Machen US-Serien klüger?

Via Telepolis: Ein langer Artikel von Steven Johnson in der New York Times: Watching TV Makes You Smarter – basierend auf seinem Buch „Everything Bad Is Good for You: How Today’s Popular Culture Is Actually Making Us Smarter.„.

Johnson stellt darin die These auf, dass viele moderne TV-Serien wie „Sopranos“, „24“, „Boomtown“ oder „West Wing“ durch ihren hohen Anspruch und komplexe Erzählstränge positive Auswirkungen auf die „mentale Gesundheit“ des Zuschauers haben. Das Klischee „Fernsehen macht dumm“ träfe daher heutzutage nicht mehr zu (ausser in Deutschland, wie der Telepolis-Artikel treffend anmerkt ;-)). Er begründet dies mit dem Trend zu mehreren Erzählsträngen innerhalb einzelner Episoden. Während Serien in früheren Jahren vor allem recht „flache“, eindimensionale Erzählstrukturen hatten — aus einer Perspektive, mit abgeschlossenen Handlungen in einer Episode — so gibt es heutzutage deutlich mehr Serien mit komplexen Erzählstrukturen und zahlreichen parallel laufenden Handlungen und ineinanderverwobenen Story Arcs. Der Zuschauer wird zum Mitdenken „gezwungen“, muss eigene Schlüsse ziehen — ihm wird nicht alles mundgerecht vorgekaut. Johnson sieht die Ursprünge dieser „multiple threads“ Technik in der 80er Jahre Krimi-Serie “Hill Street Blues“ von Steven Bochco.

Since “Hill Street“ appeared, the multi-threaded drama has become the most widespread fictional genre on prime time: “St. Elsewhere,“ “L.A. Law,“ “thirtysomething,“ “Twin Peaks,“ “N.Y.P.D. Blue,“ “E.R.,“ “The West Wing,“ “Alias,“ “Lost.“
[…]
Anyone who has watched more than a handful of “The West Wing“ episodes closely will know the feeling: scene after scene refers to some clearly crucial but unexplained piece of information, and after the sixth reference, you’ll find yourself wishing you could rewind the tape to figure out what they’re talking about, assuming you’ve missed something. And then you realize that you’re supposed to be confused. The open question posed by these sequences is not “How will this turn out in the end?“ The question is “What’s happening right now?“
[…]
Meanwhile, the Web has created a forum for annotation and commentary that allows more complicated shows to prosper, thanks to the fan sites where each episode of shows like “Lost“ or “Alias“ is dissected with an intensity usually reserved for Talmud scholars.

Wirklich ein sehr lesenswerter Artikel, Johnsons Blog ist übrigens hier: http://www.stevenberlinjohnson.com/.

Eine Antwort

  1. 1
    Sonja schrieb:

    Danke für den Link-Tip! Ist echt ein super Artikel, da ließe sich glatt ’ne Magisterarbeit draus machen … oder so … die These des Autors gefällt mir jedenfalls!
    S.

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