Archiv des Jahres 2004


Der Angriff der Klon-Krieger

Sonntag, 7. November, 2004

Ein sehr netter Artikel zum ungebremsten Kopier-Wahn im deutschen Fernsehen, den ich kürzlich hier im Blog ja schon mal ansprach, gibt es heute auf Spiegel Online. Der Rechtsstreit um „The Office“ wird allerdings nicht erwähnt, dabei wäre das doch ein idealer Aufhänger gewesen.

Erst im vorigen Jahr hat der Bundesgerichtshof zum Entsetzen der Programmentwickler entschieden, dass „Formate für eine Fernsehshowreihe“ nicht urheberrechtlich zu schützen seien.

So soll jährlich immer vor dem Deutschen Fernsehpreis der „Goldene Kopierer“ für das „am dreistesten geklaute Format“ verliehen werden, kündigt Kühn an. Auch sollen kopierte Formate auf einer Internet-Seite veröffentlicht werden. „Es darf einfach nicht noch einmal passieren, dass eine abgeguckte Serie wie das ‚Schwarzwaldhaus‘ auch noch einen Grimme-Preis erhält“, so Tresor-Mann Kühn.

"The O.C." schlägt "Joey"

Samstag, 6. November, 2004

Aufatmen bei FOX: der riskante Wechsel des Teen/Twen-Dramas „The O.C.“ auf den traditionell schwachen Donnerstag Abend war zumindest bei der Season-Premiere ein voller Erfolg. FOX erzielte die besten Quoten auf diesem Sendeplatz seit 7 Jahren. Dominiert war dieser Slot stets durch NBC’s „Friends“. Doch dieses Jahr sah FOX seine Chance und half gleichzeitig mit der größten Marketing-Kampagne des Konzerns nach – in den letzten Wochen gab es vor allen in den großen Shopping-Centers der USA keine Möglichkeit, dem OC-Werbefeldzug zu entkommen.

Die nackten Zahlen zeigen sogar, dass es FOX gelungen ist, in der Altersgruppe der Teenager die „Friends“-Spin Off „Joey“ zu schlagen (5.7/18). Insgesamt schaffte es die Show in der Zielgruppe der 18-49jährigen auf 8,6 Millionen Zuschauer (Joey: 12 Millionen) – das ist jedoch weniger als das Finale der ersten Season auf dem alten Sendeplatz. Unschlagbar hingegen waren CBS‘ „Survivor“ und CSI, wobei letzteres erneut die magische Grenze von 30 Millionen Zuschauern knackte.

Letzte Staffel für Six Feet Under

Samstag, 6. November, 2004

Wie der Hollywood Reporter berichtet, hat HBO bekanntgegeben, dass die kommende fünfte Staffel von „Six Feet Under“ gleichzeitig auch die letzte der Serie sein wird. Autor Alan Ball ist der Meinung, dass die Serie nach den 12 Episoden, die im Frühjahr/Sommer 2005 ausgestrahlt werden sollen, den kreativen Spielraum ausgeschöpft habe. Kurz gesagt: Man soll aufhören, solange es noch Spaß macht…

HDTV

Samstag, 6. November, 2004

Ich habe endlich mal die Zeit gefunden, um meinen VDR etwas für den Empfang von HDTV-Programmen, insbesondere dem ersten europäischen HDTV-Sender HD1, zu „tunen“. Ganz trivial ist das leider nicht – HDTV ist auch für heutige Verhältnisse noch extrem ressourcenfressend und man muss schon einige Tricks bemühen, um HDTV auf einem Monitor in vernünftiger, ruckelfreier Qualität anschauen zu können. Das Signal kommt mit etwa 18 – 20 MBit pro Sekunde vom Himmel, da braucht’s eine kräftige CPU, um das zu verarbeiten – ein Athlon XP 2400+ oder Pentium 2,5 Ghz sollte man schon verfügbar haben, sonst kann man sich den Aufwand gleich sparen.

VDR kann zwar HDTV-Signale nicht direkt ausgeben (heutige DVB-PCI-Karten haben ja nur Composite oder S-Video Ausgänge und darüber ist HDTV nicht nutzbar), aber es kann die Signale empfangen und aufzeichnen. Es kommt allerdings eine üppige Datenflut auf den TV-Enthusiasten zu: Eine halbe Stunde HDTV mit 1920×1088 Auflösung (interlaced, 1080i) frisst bereits 4 Gigabyte Festplattenplatz. Aber es lohnt sich. Die Bildqualität ist unglaublich bestechend und überholt DVD-Qualität um Längen (JPG-komprimierter Screenshot). Leider habe ich nur einen 17″ LCD Monitor mit einer maximalen Auflösung von 1280×1024, so dass ich die Videos nicht mit der originalen 1:1 Auflösung sehen kann, aber schon bei 1280×1024 verschlägt es den Atem. Das ASTRA HDTV-Demovideo und die Free-to-Air-Programme von HD-1 (täglich bis 16 Uhr), die derzeit über ASTRA ausgestrahlt werden, vermitteln eindrucksvoll, wie gestochen scharf die TV-Zukunft sein wird. Naja, Zukunft ist relativ — in den USA ist HDTV bereits Alltag. Die meisten aktuellen TV-Serien werden bereits in HDTV ausgestrahlt (wenn auch teilweise nur in der „halben“ Auflösung 720, dafür aber progressive) – aber für eine Episode muss man eben auch schon 4,6 GB Daten bewegen…

*seufz*, meinen Geldbeutel wird dieses „HD-Erlebnis“ wohl wenig freuen. Jetzt muss wohl doch langsam mal ein HDTV-kompatibler Beamer her.

"And you can tell everybody: This is my show"

Donnerstag, 4. November, 2004

„It may be quite simple but now that it’s done.“ Uhuh, wenn ich Elton John Songs im Blog zitiere, dann sollte das auch einen guten Grund haben. Den gibt’s in gewisser Hinsicht auch – Elton John wird laut Variety seine erste eigene TV-Serie produzieren. Und sie dreht sich wohl irgendwie um ihn selbst, auch wenn er das nicht bestätigen will. ABC hat den Auftrag für eine Pilot-Episode einer Sitcom gegeben, die sich um das Leben eines Rock/Pop-Superstars und sein Umfeld drehen soll.

„It’s not about me, but about everybody we’ve encountered over the past 30 years,“ John said. „We’ve met every star and seen every misbehavior. And it’s about the people around the star, who have to put up with them. It’s an upmarket ‚Spinal Tap.‘ „

Produziert wird die Show, die noch keinen Titel und keinen Starttermin hat (Herbst 2005?) von Elton John, Michael Edelstein („Desperate Housewives“) und Cindy Chupack („Sex and the city“).

Ils sont fous, ces francais

Mittwoch, 3. November, 2004

Da im TV heute eh nur depremierende rote Balken über kleine blaue Balken herfallen, mal was ganz offtopices: In Frankreich ist seit letzter Woche ADSL2+ offiziell für Endkunden verfügbar. Nicht für jeden, aber zahlreiche Kunden in den Ballungszentren können jetzt alles aus der Leitung rausholen, was das Kupfer und die Vermittlungsstellen physikalisch hergeben. 1,6 MegaByte (das sind etwa 14 MegaBit) pro Sekunde sind nun machbar – für vergleichsweise läppische 30 Euro pro Monat. Innerhalb der nächsten zwei Jahren soll für 90% der Bevölkerung und 70% der Fläche diese Geschwindigkeit möglich gemacht werden. Die Film- und Fernsehindustrie wird’s sicherlich freuen, eine DVD mit 4,6 GB ist damit bereits in 50 Minuten heruntergeladen…, eine 400 MB-Datei in viereinhalb Minuten 😮 Um doch noch etwas ontopic zu werden: TV over ADSL gehört bereits zu dem Standard-Angebot einiger französischer Provider. Über solch eine Infrastruktur wäre auch der Schritt zu TV-Serien-on-demand kein Problem.

Vor schlappen 10 Jahren hatte ich gerade ein 14 KiloBit Modem (14.000 „baud“) und war hochzufrieden (hatte ja auch ein Heidengeld gekostet)…

Joan of Arcadia — quo vadis?

Dienstag, 2. November, 2004

Vor einem Jahr habe ich die damals neue CBS-Serie „Joan of Arcadia“ neben den überraschenden schauspielerischen Qualitäten von Newcomerin Amber Tamblyn auch wegen der guten Drehbücher gelobt, die es schafften, trotz des alles durchdringenden Themas „Gott“ die Genre-üblichen Moral-triefenden Storylines zu vermeiden.

Doch die zweite Season liegt mir immer mehr quer im Hals. Jede Woche wird ein größerer Moral-Zeigefinger hochgehalten, deutlich stärker als letztes Jahr. „Joan of Aracdia“ schickt sich mehr und mehr an, in die Fußstapfen von „7th Heaven“ und diverser anderer Werke wie „Highway to Heaven“ zu treten.

Um eine „Lektion“ ‚rüberzubringen, muss sich Joans Charakter mittlerweile teilweise ziemlich dämlich anstellen. Wie die Autoren auf die Idee kommen, dass eine Sechzehnjährige mit Joans „Background“ ruhigen Gewissens von Obdachlosen Geld stiehlt und sich davon ein Piercing leistet, ist mir ein Rätsel. Noch mehr ist mir ein Rätsel, wo die Show überhaupt mit ihren Storylines hin will. Es gibt zwar zahlreiche episodenübergreifende Storylines, aber die werden jede Woche nur um wenige Millimeter vorangebracht.

Und brauchte die Show wirklich noch einen weiteren weiblichen Regular? Joans Freundin Judith diente zwar als Vehikel, um Joan’s Stupidität in den ersten Episoden der zweiten Staffel zu erklären, aber mittlerweile ist es echt zuviel des Guten. Dazu noch die Ex-„Rock“-Nonne Lilly, die wohl mit Ach und Krach noch etwas „Wir-sind-ja-ganz-cool-drauf“-Stimmung in die Show retten soll.

Weiter geht’s mit dem nervigen Farbenspiel in der Serie – Joans Szenen sind in einem normalen, natürlichen Farbton ohne erkennbaren Kamerafilter gehalten, während Daddy Wills „Cop-Szenen“ mit einem aufdringlichen Blauadditiv ins falsche Licht gerückt werden. Das mag in den verschiedenen Spin-Offs einer Show funktionieren (neonfarbener Stil in CSI, orange in CSI:Miami und bläulich in CSI:NY) – aber innerhalb einer Show ist es doch mehr als irritierend. Natürlich darf auch die hektisch verwackelte NYPD-Kamera nicht fehlen. Und wo die Story um Wills neue Vorgesetzte hingeht, ist auch schon so vorhersehbar wie langweilig. Aber Ehefrau Helen ist ja eh immer noch vorwiegend mit sich selbst beschäftigt.

Die Story um Kevins Gegen-Klage zieht sich tröpfelnd von Episode zu Episode dahin. Die Beziehung von Joans Bruder Luke mit Grace war noch das einzige Highlight der Show, bis auch dort der „Moralhammer“ ausgepackt wurde. Fehlen nur noch die Hinweise am Ende der Episoden à la „Beratungsstellen zu XY finden sie unter …“

Und in alldem wirkt Amber Tamblyn mehr und mehr überfordert und aufgerieben in einer seltsamen Charakterentwicklung, die eigentlich keine ist: Joan ist wieder genau dort, wo sie in der ersten Staffel war, nun halt mit einem festen Freund an ihrer Seite – der aber auch mehr zu einer Schlaftablette degradierte nachdem er als romantisch-unbeholfener Sidekick in Season 1 eigentlich noch gut in die Serie passte. Man hat den Eindruck, als wolle Amber Tamblyn diese Skript-Defizite durch intensiveres Schauspiel wettmachen, aber sie schiesst in meinen Augen zu oft über das Ziel hinaus.

Fazit: Ich will mein „Wonderfalls“ zurück…

CSI kam, sah und siegte

Dienstag, 2. November, 2004

Ein ausführlicher Artikel im Magazin TIME zur Renaissance von „prozeduralen“ Cop-Shows wie CSI ist online verfügbar. Durchaus lesenswert – Autor James Poniewozik geht auf die Legacy der Serie und ihrer Spin-Offs ein und zeigt, wie und warum sich das Genre in den letzten drei Jahren zu so einem Hit entwickelte.

Der Fluch der Serienkiller

Dienstag, 2. November, 2004

Newsweek (via MSNBC) hat einen netten Artikel online über den so genannten Fluch der Serienkiller. Das sind Darsteller, die in unzähligen Serien und Pilot-Episoden mitspielten … und dann nach kürzester Zeit wieder auf der Strasse standen, weil die Show abgesetzt wurde oder erst gar nicht über den Pilot-Status hinweg kamen.

Einer von ihnen war auch George Clooney — bis „ER“ kam. Oder Billy Campbell — bis „Once and Again“ kam.

Und dann ist da Paula Marshall. „Cupid“, „Snoops“, „Cursed“, alles ging den Bach runter. Ohoh, sie spielte auch in „Veronica Mars“ mit…

„At one point last year when I went for a meeting, I said, ‚I just want you to know that I’ve never been on a show that’s lasted for more than 13 episodes‘,“ says Paula Marshall.

Na, dann mal viel Glück mit ihrer neuen Serie „Cooking Lessons“ (CBS) — oder moment … mehr als die Pilot-Order kam da ja auch nie.

USA: Der Samstag gehört den Wiederholungen

Dienstag, 2. November, 2004

In Deutschland wäre so etwas zur Zeit undenkbar: Samstags um 20:15 nur alte Konserven und Wiederholungen oder laue Spielfilme zu zeigen. Stattdessen ist die Samstags-PrimeTime der attraktivste Sendeplatz – vor allem für Unterhaltungsshows und Spielfilme. Hier werden die besten Quoten der Woche eingefahren.

So war es auch bis in die 70er Jahre in den USA. Doch mittlerweile werden dort wie USAToday berichtet vor allem Wiederholungen von Serien der Vorwoche abgespult. Kaum ein Sender beschäftigt sich ernsthaft mit der Samstag-Abend Programmierung. Als Gründe werden vor allem angeführt, dass die große Konkurrenz von Kabel Sendern wie HBO, DVDs und Video dem traditionellen Broadcast-Networks keine Zuschauer lassen. Zudem gehen die Leute eben Samstags Abends aus dem Haus, gehen ins Kino, auf Parties oder einfach gut essen. Oder eben auch einkaufen – Ladenschluß gibt es in den USA ja praktisch kaum.

So bisher die Kalkulation. Doch nun scheint sich die Wiederholung von „Desperate Housewives“ auf ABC am Samstag plötzlich zum Quotenbringer zu entwickeln. Mehr als 7 Millionen Zuschauer schalteten vorletzten Samstag ein – mehr als so manche andere Serie unter der Woche.

Dank an Martin für den Link-Tipp!

 

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