"The Return of Jezebel James"
Sonntag, 16. März, 2008Ich vermisse Lauren Graham.
Erst wenn eine andere Schauspielerin sich zum ersten Mal an den typisch schnellen und mit Popkultur-Referenzen vollgestopften Dialogen aus der Feder von Amy Sherman-Palladino versucht, merkt man erst wieder wie groß wohl der Anteil von Lauren Graham am Erfolg ihres Charakters Lorelai Gilmore war (Die finale Episode der „Gilmore Girls“ lief übrigens am Freitag auf VOX — so unbemerkt kann eine Ära zu Ende gehen).
Aber an der Pilotepisode der neuen Comedy-Serie des Autoren-Paars Amy und David Palladino kann man sehr schön beobachten, wie ein flottes Skript in der verfilmten Fassung einen kläglichen Tod sterben kann, wenn die Schauspieler mit dem Material nicht zurechtkommen. Hauptdarstellerin Parker Posey wirkt in den ersten 22 Minuten von „The Return of Jezebel James“ vollkommen deplatziert in ihrer Rolle und regelrecht unwohl in ihrer Haut. Sie spielt eine Kinderbucheditorin, die nach einer gescheiterten Langzeit-Beziehung nun plötzlich ihre biologische Uhr ticken hört und Kinder haben will. Doch als sie erfährt, dass sie unfruchtbar ist, greift sie zu Plan C: Ihre jüngere Schwester Coco (Lauren Ambrose) soll das Kind für sie austragen. Einziges Problem: Die beiden haben sich seit langer Zeit nicht gesehen und kommen aus sehr unterschiedlichen Lebenswelten: Sarah ist eine ehrgeizige und penible Workaholic, während Coco weder einen Job noch eine eigene Wohnung hat und in den Tag hineinlebt.
Soweit, so vielversprechend. Ich glaube, dass eine Lektüre des Scripts durchaus amüsant wäre. Es gibt viele Szenen, in denen sehr gegensätzliche Charaktere aufeinander losgelassen werden und es wimmelt von kleinen, mehr oder weniger versteckten Comedy-Tidbits und Popkulturreferenzen, welche die Show von einer typischen 0815-Sitcom abheben könnten (Schön beispielsweise wie ausgerechnet wohl das klassischste Element einer Sitcom, das Sofa, erstmal prominent fehlt). Die Betonung liegt allerdings auf „könnten“. Denn die erste Episode ist schlichtweg ein Desaster, hier „klickt“ einfach gar nix. Immerhin wirkt der Laughtrack nicht mehr so aufdringlich wie in den im letzten Sommer veröffentlichen Ausschnitten, aber er ist immer noch mehr als deplatziert. Aber das größte Problem ist ohne Frage Parker Posey, die rein gar nicht in ihre Rolle findet und gnadenlos am Ziel vorbeischießt. Lauren Ambrose hat zwar auch nicht ihren besten Tag erwischt, scheint aber schon einen ersten Zugang zu ihrem Charakter gefunden zu haben.
Die zweite Episode wirkt hingegen schon deutlich runder. Auch wenn man einen Continuity-Lapsus mit Sarahs wundersam komplett neugestalteten Apartment schlucken muss, versteht man auch, warum FOX gleich mit einer Doppelepisode von „The Return of Jezebel James“ an den Start ging. Parker Posey spielt geradezu eine andere Rolle und kann in einigen Konfrontations- und Diskussionsszenen mit Ambrose wirklich überzeugen. Da schaut man erstaunt auf den Bildschirm und glaubt zu erkennen, warum sich die Palladinos ausgerechnet für diesen Cast entschieden haben. Naja, bis auf Scott Cohen als Sarahs Liebhaber. Da ich noch aus „Gilmore Girls“-Zeiten eine immense Abneigung gegen Scott Cohen und seine tröge On-Screen-Präsenz hege, wäre ich zu einem objektiven Urteil zu seiner Rolle eh nicht in der Lage. Die zweite Episode kann aber zeigen, dass da Potential in „The Return of Jezebel James“ steckte — was aber nach einer derart miserablen Pilot-Episode eine Show in der Regel nicht mehr retten kann. Was bleibt ist ein uneinheitlicher Eindruck einer seltsamen Show, die wohl viel mehr Zeit zum Wachsen benötigt hätte. Man kann das Gefühl nicht leugnen, dass sich die Palladinos mit diesem Projekt verschätzt und verhoben haben.
Ein Fazit zu dieser Show erübrigt sich eigentlich, denn ihr Schicksal steht bereits so gut wie fest. Die Kritiken im Vorfeld waren (verdientermaßen) durchweg mäßig bis negativ und so schalteten im „Friday Night Death Slot“ auch nur 3,1 Millionen Zuschauer ein. FOX hatte eh nur sieben Episoden bestellt und bei solch miserablen Quoten ist es sogar fraglich, ob die noch ausstehenden fünf Folgen überhaupt gezeigt werden.
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