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Regisseure einigen sich mit Studios

Freitag, 18. Januar, 2008

Nach nicht mal einer Woche offizieller Verhandlungen hat sich die Gewerkschaft der Regisseure (DGA) mit den Studios (AMPTP) auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Auf unitedhollywood.com sowie dga.com findet man Einzelheiten zu den Eckpunkten der Einigung und auch erste vorsichtige Analysen des neuen vorläufigen Vertragswerks. Die Autorengewerkschaft WGA hält sich bisher mit einem offiziellen Statement zurück, man kann aber davon ausgehen, dass hinter den Kulissen momentan jeder einzelne Satz des Tarifvertrags genau analysiert wird. Diese Einigung der AMPTP mit den Regisseuren hat deshalb eine hohe Bedeutung, weil sie möglicherweise als eine Vorlage für die festgefahrenen Verhandlungen mit den Autoren und den noch anstehenden Gesprächen mit der Schauspieler-Gewerkschaft dienen könnte.

Überraschend ist neben der zügigen Einigung auch die Höhe der Zugeständnisse der Studios an die Regisseure im Bereich der Internet-Downloads (iTunes, Amazon unbox etc) sowie deren Berechnungsgrundlagen. So werden nun wie von WGA und DGA gefordert die (Werbe-)Einnahmen der Distributoren und nicht die der Produzenten als Grundlage genommen. Die Einnahmen der Distributoren dürften in der Regel deutlich höher sein, als das was sie an die Produzenten weitergeben. In den Verhandlungen mit der WGA hatten sich die Studios in diesem Punkt bisher noch unbeweglich gezeigt. Unklar ist allerdings noch, wie die Einhaltung dieser Absprache überprüft werden kann. Die Regisseure sollen demnach bis zu 0,7% der Einkünfte aus Internet-Downloads von TV-Serien erhalten, allerdings nur ab dem 100.001. Download. Für die ersten hunderttausend Downloads gibt es hingegen auch weiterhin nur die bisherigen 0,3%.

Auch im Bereich des werbeunterstützten Internet-Streamings (bspw. Hulu) gab es eine Einigung: In einem zeitlich gestaffelten Modell erhalten die Regisseure in den ersten drei Wochen gar nichts, im ersten Jahr danach maximal $600 bis $1200 pro Episode. Ab dem zweiten Jahr gibt es dann 2% der Einnahmen der Distributoren.

Was bedeutet das nun für den Autorenstreik? Die Studios haben sich heute bereits zu informellen Gesprächen (aber noch keine erneuten Verhandlungen) mit der WGA bereiterklärt. Die Position der WGA ist auf jeden Fall durch die rasche Einigung der Regisseure geschwächt — auf der anderen Seite haben die Studios aber auch einige Zugeständnisse gemacht. Man kann wohl davon ausgehen, das auch die WGA einen Tarifabschluss mit der AMPTP finden wird, der ungefähr im gleichen finanziellen Hausnummernbereich wie der DGA-Abschluss liegt. Die Frage ist nur, wann dies gelingt. Nach über zwei Monaten Streik setzen die WGA-Mitglieder immer noch (oder jetzt erst recht) hohe Erwartungen in das Verhandlungsteam der WGA und dort ist man sicherlich auch bemüht, das Gesicht zu wahren und nicht die im Vorfeld als „indiskutabel“ erklärten Modelle dann doch hinnehmen zu müssen. Eckpunkte wie die Ausweitung der WGA-Zuständigkeit auf den Reality-Bereich werden wohl die letzten großen Stolpersteine sein, da sich WGA und AMPTP bisher in diesem Punkt kaum nähergekommen sind und auch bei der Einigung zwischen Regisseuren und AMPTP kein Thema war.

Auf jeden Fall dürfte nun in die festgefahrenen Verhandlungen wieder Bewegung kommen und der DGA-Tarifvertrag bietet eine gute Diskussionsgrundlage — bis in den Herbst wird der Streik wohl nun hoffentlich nicht mehr dauern. Es ist aber ebenso sicher davon auszugehen, dass es noch einige Wochen dauern wird, bis der Streik beendet ist — eine rasche Einigung würde für die WGA wie eine Niederlage aussehen. Die Oscar-Verleihung Ende Februar dürfte folglich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch bestreikt werden — die WGA hat bereits angekündigt, dass es für diese Awardshow keine Ausnahmegenehmigung geben wird und die „Oscar“-Produzenten suchen bereits nach alternativen Auswegen. Auch die Serienproduktion dürfte selbst im besten Fall wohl kaum vor März wieder beginnen — eigentlich schon zu spät für die meisten Serien, um bis zum Ende der Season im Mai noch mehr als eine Handvoll Episoden zu produzieren. Auch die „Pilotseason“ wird wohl weitestgehend ausfallen und somit kaum neue Serien im Herbst an den Start gehen.

Das haben auch schon fast alle größeren Studios eingesehen und haben in dieser Woche in großem Umfang diverse Entwicklungsverträge mit Autoren unter Berufung auf „höhere Gewalt“ gekündigt. Bei ABC Studios soll fast ein Viertel der Autorenverträge beendet worden sein — allerdings vor allem Autoren mit so genannten „Talent Deals“, die zur Zeit nicht für eine laufende Serie beschäftigt waren. Betroffen waren unter anderem Barbara Hall („Joan of Arcadia“), Kevin Falls („Journeyman“), Gabe Sachs und Jeff Judah („What About Brian“). Diese Autoren sind nun offiziell arbeitslos und nicht mehr an ein Studio/Network gebunden. Sie werden nach dem Ende des Streiks auch nicht automatisch wieder eingestellt.

Insgeheim wartet auch wohl noch halb Hollywood darauf, dass Nikki Finke aus ihrem einwöchigen Erholungsurlaub zurückkehrt und ihren Senf zu diesem DGA-Abschluss preisgibt ;-).

 

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