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RIP "My Own Worst Enemy"

Donnerstag, 13. November, 2008

Eigentlich wollte ich diese Review schon gestern veröffentlichen und „My Own Worst Enemy“ als sehr ernsten Absetzungskandidaten bezeichnen. Nun hat mich die Realität mal wieder bereits eingeholt und die Show wurde (wie auch „Lipstick Jungle“) abgesetzt. Im Sinne von „es werden keine weiteren Episoden mehr produziert, aber nach aktueller Planung dennoch die restlichen Folgen ausgestrahlt“. Bedingt vielleicht auch durch den drastischen Absturz seines Lead-Ins „Heroes“ in dieser Season blieb das neue Action-SciFi-Drama weit hinter den NBC-Erwartungen zurück. Bei der letzten Episode konnte NBC sogar nur etwas mehr 4 Millionen Zuschauer gewinnen, deutlich weniger als der letztjährige Timeslot-Inhaber „Journeyman“.

Richtig anfreunden konnte ich mich mit der Serie auch nicht, obwohl ich doch recht lange dran geblieben bin. Christian Slater spielt(e) in „My Own Worst Enemy“ den Agenten Edward Albright, der an einer Art künstlichen Schizophrenie leidet: Er ist Teil eines Experiments, bei dem ein Chip ins Hirn des Agenten implantiert wird. Dieser Chip sorgt dann zumindest in der Theorie dafür, dass sich in dem Probanden eine zweite Persönlichkeit heranbildet, quasi ein zahmer Dr. Jekyll zum bereits vorhandenen aggressiven Mr. Hyde. Denn Agent Edward ist eigentlich ein brutaler und kompromissloser Top-Agent, der so gut wie keine soziale Kompetenz besitzt. Doch dank seines Chips im Schädel kann er per Knopfdruck auf die andere, harmlose Persönlichkeit „umgeschaltet“ werden. Die Alternativ-Persönlichkeit namens Henry führt ein ganz normales, harmonisches Familienleben und weiß rein gar nichts von den Tätigkeiten seiner anderen Agenten-Identität. Und was „Henry“ nicht über geheime Agenten-Missionen weiß, kann er auch bei eventueller Gefangenschaft und Folterungen nicht verraten. Eventuelle Ungereimtheiten/Informationen über Aktionen von „Edward“ (Verletzungen beim Rasieren, unerwartete mehrtägige Abwesenheit von der Familie) werden im besten iPod-Stil als Update in den Hirn-Chip eingespielt, so dass Henry nie um eine Erklärung verlegen ist. Doch eines Tages gibt es ein Problem: Der Chip spielt verrückt und das „Umschalten“ zwischen Edward und Henry kann nicht mehr kontrolliert werden, immer öfters wechselt der Agent zwischen beiden Persönlichkeiten hin und her und der orientierungs- und hilflose Henry muss sich irgendwie mit seiner zweiten Identität arrangieren.

Manche Elemente ähneln einer ernsten Version von „Chuck“: Ein Normalo-Bürger, der über ein abstruses SciFi-Technik-Blafasel unfreiwillig zum Superagenten mutieren soll.

Auf dem Papier war „My Own Worst Enemy“ ein realitätsfernes, aber wenn man den Technobabbel mal akzeptiert hat, durchaus ein faszinierendes Konzept. Dank etwas üppigerem Budget ist eine actionreiche Umsetzung mit einem souveränen Christian Slater in der Doppel-Hauptrolle gewährleistet. Wenn man erstmal die massiven Logiklöcher in der Prämisse (Warum macht man sowas überhaupt?) akzeptiert hat oder sich irgendwie eine halbwegs belastbare Antwort auf diese Logikprobleme zurechtgebastelt hat (damit die Agenten auch unter Folter keine Geheimnisse ausplaudern können), dann funktioniert sie eigentlich ganz gut. Das sind aber leider eine Menge „Wenns“ und „Falls“, die sich schnell summieren und der kuriose Gadget-Charakter der Show weicht schnell einem gewissen Cheesy-Faktor, wenn die Serie zu immer phantastischeren Story-Vehikeln greift.

So lebt die Show dann vor allem von dem Jekyll/Hyde-Faktor und von Christian Slaters Performance, aber auch der sind Grenzen gesetzt. Eventuell hätte sich noch etwas Spannung aus der Frage ergeben, ob der „böse Edward“ wirklich die originale Persönlichkeit ist oder ob nicht vielleicht doch der „gute Henry“ die ursprüngliche Identität ist und der Agent erst später im Rahmen des Experimentes „installiert“ wurde.

Aber wirklich faszinieren konnte die Show nicht, vieles war dann doch zu weit hergeholt, zu viele Logiklöcher mussten mit Technobabbel gefüllt werden und Christian Slaters On-Screen-Chemie reichte an einen Matt Demon à la „Bourne Identity“ nicht heran. Dann genehmige ich mir doch lieber eine Dosis „Chuck“ (das übrigens in der jüngsten Episode zu absoluter Topform auflief, selbst bei „30 Rock“ und „The Office“ habe ich selten so gelacht).

Allerdings hat NBC nun ein „klitzekleines“ Problem: Quotenmäßig entwickelt sich nun auch der Montag allmählich zu einem Desaster. Bei der Geschwindigkeit, mit der „Heroes“ derzeit Zuschauer verliert (nun schon unter 8 Mio.), könnte selbst die „egal was passiert“-sicher geglaubte vierte Staffel gefährdet sein.

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