Inhalt in einem Satz: Das Wichtigste im Leben der Bürger einer texanischen Kleinstadt ist das lokale Highschol-Football Team, das samt neuem Trainer unter extremen Erfolgsdruck steht. NBC.
Leichte Spoiler voraus.
Quick-Preview: Sportfilme bzw. Dramen, welche die Spannung und Atmosphäre eines Sportereignisses auf die Leinwand bringen wollen, sind oftmals nur von eingefleischten Sportfans zu geniessen. In vielen Fällen arten vor allem amerikanische Produktionen in seichte und heroische Happy-End Filmchen mit vorhersehbarem Spannungsbogen, theatralischen Slow-Motions und überdrehtem Soundtrack aus. Das 2004 erfolgreich im Kino gelaufene Sportlerdrama „Friday Night Lights“ war da eine sehenswerte Ausnahme. Intelligent, ehrlich, emotional und spannungsreich (wenn auch nicht ohne eine Portion Pathos) setzte der von Regisseur Peter Berg auf die Leinwand gebannte Streifen neue Akzente in seinem Genre und konnte auch außerhalb von Football-Fanatikern Zuspruch ernten. Der Film handelt von einem Highschool-Football Team, das die Texas State Championship gewinnen soll. Man muss sich dabei allerdings vor Augen führen, dass in den USA Highschool- und vor allem College-Football in manchen Regionen noch populärer sind als die professionelle Football-Liga NFL. Da spielen diese gerade mal 17jährigen Schüler also auch mal vor zigtausenden Zuschauern in großen Stadien.
Knapp zwei Jahre nach dem erfolgreichen Spielfilm wagt NBC ein Experiment, das schon oft gescheitert ist: Sie lassen einen Film als TV-Serie adaptieren. Um auf den erfolgreichen Stil des Films aufzubauen, verpflichtete man für die Pilotepisode einen Großteil des kreativen Teams der Vorlage: Peter Berg schreibt das Drehbuch und führt Regie, John Cameron sowie Brian Grazer produzieren. Dazu holt man sich noch altbekannte Teen-Soap Profis wie Jason Katims ins Boot. An dem Konzept selbst wurden nur minimale Änderungen vorgenommen. Baute der Spielfilm noch auf einer Buchvorlage auf (die wiederum auf echten Ereignissen basierte) und spielte in 1988, wurde die Serie in die Gegenwart verlegt. Einige Charaktere wurden etwas ausgebaut (bspw. die Tochter des Coach) und diverse Handlungsstränge verändert und auf ein Multi-Episoden-kompatibles Erzählformat zurechtgetrimmt.
Die Charaktere wiederum sind nicht einfach nur oberflächlich gezeichnete Abziehbildchen, sondern zeigen durchaus Tiefgang. Die Show ist eben nicht nur eine Football-Serie, sondern will auch jenseits des Spielfeldes überzeugen. Denn das muss sie auch: Actionreiche Sportszenen in Stadien sind teuer und aufwändig. Lediglich die besondere Betonung der religiösen Traditionen im Herzen des „Bible Belt“ nervten etwas — die waren im Film auch subtiler.
Die cinematographische Umsetzung kann sich durchaus über weite Strecken mit der Filmvorlage messen lassen. Manche Einstellungen wurden fast 1:1 übernommen — was auch vollkommen korrekt ist, denn der Spielfilm war in dieser Hinsicht genau auf den Punkt gebracht. Das Editing ist so schnell und aufreibend wie im Original, die Sportszenen sind spannend und hautnah auf Film gebannt. Peter Berg weiss was er tut. Nur der „wackelige Kamera“-Dokustil ist in der TV-Fassung zu aufdringlich.
Der Cast macht seine Sache gut, Kyle Chandler als umstrittener Coach muss allerdings gesondert hervorgehoben werden: Eine perfekte Besetzung, auch wenn er dem Coach eine vollkommen anderen Touch gibt als der eher „rustikale“ Billy Bob Thornton.
Fazit: Hurra, nach all den „Big Secret“/Mystery/Conspiracy Shows endlich mal wieder ein komplett anderes Thema: Sportlerdrama. Gut, an einigen Stellen blinzeln auch schon wieder diverse Teen-Soap Subplots um die Ecke, aber insgesamt macht alleine schon das Thema die Serie für Sportfans sehenswert. Sporthasser werden die Show wohl ohnehin ignorieren, obwohl eigentlich auch sie eventuell über die Charaktere einen Zugang gewinnen könnten. Aber wer sich auf das Thema einlässt, den dürfte die Pilotepisode sehr zufriedenstellen. Die Pilotepisode ist ein imposantes Beispiel dafür, dass TV in Sachen Qualität in den letzten Jahren mächtig aufgeholt hat und ist eine der besten mir bekannten TV-Adaptionen eines Spielfilms.
Doch eine wesentliche Bewährungsprobe hat die Show: An einer Pilotepisode dreht man bis zu zwei Monate. Da hat man quasi ewig Zeit, um den beeindruckenden Stil der Filmvorlage nachzuahmen und so großes Kino in die kleine Flimmerkiste zu zwängen. Aber wie sieht das wohl im Serienalltag aus, wenn eine Episode in gerademal ein bis zwei Wochen abgedreht sein muss und für’s Editing auch nicht viel Zeit bleibt?