Breaking Bad
Dienstag, 29. Januar, 2008Schon wieder amc. Das kleine Cable-Network hat gerade erst im Sommer 2007 mit „Mad Men“ einen fulminanten Erstlingshit produziert und legt nun mit der rabenschwarzen Dramedy „Breaking Bad“ nach. Erneut schafft es eine amc-Serie auf die Favoritenlisten vieler TV-Kritiker.
Die Prämisse ist eigentlich recht einfach: Ein bis dato unauffälliger Chemielehrer verbündet sich mit einem ehemaligen Schüler, um Crystal Meth zu produzieren und zu verkaufen. Aus diesem Konzept hätte man so ziemlich alles machen können, beginnend bei einer lauen Vorabendcomedy mit Lacher aus der Dose bis hin zu einer „Weeds“-Kopie. Autor Vince Gilligan („X-Files“, „Harsh Realm“) geht aber einen weitaus düsteren Weg: „Breaking Bad“ ist eine Show aus der Kategorie „Trainwreck“, die schon eher an den ’93er Film „Falling Down“ mit Michael Douglas erinnert. Man ahnt von Anfang an, dass der Leidensweg des Protagonisten in dieser Serie von besonderem Kaliber sein wird — ein Mann, der mit dem Rücken an der Wand steht und von einer dramatischen, ausweglosen Situation gleich in die nächste gerät — „Weeds“ ist dagegen ein Kindergeburtstag. Dabei geht es einerseits brutal und düster zu, gleichzeitig gibt es aber auch immer wieder bitterböse surreal-komische Momente.
Bryan Cranston (der Vater aus „Malcolm in the Middle“) spielt den überforderten 50jährigen Lehrer und Familienvater Walter mit einer handfesten Midlife-Crisis, der zum Kriminellen wird, um die finanzielle Zukunft seiner Familie zu sichern. Dazu verbündet er sich mit dem einfachen Drogendealer Jesse (Aaron Paul) und versucht sich als Drogenproduzent. Was natürlich kläglich in die Hose geht und ihm einen ganzen Rattenschwanz neuer, ernster Probleme einbringt. Im Produktionsstil erinnert „Breaking Bad“ zudem auch eher an eine typische PayTV-Produktion und nimmt somit kaum ein Blatt vor den Mund, so dass amc die Serie nur in der Nachtwiederholung unzensiert ausstrahlt.
Schon die zweite Episode zeigt auch, dass „Breaking Bad“ ein ganz eigenes Tempo geht. Autor Vince Gilligan lässt sich richtig viel Zeit (vielleicht sogar etwas zuviel Zeit) und kostet die dramatisch verfahrene Situation, in die sich Walter manövriert, mit allen Details voll aus. Dabei profitiert die Serie vor allem von dem Hauptdarsteller Bryan Cranston, der eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt und sich in die Liga eines Billy Bob Thornton hinaufspielt — mit seiner „Malcolm in the Middle“-Rolle hat dies hier nichts mehr zu tun. We’re not in Kansas anymore.
Kurz: Wahrlich eine der besten aktuellen Serien, aber rein gar nichts für einen locker-fröhlichen Fernsehabend.