Klinsmann hört auf
Einige hatten es ja befürchtet, nachdem Klinsmann sich auch während den Siegesfeiern um den „gefühlten“ Weltmeistertitel nicht zu einer Zusage an den DFB hinreissen liess. Da liegt wohl einfach zuviel im Argen in der Beziehung zwischen DFB und Klinsmann. Und natürlich im gewissen Sinne auch zwischen Klinsmann und den 82 Millionen Bundestrainern. Die hatten noch vor wenigen Monaten nach dem mit 1:4 verlorenen Italien-Spiel in der Mehrzahl den Rauswurf von Klinsmann gefordert.
Und trotz aller WM-Euphorie ist sich Klinsmann wohl klar gewesen, dass solch schwere Zeiten schnell wiederkommen können. Die EM-Qualifikation wird alles andere als ein Kinderspiel. Die deutsche Nationalmannschaft war schon immer eine Tuniermannschaft und wenn es um etwas geht, dann geben die Spieler alles. Aber es wird auch wieder solche Niederlagen wie das Freundschaftspiel gegen Italien geben. Und dann werden sie wieder lauter werden, die Kritikerstimmen. Die EM-Qualifikation wird vielleicht wieder nur mit Mühe geschafft und dann werden wieder viele das rasche Ausscheiden der deutschen Mannschaft aus der EM-Endrunde prophezeien. Ich vermute mal, dass Klinsmann genau darum nach 100%er Unterstützung beim DFB gesucht hat. Denn nochmal wird er sich diese Tortour mit Tiefschlägen aus der zweiten Reihe des DFB nicht gefallen lassen. Und diese hundertprozentige Unterstützung hat er wohl nicht als gegeben gesehen. Nicht zu vergessen wäre da auch noch seine Familie in den USA, die in den letzten zwei Jahren sicherlich oftmals auf den Familienvater verzichten musste.
Außerdem hat er auch fast alles erreicht, was möglich war. Der „gefühlte“ WM-Titel ist fast so gut wie der echte und es heisst ja immer, man soll auf dem Höhepunkt aufhören. Das hat er nun getan. Schade ist es dennoch. Zu hoffen bleibt, dass „Jogi“ Löw wie angedeutet das Amt des Bundestrainers übernimmt und Klinsmanns zukunftsweisendes Werk fortführt. In diesem Sinne: Danke, Klinsi 🙂
Nun bin ich mal gespannt, wie die Öffentlichkeit auf die Entscheidung Klinsmanns reagiert. Spiegel Online titelt ja schon mit einem leichten wertenden Unterton „… schmeisst hin“ während BILD.de noch verblüffend neutral einfach nur „Klinsmann sagt NEIN“ titelt.
Und womöglich hat die Nationalmannschaft auch bald ein Torhüterproblem: Jetzt soll auch Lehmann mit einer Zusage zögern…
12. Juli 2006 um 12:09 Uhr
Wenn man sich an die Schlagzeilen kurz vor der WM errinnert, darf man nicht überrascht sein, dass er aufhört.Das würde ich auch tun.
Die Bild Zeitung, die für die Verlängerung seines Vertrages gepuscht hat, hat auch 98 Tagen vor der WM den Rauswurf von Klinsi gefördert-fast!
„Macht es Sinn, nur 98 Tage vor der WM noch schnell den
Bundestrainer auszuwechseln?“
„Viele beschleicht eine Ahnung: Wenn es schief läuft bei der WM,
dann fliegt unser blonder Held einfach davon, zurück in den
sonnige Nichts.
Wieder mal.“
Bildblog hat alles.
Echt, die deutsche Presse! Im vergleich zu The Sun & Co. gibt’s bei uns sehr wening optimismus. Die englische Mannschaft war von anfang an schlecht und trotzdem hatte der eine Minister (der Sportminister glaube ich) viel Mut eine Nationalfeiertag am 11.Juli zu plannen.Armer Roo!
Danke Klinsi grinsi. Jogi finde ich cool. Der macht das, der Jogi!
12. Juli 2006 um 17:31 Uhr
Sicher waren die ständige Bild-Kritik und die Querelen mit dem DFB mit ein Grund für Klinsmanns Entscheidung. Betrachtet man seine Arbeitsweise genauer, ist der Rücktritt jedoch nur logisch: das ganze war von Anfang an ein Projekt, das mit dem Ende der WM und dem Gewinn zumindest des „Kleinen Finales“ erfolgreich beendet ist. Die Nationalmannschaft braucht ihn nicht mehr, genau so wie McKinsey nach der Konsolidierung eines Unternehmens auch wieder von dannen zieht.
12. Juli 2006 um 18:30 Uhr
Man mag es glauben oder auch nicht, bin da auch selbst noch unsicher, aber meine Tante, die durch ihre Zeit als Spielerfrau Klinsmann noch gut kennt (nein, ich werde keine Namen nennen!), hat mir schon vor der WM prophezeit, dass er auf jeden Fall aufhören wird, denn Jürgen Klinsmann geht es nur um eines – Anerkennung und Geld. Und als dann auch noch das Angebot der USA auf den Tisch kam, war für ihn wohl alles klar.
Natürlich spielen die von Sascha genannten Gründe da wohl auch eine Rolle, doch kann man es wohl kaum bestreiten, dass der Weggang von Klinsmann zu diesem Zeitpunkt fast einen Todesstoß bedeutet. Hätte Steve Jobs nach den ersten iMac-Erfolgen auch gleich wieder gesagt »Ich hab genug, macht’s gut Ihr Luschen!«, wo wäre denn Apple dann jetzt?
Die Fähigkeiten des Herrn Löw in allen Ehren, aber er ist nur ein kleiner Teil eines Teams, das es zu noch viel Größerem hätte bringen können. So ist der Kapitän jedoch von Bord des Schiffs gegangen, nur, weil es am ersten Kontrollpunkt nicht gleich als Erster ankam.
Mein Tipp? Die gesamte neue Einstellung, der Aufbruch zu einer moderneren Spielweise wird innerhalb kürzester Zeit der Vergangenheit angehören, Löw alsbald durch einen bekannteren Trainer ›alter Schule‹ ersetzt und das passive und konzeptlose Gekicke wieder losgehen. Und das Torwartproblem hat sich schon lange angedeutet, es wollte nur keiner sehen. Jaaaa, wenn wir erst mal Weltmeister sind…
Hmm, einen langen Kommentar bei Sascha ganz ohne TV, das geht doch nicht. Nun, ähm, freu mich schon auf »Eureka«. So, das muss reichen! 😉