Misfits
Samstag, 21. November, 2009Wenn die Amerikaner mit ihren Drama-Serien-Neustarts dieses Jahr eher ein mäßiges Resultat erzielt haben, muss man halt mal wieder ‚rüber zu den Briten schauen, was die so machen. Und dort hat E4, die auch bereits für „Skins“ verantwortlich zeichneten, eine interessant klingende neue Show im Angebot: Misfits.
Das Setup der Serie ist ein etwas unkonventionelles Mystery-Teen-Mischmasch und lässt sich wohl am ehesten mit „Skins meets The Fantastic Four“ umschreiben — Parallelen zu „Heroes“ liegen auf der Hand. Eine Gruppe von jugendlichen Kleinkriminellen wurde aus verschiedenen Gründen zu einigen Stunden Community-Arbeit verurteilt. Die aus sehr unterschiedlichen Figuren bunt zusammengewürfelte Truppe macht sich erwartungsgemäß mit wenig Begeisterung an ihre Aufgaben und es dauert auch nicht lange, bis erste Konflikte zwischen den Charakteren zu Handgreiflichkeiten ausarten. Doch der vermeintliche Alltag wird jäh unterbrochen, als ein mysteriöser Unwettersturm über die kleine Gruppe hinwegfegt und ein Blitz in die Teens und ihren Betreuer einschlägt.
Obwohl zunächst alles recht normal wirkt, stellt sich allmählich heraus, dass der Blitz einige übermenschliche Kräfte aktiviert hat. Kräfte, die immer einen gewissen Bezug zur Persönlichkeit der jeweiligen Figur haben, so wandelt sich der ruppige erwachsene Aufseher der Truppe zunehmend in einen über-aggressiven Zombie und somit zur akuten Bedrohung für die Teens, die nun stückchenweise ihre eigenen neuen Fähigkeiten entdecken. Doch es wird auch klar, dass sie nicht die einzigen sind, die von diesem mysteriösen Unwetter verändert wurden.
Nimmt man die zweite Episode als Grundlage, wird ein Großteil der Staffel wohl jede Folge einen der Charaktere in den Mittelpunkt stellen und seinen persönlichen Hintergrund sowie die Auswirkungen des Sturms auf seinen Alltag porträtieren, gemischt mit einem storm-freak-of-the-week. Gerade die zweite Folge zeigte dabei einen interessanten Reifungsprozess der Hauptfigur (und eine der bizarrsten Sex-Szenen der TV-Geschichte). Die neuen Kräfte sind meist keine Comic-typischen und kontrollierbaren „Super-Powers“, sondern sind vielmehr aus den tiefsten Unsicherheiten der Charaktere generierte Fähigkeiten — oftmals mehr eine lästige Eigenheit als eine gewollte Macht.
Noch kann man sich anhand der beiden Episoden noch kein abschließendes Urteil bilden, aber da liegt sicherlich einiges an Potential in dem Konzept und der Umsetzung der Show. Sicherlich nutzt „Misfits“ ähnlich wie „Skins“ die Freiheiten des britischen PayTV im vollen Umfang aus und setzt stark auf Gewalt, Sex und provozierende Dialoge. Gelegentlich schrammt die Show auch nur knapp an etwas zu „silly“ erscheinenden und überzeichneten Storyelementen vorbei. Doch trotz des offensichtlich limitierten Budgets gelingt den Machern der schwierige Spagat einer realistisch wirkenden Mystery-Show.
Und da der britische TV-Markt etwas mehr mit dem deutschen Markt als dem amerikanischen Pendant vergleichbar ist, muss man sich wie üblich an dieser Stelle fragen: Warum geht sowas eigentlich nicht in Deutschland? „Misfits“ mag zwar nicht der Holy Grail der TV-Unterhaltung sein, aber zumindest mal einen ähnlich unkonventionellen Versuch würde ich gerne mal „made in Germany“ sehen.