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Gute Deutsche Serie Verzweifelt Gesucht

Donnerstag, 28. Juni, 2007

Neulich geriet ich mal wieder in eine Diskussion bezüglich der Qualitätsunterschiede zwischen deutschen und amerikanischen TV-Serien-Produktionen. Gerne wird natürlich das korrekte Argument mit den unvorstellbaren hohen US-Budgets hervorgekramt. $2 Millionen für eine Serienepisode? In Deutschland undenkbar, dazu ist der Markt viel zu klein. Und jenseits von Derrick und Traumschiff verkaufen sich die Serien nur selten gut ins Ausland. Aber auch das vermeintlich hippe US-Produktionssystem hat schon ’ne ganze Menge Schrott hervorgebracht — trotz des immensen finanziellen Aufwands.

Dann sind da noch die Briten. Gut, die haben durch den Vorteil der „Weltsprache“ Englisch auch das Potential für einen großen Absatzmarkt und insbesondere die BBC hat ja eine Portokasse, von der selbst ARD und ZDF nur träumen können. Aber Serien wie „Doctor Who“, „Jekyll“, „Life on Mars“ und „The Office“ profitieren nicht nur von einem gut gefüllten Budget, sondern auch von guten Drehbüchern, innovativen Ideen und einer gewissen Experimentierfreude. Wo findet man sowas in Deutschland? Hie und da taucht mal ein „Türkisch für Anfänger“ oder „Edel und Starck“ auf, aber ansonsten? Da werden zwar qualitativ hochwertige (und durchaus sehenswerte) Event-Movies à la „Der Tunnel“ produziert, aber spritzige Experimente wie „Ijon Tichy“ landen im hintersten Nachtprogramm. Und wenn einem gar nichts mehr einfällt, dann kopiert man halt. „Stromberg“ und „Doktor Martin“ hat man sich gleich von den Briten abgeschaut. Aber das ist ja schon mal besser als nix, wenn man zumindest wie im Fall von „Stromberg“ dem Ganzen eine eigene Note geben kann.

Aber vielleicht bin ich ja blind und ich habe die exzellenten Produktionen der letzten Jahre alle übersehen? Was durchaus möglich ist, schließlich schaue ich kaum noch deutsche Produktionen, eben weil sich da bei mir mittlerweile schon ein gewisser „Uh, bestimmt schlecht“-Reflex eingeschlichen hat. Allein das Merkmal „Made in Germany“ ist für TV-Serien in meinen Augen derzeit fast schon ein Killerkriterium — im negativen Sinne. Wenn ich in meinem Hirn nach bekannten deutschen Serienautoren krame, fallen mir auch nur Leute vom Kaliber eines Wolfgang Menge („Ein Herz und eine Seele“, im Prinzip eigentlich auch eine Kopie einer britischen Vorlage) oder Hans W. Geißendörfer („Lindenstraße“) ein — lang vergangene Zeiten.

Zudem: Im Moment sind wir wieder in einem Abschnitt eines seltsamen „Serienzyklus“, in dem US-Produktionen vom deutschen Zuschauer und den deutschen Sendern bevorzugt werden. Selbst das traditionell eher deutschen Eigenproduktionen zugeneigte Sat.1 hievt wieder in größerem Umfang US-Serien in die Prime-Time. Das sah vor einigen Jahren noch anders aus, da wurden die US-Produktionen vom deutschen Zuschauer regelrecht abgestraft, nachdem sie in den 90ern schon mal die Prime-Time dominierten.

Aber ich habe mir vorgenommen, in Zukunft wieder verstärkt auf den deutschen Markt zu schauen. Dazu passt die Meldung von DWDL.de, wonach RTL sich im Jahr 2008 wieder mehr den Eigenproduktionen widmen und zwei neue Serien in Auftrag geben will. Auch da — so scheint mir — erfindet man das Rad nicht unbedingt neu, aber man geht abseits der endlosen typisch deutschen Krimi- und 08/15-Billig-Sitcomserien zumindest auf den ersten Blick neue Wege, auch wenn das übliche TV-Buzzwort-Bingo unvermeidlich ist. „Doctor’s Diary“ ist laut RTL eine „humorvolle Medical-Serie mit Screwball-Elementen“. Schön, wie man die verbrannten Wörtchen „Ärzte-Soap“ vermeidet. Da dürfte vielleicht der „Einfluss“ von „Grey’s Anatomy“ eine Rolle spielen. „Die 25. Stunde“ wiederum sei eine Familienserie, ebenfalls mit „Elementen“, aber diesmal aus der „Mystery“-Schublade. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man damit (wie viele US-Serien dieses Jahr auch) auf der „Heroes“-Mystery-Welle reiten will. Eine Frau kann Leben retten, weil sie zu Zeitreisen fähig ist. *Hust*Medium*hust*. Argh, ich merk schon, bei mir leuchten schon wieder alle „Schrott“-Alarmleuchten auf. Aber nein, nein, ich will ja nicht vorschnell urteilen, sondern den deutschen Serienmachern auch mal eine Chance geben. Die können ihr Handwerk doch sicherlich auch, aber vielleicht gehen gute Autoren lieber gleich zum Film als sich im TV den Ruf zu ruinieren.

Habt ihr vielleicht einen Tipp, welche gute deutsche Serie ich mir mal anschauen sollte?

 

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