Die BBC hat eines ihrer ältesten TV-Formate wiederbelebt: Die Saga um den Time Lord „Doctor Who“. Die Science-Fiction Serie wurde erstmals 1963 ausgestrahlt und entwickelte sich rasch zu einer Art Kultserie im Vereinigten Königreich. Seit etwa 16 Jahren hatte die futuristische Show jedoch eine Pause eingelegt – nachdem Mitte der 80er die einst hohen Einschaltquoten deutlich zurückgegangen waren. Doch das „Who“ Phänomen erfeut sich auch heute noch einer großen Fangemeinde. DVDs und Videos mit den alten Episoden sind nachwievor gefragt und so war es nur eine Frage der Zeit, bis das Franchise um den Time Lord und die „Daleks“ wiederbelebt wurde.
Vor drei Wochen kehrte „Doctor Who“ („I’m not a doctor, I’m the doctor!“) nun für die 27. Staffel zurück auf den Bildschirm. Gemeinsam mit seiner neuen Begleiterin („Companion“) Rose (Billie Piper) reist Doctor Who (Christopher Ecclestone) durch Zeit und Raum und bekämpft böse Aliens, die darauf aus sind, die Welt zu zerstören, zu unterjochen oder einfach nur ihre interplanetaren Streitigkeiten augerechnet auf der Erde austoben wollen.
Produziert von der BBC Wales kann die 13 Episoden umfassende Neuauflage der Serie endlich auch von einem üppigen Budget (mehrere Millionen Pfund) und State-of-the-Art Special Effects profitieren. Sind die originalen Doctor Who Episoden aus den 60ern bis in die späten 80ern aus heutiger Sicht eher unfreiwillig komische und primitiv umgesetzte kindische Fantasy-Stories, so ist der „neue“ Doctor gemeinsam mit seinen Zuschauern erwachsen geworden und hat den Sprung ins 21. Jahrhundert geschafft. Die Geschichten um den Time Lord (nach wie vor unterwegs mit/in der typischen blauen Notrufbox) haben sich jedoch die unterhaltsame Naivität und den irgendwie typisch britischen SciFi-Stil bewahrt. „Who“ ist kein bedeutungsschweres Mystery-Koloss à la „Babylon 5“ oder „Battlestar Galactica“, es ist eher eine kleine amüsante Fantasy-Serie mit einer engen Verwandtschaft zu anderen britischen Produktionen wie „Red Dwarf“ oder „Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“, die nicht unbedingt so ernst genommen werden wollen.
Auch nach über vierzig Jahren immer noch eindrucksvoll: Der unverkennbare Themesong mit dem legendären „Diddly Dum“ und „Oooh La“. In seiner Urfassung stammt er noch aus der Zeit vor den Synthesizern, zählte aber schon 1963 zu den Glanzstücken des experimentierfreudigen BBC Radiophonic Workshop. Über die Jahrzehnte hat der Themesong viele Variationen durchgemacht, auch die 2005er Fassung ist eine neue Interpretation des alten Themas, duchaus gelungen und näher am Original als die vorangegangenen Inkarnationen.
Christopher Ecclestone ist mittlerweile der neunte Dr. Who-Darsteller. Doch im „Who“-Universum ist es nichts ungewöhnliches, dass der Zeitreisende in unterschiedlichen Körpern erscheint. Als in den 60er Jahren auf dem Höhepunkt der Serie der erste Doctor-Darsteller aus gesundheitlichen Gründen abtreten musste, suchten die Macher der Show nach einem Plot-Element, das es ihnen erlauben würde, einen neuen Darsteller in die Show zu bringen. Doctor Who ist eigentlich der letzte seiner außerirdischen Rasse. Schließlich erfand man die Fähigkeit zur „Regenierung“, die Doctor Who einen neuen Körper verleiht. Dieser Prozess wird wohl auch nach Ablauf der 13 Episoden der neuen Staffel erforderlich sein, denn Christopher Ecclestone hat bereits angekündigt, nicht für eine weitere (bereits von BBC bestellte) Staffel der Show zur Verfügung zu stehen.
In Deutschland liefen einige Episoden von „Doctor Who“ Ende der Achtziger auf RTL(plus), Mitte der 90er auch teilweise auf dem jungen Sender VOX. Die neue Staffel läuft samstags um 20 Uhr deutscher Zeit auf BBC1.