Eurovision: Der NDR hat aufgegeben

Wie man allen Ernstes Vicki Leandros und Thomas Anders für den deutschen Vorentscheid zum „Eurovision Song Contest“ nominieren konnte, obwohl es gerade in den letzten Jahren in Deutschland von jungen, vielversprechenden Nachwuchskünstlern nur so wimmelt, ist mir ein Rätsel. Logisch, dass man nach dem Gracia-Flop 2005 keine Risiken mehr mit DSDS-Hypestars eingehen will. Aber Thomas Anders!? Meine Güte. Von einem Extrem ins Andere.

Der NDR hat wohl gleichzeitig auch jede Hoffnung auf ein vernünftiges Showkonzept rund um die Eurovision-Gala aufgegeben. So verfolgten dann mehr als 5 Millionen Zuschauer am Donnerstag die konstituierende Sitzung der Selbsthilfegruppe für schwul & lesbische TV-Stars mit unter anderem Hape Kerkeling, Lucy Diakovska, Georg Uecker, Dirk Bach und einem hyperaktiven Thomas Hermans als Gründungsmitglieder. Diese überraschend große Zuschauerzahl und die knapp 800.000 Telefonvotes zeigen, dass der „Eurovision Song Contest“ auch in Zeiten von DSDS und nach dem letztjährigen GAU noch populär wie eh und jeh ist.

texaslightning.jpgSpätestens der mäßige Erfolg des wirklich guten „Max“ vor zwei Jahren zeigte jedoch, dass es beim „Grand Prix“ kaum noch um gute Stimmen und Songs geht. Die „Show“ und die Performance steht im Vordergrund — der Zuschauer hat gerade mal drei Minuten Zeit, um sich einen bestimmten Song zu merken. Balladen sind da schon mal grundsätzlich benachteiligt. Es haben ferner die Titel einen Vorteil, die bereits am Tag zuvor bei der internationalen Vorauswahl antreten mussten. Und natürlich all die Vertreter der (ehemaligen) „Bruderstaaten“, deren Bevölkerung im Zweifelsfall gleich mal für den Abkömmlung des Nachbarstaats anruft. Aber in Deutschland werden weiterhin in erster Linie wieder eintönige 08/15-„Don’t break my Heart“-Balladen an den Start geschickt… Und als wäre das nicht schon genug, drohte Joy Fleming dann auch gleich noch die eigene Rückkehr in den Wettbewerb an.

Vielleicht sollte der NDR endgültig die Segel streichen und RaabTV die Geschichte überlassen.

Aber immerhin kam mit der Nominierung von „Texas Lightning“ und „No No Never“ noch ein recht netter Song bei der ganzen Aktion heraus. Hätten Thomas Anders und Vicki Leandros am Ende nicht so verdattert in der Ecke gestanden, wäre die Vermutung nahegelegen, dass das alles von Anfang an vom NDR so geplant war. Amüsant, originell und mit Ohrwurmqualitäten könnte damit wieder der traditonelle deutsche Platz 5 am 20. Mai drin sein. Und Platz 1 in den Amazon.de-Albumcharts hat die Truppe nun auch erobert. Ich bin mir aber sicher, dass uns die Ostblockstaaten mal wieder zeigen werden, wie man peppige und durchchoreographierte Pop-Songs auf die Bühne befördert, die all die Teenies in Europa zum Abstimmen bringen…

Eine Antwort

  1. 1
    schelm schrieb:

    1. Ich habe den Vorentscheid hier gesehen und fand die Show garnicht mal so schlecht (abgesehen von Thomas Anders „Gesangstalent“), denn Thomas Herrmans scheint den Grand Prix zu lieben
    2. Mag ich Texas Lightning irgendwie, denke allerdings nicht das die gewinnen, denn dafür ist es zu gut (z.b. letztes Jahr Dana International! (Wie schlecht war das denn?))
    3. Ich bin dafür das die BUVISOCO-Gewinner zum Grand Prix fahren, obwohl Texas Lightning toll ist, hätten wir mit Seeed auch einen geilen Vertreter!
    4. Nach Gracia, Lou und der Blinden kann ich es verstehen, dass viele abgeneigt sind und verstehe nicht warum ich das immer wieder gucke! *trashfan*

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