"John from Cincinnati" offiziell abgesetzt
Dienstag, 14. August, 2007Auch wenn es die Spatzen schon seit Wochen von den Dächern pfiffen: Einen Tag nach der Ausstrahlung der finalen Episode hat HBO „John“ offiziell abgesetzt. Dennoch soll der Vertrag zwischen HBO und Serienerfinder David Milch für zukünftige Projekte in nächster Zeit verlängert werden. Angeblich arbeite er auch bereits an neuen Projekten — und dann sind da ja noch die lang versprochenen Deadwood-Filme. Eine Entscheidung bezüglich dem anderen HBO-Newcomer „Flight of the Conchords“ steht noch aus, aber da dürften die Zeichen wohl viel, viel besser stehen.
Was bleibt zu „John“ zu sagen? Ich glaube, ich werde die Show irgendwie vermissen. Ich habe knapp 10 Stunden meines Lebens in dieses bizarre Schauspiel investiert, und eigentlich ist es nach den üblichen Kriterien ein klassischer Zeitverschwender: Verworrene Story, sinnlose Nebenschauplätze, eine Menge Cliffhanger ohne Auflösung (und irgendwie sogar ohne Kliff) und einfach nur eine Menge Andeutungen, mysteriöse Charaktere und ein „Big Mystery“ von „Lost“-Dimensionen. Aber dennoch will ich diese zehn Stunden meines Lebens nicht zurückhaben. Ich habe mich, man mag es kaum glauben, bis zum Ende gut unterhalten. Bilde ich mir zumindest ein ;-).
Die finale Episode war ein verworrenes „Happening“, genau wie die neun Episoden zuvor. Grandioses Opening mit einem Bob Dylan-Song und dann gleich ein ganzes Dutzend Beinahe-Mini-Klimaxe, ohne aber jemals auch nur in die Nähe einer wirklichen „Auflösung“ oder „Enthüllung“ zu kommen. Und dann macht sich am Schluss die endgültige Gewissheit breit, dass diese erste Staffel nur ein kleiner Baustein in einem großen Masterplan über mehrere Jahre war. Welcher allerdings nun in seiner Gesamtheit nie auf die Bildschirme kommen wird. (BTW: Die WrittenBy-Credits für die finale Episode gingen übrigens an Zack Whedon, den Bruder von Joss).
Meine wilden Gedanken zum Hintergrund der Serie: (Spoiler möglich) Es dürfte wohl recht sicher sein, dass John irgendetwas mit einer höheren Macht zu tun hat. Wer sein Vater wirklich ist, bleibt allerdings ein Rätsel. Welche Bedeutung hatte der Autoverkäufer? Was sollten diese Ziffern 9-11-1-4-10? Ein Datum für eine drohende Apokalypse? Sollen die Yosts und insbesondere Shaun irgendeine Katastrophe abwenden? Und was sollten die Voice-Overs am Schluss? Der Arzt, der 20 Jahre jünger/später aus „Cincinnati“ zurückkehrt? „Mother of God, Cass-Kai“: Bedeutet dies, dass Cass und/oder Kai schwanger sind und … ?
Ach, all die Details werden wohl auf Ewig ein Rätsel bleiben (falls David Milch nicht irgendwann mal seine Gedankengänge publik macht) und so bleibt als einziges Fazit: Es war ein interessanter Trip. Immerhin hat die Yost-Familie wieder zusammengefunden. Und eigentlich würde man ja erwarten, dass der Frust nach solch einem wenig erhellenden Finale recht groß sein dürfte, aber zumindest bei mir ist dies nicht der Fall. Ich kann mir sogar vorstellen, das DVD-Set zu kaufen.