Posts Tagged ‘Jekyll’


Doctor Who and Mr. Hyde? (Update)

Freitag, 3. August, 2007

Gerüchte um ein Ende der Ära Davies-Tennant bei „Doctor Who“ gibt es ja schon länger – sowohl der Showrunner Russell T. Davies und der zehnte „Doctor“-Darsteller David Tennant wollen angeblich am Ende der kommenden vierten Staffel 2008 die BBC-Serie verlassen. Insbesondere das britische Boulevard-Blatt „The Sun“ befeuert dieses Thema gerne immer wieder mit neuen Gerüchten. Nun hat die „Sun“ aber erstmals auch Namen in die Nachfolger-Diskussion eingeworfen, obwohl noch nicht mal offiziell ist, ob Tennant und Davis wirklich die Show verlassen werden.

Aber die Namen, die da genannt werden, sind durchaus eine interessante Vorstellung: Demnach soll nicht nur „Jekyll“-Darsteller James Nesbitt der elfte Doctor werden, sondern zugleich auch noch „Jekyll“-Autor Steven Moffat das Steuer der SciFi-Serie übernehmen. Natürlich liegt es für die Sun nahe, derzeit ausgerechnet diese beiden Namen durchs Gerüchte-Dorf zu treiben, war „Jekyll“ diesen Sommer doch eine formidable Drama-Überraschung von der Insel. Aber dennoch gefällt mir zumindest der Gedanke, dass Moffat neuer Showrunner beim „Doctor“ wird, schließlich könnte das doch für die Zukunft noch mehr Episoden im Stil von „Blink“ und „The Empty Child“ (beides in meinen Augen absolute „Who“-Highlights) bedeuten. Aber Nesbitt als „Doctor“? Könnte funktionieren, aber Tennant hat die Latte schon ziemlich hoch gelegt.

Wie auch immer, diese Gerüchte sollte man sehr vorsichtig behandeln, die Sun hat in der Vergangenheit schon so einiges behauptet…

Update: Mittlerweile hat Moffat, wie zu erwarten war, die Gerüchte um Nesbitt als elfter „Doctor“ als unbegründete Erfindung dementiert.

"Jekyll"

Mittwoch, 4. Juli, 2007

2007 ist ein exzellentes Jahr für den britischen TV-Autor Steven Moffat. Der ehemalige „Coupling“-Produzent hat nicht nur eine der besten „Doctor Who“-Episoden des Jahres geschrieben („Blink“), sondern mit „Jekyll“ auch eine formidable eigene Mini-Serie bei der „alten Dame“ BBC an den Start gebracht.

jekyll (BBC)

Die legendäre Literaturvorlage „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ ist neben der „Schatzinsel“ wohl eines der bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson. Die BBC-Serie „Jekyll“ ist nun gleichzeitig eine gelungene Adaption und Fortsetzung von Stevensons Erzählung in unserer Gegenwart. Die Serie baut auf der Grundidee auf, dass diese Buchvorlage vielleicht doch nicht rein fiktiv war und Dr. Jekyll einen Nachfahren im Jahr 2007 hat.

Tom Jackman ist ein eigentlich ein ganz normaler Familienvater, der jedoch notgedrungen ein geheimes Doppelleben führt. Denn er teilt sich seinen Körper mit einer zweiten Identität, einer recht brutalen, aber auch kindisch-einsamen Variante seiner selbst. Doch dies sind nicht nur schizophrene Episoden oder Halluzinationen, die sich in seinem Geist abspielen. Bei der regelmäßigen und unfreiwilligen Wandlung in seinen aggressiven Gegenpart verändert sich Tom Jackman auch physisch: Sein Haaransatz ändert sich, er ist schmäler und größer und wirkt jünger. Doch beide „Personen“ leben unabhängig voneinander, sie teilen Erinnerungen nicht und kommunizieren bestenfalls über ein kleines Diktiergerät.

Zunächst versucht Jackman sich mit dieser Transformation und seinem alternativen Ich zu arrangieren. Doch wie in der Literaturvorlage gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle, Jackman und sein „Hyde“-Charakter kollidieren immer öfter und geraten zunehmend in eine Art Kriegszustand. Gleichzeitig kommen einige mysteriöse dritte Parteien ins Spiel, die unklare eigene Ziele verfolgen, in denen Tom Jackman eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Insbesondere die Frage, wie er ein Nachkomme von Dr. Jekyll sein kann, obwohl der doch angeblich keine Kinder hatte, bildet einen wichtigen Mystey-Arc dieser auf sechs Episoden begrenzten ersten Staffel.

jekyll (BBC)

Solch eine Show steht und fällt natürlich mit dem Hauptdarsteller. Der Kraftakt, nicht nur einen, sondern gleich zwei komplett gegensätzliche Charaktere vor der Kamera zu porträtieren, die auch nach und nach verschmelzen, dürfte einem Schauspieler einiges abverlangen. Und da hat die BBC mit James Nesbitt („Cold Feet“, „Bloody Sunday“) einen hervorragenden Griff getan. Seine Wandlungen in den jeweils anderen Charakter haben Gänsehaut-Qualitäten und seine Darstellung der „Hyde“-Figur ist atemberaubend bedrohlich und von einem kaltblütigen Wahn durchsetzt. Aber auch der restliche Cast ist nicht zu unterschätzen, insbesondere Gina Bellman als Jackmans Ehefrau läuft beispielsweise in Episode drei in einer brillanten Dialog-Sequenz zu Hochform auf. Und Paterson Joseph als Chef einer mysteriösen Organisation ist einfach ein köstliches Ekel.

Aber der wirkliche Dreh- und Angelpunkt ist das fantastische Script von Steven Moffat. Er bleibt eng an der Literaturvorlage, aber erzeugt doch etwas vollkommen neues, ein packendes TV-Psycho-Drama mit einem Mystery-Touch, das aufwühlt und schockiert. Hin und wieder kommen einige Nebencharaktere etwas unter die Räder, weil „Jekyll“ derart prominent im Vordergrund steht — aber weil jede Szene mit dem zunehmend zerrissenen Jekyll/Hyde ein einziger Genuss ist, ist das zu verschmerzen.

Fazit: Mit der Wiederbelebung der klassischen Literaturfigur(en) Mr. Jekyll und Mr. Hyde hat die BBC und Autor Steven Moffat einen formidablen TV-Sommerhit hervorgebracht, der bereits nach der Hälfte der Miniserie als eine der besten TV-Serien des Jahres feststehen dürfte. Das ideale Gegenstück zu „Dexter“. Ab Ende Juli auch auf DVD zu haben. Eine Fortsetzung ist noch offen, vielleicht ist die Serie auch gar nicht für eine längere Laufzeit ausgelegt.

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen