Sookie Stackhouse und die Southern Vampires
Freitag, 14. September, 2007Nach der jüngsten Meldung zu dem neuen (alten) Vampirserien-Projekt „True Blood“ von Alan Ball habe ich mir mal die ersten beiden Bände der Buchvorlage von Charlaine Harris ausgeliehen. Man ist ja neugierig, warum Alan Ball sich so für dieses Material begeistert.
In den Romanen geht es um die junge Sookie Stackhouse, ein „twentysomething“ aus dem Süden der USA. Sie lebt in einem kleinen Städtchen in der Nähe von New Orleans und arbeitet dort in einer kleinen Bar. Doch die Welt in den „Southern Vampires“-Romanen unterscheidet sich — wie der Titel schon erahnen lässt — von der unsrigen in einem wichtigen Detail: Es gibt nämlich Vampire. Und sie leben keineswegs versteckt im Untergrund, sondern sind seit einigen Jahren ein fester Teil der Gesellschaft. Sie genießen sogar ähnliche Rechte wie „lebendige“ Menschen und es gibt Initiativen, die Vampire zum Steuern zahlen zwingen sollen. Diese offene Existenz der Vampire (die im offiziellen Sprachgebrauch jedoch „mit einem Virus infizierte Menschen“ sind) ist allerdings noch eine recht junge Entwicklung, erst vor wenigen Jahren gab es die entsprechenden gesetzlichen Gleichstellungs-Regelungen, die dazu führten, dass die Vampire ihr Leben im Untergrund aufgaben. Und so ist es doch noch etwas besonderes, als eines Tages auch in Sookies verschlafenen Heimatdorf ein echter Vampir namens „Bill“(!) aufkreuzt.
Aber dort endet es nicht mit den Besonderheiten. Denn auch Sookie ist nicht ganz „normal“, sie kann seit ihrer Kindheit Gedanken lesen, was allerdings nicht nur positive Aspekte hat, sondern auch zahlreiche Schattenseiten. So ist es schwer für sie, eine normale Beziehung mit Männern aufzubauen, da ihr jederzeit sämtliche Gedanken des jeweiligen Partners offenbar sind. Welch erholsame Abwechslung bildet da dieser Vampir Bill, dessen Gedanken Sookie selbst bei größter Anstrengung nicht lesen kann. Und prompt dauert es nicht lange, bis die beiden sich näher kommen … während das kleine Städtchen plötzlich von mysteriösen Mordfällen überschattet wird.
Doch Vampire und Gedankenleser sind nicht die einzigen übernatürlichen Wesen in dieser Welt, es gibt zahlreiche weitere seltsame Lebensformen von denen Sookie zuvor niemals geträumt hätte. Und nach und nach lernt sie einige Exemplare dieser Kreaturen während ihrer sehr intensiven Beziehung mit „Bill“ kennen. Sie erhält einen intimen Einblick in das Universum der Vampire und Schattengeschöpfe und ist immer wieder in gefährliche Abenteuer verwickelt.
Die „Southern Vampires“-Serie ist ein unterhaltsamer Zeitvertreib, eine Krimiserie mit Mystery-Elementen und immer wiederkehrenden erotischen Anspielungen und Untertönen. Sex ist ein integraler Teil der Romane, es geht oft um den Lustgewinn, den Vampire beim Blutsaugen empfinden, um Sex zwischen Vampiren und Menschen und sogar Orgien kommen in der Handlung vor.
So kann ich durchaus verstehen, warum sich vor allem HBO für dieses Konzept interessierte. Will man möglichst nahe an der Literaturvorlage bleiben, kommt man um das Thema Sex gar nicht umhin und jeder Versuch, diesen Bestandteil der Romanserie „Familien-tauglich“ zu machen, würde einen Großteil des „raunchy“-Reizes der Reihe reduzieren.
Mit „Angel“ und „Buffy“ haben die „Southern Vampires“ nur oberflächlich etwas gemein. Es spielen halt Vampire eine Rolle und es gibt einen weiblichen Hauptcharakter. Und einen Werwolf. Aber vom Erzählstil und den Charakteren verfolgen beide Universen doch recht eigene Wege. Schon bei den „Regeln der Vampirexistenz“ gibt es Unterschiede, die Vampire in Sookies Welt schlafen beispielsweise grundsätzlich tagsüber, die Möglichkeiten zum Töten eines Vampirs sind etwas anders und es gibt schon gar keine „Slayer“. Eventuell könnten mehr Ähnlichkeiten mit der neuen CBS-Serie „Moonlight“ bestehen — mal abwarten, was dort überhaupt ‚rauskommt.
Auch wenn die Romane zumindest für meinen Geschmack nicht must-read-Strassenfeger sind, so werde ich doch vielleicht noch den ein oder anderen Band bei Gelegenheit lesen. Dass ich die TV-Serie nicht links liegen lassen werde, war allerdings schon beim Namen „Alan Ball“ klar. Ich kann mir Anna Paquin auch sehr gut in der Rolle der Sookie vorstellen, sie dürfte genau die richtige Portion „junger Unschuld“ und Dickköpfigkeit mitbringen.
Aktuelle (Casting-)Informationen zur HBO-Serie gibt es unter anderem in einem dedizierten Charlaine-Harris-Forum.