Sneak Preview: Lost (ABC, Herbst 2004)

Aus der Feder von Erfolgsautor J.J. Abrams („Felicity“, „Alias“, „Superman“) stammt das Konzept für die neue ABC-Serie „Lost“. Da er mit Alias und dem Superman-Feature aber schon beide Hände voll zu tun hat, suchte er sich für dieses neue von Buena Vista produzierte Projekt Unterstützung von Damon Lindelof, zuvor Chef-Autor bei „Crossing Jordan“ und dem Twen-Flop „Wasteland“.

Evangeline Lilly aus Lost (Copyright ABC)Worum geht’s? „Survivor“ meets „Gilligan’s Island“ and „Jurassic Parc“. Die Ausgangslage ist simpel: Ein Flugzeug stürzt aus zunächst unbekannter Ursache irgendwo auf einer scheinbar einsamen Insel in der Karibik ab. Ein paar Dutzend Überlebende können sich aus dem Wrack retten und rechnen mit dem baldigen Eintreffen der Rettungstruppen — bis sich herausstellt, dass die Chancen für eine zeitnahe Rettung sehr gering sind. Glücklicherweise befand sich ein Arzt an Bord (Matthew Fox), der unerschrocken die Führung der kleinen Truppe übernimmt. Doch nicht nur die Gestrandeten verbergen zahlreiche Gehemnisse und Konflikte – auch die nur auf den ersten Blick so friedliche Trauminsel birgt einige mysteriöse Überraschungen.

Wie isses? Wirklich gut. Ich muss zugeben, als ich zum ersten Mal von dem Plot hörte, war ich nicht sonderlich begeistert. Es hörte sich alles zu sehr nach einer platten „Jetzt bringen wir ‚Survivor‘ mal als Drama“-Hauruck-Aktion an. Aber die zweistündige Pilotepisode kommt nach einem zähen und schwachen Beginn beeindruckend in Fahrt. Auf den ersten Blick scheint es unwahrscheinlich, dass mit dem limitierten Cast (Guest-Stars kann es logischerweise nicht viele geben) wirklich die Handlung für eine komplette Staffel gefüllt werden kann und dabei merklich über das debile Niveau einer „Big Brother“ Episode hinausgehen kann. Die ersten zwanzig Minuten in denen die Grundzüge der Charaktere vorgestellt werden sollen, sind auch etwas hakelig, Matthew Fox als der furchtlose „Überretter“ sorgt zunächst eher für unfreiwillige Lacher. Aber J.J. Abrams hat sich einige Trümpfe ausgedacht, die er langsam und genussvoll ausspielt. Zu den erwarteten Reibereien zwischen den Gestrandeten kommt recht überraschend ein Mystery-Element rund um das Geheimnis der Insel. Das Storytelling-Prinzip des Spiels mit den ungewissen Backgrounds der einzelnen Charaktere (die natürlich alle irgendeine dunkle Schattenseite haben) kann nur mit einem guten Cast funktionieren. Und Matthew Fox („Party of Five“) als furchtloser Arzt, Evangeline Lilly als undurchsichtige weibliche Hauptdarstellerin sowie ein gut ausgesuchter Strauss aus Nebendarstellern (u.a. Terry O’Quinn aus „Alias“, Emily de Ravin („Roswell“) als Gaststar) erfüllen diese Voraussetzung zumindest im zweiten Teil des Piloten zu voller Zufriedenheit. Abrams zeigt, dass er sein Handwerk beherrscht und seine bereits aus „Alias“ bekannten Überraschungseffekte und Storywendungen mit einem kleinen Touch Humor machen auch an „Lost“ den größten Reiz aus.

Nach und nach füllt er die vermeintlichen Storylücken, die sich in der ersten Hälfte des Pilots aufgetan haben und am Ende der zweistündigen Episode ist ein solides Fundament für die restliche Serie gelegt. Interessant ist auch die Frage, wie das Problem der hohen Produktionskosten gelöst wird — eine solche Serie, die stark von „on-location“ Drehs abhängt, kann ganz schön ins Geld gehen. Früher oder später wird man also wohl eine hübsche Menge Sand in irgendein Studio kippen müssen…

Wird’s was? Die Serie hat großes Hitpotenzial (und durchaus einen gewissen Suchtfaktor), wenn es gelingt, den Schwung und die Überraschungen aus der ersten Episode (und in gewissem Sinne auch aus „Alias“) möglichst weit in die Staffel hineinzuretten. Wie lange das Konzept der Serie tragen mag, darüber will und kann ich hier gar nicht spekulieren. Zuviele Rätsel sind noch offen im Bezug auf diese seltsame Insel, auf der die Gruppe gestrandet ist. Neben „Desperate Housewives“ hat ABC hier sicherlich ein gutes zweites Drama-Standbein.

Andere Meinung? Diskutiert über „Lost“ im Forum.

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