Der Wortvogel fällte über die neue „Terminator“-Serie ein recht positives Urteil. Auch sonstwo hört man eher gute Meinungen. Aber ich kann mich irgendwie nicht dazu bringen, in den Chor der rundum zufriedenen Zuschauer einzustimmen. Vielleicht bin ich ja auch einfach zu verwöhnt.
Beim Ansehen des Season-Finales drängte sich mir gar der Gedanke in den Sinn, dass es nur fünf Gründe gibt, „The Sarah Connor Chronicles“ (TSCC) anzuschauen: Episode sechs, der dritte Akt der finalen Episode, Summer Glau, Summer Glau und Summer Glau.
Aber erstmal ganz von vorne: Die Pilot-Episode war das erwartete solide (aber überfüllte) Action- und Feuerwerk-Spektakel (Regie: Pilot-Episoden-Spezialist David Nutter, was kann da schief gehen?), wenn auch noch reichlich oberflächlich in der Charakterentwicklung. Dass die kommenden Episoden bei diesem Produktionswerten nicht mithalten kann, dürfte klar sein. Und zunächst machte die Show in den darauffolgenden Episoden ihre Aufgabe auch recht gut, Sarah Connor wird gelungen als sorgenvolle und auch teilweise überforderte Mutter mit einem düsteren Schicksal porträtiert. Science-Fiction-Serien bestehen heutzutage gottseidank nicht mehr (nur) aus glitzerndem Technobabbel, sondern „dürfen“ spätestens seit „Galactica“ auch ernste und dunkle Drama-Töne anschlagen und ihre Charaktere zu konfliktbeladenen, mehrdimensionalen Figuren ausbauen. Das zeigt sich tendenziell auch in der eher pessimistischen und technofeindlichen Grundstimmung von TSCC, aber leider treffen die Autoren zu oft eine falsche Tonart oder verfehlen einfach den Punkt zum Aufhören.
Das „beste“ Beispiel dafür ist der grottenschlechte Voice-Over, der gemeinsam mit dem endlosen Geschwafel von Meredith Grey in „Grey’s Anatomy“ später mal in den Annalen der TV-Geschichte als der Todbringer des Voice-Overs genannt werden wird. Ich meine, hat da mal jemand ernsthaft zugehört und nicht die Augen verdreht? Dieser pseudo-philosophische Meta-Kommentar von Sarah Connor versucht den Episoden nachträglich noch krampfhaft einen zusätzlichen dramatischen Effekt draufzusatteln, der eigentlich gar nicht notwendig wäre und somit eher Overkill-Ergebnisse erzielt.
Aber dennoch, die Episoden waren durchaus akzeptable Unterhaltung, allerdings mit zunehmend sinkender Tendenz. Die nervenden Voice-Overs taten ihr übriges zu der routinierten „Turk-Story of the Week“ bei, dass ich so bei Episode fünf schon ans Aufhören dachte. Leider kommen in dem fast schon routinierten Drama dann auch öfters die (SciFi-)Storytelling-Qualitäten zu kurz — qualitativ gab es keinen Unterschied zwischen der „Was kann ein Schachcomputer“-Episode #5 von „Sarah Connor“ und den durchweg wenig überzeugenden „Bionic Woman“-Episoden.
Doch dann kam Episode 6 mit dem Zeitsprung um Brian Austin Greens Charakter und plötzlich war wieder Feuer drin — endlich erhielt die Story den dringend notwendigen „Mythologie-Schub“, der vorher so kläglich vermisst wurde. Aber auch nur, um dann wieder in den nächsten Folgen einen Gang zurückzuschalten. So hatte ich das Finale schon beinahe als mittelprächtiges Werk abgeschrieben, bis im dritten Akt der finalen Episode dann endlich wieder ein „Wow-Effekt“ kam.
Aber bei all diesen durchwachsenen Aspekten: Schon die oben genannten Gründe #3 bis #5 reichen vollkommen aus, um „TSCC“ wohl auch in Season 2 einen Platz auf meiner „Watchlist“ zu sichern. Gebt mir „The Summer Glau Chronicles“, der Rest ist mir Schnuppe. Man behauptet ja gerne, dass es nicht viel Schauspielertalent bedarf, um einen Roboter zu spielen, aber das zierliche 26jährige Persönchen spielt den seelenlosen Terminator derart perfide und irritierend, dass man sich jedesmal freut, wenn die Frau auf dem Schirm auftaucht und der „Meine Mutti hat meinen Geburtstag vergessen“-Theatralik des John Connor mal wieder mit ihrer regungslosen Mimik entgegentritt. Da ignoriert man auch gerne all die typischen „Huch, ein Robotor ist mit der bizarren menschlichen Natur konfrontiert“-Scherzchen der Autoren im Skript. Selbst wenn Summer Glau als „River Tam“ schon nahe an der Perfektion war, so ist Summer Glau als Terminator zumindest noch ein sehenswertes Ereignis. Joss Whedon hat(te) wirklich ein verdammt gutes Casting-Händchen.
Mein Fazit zur ersten Staffel von TSCC: Sehr uneinheitlich und viel zu selten blitzt das Potential auf, das ohne Zweifel in dem Material steckt. Die Show muss irgendwie einen Weg finden, ein allzu repetitives „Wir killen den möglichen Skynet-Ursprung der Woche“ mit endlosen Schnitzeljagden nach irgendwelchen Computern zu vermeiden. Oh, und natürlich mehr Screentime für Summer (und einen Gastauftritt von Adam Baldwin als Terminator, bitte, bitte, bitte ;-))
Achja, immerhin hat die Serie etwas weiteres Positives bewirkt: Nachdem ich gemerkt habe, dass ich in der ganzen „Terminator“-Mythologie nicht mehr firm bin, habe ich noch mal richtig Lust bekommen, mir die ersten beiden Spielfilme anzuschauen (der dritte würde wohl im Kontext mit TSCC lediglich zu noch mehr Irritationen führen). Steht somit auch auf der TODO-Liste für die Sommermonate: Ein Terminathon. 😉