der Beginn mit u.a. „Queen Black Acid“ von Menomena ist in der Retrospektive überraschend melancholisch-ruhig geworden, wohl wirklich eher etwas für einen lauschigen Sommerabend auf der Terrasse. Aber zum Ende hin wird’s flotter, unter anderem dank den „Baseballs“, einem neuen alten Track von Tom Jones und den nicht minder rockigen Futureheads.

Link: Spotify-Playlist sabify August 2010.

1.) Summer Rain von Anna Ternheim (Album: Leaving On A Mayday, 2008)
Track @ Last.fm

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When Fonzie Jumped the Shark

Fred Fox Jr., der Autor der „Jumped the shark“-Episode von „Happy Days“ dokumentierte gestern in der Los Angeles Times seine Erinnerungen an diese legendären Folge.

Muss ein seltsames Gefühl sein, für jenes Stück TV-Geschichte mitverantwortlich zu sein, das seitdem in der Popkultur zu dem typischen Sinnbild schlechthin für nachlassende Qualität wurde. Er weist aber zu Recht (etwas gekränkt) darauf hin, dass „Happy Days“ danach noch stolze sechs Jahre erfolgreich weiterlief. Die „Jumping the Shark“-Verfechter wiederum entgegnen, dass auch schon in den 1970ern hohe Einschaltquoten nicht viel über die Qualität einer Serie aussagten. Ab einem gewissen Punkt wird sowas zu einem Selbstläufer, insbesondere bei fehlender Konkurrenz. Aber ich habe nie mehr als eine Handvoll Episoden von „Happy Days“ gesehen, also enthalte ich mich in diesem Fall einer abschliessenden Wertung :).

Auch das Schweizer Fernsehen hadert mit "Mad Men"

Nach dem erneuten Triumph von AMCs „Mad Men“ bei der gestrigen Emmy-Verleihung werden auch hier in der Schweiz die Stimmen lauter, die eine baldige Ausstrahlung der Serie fordern.

Im Tagesanzeiger gab es heute aus diesem Anlass ein kurzes Interview mit dem SF-Ressortleiter Michel Bodmer. Das Fazit, das man auch schon anderswo zu anderen US-Qualitätsserien wie „The Sopranos“ und „The West Wing“ oder „The Wire“ hörte: Man will zwar, weiss aber nicht wie :).

[…] «Die Serie ist nicht sofort zugänglich und reizvoll. Möglich, dass die Leute nicht die Geduld aufbringen können, um sich darin zu vertiefen», so Bodmer, den die Serie auch erst nach dem fünften oder sechsten Mal gepackt hat. Es sei nicht einfach, den Leuten zu erklären, warum sie sich die Serie anschauen und sie toll finden sollen. […]

Die Argumentation kann ich durchaus nachvollziehen. „Mad Men“ ist nicht jedermanns Geschmack und sehr schwer zu vermarkten. Ein Mega-Quotenrenner wird das nie. Aber dass man da wirklich keinen wöchentlichen Sendeplatz irgendwann abends um 22/23 Uhr findet? Insbesondere deshalb bedauerlich, weil in der Schweiz der bei SF meist standardmässige Zweikanalton für Interessierte einen noch besseren Zugang zur Serie bieten könnte als nur die deutsche Synchronisation alleine.

Bleibt also auch hier erst mal nur der Import der BluRays als Alternative.

Melissa & Joey

Es ist wohl kein grosses Geheimnis, dass ich eine aggressive Allergie gegen 08/15-Sitcoms mit Laughtrack habe. Sich kräuselnde Fussnägel, Facepalms und Bissspuren im Inventar rund ums heimische Sofa sind die üblichen Folgen des unvorsichtigen Genuss von Biohazard-Ware wie „Hank“, „Romantically Challenged“ oder „Accidentially on Purpose“.

Entsprechend argwöhnisch war ich bei der Ankündigung der neuen Spätsommer-Serie „Melissa and Joey“ von ABC Family. Wieder mal der Versuch mit alternden TV-Persönlichkeiten aus vergessenen Zeiten und einem tausendfach erprobten Konzept zumindest einen soliden No-Risk-Hit auf die Beine zu stellen. Der Aufhänger dieses klassischen Sitcom-Rezepts ist immerhin schon so simpel, wie es das Sitcom-Kochbuch nun mal verlangt: Erfolgreiche Karrierefrau stellt eine männliche Nanny ein, um ihre elternlosen Nichte und Neffen zu betreuen. Natürlich hat das ungleiche Paar sofort unverkennbare Chemie, was aber — wie in der Serien-Parallelwelt üblich — die beiden Protagonisten mindestens bis zum Season-Finale erstmal nicht wahrnehmen dürfen. Also nur eine leicht modifizierte Version früherer Erfolge wie „The Nanny“ oder dem Tony-Danza-Klassiker „Who’s the Boss?“ — beides zwar „nice to watch“-Shows, aber nicht gerade Aspiranten auf das Attribut „Lieblingsserie“ in meiner kleinen Popkultur-Welt.

Und im Grunde fällt auch „Melissa & Joey“ in diese Schublade, was angesichts der jüngsten Missgriffe aus dem Sitcom-Universum (siehe oben) eine recht positive Überraschung darstellt. Bereits die Namen Melissa und Joey dürften bei derjenigen Generation für ein gewisses Leuchten in den Augen sorgen, die in den 1990er Jahren als Teenager das ARD-Programm verfolgten. Die inzwischen 34jährige „Melissa“ Joan Hart ist mir auf alle Zeiten als allwissende „Clarissa Darling“ in Erinnerung (den Jüngeren wohl vorwiegend als Hexe „Sabrina“). Der nur zwei Tage jüngere „Joey“ Joseph Lawrence wiederum wird nie sein tolpatschiges Alter Ego „Joey Russo“ aus „Blossom“ loswerden. Insbesondere, wenn er wie letzte Woche durch einen der skurrilsten Schauspieler-Unfälle der jüngeren Zeit in die Schlagzeilen der Humor-Rubriken gerät: Er wurde von einem Drehbuch im Auge(!) getroffen, worauf seine Hornhaut riss. Ausserdem nutzt er wohl inzwischen eher einen Rasenmäher statt einen Friseur ;-).

Vielleicht auch wegen dieser langen Karrieren (mit Höhen und Tiefen und viel, viel Durchschnitt) haben die beiden ehemaligen Teen-Stars in den letzten zwanzig Jahren fleissig ihre Hausaufgaben in der Comedy-Schule gemacht: Beide haben ein solides Comedy-Timing im Blut, können aus jeder Punchline durch vielfältige Mimik und Gestik noch ein wenig mehr herausquetschen und sie haben unzweifelhaft richtig viel Spass miteinander vor der Kamera zu stehen (es ist nicht ihr erstes gemeinsames Projekt). Kombiniert mit einem oftmals Sitcom-typisch vorhersehbaren, aber insgesamt geniessbaren Skript ergibt sich nach den ersten drei Folgen ein durchaus akzeptables Resultat. Die Show ist kurzweilig, sofern man seine Ansprüche nicht zu hoch schraubt und ist einer der solidesten Vertreter des „richtig klassischen“ Sitcom-Genres mit Sofa und Laughtrack der jüngeren Zeit. Ich kann es also Freunden dieses Serientypus als Sommerfüller (und mehr) durchaus empfehlen, und sei es nur, um sich daran zu erinnern, dass die Zeit auch an „Melissa and Joey“ nicht spurlos vorübergegangen ist.

sabify 2010.07

Der Vollständigkeit halber auch noch sehr verspätet meine Spotify-Playlist für Juli 2010. Sonderlich zufrieden bin ich nicht mit der Zusammenstellung, aber der Zeitmangel fordert seinen Tribut.

Meine Highlights: Die neuen Singles der Hives und von Bad Religion (klassischer Fall von „wow, die gibt’s auch noch“). Und Sheryl Crow sowie The Coral sind auch wieder zurück auf der Bildfläche. Gefallen hat auch „Memoirs“ von Rox.

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