Der Tod des Kinos?
Ein Artikel bei Spiegel Online (mal wieder) zum Kampf Heimkino vs. klassisches Kino. Aufhänger ist die Entscheidung von Regisseur Steven Soderbergh („Traffic“, „Ocean’s Eleven“), seine nächsten sechs (low budget, high definition) Filme jeweils gleichzeitig zur Veröffentlichung im Kino, auf DVD und im PayTV freizugeben. Das ganze ist Teil eines Deals mit der Produktionsfirma 2929 Entertainment. Die Kinobetreiber betrachten diese Entwicklung eher verärgert und fordern mittlerweile sogar die Verbannung von Soderberghs kommenden Produktionen aus den Kinos, weil seine Strategie schädlich für das Business sei.
Nicht unberechtigt. Wenn man bedenkt, welches „Erlebnis“ ein Kinogang mittlerweile im Vergleich zu einer „Heimvorführung“ mit Beamer und 5.1 Surrond Anlage ist. Keine endlose und oft schon jahrzehnte alte Werbung im Vorfeld für die man auch noch Eintritt bezahlt hat, keine nervigen & raschelnden Sitznachbarn (heh, naja, kommt darauf an, wie diszipliniert der Freundeskreis ist ;-)) , keine Apothekerpreise für Getränke und Popcorn, man kann den Film jederzeit stoppen, zurückspulen … und dann ist da natürlich das Bonusmaterial (Originalton!). Der einzige Reiz des Kinos ist in diesen Tagen meiner Ansicht nach nur noch das „Gemeinschaftserlebnis“ — aber ansonsten … Fehlanzeige. Insbesondere wenn die DVD-Preise nun zunehmend näher an die 15 Euro Schallgrenze ranrücken.
Auf der anderen Seite ist Kino für die „große Masse“ immer noch die Filmquelle Nummer 1 und nicht jeder kann oder will sich eine Heimkino-Anlage anschaffen (es sei nur der berüchtigte Woman Acceptance Factor (WAF) erwähnt). Aber dennoch wird Kino in 10 Jahren wohl nicht mehr das sein, was es heute ist.
14. Juni 2005 um 12:49 Uhr
die 3D-Technik könnte das Kino „retten“.
Auf der diesjährigen ShoWest in Las Vegas haben ja bekannte Größen wie George Lucas, James Cameron, Robert Zemeckis und Peter Jackson für die neueste 3D-Technik geworben. Auch Filme die nicht explizit in 3D gedreht wurden können jetzt „umgewandelt“ werden (als Demo hat Peter Jackson 3D-aufbereitete Szenen aus „Lord of the Rings“ gezeigt).
George Lucas plant seine STAR WARS Filme ab 2007 im neuen 3D Gewand wieder ins Kino zu bringen und James Cameron scheint sowieso nur noch in 3D drehen zu wollen (Stichwort: „Battle Angel“).
„DLP Cinema Projection Technology“ ist fürs Wohnzimmer (noch) zu teuer. Weltweit gibt es erst knapp 300 Kinos mit solchen Projektoren.
14. Juni 2005 um 12:52 Uhr
Kino ist ja schon heute nichtmehr das, was es vor 10 Jahren war. Ich kann mich noch an mehrere Kinos pro Stadt erinnern. Jeweils mit höchstens drei Kindosälen. Heute nennt man das „Programmkino“ und die sind so gut wie ausgestorben dank großer Kinokomplexe. Trotz der Zentrierung ist das Kinovergnügen aber keinesfalls billiger geworden. Lockere 12 Mark hat das vor Jahren noch gekostet, heute zahlt man schon für einen Film, den man vorher nicht kennt (Sneak) 8 Euro. Die Qualität des Kinos hat sich indes aber nicht über 200% gesteigert, wie der Preis suggeriert. Man kann schon fast sagen (wie bei der Musikindustrie) wurde der Fortschritt verschlafen und jetzt muss man Lehrgeld zahlen.
14. Juni 2005 um 12:54 Uhr
Eine bedauernswerte Entwicklung
14. Juni 2005 um 13:01 Uhr
Also das man für eine Sneak-Karte 8 Euro bezahlt habe ich noch nirgends gehört. Eine eben solche kostet bei uns 3,60 Euro – da kann man ja nun wahrlich nicht von Wucher sprechen.
14. Juni 2005 um 13:40 Uhr
Hi,
eine Sneak kostet in Tübingen 6,50 Euro …. aber zum Thema Kino : ich finde auch heute noch, daß Kino eine besondere Sache ist – natürlich gibt es Home Cinema – aber mal ehrlich – wer hat eine Leinwand 10 x 6 m zuhause ? Und das macht für mich das Kinoerlebnis aus – Beispiel „Herr der Ringe“ – das ist im „Fernsehformat“ eine völlig andere Sache … just my 2 cents 😉
Grüßle, Jens
14. Juni 2005 um 13:53 Uhr
Dito. Mich fesselt ein Film auf DVD selten so wie er es im Kino auf großer Leinwand getan hat. Gerade Filme wie „Herr der Ringe“ oder „Star Wars“. Auch Grund, warum ich Piraterie nicht nachvollziehen kann. Ganz abgesehen von deren Illegalität fehlt’s bei den abgefilmten Streifen total an Qualität – und bevor ich mich etwas derart minderwertigem hingebe lass ich’s ganz sein. Da kann ich meine Zeit besser investieren.
14. Juni 2005 um 14:43 Uhr
Ich muss sagen der Unterschied zwischen einer 10 Meter Leinwand und einer 2 Meter Leinwand ist im Endeffekt gar nicht mehr so groß. Im Heimkino sitzt man ja ein gutes Stückchen näher dran. Wichtig ist im Grunde in beiden Fällen nur, dass das Blickfeld optimal „gefüllt“ ist (aber auch nicht „überfüllt“ ist) — es gibt auch eine Daumenregel zur Berechnung des optimalen Sitzabstandes (1,7 x Bildbreite IIRC). Derzeit spare ich noch für ein vernünftiges 5.1 Lautsprecherset (ja, bei dem Preis eine Anschaffung für’s Leben ;-)) aber auch schon jetzt ist „Herr der Ringe“ ein fantastisches Erlebnis.
Natürlich muss für sowas die Bild- und Tonqualität der Quelle auch perfekt sein — diese ganzen illegalen Kino-Rips oder Asien-DVDs sind es wirklich nicht wert, dafür Beamer Lampenstunden zu vergeuden. Heimkino-Freunde werden daher niemals auf so einen Schrott zurückgreifen. Selbst offizielle legale und sauber gemasterte DVDs erfüllen ja derzeit die Anforderungen nicht optimal. Erst die HD-DVDs werden das Filmerlebnis nächstes Jahr auch zuhause auf eine vollkommen neue Ebene heben. (Einen Vorgeschmack bekommt man ja derzeit schon durch die diversen TV-Serien in HDTV-Auflösung… *sabber*)
15. Juni 2005 um 11:33 Uhr
Ich denke prinzipiell hat das Kino noch große Überlebenschancen. Die Filmindustrie wird so schnell sicher nicht auf einen so großen Einnahmezweig wie das Kino verzichten wollen. Von daher werden die Filme auch weiterhin bevorzugt im Kino erstausgestrahlt.
Auch wenn ich kein häufiger Kinogänger bin muss ich schon sagen, dass es etwas besonderes hat. Im Heimkino ist man doch öfters mal versucht eine Pineklpause einzulegen neue Chips/Getränke/sonstige Dickmacher zu holen. Und in meinem Bekanntenkreis ist im Kino die Hemmschwelle den Film zu kommentieren wesentlich geringer als bei einer DVD zu Hause. Ton und Bild sind halt doch etwas beeindruckender als zuhause. Und bevor ich etliche hundert € in ein Heimkinosystem, welches im 5 Jahren garantiert veraltet ist, investiere gebe ich lieber ein Mal im halben Jahr die 8 € fürs Kino aus.
Davon abgesehen hat Kino auch einen Eventcharakter den man nicht vernachlässigen darf. Ich erinner mich immer noch mit Freuden an die letzte Vorführung vor dem Umbau unseres lokelen Kinos. Es lief Titanic im 9. Monat(!) von knapp 600 Plätzen waren ca 592 frei. Der Film wies schon starke Gebrauchsspuren auf: Kratzer, fehlende Stellen, Filmriss und am besten war der leidernde Ton, welcher das ganze zu einer sehr lustigen Vorstellung hat werden lassen. Noch heute wird mit glänzenden Augen in meinem Freundeskreis über dieses Happening geredet. Das gibts im Heimkino garantiert nicht.Viele Kinos läufen meiner Meinung nach eher Gefahr sich selbst ins Abseits zu stellen. Oftmals werden nur die millionenteuren „Blockbuster“ gezeigt und die anderen Filme werden links liegen gelassen. Und wer nicht auf „X-Men“ und „Die 7 Zwerge“ steht wird systematisch vom Kino entwöhnt.