Sneak Preview: Meine Favoriten

Jetzt ist es nicht mehr weit, in wenigen Tagen beginnt die neue TV-Season in den Staaten (zumindest für alle Networks ausser FOX, die ja lieber ihr eigenes Ding drehen). In den letzten Wochen habe ich hier ja einige ausgewählte „Sneak Previews“ von diversen Pilotepisoden gepostet – nun will ich mal einiges zusammenfassen und auf Serien eingehen, die ich nicht eigens mit einer speziellen Review bedacht habe — sozusagen „Upfronts revisited“.

Die Programmtage im Einzelnen

Montag. „Fear Factor“(NBC) dürfte auch weiterhin der Hit um 8 sein. FOX „North Shore“ läuft ja ganz gut und wurde gerade mit einer vollen Season Order bedacht, somit findet die „Wachablösung“ mit „Athens“ dann wie geplant im November statt. WB’s „7th Heaven“ hat wohl mittlerweile eine feste Fangemeinde – da dürfte nicht viel anbrennen.
Um 9 tritt „Las Vegas“ gegen die letzte Staffel von „Raymond“ und gegen WBs „Everwood“, sowie ab Januar gegen das runderneuerte „24“ (FOX) an. Auch hier sind keine großen Überraschungen zu erwarten – Raymond wird sicherlich noch besser laufen als die letzten Jahre („Last Season Bonus“) und „Las Vegas“ hat ja auch bewiesen, dass es funktioniert. Auch bei „Everwood“ sehe ich keine akuten Probleme, die letzte Staffel war solide Unterhaltung.
Um 10 dann das Flughafen-Krimi-Drama „LAX“ (NBC) gegen „CSI:Miami“ (CBS) – ebenfalls ein nettes Duell, in dem LAX aber aller Voraussicht nach unterliegen wird. „LAX“ ist zwar recht spannend inszeniert, Heather Locklear macht ihre Sache auch wirklich gut, aber CSI hat den Vorteil eines bereits etablierten Franchises samt Fangemeinde. „LAX“ traue ich aber dennoch eine einigermassen stabile Zukunft zu, eben wegen dem im letzten Jahr überraschend erfolgreichen „Las Vegas“ Lead-In.

Dienstag.
Um 8 könnte unangenehme Konkurrenz für „Gilmore Girls“ (WB) aufziehen, wenn sie gegen UPN’s „All Of Us“ und „Eve“ ankämpfen müssen – die ebenfalls hauptsächlich die weibliche junge Zielgruppe in den Fokus nehmen. Keine Konkurrenz im Sinne von „das wird Gilmore Girls nicht überleben“, sondern eher kleine Nadelstiche. Das WB kann sich jedoch nach der schwachen 03/04 Season nicht leisten, noch mehr Zuschauer zu verlieren.
Alles neu dann um 9: „One Tree Hill“ (WB) und „Father of the Pride“ (FOX) für die Jungen – „Clubhouse“ (CBS) und „Accoding to Jim“ (ABC) für die Älteren.
„One Tree Hill“ lief ja bisher ganz gut, wenn die Show ihre Fangemeinde halten kann, dann kann das sich durchaus zu einem Soap-Langläufer à la BH90210 oder Melrose Place entwickeln. Die animierte Show „Father of the Pride“ (NBC) einzuschätzen, ist wiederum ziemlich schwer. Die Pilotepisode hat einige köstliche Dialoge (zwischen den Tieren) und auch durchaus ein paar gute Lacher, die Animationen sind auch akzeptabel (man sieht durchaus die „Shrek“ Verwandtschaft) – aber sobald Siegfried und Roy ins Spiel kommen, wird die Show von einem Moment auf den anderen grottenschlecht. Angesichts des gigantischen Werbeaufwands, den NBC für die Serie ins Rollen gebracht hat, dürfte die erste Episode durchaus gute Quoten haben. Aber alles danach ist ein großes Fragezeichen. NBC ist verdammt dazu, möglichst lange an der Serie festzuhalten, da die bereits produzierten Episoden wirklich verflucht teuer waren (man spricht von etwa 1-2 Millionen US-Dollar pro Episode – und das für läppische 22 Minuten). Vielleicht gibt es ja auch mal einen Lead-Out Effekt, durch „Scrubs“-Fans, die zu früh einschalten…
„Clubhouse“ passt ganz gut in den NBC-Roaster zwischen NCIS und „Judging Amy“ und dürfte einen einigermassen stabilen Audience Flow über den Abend für den Sender sicherstellen. Gleichzeitig ist Clubhouse in meinen Augen aber auch das schwächste Glied am NBC Dienstag – zumindest im Moment kann ich mir nicht vorstellen, wie man eine ganze Season mit dieser Story füllen will.
Auf keinen Fall unterschätzen sollte man UPN’s „Veronica Mars“. In der Vergangenheit wurden UPN Produktionen ja eher belächelt, aber die hier könnte durchaus gut werden. Man könnte es geradezu als eine Art „Smallville“-Spin off bezeichnen – optisch und inhaltlich ähnelt das Konzept sehr dem Chloe-Charakter aus der Superman Junior-Show.
Um 22 Uhr nichts neues: „Judging Amy“ (CBS) gegen NYPD Blue (ABC) und L&O:SVU (NBC) — die haben in diesen Slots schon die letzte Season überstanden, also werden sie das auch diesesmal schaffen (mit dem Sonderfall NYPD Blue, das ja beendet werden soll).

Am Mittwoch dürfte der 8 Uhr Slot zumindest in den ersten Wochen locker an das ABC Drama um Überlebende eines Flugzeugabsturzes „Lost“ gehen, CBS‘ Krimiposse „Hawaii“ gebe ich nur geringe Chancen. „Hawaii“ ist zwar gut inszeniert und eine ansehnliche Mischung aus Krimi, schönen Strandaufnahmen und locker-leichten-flapsigen Dialogen im besten 80er Jahre Krimi-Revival-Stil, aber insgesamt gesehen hat die Show nicht viel Duchschlagskraft. Die Jungen schauen WB (Smallville) oder FOX (That 70’s show, Related by Family). Der 9 Uhr Slot dürfte an NBC gehen, dank „West Wing“ und der neuen Bill Pullman-geführten Miniserie „Revelations“ (im Januar). Die Combo „King of Queens“ und John Goodman’s „Center of the Universe“ (CBS) dürfte ideal für die Freunde der Sitcom sein. WB’s „The Mountain“ ist so seicht, dass es vermutlich tierisch erfolgreich wird (*seufz*).

Um 10 dann der Hit der Saison: Der Neue im Viertel (CSI:NY) gegen den Platzhirschen (Law & Order). Da ist nur eines sicher: Es wird Tote geben… 😉

Donnerstag: Wie angekündigt, hat WB auf eine Konfrontation zwischen „The Mountain“ und FOX‘ „The O.C.“ verzichtet und den Berg aus dem Weg geräumt (sorry). „The O.C.“ und „The Mountain“ stammen aus der Hand des gleichen Produzenten. „The O.C.“ wird auch donnerstags den Kampf um die zweite Reihe gegen die Drew Carey Standup Shows auf dem WB gewinnen. In der ersten Liga fighten „Extreme Makeover“ (ABC) , „Survivor“ (CBS) und „Joey“ (NBC) — mit einem dicken Startbonus für „Joey“, denn viele, die das „Friends“ Finale sahen, wollen sicherlich wissen, wie’s mit Joey weitergeht. Und die Pilot-Episode ist meines Erachtens ein gutes Stückchen über „Friends“-Niveau, so dass die Chancen für die Sitcom gut stehen. Dementsprechend muss man sich um „Will & Grace“ auch keine Sorgen machen.
21 Uhr: Nummer 1 klar CBS:CSI, dann the „The Apprentice 2“ (NBC). Die Teenage-Sex Dramedy „Life as We Know It“(ABC) wird es alles andere als leicht haben – ich tippe auf einen langsamen, schmerzhaften Tod der Serie Anfang 2005. Und ehrlichgesagt, ausgehend vom Pilot will ich auch gar nicht mehr sehen. Und damit hätten wir auch schon eine Überleitung zu „Tru Calling“ (FOX): „Buffy“-Autoren Urgestein Jane Espenson hat hier nächstes Jahr die Fäden in der Hand und alleine diese Tatsache macht die Show sehenswert. Ich bin auch gerne bereit, die grausame erste Hälfte der ersten Season mit dem Mantel des Vergessens zu bedecken, wenn die Show in der zweiten Staffel deutlich bessere Drehbücher erhält.
Um 22 Uhr dann „ER“ gegen „Without a Trace“ — die tun sich kaum gegenseitig weh.

Freitag: Um 20 Uhr treten „8 Simple Rules“ und der Neuling „Complete Savages“ (ABC) gegen die dritte Season von „What I Like About You“ und dem Neustart „Commando Nanny“ (WB) sowie die zweite Staffel des Vorjahreshits „Joan of Arcadia“ (CBS) an. „What I Like About You“ lief zuletzt schon nicht sonderlich gut und die Backstage-Reibereien am „Commando Nanny“ Set deuten auf einige kreative Differenzen zwischen Sender und Produzenten hin. Gegen „8 Simple Rules“ und dem wohl durchaus sehenswerten „Complete Savages“ dürfte es die WB-Sitcom Schiene dieses Jahr also recht schwer haben.

Für die Midseason hat FOX das neue FBI/Krimi/Teenage-Drama „The Insider“ (FOX) geplant. Klingt vom Konzept (Agentin in der High-School) gar nicht mal so schlecht, ich ahne aber übles bei der Umsetzung… Und „Enterprise“ um 8 auf UPN, naja, das wird wohl nicht gut enden, es sei denn Nielsen ermittelt zukünftig die TV-Quoten auch über die Downloads bei Kazaa und Bittorrent. Paramount wird sich wohl nur ungern von dem Star Trek Franchise verabschieden, also wird es interessant, zu sehen, wie sie mit der Show in 2005 verfahren.
Um 9 dann „Third Watch“ (NBC) gegen „JAG“ (CBS) sowie die weiteren ABC-Sitcoms „Hope & Faith“ und „Less Than Perfect“. Sicherlich ist es nicht verkehrt, dass ABC alle Sitcoms so hintereinander setzt, insbesondere das schwächelnde „Hope & Faith“ braucht stabile Lead-Ins.
Um 10 dann „Medical Investigation“ (NBC scheint nun doch wirklich bei diesem Titel zu bleiben) versus „Dr. Vegas“. Nachdem Rob Lowe letztes Jahr mit der komplexen, aber spannenden Serie „The Lyon’s Den“ als Co-Produzent und Hauptdarsteller gescheitert ist, hat er sich dieses Jahr ein Konzept aus dem komplett entgegengesetzten Spektrum ausgesucht. „Dr. Vegas“ ist eine dürftige Klischee-Ansammlung rund um einen engagierten Arzt in einem Casino in Las Vegas. Die Show versucht alleine von seinen erstklassigen Darstellern zu leben (Rob Lowe, „Sopranos“ Joe Pantoliano, Tom Sizemore, „Everwood“ Sarah Lancaster), aber das Drehbuch ist viel zu dürftig und wirklich nicht mehr als ein flauer Ritt auf der „Las Vegas“-Erfolgswelle. Dem kann „Medical Investigation“ immerhin einige spannende und kuriose Fälle entgegensetzen, aber dort fehlt wiederum solch ein exzellenter Cast wie bei „Dr. Vegas“. Ich würde fast auf ein Scheitern beider Shows tippen.

Samstag: Na, das überspringen wir mal. Da ist traditionell nix Serien-Relevantes im TV.

Sonntag: Und hier tritt FOX’s Chaos-Plan dann voll in Kraft. Die Sitcoms werden den ganzen Abend in den nächsten 52 Wochen so durcheinandergeschüttelt, dass einem schwindlig wird. Nur die „Simpsons“ sind da wohl ein Hit-Garant. „Charmed“ dagegen (und gegen „Cold Case“) zu setzen ist vielleicht nicht die beste Idee des WB. Obwohl (oder gerade weil) seit Monaten über die mögliche letzte Season der drei Hexen spekuliert wird, scheint das WB doch einiges in Sachen Promotion für die Show zu tun und vieles deutet wieder mal auf ein frühes Renewal der Show für 2005/06 hin. Daumen drücke ich auch „Arrested Development“ (FOX) auf diesem Sendeplatz.

Um 21 Uhr packen die Networks dann ihr echtes „Sonntagsprogramm“ aus. ABC schickt die „Desperate Housewives“ ins Rennen — im Vorfeld hochgelobt, aber einige Stimmen bezweifeln auch einen möglichen großen Erfolg beim breiten Publikum. „Law & Order: Criminal Intent“ ist auf dem Sendeplatz eine feste Größe und wird sicherlich auch dieses Jahr ein Stammpublikum anziehen. „Jack & Bobby“ (WB) gebe ich ehrlich gesagt auf diesem Sendeplatz und auf diesem Sender keine großen Überlebenschance. Da passt das Lead-In („Charmed“) gar nicht. Vielleicht hätte man es lieber mit „Everwood“ paaren sollen. Aber wenn „The Mountain“ und „Jack & Bobby“ dieses Jahr beim WB scheitern, ist dort wirklich Panik angesagt. Aber man hat ja noch ein paar Mideason-Pilots in der Schublade und ich rechne fest damit, dass das WB einiges tun wird, um J&B möglichst lange stabil zu halten — ein „Tarzan“-Debakel dürfte es auch sicherlich nicht werden. Auf Seiten ABCs ist der Schachzug zur kontinuierlichen Ausstrahlung von „Alias“ ohne Wiederholungen ab Januar sicherlich ein lobenswerter Ansatz. Dennoch lässt sich das Gefühl, dass ABC mit „Alias“ nicht mehr sonderlich zufrieden ist, nicht von der Hand weisen.
Um 10 Uhr darf man dann abwarten, wie sich „Boston Legal“ schlägt. Ich würde fast mal darauf tippen, dass es die Show schafft – die Konkurrenz ist mit „Crossing Jordan“ zumindest mal recht überschaubar.

Geht das auch kürzer?

Zusammenfassend bin ich überrascht von der Qualität der neuen Produktionen bei ABC. „Lost“ und „Desperate Housewives“ sind richtig gute Serien und sehenswert. Diese Serien haben es verdient, mindestens eine ganze Season zu laufen. Hoffentlich hat ABC auch die nötige Ausdauer, um eventuelle schwache Quoten zu Beginn auszusitzen.

Sehr enttäuschend ist das WB-Programm. Mühsam hält man an den Oldtimern fest und versucht verzweifelt, „The O.C.“ zu kopieren („The Mountain“) anstatt endlich wieder den Mut für etwas originelles zu haben und selbst neue Trends zu setzen. „Jack & Bobby“ ist meiner Meinung nach DOA. Auf der anderen Seite hat „Summerland“ gezeigt, dass meine Meinung mit dem Geschmack der Masse (sprich Quotenvieh) längst nichts mehr zu tun hat ;-).

FOX praktiziert eine neue Technik: Sie produzieren einfach soviel neue Shows, dass zwangsweise irgendwas gutes dabei sein muss. Und es funktioniert! Vergessen wir ganz schnell „Quintuplets“ und das mittlerweile abgesetzte „The Jury“, aber loben wir „House“ und „Related by Family“.

NBC hängt sich ganz an „Joey“ auf und hofft auf eine Fortsetzung des Comedy-Erfolgs und die bestehenden Drama- (Krimi-)Serien. Die neuen Produktionen LAX, „Hawaii“ und „Medical Investigation“ sind jedoch bestenfalls kreatives Mittelfeld. Einzig die Endzeit-Miniseries „Revelations“ mit Bill Pullman sowie „Father of the Pride“ in einigen lichten Momenten ragen etwas aus diesem Einerlei heraus.

CBS: Mutige Taktik: Die produzieren einfach gar nix vernüftiges neues und vertrauen auf das Bewährte. Naja, „Clubhouse“ ist durchaus ein netter Dramaansatz, aber nicht richtig zuende gedacht.

Also, auf welche neue Produktionen sollte man achten? „Lost“ und „Desperate Housewives“. Vielleicht auch ein, zwei Folgen „Father of the Pride“ – einfach nur, um die Qualität der Animation zu loben. Sowas ausgefallenes, mutiges wie „Wonderfalls“ sehe ich dieses Jahr leider nicht. Im Sitcom-Bereich sind „Complete Savages“ sowie „Center of the Universe“ erwähnenswert, aber keine Neuerfindung des Genres. Teen-Fans sollten wohl auch mal in „Veronica Mars“ reinschnuppern.

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