Gestern abend stolperte ich beim Zappen in der ARD über den schwedischen Teenager-Film „Fucking Åmål“ — und prompt war das Thema „früh ins Bett“ mal wieder erledigt. Dabei habe ich den Film seit Jahren auf DVD . Aber es ist einfach schwer, sich loszureissen, wenn man sich mal einige Minuten mit dem Stil des Films und den Charakteren angefreundet hat. Der gegen Ende der 90er produzierte Film erzählt eine bittersüße Geschichte über das Erwachsenwerden in der tiefen schwedischen Provinz — doch ob die nun im schwedischen Kaff Trollhättan/Åmål oder irgendwo in einem Berliner Vorort spielt, ist eigentlich gleichgültig. „Raus aus Amal“ ist ein perfektes Beispiel für eine kleine, aber sehr feine Filmproduktion von jemandem, der wirklich weiß, wie man eine Geschichte erzählen kann. Lukas Moodysson, Autor und Regisseur des Films, hat sich auch durch zwei andere von Kritikern geliebten Filme empfohlen: „Lilya 4-ever“ und „together“ – beide keine Mainstream-Produktionen, aber teilweise Kassenschlager zumindest in den nordischen Ländern (und in den nächsten Wochen ebenfalls sonntag abends in der ARD in der Reihe „Neuer Schwedischer Film“). Moodysson bevorzugt einen recht ungezwungenen Dokumentarfilmer-Stil, der in „Amal“ durch die Verwendung einer Handkamera und groben 16mm-Film unterstützt wird. Dazu ein sehr realitätsnahes Drehbuch, das all den typischen Teenager-Film-Klischees aus dem Weg geht.
Und die beiden Hauptdarstellerinen Rebecka Liljeberg und Alexandra Dahlström liefern eine beeindruckende Performance ab – und das obwohl sie zum Zeitpunkt des Drehs eigentlich noch absolute Anfänger waren.
Ohne jetzt eine Programmzeitschrift zu konsultieren (die ich eh nicht habe) hoffe ich einfach mal, dass die Ausstrahlung gestern abend nur die Wiederholung einer Nachmittagsausstrahlung war. Denn eine Stunde vor Mitternacht verfehlt der Film seine Zielgruppe um Lichtjahre — wobei keineswegs behauptet sein soll, dass der Film nichts für die älteren Jahrgänge sei – au contraire.
Und falls jemand aus der verehrten Leserschaft hier den Film wirklich noch nicht gesehen hat, dann sei „Fucking Åmål“ hiermit wärmstens empfohlen. Die sehr gute Wertung 8.0/10 in der IMDb kommt auch nicht von ungefähr. Man sollte allerdings ein Faible für Filme wie „Ghost World“, „The Ice Storm“, „Donnie Darko“, „The Virgin Suicides“ und „Lost in Translation“ haben. In der Serienwelt muss zwangsweise „My So-Called Life“ in diesem Zusammenhang genannt werden.