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The Real World – Los Angeles

Samstag, 12. August, 2006

This is the true story, of seven strangers, picked to live in a house, work together and have their lives taped, to find out what happens, when people stop being polite, and start getting real.

Kürzlich wurde aus Anlass des 25jährigen Geburtstags von MTV von diversen Medien dem ehemaligen Musikvideo-Sender die Schuld für solche Reality-„Verbrechen“ wie „Big Brother“ gegeben. In gewisser Weise zu Recht. (Lesenswert zu diesem Thema übrigens Markus Kavkas Beitrag im ZEIT ZUENDER.) Aber das hat doch prompt wieder Erinnerungen geweckt…

Kleine Zeitreise: MTV Europe (aus London) war Anfang der 1990er eines der letzten über ASTRA noch frei empfangbaren englischsprachigen Programme. Das britische Sky One, wo ich noch im Herbst 1990 die erste Staffel der „Simpsons“ gesehen (aber zugegebenermassen noch recht wenig verstanden) hatte, war mittlerweile verschlüsselt. Und so verschlang man alles, was noch in Englisch über die Schüssel auf den heimischen Fernsehschirm kam — und das war eben vor allem MTV und seine VJs. Der unvergleichliche Ray Cokes (war „Most Wanted“ wirklich so brilliant oder ist das nur die verblassende Erinnerung, die alles in einem besseren Licht erscheinen lässt?), die auf ihre eigene Weise … ehm … „besondere“ Kristiane Backer (die keiner richtig leiden konnte).

Aber worauf ich eigentlich hinauswollte: So um 1993 lief auch „The Real World“ auf MTV Europe, recht zeitnah als Import vom US Muttersender. Und das auch gerne in so genannten „Marathons“ an einem Wochenende. 11 Stunden Programm wurden auf Samstag und Sonntag verteilt und man sass prompt den ganzen Tag vor der Glotze. Und lernte Englisch. Nicht unbedingt das Englisch, das man in Schulbüchern fand, aber das war egal — es war cool, es war aus den USA und am nächsten Tag Thema auf dem Schulhof. Markus Kavka beschreibt die Situation ganz passend: „Das war Anfang der 90er Jahre, und da war das alles aufregend und neu und Englisch. Man war privilegiert, und das nicht nur, weil man Kabelfernsehen hatte, sondern weil man auch besser Englisch konnte als die anderen und man mit einem Schlag zu einem offenen, coolen Europa gehörte“.

rwla.jpgAm besten kann ich mich noch an die zweite Staffel „The Real World“ (Los Angeles) erinnern, mit dem erzkonservativen Möchtegern-Country Sänger Jon, der vor allem mit den weiblichen Mitbewohnern öfters aneinanderrasselte. Ein Jahr später dann „San Francisco“, mit u.a. dem AIDS-kranken Pedro, der kurz nach dem Ende der Dreharbeiten starb. Kurz darauf wurde MTV Europe über Satellit verschlüsselt und damit war Schluß mit „The Real World“ — zumindest für mich.

Das Showkonzept war simpel wie auch für die damalige Zeit revolutionär. Heute kennt man es als „Big Brother“ und hat schon längst jegliche Originalität verloren. Auch „The Real World“ läuft heute nach siebzehn Jahren immer noch auf MTV, ich habe nach 1995 nur noch ein oder zwei Episoden gesehen, kein Vergleich mehr mit dem Reiz des „Neuen“ aus der Anfangszeit. Nur noch das übliche nervige Soap/Reality-Einerlei.

MTV hatte mal angefangen, die alten „Real World“-Staffeln komplett auf DVD zu veröffentlichen. Aber schon nach Season 1 „New York“ war Schluß, außerdem für einen vergleichsweise heftigen Preis (ca $30) und mit komplett ausgetauschter Musik(!). Ich frage mich allerdings trotzdem, wie lange ich widerstehen könnte, wenn die „Los Angeles“-Staffel mal auf den Markt kommen sollte — verfluchter Sentimentalismus!

Ich muss also zugeben: Ja, ich war auch mal ein Reality-Show-Fan 🙂

 

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