Erste Eindrücke IV: Cougar Town, Eastwick, Mercy, Modern Family
Freitag, 25. September, 2009Cougar Town
Bei der Besprechung von „Accidentally on Purpose“ hatten ja einige angedeutet, dass sie noch Potential in der Show sehen, wenn es um die Thematisierung des Altersunterschieds zwischen den Hauptfiguren geht. „Cougar Town“ wiederum ist trotz des behämmerten Titels aus meiner Sicht ein 22-minütiges Parade-Beispiel, wie man diesen „Konflikt“ wirklich in höchst unterhaltsamer Form in einem Half-Hour-Format unterbringen kann. Dagegen wirkt „Accidentally on Purpose“ endgültig nur noch wie ein lauer Abklatsch — auch wenn ich immer wieder betonen muss, dass wir hier nur über die Pilot-Episoden und „erste Eindrücke“ reden.
Courtney Cox spielt in „Cougar Town“ die vierzigjährige Jules, die nach ihrer Scheidung nun endlich wieder einen Anschluss an den Dating-Pool sucht. Doch natürlich gestaltet sich das alles nicht so einfach, wenn man jahrelang in einer festen Beziehung lebte, aus der Übung ist und einen 17jährigen Sohn hat.
Die Show hat dermaßen viele positive Aspekte, dass ich sie lieber gleich in Stichpunkten abarbeite:
++ Hauptdarstellerin Courtney Cox: Sie wirkt gerade im Zusammenspiel mit ihren Schauspieler-Kolleginnen viel besser integriert und nicht so gekünstelt wie Jenna Elfman in „Accidentally on Purpose“.
++ Das Script: Ohne umständliche und langwieriges Set-Up kommt die Show sofort zur Sache. Bill Lawrences Stil ist deutlich erkennbar und dürfte auch bei anderen „Scrubs“-Fans auf Gegenliebe stoßen.
++ Das Setting: Keine Multikamera-Sitcom, kein Laughtrack, sondern eine offene Single-Camera-Comedy macht auch von der Produktionsqualität einen vernünftigen Eindruck.
++ Perfekt besetzte Nebendarsteller: Christa Miller („Scrubs“) und Busy Philipps („Freaks & Geeks“) als sehr unterschiedliche Freundinnen von Jules bilden mit Courtney Cox ein harmonisches Comedy-Dreigestirn. Dan Byrd als gequälter Teenage-Sohn Travis, der sich vor den vermeintlichen Peinlichkeiten seiner Mutter kaum noch retten kann, ist ein weiteres Casting-Goldstück. Er spielt eine eigentlich ähnliche Rolle wie in „Aliens in America“, aber schon in der Show war er einer der wenigen Highlights. Dazu vervollständigen Brian Van Holt („John from Cincinnati“) als Ex-Ehemann Bobby und Ian Gomez („Felicity“) das runde Bild.
Ihr merkt schon, diese Episode hat mir großen Spaß gemacht: Gelungene Lacher und ein von Anfang an sympathischer Cast machen Lust auf mehr. Hoffentlich kann die Show den Unterhaltungsfaktor aus der Pilot-Folge auch in den kommenden Episoden halten. Ich weiß, der Vergleich zu der neuen Elfman-Sitcom wird langsam nervend, aber es würde mich interessieren, ob es Leute gibt, denen die Pilot-Episode von „Accidentally on Purpose“ besser als die „Cougar Town“-Folge gefallen hat.
Eastwick
Meh. Das ist ‚was für die Fans von „Charmed“, „Ghost Whisperer“ und vielleicht auch „Sex and the City“. Der Trailer sah seinerzeit fürchterlich aus, aber David Nutter hat mal wieder mit seinem talentierten Händchen insgesamt eine handwerklich solide Pilot-Folge gezimmert. Da viele Szenen auf dem „Warner Brothers“-Lot gedreht wurden, war ich jedoch oftmals mehr damit beschäftigt, diverse „Stars Hollow“-Locations in Eastwick-Dekoration wiederzufinden. Ich denke, die Zielgruppe dürfte mit dieser romantischen Märchen-Soap um drei moderne Hexen gut unterhalten sein und ich kann mir auch gut vorstellen, dass man mit dem Material und den Darstellerinnen mehrere Staffeln füllen kann — mein Ding ist es aber nicht.
Mercy
Bei diesem Krankenhaus-Drama wird sich die Jury noch einmal vertagen müssen, da bin ich noch sehr unentschieden. Gute Hauptdarstellerinnen, aber ein maues Drehbuch, das auf den ersten Blick wie eine entschärfte Kopie von Showtimes „Nurse Jackie“ erschien und vor allem in der zweiten Hälfte plötzlich ein akutes Tempo-Problem hatte. Viele Elemente wirken zu sehr formelhaft (die ungeschätzte Schwester, die hochnäsigen Ärzte, der Heiratsantrag kurz bevor der Liebhaber zurückkehrt, etc) und man hat den Eindruck, dass irgendetwas fehlt. Ursprünglich sollte „Mercy“ erst zur Midseason starten und die Pilot-Episode bis dahin noch mal überarbeitet werden, aber der kurzfristige Ausfall von „Parenthood“ (wegen Maura Tierneys Krankheit) sorgte für einen Schnellstart von „Mercy“. Mal abwarten, was daraus wird. Ich denke aber nicht, dass ich noch ein großer Fan werden könnte, dazu ist die Konkurrenz einfach zu stark.
Modern Family
Die erste große Überraschung in meinen Augen. Die halbe Show war zwar schon aus Trailern und Ausschnitten bekannt, aber im Gesamtzusammenhang machte diese Mockumentary über drei vollkommen unterschiedliche Familien (mit einer großen Gemeinsamkeit) erst richtig Spaß. Ich warte mal noch bis zur zweiten Folge (die man dann auch nicht schon zur Hälfte im Voraus kennt), bevor ich das hier als einen Hit deklariere, aber die Autoren müssten sich schon reichlich blöd anstellen, um „Modern Family“ noch an die Wand zu fahren. Da gibt es soviele potentielle Stories zu erzählen, dass sich locker zwei Staffeln damit füllen lassen sollten. Ähnlich wie bei „Cougar Town“ bekommt diese Show auch Bonus-Punkte für die Abkehr vom Sitcom-typischen Produktionsstil und den Verzicht auf einen Laugh Track.