Journeyman: Die Uhr tickt.

Ohne Streik wäre NBCs „Journeyman“ wohl schon längst abgesetzt und vergessen. Aber sie hält sich wacker (wenn auch weiterhin mit sehr moderaten Quoten) und so hat die Show immer noch eine Chance, neue Zuschauer zu finden und an sich zu binden. Nach acht Episoden hat die Serie nun endlich genug Raum und Zeit (pun not intended) gefunden, um die Backstories ihrer Charaktere zu entfalten. Dennoch steht es nicht gut um die Zukunft der Show.

Richtig begeistert war ich zu Beginn nicht von der Serie. „Journeyman“ ist zwar dank ihres Sci-Fi-Schwerpunktes eigentlich „mein“ Genre, aber ich hatte einige Schwierigkeiten, mich mit den Charakteren anzufreunden. Das Problem der ersten Episoden war in meinen Augen die starke Überfrachtung der Show mit mysteriösen B-Stories und der irritieren Livia. Nachdem die Show nun einige Episoden ausgestrahlt hat und man deutlich familiärer mit den Charakteren ist sowie einige Details zum „big mystery“ enthüllt sind, kommt mehr Spannung in die Geschichte. Endlich gab es ausführlichere Andeutungen im Hinblick auf Livias Backstory — nur die wiederholte Überbetonung der Belastung der Familie durch Dans Fähigkeit wirkt in vielen Fällen immer noch anstrengend. Ich finde es auch schade, dass sie Kens Bruder nicht dauerhaft in das Geheimnis einweihen, das ständige Herumdrucksen um den heißen Brei erscheint zunehmend unlogisch und nervend — vor allem da es sich ja jüngst herausstellte, dass der Bruder recht gut mit der Wahrheit umgehen kann.

Auch die seltsame C-Story um den jungen Sohn von Dan, der nun plötzlich (scheinbar?) zu einem Klischee-Kind samt schlechter Noten wurde, liegt mir etwas quer im Magen.

Insgesamt muss ich allerdings eindeutig konstatieren, dass die Story nach einem zähen Beginn nun allmählich interessanter wird und deutlich reizvoller im ihren SciFi-Aspekten. Und nach dem totalen Scheitern der enttäuschenden „Bionic Woman“ ist es umso mehr zu bedauern, dass wohl auch mit „Journeyman“ eine weitere vom ursprünglichen Konzept verheißungsvolle SciFi-Serie das Jahr 2007 nicht überleben wird.

In einem ausführlichen Interview mit PremiumHollywood.com (einige leichte Spoiler im Artikel!) äußert sich auch Shorunner Kevin Falls zur Zukunft seiner Show und er klingt sehr pessimistisch. Immerhin sollen definitiv alle 12 Episoden ausgestrahlt werden, allerdings möglicherweise mit einer kleinen Pause Anfang Dezember.

Auch eine rasche Einigung zwischen Autoren und Studios (die laut heutigen Gerüchten möglicherweise doch schon kurz vor der Tür steht), dürfte an dem Schicksal von „Journeyman“ nicht mehr viel ändern.

Der Vampir "Angel"

Ein Fan hat sich die Arbeit gemacht, alle „Angel“-Flashbacks aus den zwölf verfilmten Staffeln des „Buffyverse“ in die chronologisch richtige Reihenfolge zu bringen. Das ganze Material hat er/sie in einen mehr als dreistündigen Film zusammengeschnitten und dann in 22 kleinen Portionen auf YouTube veröffentlicht. Eine reife Leistung und sicherlich hochinteressant, das alles mal in „korrekter“ Reihenfolge zu sehen. Fraglich ist allerdings, wie lange YouTube das online lässt.

Ich wünschte ich hätte die Zeit, um mir das alles anzuschauen …

"Black Friday"-Sales

Traditionell stürmen die Amerikaner am Tag nach Thanksgiving die Kaufhäuser und läuten das Weihnachtsgeschäft ein. „Black“ ist dieser Freitag angeblich weil die Geschäfte da zum ersten Mal in die schwarzen Zahlen kommen :). Ebenso traditionell locken die Shops an diesem Tag aber auch mit immensen Rabatten — und online ist das nicht viel anders (obwohl es hier neuerdings auch noch sowas wie einen „Cyber Monday“ geben soll).

Amazon.com hat schon mal die ersten TV-DVD-Deals publiziert, auch wenn der „Black Friday“ offiziell erst in ein paar Stunden beginnt. So gibt es zum Beispiel Season 1 und 2 von „House“ und Season 1 von „How I Met Your Mother“ ebenso wie Season 2 von „The Office“ und „Weeds“ für je $13. Bei dem derzeitigen Rekord-Kurs des Euros von ca. 1,48 sind das umgerechnet etwa 8,75 Euro pro Staffel. Ein Stolperstein sind nur die hohen Versandkosten nach Europa, die liegen immer noch bei rund $4 pro Sendung plus $2.49 pro Objekt. Aber man könnte so zwei Staffeln „House“ inkl. Versand knapp oberhalb der Zollfreigrenze nach Hause bekommen.

Auf der anderen Seite hat DeepDiscount.com auch immer noch seinen alljährlichen Sale (bis 25.11.).

Und wer sein Geld lieber hier in Deutschland loswerden will: Im morgigen MediaMarkt-Prospekt gibt es auch ein paar kleinere Serien-Angebote (keine richtigen „Schnäppchen“, manches gab’s auch schon billiger): u.a. „Monk“- und „Ally McBeal“-Boxen für je 19 Euro, „The Simpsons“ für je 15 Euro.

"Writers Room" auch bei deutschen Serien

Der „Wortvogel“ berichtet, dass nun offenbar auch deutsche Privatsender und Produktionsfirmen das US-amerikanische Serien-Entwicklungsmodell des „Writers Room“ (oder „Writers‘ Room“, haben wir ja heute gelernt ;-)) in der Praxis ausprobieren. Die Autoren arbeiten da nicht mehr über weite Strecken allein und abgeschottet im eigenen Stübchen sondern entwerfen die Episoden zu großen Teilen im Team, eben im „Writers Room“. Da den deutschen Autoren diese Arbeitsweise weitesgehend unbekannt ist, müssen die nun erstmal wieder die Schulbank drücken.

Sicherlich eine interessante Entwicklung, aber bestimmt auch mit einem größeren Kostenaufwand für die Produktionsfirmen verbunden. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass einige angesichts dieser „Amerikanisierung“ des Kreativprozesses bereits (mal wieder) den Untergang des Abendlandes am Horizont sehen.

"Fun Fact" des Tages für Besserwisser

Herr E. Rbsenzähler aus Lm. am A. schreibt uns heute:

Liebes sablog, warum schreibt sich die „Writers Guild of America“ eigentlich ohne Apostroph? Ist das nicht die „Gilde der Autoren“ und müsste es im Englischen somit nicht „WritersGuild of America“ heißen?

Antwort: Lieber E., vielen Dank für diese hochinteressante Frage. Streng genommen wäre auch „Writers‘ Guild“ korrekt, da man durchaus ein Besitzverhältnis zwischen Autoren und ihrer Gewerkschaft sehen könnte. Die Gewerkschaften interpretieren das gerne etwas anders und sehen die „Guild“ als eine Gemeinschaft/Gruppierung von/mit Autoren. Damit sei „Writers“ eine Art Attribut zu „Guild“ und es soll kein Besitzverhältnis ausgedrückt werden (das „s“ in „Writers“ ist eine Plural-Endung).

Das oftmals als inoffizielles Regelwerk angesehene Chicago Manual of Style rät bei ähnlichen Namensgebungen zur Schreibung mit Apostroph, lässt es aber in Ausnahmefällen zu, darauf zu verzichten („adding the apostrophe unless there’s no possessive meaning or unless it is a matter of an official, published form that does not carry the apostrophe“ — s.a. CMOS15, Kap. 7.27).

Interessanterweise hat die britische Autorengewerkschaft offenbar einen anderen Standpunkt als ihre nordamerikanischen Kollegen: Sie nennt sich Writers‘ Guild of Great Britain.

Falls das alles verwirrend klingt, keine Sorge … über dieses Thema haben schon viele andere Leute den Kopf geschüttelt. Und ich vergesse sowas eh ständig.

"Life" revisited

Es gibt Shows, die beginnen stark und lassen dann ebenso stark nach — andere sind zunächst eher zurückhaltend und wachsen dann von Woche zu Woche.

Die NBC Krimi-Serie „Life“ gehört wohl in die zweite Kategorie. Mir hatte die Pilot-Episode zwar schon recht gut gefallen, aber ein paar kleinere Nickligkeiten (Charlies Kampf mit der „neumodischen“ Technik und seine regelrechten „Superkräfte“ im Umgang mit Zeugen) hatten das Gesamtbild noch gestört. Spätestens in der achten Folge ist die Show aber richtig in Fahrt gekommen, hat die Kinderkrankheiten abgestreift und sich zu einer unterhaltsamen und spannenden Mischung aus „House“, „Damages“, „Monk“ sowie einem Hauch „CSI“ und „Dexter“ gemausert. Ich hätte nicht gedacht, dass man dem ausgelaugten Krimi-Prozedural-Genre auf einem Broadcast-Network wirklich noch eine neue sehenswerte Show jenseits der „Guilty Pleasure“-Schublade (hallo „Women’s Murder Club“) entlocken könnte, aber mit „Life“ ist das definitiv gelungen.

Die Show erzielt mittlerweile sogar bessere Quoten als das im Vorfeld stark gehypte „Bionic Woman“ — was aber leider nur relativ ist und vor allem an der fulminanten Schwäche der bionischen Frau liegt. Somit ist „Life“ immer noch ein Wackelkandidat was eine Rückkehr nach dem Ende des Streiks angeht.

Pushing Daisies: Zuckerschock

„Pushing Daisies“ ist sicherlich die schönste aktuelle Serie, aber ist sie auch die beste?

Zumindest waren die letzten zwei oder drei Episoden deutlich zu „süß“ für meinen Geschmack. Wunderbar verträumtes Produktionsdesign kann eine maue Story nur zu einem bestimmten Grad überdecken und insbesondere in der jüngsten „Hunde“-Episode war die Serie arg schwer verdaulich und weit abgehoben. Selbst Emerson (Chi McBride), der die Show immer wieder durch seine trockenen Kommentare zurück auf den Boden bringt, konnte da nicht mehr viel retten. Das war so verspielt und überfrachtet, dass ich desöfteren genervt und augenverdrehend auf die Uhr schaute — sowas mache ich üblicherweise bestenfalls bei meinen „Guilty Pleasure“-Shows wie früher mal „Grey’s Anatomy“. Kein gutes Zeichen.

Momentan haben sich die Autoren mit der Beziehung zwischen Chuck und Ned in eine Ecke geschrieben, aus der sie sich bald herausarbeiten müssen. Ned schaut ständig wie ein begossener Pudel aus der Wäsche und schon nach nur sechs Episoden wirkt die Story um seine Liebesbeziehung mit Chuck abgegriffen und fade. Selbst solche Pseudo-Konflikte wie der kurze Flirt mit Olive können da kein neues Leben hineinbringen. Wenn dann noch so eine mittelprächtige prozedurale Krimi-A-Story wie die „Hunde“-Nummer dazukommt, dann gerät das ganze Schiff „Pushing Daisies“ in ungemütliche See. Fantasy hin oder her, aber wenn der Unterhaltungsfaktor in einem meterdicken Zuckerguss erstickt wird, dann wird es für den Zuschauer uninteressant. Trägt dieses Konzept etwa wirklich nicht für eine wöchentliche Serie? Oder bin ich nach dem exzellenten „Mad Men“-Sommer einfach nicht mehr empfänglich für solch süße und unkomplizierte Shows?

Es soll wieder verhandelt werden, aber…

… glaubt wirklich jemand, dass eine rasche Einigung beim Autoren-Streik ansteht? Da lässt man sich nun erstmal gemütlich viel Zeit bis nach Thanksgiving, um sich überhaupt mal wieder an einen Tisch zu setzen. Als ob das nicht auch schon gestern oder heute möglich gewesen wäre — wenn man wirklich auf beiden Seiten echtes Interesse an einer zeitnahen Beilegung des Streiks gehabt hätte.

Vielleicht wollen die Networks und Studios den Streik wirklich nutzen, um einige Produktions-Altlasten billig loszuwerden. Im Allgemeinen müssen die Studios etwa fünf bis sechs Wochen warten, bis sie die Autoren in einem Streikfall unter Berufung auf „Höhere Gewalt“-Klauseln offiziell suspendieren oder kündigen können. Davon sind wir noch zwei bis drei Wochen entfernt. Theoretisch hätten die Studios dann nach Ende des Streiks die freie Wahl, ob sie die Autoren wieder einstellen — oder nicht. Gleichzeitig könnte ein langer Streik, der weit bis in den Sommer 2008 hineindauert auch die Gelegenheit bieten, viele etablierte Strukturen im alltäglichen TV-Geschäft über Bord werfen — und zuletzt auch den Zuschauer „konditionieren“, damit er wieder eher billig produziertes Material akzeptiert.

Man sollte die Nachricht von der Wiederaufnahme der Gespräche also sehr vorsichtig bewerten. Es ist für die Studios einfach zu verlockend, die ganze Angelegenheit noch weiter hinauszuzögern, insbesondere da das Kind nun bereits in den Brunnen gefallen ist.

Was ich von Carlton Cruses Entscheidung halten soll, der seine Showrunner-Tätigkeiten für die Postproduktion der acht „Lost“-Episoden wieder aufgenommen haben soll,  weiß ich auch nicht so recht. Ausgerechnet er macht sich Sorgen um das „Lost“-Franchise, das nun wirklich eine sehr sichere Zukunft hat? Währenddessen andere Showrunner  bereit sind, ihr „Baby“ für die Sache gar ganz aufzugeben, wie beispielsweise Michele Fazekas, die mit „Reaper“ gerade ihre erste Show on-air hat.

Ebenfalls etwas quer im Magen liegt mir derzeit die „Sendet Bleistifte an die Studio-Bosse„-Aktion, zu der einige Autoren via UnitedHollywood.com aufgerufen haben. Da werden die Fans nicht etwa von anderen Fans zu Spenden aufgefordert, sondern von den Streikenden selbst. PR-technisch reichlich ungeschickt, methinks. Ich kann mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass einige Autoren ihre Fan-Communities da teilweise etwas unüberlegt einspannen (mir lag schon das Wörtchen „ausnutzen“ auf den Tasten).

quarterlife: Episode 1

So, die ersten beiden Teile der ersten Episode von „quarterlife“ sind online (quarterlife.com, geht weltweit ohne jeglichen Proxy-Gedöns), irgendwelche Meinungen? Aus knapp 19 Minuten kann man ja noch nicht viel ableiten, aber soweit macht es in meinen Augen mal einen guten Eindruck. Die Serie sieht zwar — wie zu erwarten war — etwas „einfacher“ aus als normale TV-Serien, aber für eine Web-Serie setzt sie produktionstechnisch sicherlich neue Maßstäbe. Und einen „billig-08/15“-Eindruck macht sie eigentlich auch nicht. Ich habe schon deutlich schlechtere (und viel teuere) TV-Serien gesehen.

Zum Inhalt oder zur Performance der Schauspieler kann ich noch nicht viel sagen — es sind ein paar Allerwelts-Soap-Elemente drin (Protagonistin in Sinnkrise, Vorgesetzte klaut Idee, Verliebt in die Freundin des besten Freundes, Geek-Stereotyp), aber es ist bisher mal nix dabei, wovon ich mich genervt und augenrollend abwenden müsste. Was mir besonders gefallen hat, ist der lockere Witz in den Dialogen — da merkt man schon, dass hier keine Amateure, sondern erfahrene Drehbuchautoren am Werk sind. Dass die Hauptcharakterin Dylan ungefragt so viel Videomaterial ihrer Freunde ins Netz stellt, wirft aber schon ein seltsames Licht auf sie (der würde ich auch mal gewaltig die Meinung geigen) und sie macht einen arg weinerlichen Eindruck — aber es liegt ja noch nicht mal eine komplette Episode vor.

Das Weblog von Dylan wird als nettes Vehikel für einen Voice-Over genutzt, allerdings habe ich schon ein ungutes Gefühl dabei, wie sehr dieser Voice-Over die Show dominiert — und das „My So-Called Life“-Deja Vu drängt sich ja auch stark auf. Aber mal abwarten, was noch draus wird. Bei den Schauspielern kann man sich in einigen Fällen eines gewissen „over-acting“-Eindrucks nicht erwehren, aber immerhin sind sie schon meilenweit von Marshall Herskovitz‘ sehr hölzerner …ehm… „Schauspielerleistung“ in seinem Kurz-Cameo in Teil 2 entfernt 😉

Es sieht so aus, als würde die erste Staffel(?) aus acht oder neun Episoden bestehen, die in 36 Teile à 9 Minuten aufgeteilt sind (wohl jeweils an den Actbreaks). „Roswell“-Fans sollten auch ein Auge auf die Show haben, Majandra Delfino („Maria DeLuca“ aus „Roswell“, sie ist seit Oktober mit Devon Gummersall („Brian“ aus MSCL) verheiratet) wird wohl in vier Episoden zu sehen sein. Und der gesamte Gummersall-Clan hat da sowieso seine Finger drin (Josh produziert, Devon schreibt, Vater Greg und Mutter Jenny stellen Kunstwerke zur Verfügung…).

WGA-Streik: Keine Annäherung

Auch nach fünf Streiktagen sind die Fronten unverändert verhärtet. Es gibt keinerlei Anzeichen für anstehende Verhandlungen zwischen den Studios und der WGA, aber wohl diverse inoffizielle „Backchannel“-Gespräche, unter anderem auf Initiative des Gouverneurs von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger.

Währenddessen haben fast alle Showrunner in Hollywood die Arbeit niedergelegt. Dies hat je nach Show unterschiedliche Auswirkungen. Josh Friedman („The Sarah Connor Chronicles“) berichtet in seinem Weblog beispielsweise, dass zwar neun Episoden seiner neuen FOX-Midseason-Serie abgedreht seien, aber außer der Pilot-Episode noch keine weitere Episode den Schnittraum durchlaufen habe. Friedman stellt aber auch klar, dass er diese Tätigkeiten nicht durchführen werde, solange der Streik andauert. FOX will die Serie aber in der Midseason ausstrahlen und könnte nun theoretisch Dritte engagieren, um die Show zu schneiden.

Andere Produktionen stehen komplett still. Newcomer-Flop „Big Shots“ hat den Produktionsbetrieb eingestellt und wird laut Nikki Finke nach dem Ende des Streiks auch nicht wieder mit den Dreharbeiten anfangen — damit dürfte diese Show nach dem Versenden der restlichen produzierten Episoden als „abgesetzt“ gelten. Und ich bin mir sicher, dass da noch einige Shows nachfolgen werden. „24“ dreht zwar aktuell noch, wird wohl bei einem längeren Streik aber keine halbe Staffel senden, sondern erst 2008/09 wieder zurück auf den Bildschirm kommen. „Lost“ ist in einer ähnlichen Situation, doch ABC besteht darauf die abgedrehten acht Episoden ausstrahlen zu wollen, obwohl sie mit einem Cliffhanger enden.

Wieviele Episoden einzelne Serien noch auf Lager haben, zeigt die exzellente und umfangreiche Übersicht beim Televisionary.

Am schnellsten betroffen ist wohl „The Office“, das nur noch eine einzige Episode „auf Halde“ hat (die wohl am 15. November ausgestrahlt wird). Danach ist Schicht im Schacht. Am Beispiel von „The Office“ ist auch deutlich zu sehen, dass nicht nur Autoren und Produzenten von diesem Streik betroffen sind: Mehr als 100 „non-writing“ Angestellten und Arbeitern der „Office“-Produktion wurde gestern die Kündigung ausgesprochen, da die Dreharbeiten seit Beginn der Woche eingestellt sind. Bei vielen anderen Serien und Talkshows sieht es ähnlich aus: Eine große Kündigungswelle läuft derzeit durch Hollywood. Dies hat gerade für die „einfachen“ Mitarbeiter wie Handwerker, Make-Up-Künstler etc. gravierende Auswirkungen und dürfte den „Druck von unten“ auf die Autoren und Studios in den nächsten Wochen noch verstärken. Dies ist ein entscheidender Faktor wenn man gegenwärtig Kalkulationen aufstellen will, wie lange die Autoren ihre Streikmaßnahmen wohl durchhalten können.

Die Networks setzen derweil ihre Notfall-Pläne um. Einerseits drohen sie Showrunnern mit Anklagen wegen Vertragsbruch und/oder Kündigungen. Andererseits sind sie auf der Suche nach alternativen Programminhalten. So werden Kontakte zu britischen Autoren geknüpft, die als Streikbrecher eingesetzt werden könnten. Reality-Programme wie „Big Brother“ werden für einen Januar-Start vorbereitet. NBC wiederum sei angeblich an der neuen Web-Serie „quarterlife“ von Marshall Herskovitz und Ed Zwick interessiert. Die Serie startet am Sonntag auf MySpace.

Über die Strategie der Networks kann nur spekuliert werden. Einige Beobachter gehen davon aus, dass die Konzerne nun sogar zuerst mit der Gewerkschaft der Regisseure DGA verhandeln wollen, da diese in der Vergangenheit eher Entgegenkommen zeigte und somit eine Art Muster-Tarifvertrag aufstellen könnte, den die Autorengewerkschaft WGA schließlich auch übernehmen würde. Der DGA-Tarifvertrag läuft Mitte 2008 aus. Andererseits sind die Studios wohl auch generell an einer Schwächung der Gewerkschaften interessiert, was durch einen langen und zähen Streik erreicht werden könnte.

Bilder vom Streik findet man unter anderem bei Flickr.com im Fans4Writers.com-Pool (unter anderem mit David Boreanaz und Summer Glau).

Und noch eine kleine Erklärung, warum die Streikenden in den „Picket Lines“ oftmals im Kreis laufen oder sich sonst wie in Bewegung halten: Stillstehen könnte als „Herumlungern“ und somit als Ordnungswidrigkeit interpretiert werden. Man lernt nie aus.

 

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