Eigentlich sollten die letzten beiden Episoden der kurzlebigen FOX-Serie „Drive“ bereits am 4. Juli laufen, dann wurden sie auf den kommenden Freitag, den 13. Juli verschoben. Doch gestern wurde auch der „13. Juli“-Termin gestrichen, wie „Drive“-Fans bemerkt haben. Im Programmlisting für nächsten Freitag taucht „Drive“ nicht mehr auf. Stattdessen läuft eine Wiederholung von „Bones“ sowie eine der finalen Episoden der abgesetzten Serie „Standoff“.
"Burn Notice"
Das USA Network wirbt mit dem Slogan „Characters Welcome“ und zeigt in seinen Shows wie „Psych“ und „Monk“, was es damit meint: Ungewöhnliche, leicht überzeichnete Charaktere stehen im Mittelpunkt von eher harmlosen, aber unterhaltsamen Serien. Und meist sind es Krimis. In diese Kategorie fällt auch „Burn Notice“. Man kann es eine gelungene Variation eines erfolgreichen Rezepts nennen.
Michael Westen (Jeffrey Donovan) ist ein international tätiger Spion, der mitten in einer lebensgefährlichen Mission plötzlich erfährt, dass auf seinen Namen eine „Burn Notice“ ausgestellt wurde. Dabei handelt es sich um einen Vermerk bei Geheimdiensten, mit denen eine Quelle oder ein Mitarbeiter als unbrauchbar bzw. enttarnt gekennzeichnet werden. Für einen Spion wie Michael ist dies jedoch faktisch nicht nur das Ende seiner Geheimdienst-Karriere, er ist nun auch von all seinen früheren Annehmlichkeiten abgeschnitten — kein Geld, keine Wohnung, keine Kontakte. Zudem steht er nun selbst im Visier anderer Geheimdienste — und er hat nicht den leisesten Schimmer warum.
Nun ist er in seiner alten Heimat Miami, Florida, gestrandet und sitzt wegen Geldmangels erst mal fest. Ein paar alte Freunde unterstützen ihn mit dem Notwendigsten, während er versucht, etwas Ordnung in sein neues Leben zu bekommen und seine Feinde abzuwimmeln. Und seine Mutter. Die lebt nämlich auch noch hier und ist eine Nervensäge par excellence. Top-Spion hin oder her, wenn die Mami anruft und zum Einkaufen gefahren werden will, hat auch ein mit allen Wassern gewaschener Mann wie Michael nichts entgegenzusetzen.
Viel angenehmer findet er da seine eigentliche Berufung: Bösewichter jagen und austricksen und dabei als Mini-„James Bond“ auch ohne teure Gadgets auskommen. Und da kommt es ganz gelegen, dass er sein Spion-Know-How nun einsetzen kann, um nebenbei etwas Kohle zu verdienen. Dazu hilft er Leuten, die sich nicht trauen, sich an die Polizei zu wenden — er agiert also als eine Art Privatdetektiv. Als Unterstützung kommt ihm seine Ex-Freundin Fiona (Gabrielle Anwar) zu Hilfe, die aussieht wie ein Model, aber dennoch eine rabiate Hau-Drauf-Mentalität an den Tag legt, gern mit Waffen spielt und gar eine IRA-Vergangenheit hat. Und im besten MacGyver-Stil bastelt Michael aus ein wenig Spielzeug Fallen für Bösewichter oder kommt Gangstern auf die Schliche. Er ist dabei kein perfekter Superheld, sondern ein Typ mit Macken, der Situationen auch mal falsch einschätzt und dazu noch einen allzeit süffisant-sarkastischen Voice-Over-Kommentar parat hat.
Diese Voice-Overs aus der Sicht von Michael (die allerdings manchmal dann doch zu dick auftragen und etwas sperrig wirken) unterstützen auch das Storytelling insgesamt. Ein anderer Trick sind „Title Card“-Inserts, durch die neue Charaktere in der Show vorgestellt werden. Das ist ein interessantes Stilmittel, das man aber in letzter Zeit öfters in Film- und TV-Produktionen sieht und langsam erste Abnutzungserscheinungen zeigt. Und ob es in „Burn Notice“ abgesehen von der Eröffnungssequenz in der Pilot-Episode dauerhaft überhaupt Sinn macht, bezweifle ich, insbesondere da bereits in der Pilot-Episode in diesen Einblendungen der amüsante Seitenhieb („Boris: Wannabe Warlord“) oftmals zu kurz kommt.
Als Zuschauer hat man die ein oder andere Pille zu schlucken: Michael ist so begabt, aber er schafft es nicht, der Herkunft seiner Burn Notice auf den Grund zu kommen? Er ist solch ein Top-Agent, hat aber nicht für den Fall der Fälle vorgesorgt? Und jetzt muss er simple Privatdetektiv-Aufträge lösen, um sich über Wasser zu halten? Aber wer diese Show anschaut, will wohl auch gar keine größeren Fragen stellen, sondern sich lieber gut unterhalten lassen. Und das kann die Show durchaus.
Fazit: Wer „Monk“ und „Psych“ mag und auch ein bisschen „MacGyver“ nicht abgeneigt ist, der wird auch „Burn Notice“ unterhaltsam finden. Aber mehr ist es auch nicht. Ein netter Zeitvertreib zum Relaxen und Entspannen — amüsant und harmlos-spannend. Damit ist diese Show aber auch schnell „verzichtbar“, wenn die Zeit zum Anschauen fehlt.
Helmut Schmidt außer Dienst
Großartiges Portrait eines Staatsmanns: Sandra Maischberger und ihr Ehemann Jan Kerhart haben über vier Jahre hinweg Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt für eine ARD-Dokumentation begleitet. Hochinteressant und sehenswert — natürlich sollte man schon ein gewisses Interesse für die Person Schmidt oder Persönlichkeiten der Zeitgeschichte mitbringen. Schmidt mag zwar nicht unumstritten sein, aber gerade das macht diesen sehr persönlichen und fast schon intimen Einblick in „Helmut und Lokis“ Leben und Gedankenwelt zumindest in meinen Augen sehr faszinierend und unterhaltsam. Teilweise ist diese Dokumentation auch recht aufwändig produziert (wenn ich mich nicht täusche, war da im Kloster Chorin gar ein Kamerakran im Einsatz — vielleicht ein bisschen zu viel des Guten). Es geht nicht um eine verfilmte Biographie des Altkanzlers (auf seine beruflichen Stationen wird eigentlich nur im Vorbeigehen eingegangen), sondern im Vordergrund steht der Mensch Helmut Schmidt, der in seinem Leben zahllose Höhe- und Tiefpunkte durchlebt hat.
EinsExtra wiederholt die NDR-Doku „Helmut Schmidt außer Dienst“ nochmal am Mittwoch, den 18.7., um 21 Uhr und am darauffolgenden Donnerstag um 6:30 Uhr.
24: Endlich mal 'ne ordentliche Synchro!
Das ist die erste Folge von „24“, von der ich auch voll begeistert bin 😉
(via basicthinking.de, zwei weitere Teile gibt’s bei youtube.com)
"Jekyll"
2007 ist ein exzellentes Jahr für den britischen TV-Autor Steven Moffat. Der ehemalige „Coupling“-Produzent hat nicht nur eine der besten „Doctor Who“-Episoden des Jahres geschrieben („Blink“), sondern mit „Jekyll“ auch eine formidable eigene Mini-Serie bei der „alten Dame“ BBC an den Start gebracht.

Die legendäre Literaturvorlage „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ ist neben der „Schatzinsel“ wohl eines der bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson. Die BBC-Serie „Jekyll“ ist nun gleichzeitig eine gelungene Adaption und Fortsetzung von Stevensons Erzählung in unserer Gegenwart. Die Serie baut auf der Grundidee auf, dass diese Buchvorlage vielleicht doch nicht rein fiktiv war und Dr. Jekyll einen Nachfahren im Jahr 2007 hat.
Tom Jackman ist ein eigentlich ein ganz normaler Familienvater, der jedoch notgedrungen ein geheimes Doppelleben führt. Denn er teilt sich seinen Körper mit einer zweiten Identität, einer recht brutalen, aber auch kindisch-einsamen Variante seiner selbst. Doch dies sind nicht nur schizophrene Episoden oder Halluzinationen, die sich in seinem Geist abspielen. Bei der regelmäßigen und unfreiwilligen Wandlung in seinen aggressiven Gegenpart verändert sich Tom Jackman auch physisch: Sein Haaransatz ändert sich, er ist schmäler und größer und wirkt jünger. Doch beide „Personen“ leben unabhängig voneinander, sie teilen Erinnerungen nicht und kommunizieren bestenfalls über ein kleines Diktiergerät.
Zunächst versucht Jackman sich mit dieser Transformation und seinem alternativen Ich zu arrangieren. Doch wie in der Literaturvorlage gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle, Jackman und sein „Hyde“-Charakter kollidieren immer öfter und geraten zunehmend in eine Art Kriegszustand. Gleichzeitig kommen einige mysteriöse dritte Parteien ins Spiel, die unklare eigene Ziele verfolgen, in denen Tom Jackman eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Insbesondere die Frage, wie er ein Nachkomme von Dr. Jekyll sein kann, obwohl der doch angeblich keine Kinder hatte, bildet einen wichtigen Mystey-Arc dieser auf sechs Episoden begrenzten ersten Staffel.

Solch eine Show steht und fällt natürlich mit dem Hauptdarsteller. Der Kraftakt, nicht nur einen, sondern gleich zwei komplett gegensätzliche Charaktere vor der Kamera zu porträtieren, die auch nach und nach verschmelzen, dürfte einem Schauspieler einiges abverlangen. Und da hat die BBC mit James Nesbitt („Cold Feet“, „Bloody Sunday“) einen hervorragenden Griff getan. Seine Wandlungen in den jeweils anderen Charakter haben Gänsehaut-Qualitäten und seine Darstellung der „Hyde“-Figur ist atemberaubend bedrohlich und von einem kaltblütigen Wahn durchsetzt. Aber auch der restliche Cast ist nicht zu unterschätzen, insbesondere Gina Bellman als Jackmans Ehefrau läuft beispielsweise in Episode drei in einer brillanten Dialog-Sequenz zu Hochform auf. Und Paterson Joseph als Chef einer mysteriösen Organisation ist einfach ein köstliches Ekel.
Aber der wirkliche Dreh- und Angelpunkt ist das fantastische Script von Steven Moffat. Er bleibt eng an der Literaturvorlage, aber erzeugt doch etwas vollkommen neues, ein packendes TV-Psycho-Drama mit einem Mystery-Touch, das aufwühlt und schockiert. Hin und wieder kommen einige Nebencharaktere etwas unter die Räder, weil „Jekyll“ derart prominent im Vordergrund steht — aber weil jede Szene mit dem zunehmend zerrissenen Jekyll/Hyde ein einziger Genuss ist, ist das zu verschmerzen.
Fazit: Mit der Wiederbelebung der klassischen Literaturfigur(en) Mr. Jekyll und Mr. Hyde hat die BBC und Autor Steven Moffat einen formidablen TV-Sommerhit hervorgebracht, der bereits nach der Hälfte der Miniserie als eine der besten TV-Serien des Jahres feststehen dürfte. Das ideale Gegenstück zu „Dexter“. Ab Ende Juli auch auf DVD zu haben. Eine Fortsetzung ist noch offen, vielleicht ist die Serie auch gar nicht für eine längere Laufzeit ausgelegt.
Doctor Who: Last of the Time Lords
So richtig glücklich bin ich mit dem Season-3-Finale von „Doctor Who“ nicht. Die finale Episode feuerte zwar in jeder Hinsicht aus allen Rohren, aber teilweise schien sie mir fast ein Stückchen über’s Ziel hinauszuschießen.
(Spoiler voraus)
Dabei sah der Trailer letzte Woche doch so viel versprechend aus. Aber wie Promo-Abteilungen von TV-Sendern nunmal so sind, haben sie sich hauptsächlich die Rosinen aus dem Kuchen gepickt. Dass der Doktor durch irgendwelches mäßig erklärtes kollektives Gedankenkraft-Dingens gerettet wird und sich das ganze Zeit-Pradoxon wundersam sauber mit etwas Technobabbel in Wohlgefallen auflöst ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen — all das wird in solchen Trailern natürlich nicht erwähnt. Irgendwie war mir das Happy End deutlich zu glatt, ich nahm dem Doktor auch seine Trauer um seinen letzten Artgenossen nicht ab — die Vorgeschichte der Beziehung zwischen dem „Doctor“ und dem „Master“ war dazu viel zu kurz gekommen und hatte sich dann diese Emotion über den Lauf der Doppelfolge einfach nicht verdient. Und die durchaus nette Idee um die „Enthüllung“ von Capt. Jacks Zukunft schien mir etwas holprig/aufdringlich ins Skript eingebaut, das hätte man doch auch irgendwie subtiler einbauen können.
Sicherlich hatte die Episode auch gute Momente, im typischen Doctor-Who-Stil immer ein wenig off-beat (der „Tanz“ des Masters zu Beginn), und viele wirklich gute Special Effects (der extrem gealterte Doctor) sowie sauber vorbereitete und realisierte Story-Twists (die wahre Identität der „Kugeln“). Aber dennoch klemmte es an so manchen anderen Stellen. Ich konnte irgendwie nicht genügend „suspension of disbelief“ aufbringen, um die Motivation des „Masters“ zu akzeptieren und die Story der Episode zu genießen.
Es scheint mir fast so, als hätte „Doctor Who“ die größten Probleme, wenn sie klassisches Space-Science-Fiction machen wollen. Da stoßen sie dann schnell mit dem Bühnenbild an Budget-Grenzen, irgendwie sehen die diversen Raumschiff-Innereien immer alle nach dem gleichen Kraftwerk-Keller aus. Und die x-te Variation der Dalek-Monster-of-the-Week-Story kann mich auch nicht mehr richtig von Sofa reißen. Nein, „Who“ kann vor allem in den kleinen Geschichten in der Gegenwart brillieren oder wenn die BBC-Kostümausstatter sich im Shakespeare-Zeitalter austoben dürfen. So passt es ins Bild, dass dieses Jahr ausgerechnet die „kleine“ Episode „Blink“ mein Favorit war, die mich auch von Anfang bis Ende gefesselt hatte.
Und dann ist da das Thema „Martha Jones“. Insbesondere im Finale fiel mir recht deutlich auf, dass ihrem Charakter (oder der Schauspielerin) hin und wieder das nötige Charisma fehlt. Gerade als es darum ging, wie sie angeblich all die Hebel in Bewegung setzte um den Doctor zu retten, schien sie irgendwie zu „hölzern“ und sie wirkte weder überzeugend noch glaubhaft. Eventuell nervt mich auch nur ihre Stimme, wer weiß.
Vielleicht wird es wirklich Zeit, dass sich die „Who“-Macher mal ein neues Modell für das Doctor & Companion-Schema überlegen — die Gerüchte zur vierten Staffel deuten ja darauf hin, dass es in der Hinsicht eine größere Änderung geben könnte.
Bin ich der letzte?
Bin ich der letzte in Bloggershausen, der dieses Video verlinkt? Ach, auch egal, heute ist schließlich Sonntag, da darf man auch faul sein.
„Flagpole Sitta“ von Harvey Danger war/ist übrigens Theme-Song der britischen TV-Serie „Peep Show“ (puh, on-topic-kurve gerade so noch gekriegt ;-).
Das oben eingebundene Video ist natürlich nicht das offizielle Musikvideo, sondern ein „self-made“ Spaß-Video. Aber gerade darum eine reife Leistung, sowas in einem (dem ersten) Take hinzukriegen.
Im Übrigen aber ein hübscher Einblick in die „Generation Web 2.0“ — diese Angestellten des Web-Startups Connected Ventures (die auch hinter vimeo.com, defunker und collegehumor stecken) sind doch wohl durchweg deutlich jünger als 30 (oder gar 25). Aber sie haben sichtlich Spaß bei der Arbeit (mitten in NYC) und sind mit ihren Projekten auch ziemlich erfolgreich, da dürfte so mancher neidisch werden … na, wer hat auch schon auf den verlockenden „we’re hiring„-link geklickt? Man wird ja noch träumen dürfen … insbesondere sonntags 😉
Studio 60: What kind of show has it been
Vor fast genau einem Jahr gab es (auch hier im Blog) kaum ein wichtigeres TV-Thema als die Vorfreude auf die neue Aaron Sorkin-Show „Studio 60 on the Sunset Strip“. Kaum jemand zweifelte, dass „Studio 60“ das TV-Event des Jahres werden würde. 12 Monate und 22 Episoden später haben wohl alle Beteiligte etwas gelernt: NBC musste erfahren, dass viel Geld und ein großer Name alleine nichts bewirkt. Manchmal muss man dem Autor eben auch mal auf die Finger klopfen, offenbar kann zuviel „Freiheit“ auch schaden. Sorkin hat (hoffentlich) gelernt, dass er kein Allround-Talent ist und sein selbstüberschätzter Predigt-Stil nicht bei der großen Masse ankommt. Und der Zuschauer hat erfahren, dass ein Network mal nicht Schuld an dem Scheitern einer Show sein kann ;-).
Am Ende war „Studio 60“ im Grunde nur noch eine „West Wing“-Spin-Off-Show. Sorkin zog die finale Storyline einfach über fünf(!) Episoden und pappte sie dann am Ende zu einem hübschen Happy-Happy-Happy-End zusammen, was man im Grunde gleichzeitig als Zugeständnis und Affront an den noch verbliebenen Zuschauer interpretieren kann. Und da er wohl merkte, dass seine Show-in-a-Show-Skripte nicht den gewünschten Erfolg brachten, schrieb er halt wieder über Politik und den Krieg. Manche sahen in diesem Fünf-Teiler sogar eine indirekte „Entschuldigung“ für seine legendäre Post-911-Episode von „The West Wing“.
Aber man kann nicht behaupten, dass Sorkin grundsätzlich kein guter Autor sei. Er hatte wohl einfach seine Storytelling-Fähigkeiten in diesem Serien-Konzept überschätzt. Auch wenn viele Storylines (insbesondere die vermeintlich „romantischen“) absolut in die Hose gingen — bis zum Schluss waren die Dialoge durchweg sehenswert. Da kam ihm natürlich auch der exzellente Cast zu Gute, insbesondere Steven Webber und Matthew Perry, deren Karrieren durch den Studio-60-Flop sicherlich keinen Schaden davongetragen haben dürften. Auch von der handwerklichen Umsetzung war „Studio 60“ durchweg ein Genuss, das beginnt beim beeindruckenden Set und endet bei dem hervorragenden Regie-Stil von Thomas Schlamme.
Und ich bin immer noch der Meinung, dass es nur einen vergleichsweise kleinen „Tweak“ gebraucht hätte, um die Show zu einem Hit zu machen: Anstatt dem Blick hinter eine SNL-ähnliche Comedy-Show hätte er einfach einen FOX-NEWS-ähnlichen Sender in den Mittelpunkt stellen müssen und er hätte den kompletten Cast, fast alle Drehbücher und seinen Besserwisser-Schreibstil 1:1 übernehmen können.
Naja, beim nächsten Mal wird’s wieder besser. Mal sehen, ob es mit „Charlie Wilson’s War“ auf der großen Leinwand funktioniert. Alleine die Cast-Liste des an Weihnachten in die Kinos kommenden Films ist schon ähnlich wie bei „Studio 60“ überaus beeindruckend: Tom Hanks, Phillip Seymour Hoffman, Julia Roberts, Lilly Tomlin, Emily Blunt, Amy Adams und Shiri Appleby lassen den Film schon vor dem Start in den engeren Kreis der Oscar-Hoffnungen aufrücken. Und diesmal stammt auch nur das Drehbuch von Sorkin. Die Literaturvorlage um die USA-Verwicklungen in den Widerstand gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan in den 1980er Jahren wurde von dem Reporter George Crile verfasst.
"Anna Pihl" (ZDF)
Okay, es war etwas Zufall im Spiel, dass ich gestern die erste Episode der neuen ZDF-Krimi-Serie „Anna Pihl“ gesehen habe. „Anna Pihl“ ist eigentlich eine dänische Produktion und nicht nur im Ursprungsland auch sehr populär. Anna Pihl ist eine Polizeibeamtin und hat gerade ihren neuen Job in Kopenhagen angetreten. Sie ist eine geschiedende Mutter mit einem Sohn im Kindergarten-Alter. Sie engagiert sich für ihre „Fälle“, hat ein großes Herz und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein, hat aber in ihrer neuen Arbeitsstelle erstmal auch mit herben Gegenwind zu kämpfen. Die Kritiken zur Serie waren im Vorfeld ausgesprochen positiv, der Grundtenor ging ungefähr in die Richtung, dass es sich bei „Anna Pihl“ um eine realitätsnahe und dennoch spannende Krimiserie mit einer interessanten, mehrdimensionalen Protagonistin handele.

Und nach der gestrigen Pilotepisode kann ich das eigentlich auch unterschreiben. Mir fehlt etwas der Vergleich zu deutschen Krimi-Serien wie „Bella Block“ (nie gesehen), daher kann ich auch nicht darüber urteilen, ob „Anna Pihl“ nun „besser“ oder „schlechter“ als ihre deutschen Kolleginnen ist. Die Episode verfolgt zwar ein paar klassische Story-Elemente (u.a. der erste Arbeitstag, an dem erst mal alles schief läuft sowie der Stress einer alleinstehenden Mutter und dann noch der heutzutage wohl in Serienkonzepten unvermeidliche schwule BFF-Nachbar), aber schrammt doch immer wieder geschickt an dem Merkmal „vorhersehbar“ vorbei. Man denkt in so mancher Szene „Oh, ich ahne schon, was als nächstes passiert“, und dann findet die Show doch noch eine leichte neue Variation, mit der man (ich) nicht unbedingt gerechnet hat. So begeht der Charakter zwar auch öfters die typischen naiven „Dummheiten“, welche die Story auf Trab halten und Konflikte hervorrufen sollen, aber Anna Pihl findet dann doch noch einen halbwegs smarten Ausweg oder stellt sich zumindest nicht so blöd an, dass man nach der Fernbedienung sucht.
Trotz einiger Action-Szenen nimmt sich die Show auch immer wieder genügend Zeit für ruhigere Momente, um die Haupt-Charaktere und das Umfeld von Anna Pihl näher vorzustellen. Auch da wimmelt es von (teilweise leider Serien-typischen) Konflikt-Konstellationen, sei es der unsympathische Ex-Mann mit seiner neuen Freundin oder der nach dem Tod seiner Frau depressive Vater (der zwar angeblich verwahrlost lebt, aber perfekt rasiert ist).
Die Show ist ganz nett, die Schauspieler bieten eine überzeugende Leistung, aber zumindest die Pilot-Episode macht in meinen Augen nur einen durchschnittlichen Eindruck. Aber vielleicht will das im deutschen TV ja schon viel heißen.
Der große Minuspunkt ist aber auch hier leider die Synchronisation. Sie war wohl nicht schlecht, ich denke eher, dass „Anna Pihl“ wieder mal ein Beispiel für die „prinzipbedingten“ Probleme von Synchronisationen ist. Ein Großteil der „Atmosphäre“ geht verloren, die Sprecher scheinen oft regelrecht ins Mikro zu „hauchen“, die Lippenbewegungen sind bei diesen nordischen Sprachen eh wie von einer anderen Welt und die Synchro in den Action-Szenen erinnerte fast schon an eingedeutschte Porno-Filme (nicht dass ich da …öhm… irgendwelche Vergleichsmöglichkeiten hätte). Ich habe mir dann noch ein paar kurze Ausschnitte der Original-Fassung im Web angeschaut und fand sie gleich eine ganze Ecke besser. Hachja, liebes ZDF, da stellt ihr als erster Sender (mit dem ältesten Zuschauerschnitt) euer ganzes Programm auf das hippe 16:9 um, aber eine Lösung für das O-Ton-/Untertitel-Problem habt ihr immer noch nicht gefunden. Das wäre übrigens auch eines der wenigen Argumente, das ich in der ganzen „Grundverschlüsselung“-Diskussion akzeptieren würde … aber ich komme vom Thema ab.
Aber viel mehr habe ich auch gar nicht mehr zu schreiben. Im Grunde nur noch das abschließende Fazit, dass das ZDF mit „Anna Pihl“ als erste ausländische Serie im Vorabendprogramm seit vielen Jahren keine schlechte Wahl getroffen hat. „Must-See“-TV für den von US-Krimikost verwöhnten Zuschauer ist es aber nicht.
Gute Deutsche Serie Verzweifelt Gesucht
Neulich geriet ich mal wieder in eine Diskussion bezüglich der Qualitätsunterschiede zwischen deutschen und amerikanischen TV-Serien-Produktionen. Gerne wird natürlich das korrekte Argument mit den unvorstellbaren hohen US-Budgets hervorgekramt. $2 Millionen für eine Serienepisode? In Deutschland undenkbar, dazu ist der Markt viel zu klein. Und jenseits von Derrick und Traumschiff verkaufen sich die Serien nur selten gut ins Ausland. Aber auch das vermeintlich hippe US-Produktionssystem hat schon ’ne ganze Menge Schrott hervorgebracht — trotz des immensen finanziellen Aufwands.
Dann sind da noch die Briten. Gut, die haben durch den Vorteil der „Weltsprache“ Englisch auch das Potential für einen großen Absatzmarkt und insbesondere die BBC hat ja eine Portokasse, von der selbst ARD und ZDF nur träumen können. Aber Serien wie „Doctor Who“, „Jekyll“, „Life on Mars“ und „The Office“ profitieren nicht nur von einem gut gefüllten Budget, sondern auch von guten Drehbüchern, innovativen Ideen und einer gewissen Experimentierfreude. Wo findet man sowas in Deutschland? Hie und da taucht mal ein „Türkisch für Anfänger“ oder „Edel und Starck“ auf, aber ansonsten? Da werden zwar qualitativ hochwertige (und durchaus sehenswerte) Event-Movies à la „Der Tunnel“ produziert, aber spritzige Experimente wie „Ijon Tichy“ landen im hintersten Nachtprogramm. Und wenn einem gar nichts mehr einfällt, dann kopiert man halt. „Stromberg“ und „Doktor Martin“ hat man sich gleich von den Briten abgeschaut. Aber das ist ja schon mal besser als nix, wenn man zumindest wie im Fall von „Stromberg“ dem Ganzen eine eigene Note geben kann.
Aber vielleicht bin ich ja blind und ich habe die exzellenten Produktionen der letzten Jahre alle übersehen? Was durchaus möglich ist, schließlich schaue ich kaum noch deutsche Produktionen, eben weil sich da bei mir mittlerweile schon ein gewisser „Uh, bestimmt schlecht“-Reflex eingeschlichen hat. Allein das Merkmal „Made in Germany“ ist für TV-Serien in meinen Augen derzeit fast schon ein Killerkriterium — im negativen Sinne. Wenn ich in meinem Hirn nach bekannten deutschen Serienautoren krame, fallen mir auch nur Leute vom Kaliber eines Wolfgang Menge („Ein Herz und eine Seele“, im Prinzip eigentlich auch eine Kopie einer britischen Vorlage) oder Hans W. Geißendörfer („Lindenstraße“) ein — lang vergangene Zeiten.
Zudem: Im Moment sind wir wieder in einem Abschnitt eines seltsamen „Serienzyklus“, in dem US-Produktionen vom deutschen Zuschauer und den deutschen Sendern bevorzugt werden. Selbst das traditionell eher deutschen Eigenproduktionen zugeneigte Sat.1 hievt wieder in größerem Umfang US-Serien in die Prime-Time. Das sah vor einigen Jahren noch anders aus, da wurden die US-Produktionen vom deutschen Zuschauer regelrecht abgestraft, nachdem sie in den 90ern schon mal die Prime-Time dominierten.
Aber ich habe mir vorgenommen, in Zukunft wieder verstärkt auf den deutschen Markt zu schauen. Dazu passt die Meldung von DWDL.de, wonach RTL sich im Jahr 2008 wieder mehr den Eigenproduktionen widmen und zwei neue Serien in Auftrag geben will. Auch da — so scheint mir — erfindet man das Rad nicht unbedingt neu, aber man geht abseits der endlosen typisch deutschen Krimi- und 08/15-Billig-Sitcomserien zumindest auf den ersten Blick neue Wege, auch wenn das übliche TV-Buzzwort-Bingo unvermeidlich ist. „Doctor’s Diary“ ist laut RTL eine „humorvolle Medical-Serie mit Screwball-Elementen“. Schön, wie man die verbrannten Wörtchen „Ärzte-Soap“ vermeidet. Da dürfte vielleicht der „Einfluss“ von „Grey’s Anatomy“ eine Rolle spielen. „Die 25. Stunde“ wiederum sei eine Familienserie, ebenfalls mit „Elementen“, aber diesmal aus der „Mystery“-Schublade. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man damit (wie viele US-Serien dieses Jahr auch) auf der „Heroes“-Mystery-Welle reiten will. Eine Frau kann Leben retten, weil sie zu Zeitreisen fähig ist. *Hust*Medium*hust*. Argh, ich merk schon, bei mir leuchten schon wieder alle „Schrott“-Alarmleuchten auf. Aber nein, nein, ich will ja nicht vorschnell urteilen, sondern den deutschen Serienmachern auch mal eine Chance geben. Die können ihr Handwerk doch sicherlich auch, aber vielleicht gehen gute Autoren lieber gleich zum Film als sich im TV den Ruf zu ruinieren.
Habt ihr vielleicht einen Tipp, welche gute deutsche Serie ich mir mal anschauen sollte?