RIP VIVA[zwei|plus]
Freitag, 24. Februar, 2006Es war Januar 2002, als das „CNN des Musikfernsehens“ eine neue Ära in der deutschen Medienlandschaft einläuten wollte. Es war die Hoffnung der VIVA AG, den defizitären zweiten VIVA Kanal nun endlich durch eine komplette Neuorientierung in die schwarzen Zahlen zu schieben. Dafür wurde das 1995 kreierte Konzept eines „alternativen“ Musiksenders VIVA zwei, das in der Zwischenzeit eine eingeschworene, aber deutlich zu kleine Zuschauerschaft gefunden hatte, kurzerhand eingestampft.
Doch das vermeintlich hippe und interaktive neue Format floppte noch höher und schneller als die gigantischen „Crawls“ den Bildschirm zumüllen konnten. Schon nach einem halben Jahr waren all die hochfliegenden Pläne vergessen, die „Moderatoren“ entlassen und VIVA plus mutierte zu einer reinen Abspielstation für Klingeltöne (und briefmarkengroße Musikvideos).
Am 1. Januar 2007 findet das alles sein Ende. Es war ja schon abzusehen, dass nach der Übernahme von VIVA durch Viacom und der Transformation von MTV2|Pop zu Nick[elodeon] auch VIVAplus früher oder später ins Gras beissen würde. Der Focus berichtet, dass Viacom nun konkrete Pläne zur Abschaltung habe. VIVAplus soll demnach Platz für einen Comedy-Kanal machen — in Anlehnung an ähnliche Formate in anderen europäischen Ländern eventuell mit dem Namen „Paramount Comedy„. Der Sender könnte dann neben US- und UK-Lizenzmaterial auch Archivleichen der MTV/Viacom-Tochter Brainpool abspulen.
Paramount TV ging in den 50er Jahren aus dem Produktionsstudio Desilu hervor und ist mittlerweile der TV-Produktionsarm von CBS. „CBS Paramount“ gehörte bis Anfang 2006 auch zu Viacom, doch ist mittlerweile (wieder) ein eigenständiges Unternehmen. Viacom hat aus dem Split lediglich die Film-Rechte von Paramount übernommen, TV-Produktionen liegen weiterhin bei CBS. Ob Viacom also wirklich noch einen neuen TV-Kanal namens „Paramount Comedy“ aufmachen wird, ist aus meiner Sicht fraglich. Falls aber doch, könnten sich die Fans von Shows wie „Cheers“, „Frasier“, „McGyver“ und „Dear John“ vermutlich auf Wiederholungen ihrer Lieblings-Shows freuen.