ABC: "Brothers & Sisters" solide

Auch in der dritten Woche hat ABCs neue Dramahoffnung „Brothers & Sisters“ ein wenig bei den Zuschauerzahlen einbüssen müssen (von 9,1 auf 8,6 in den Overnights), der Unterschied zum Lead-In „Desperate Housewives“ ist noch ein Stückchen größer geworden.

Aber ich denke, die Show hat sich nun stabilisiert. Und das gilt nicht nur für die Quote. Die ersten beiden Episoden waren noch etwas sperrig und hatten mich zunächst nicht sonderlich angesprochen. Aber in Woche drei wurde die Sache interessanter, die Charaktere etwas mehrdimensionaler. Ich würde „Brothers and Sisters“ derzeit am ehesten für den alljährlich vergebenen „thirtysomething“-Gedächtnis-Preis nominieren — sie hat dieses Jahr von allen neuen Shows am meisten „30s“-Touch. Und das nicht nur wegen Patricia Wettig (vor der Kamera) und Ken Olin (hinter der Kamera). Nein, vor allem wegen Sally Fields. Die Frau ist fast schon zu schade für TV — sie hatte ja schon in „ER“ gezeigt, dass sie bei emotional schwierigen Szenen zu Höchstform auflaufen kann.

Aber auch AllyCalista Flockhart ist ein überraschend solider Grundpfeiler des Dramas, sie hat seit „Ally McBeal“ doch deutlich mehr an Ausdrucksfähigkeit hinzugewonnen. Dazu auch eine sehr gute Leistung von Rachel Griffiths, deren Charakter zwar nicht an ihre facettenreichen Rolle in „Six Feet Under“ heranreicht, aber dennoch interessantes Potential zeigt. Schade ist etwas, dass die Liebesbeziehung zwischen Kitty (Flockhart) und Warren (Hopkins) so in den Vordergrund gestellt wird — mir stehen die ganzen „Wer-schläft-mit-wem“-Dramasoaps langsam Oberkante Unterlippe. Aber es werden immerhin die ärgsten Klischees umschifft. Umso mehr freue ich mich dann auf die Momente, in denen es mal nicht nur um „das Eine“ geht. Immerhin halten sie nicht mit allen großen Geheimnissen lange hinter dem Berg und haben gerade in der dritten Episode einige überraschende Enthüllungen in eine Episode gepackt, die andere Serien über eine ganze Staffel gestreckt hätten (womit wir wieder bei der Kitty/Warren-Beziehung wären). Im Mittelpunkt der Show steht eine recht alltägliche Familiengeschichte, das ist einerseits eine erfrischende Abwechslung (keine ausladende und schwergewichtige High-Profile-Show), aber auch gleichzeitig ein Schwachpunkt. Denn solche Serien, die „einfache“ Geschichten erzählen, haben es heutzutage schwer, die kritische Masse an Zuschauern zu gewinnen, da sie sich nur schwer promoten lassen. „Once and Again“ war eines der letzten Dramen, die sowas (zunächst ja auch recht erfolgreich) versuchten.

Einziger dicker Minuspunkt ist derzeit noch Ron Rifkin. So schnell nach seiner „Alias“-Fiesling-Rolle ist er einfach der Falsche für diese Rolle. Ich kann gar nicht anders, als seinem Charakter zutiefst zu misstrauen (was wohl auch berechtigt ist) — aber dass ich immer noch jeden Moment damit rechne, dass Sydney Bristow hereingestürmt kommt und Sloane umnietet, hilft beim Geniessen der Show nicht so recht.

Zusammengefasst ist die Schauspielerleistung von „Brothers and Sisters“ sicherlich exzellent und sehenswert. Auch die Skripte werden zunehmend besser und „echter“. Aber es fehlt noch ‚was: Mehr „thirtysomething“-Feeling 😉

5 Antworten

  1. 1
    redlock schrieb:

    …und wir wissen ja wie gut OAA und thirtysomething auf ABC liefen 😉

  2. 2
    redlock schrieb:

    Nochmal ich 😆

    Die FAZ hat sich heute übrigens auch mit B&S beschäftigt 😀

    —„Die Rolle der meinungsstarken Polit-Kommentatorin im Stil einer Ann Coulter nimmt man der Schauspierin Calista Flockhart leider nicht ab“

    —„B&S“ ist ein ambitioniertes Stück Erwachsenenunterhaltung, leichter als 6FU, aber schwerer als „thirtysomething“

    —und dann wird Kitty Walker noch mit Dirty Harry verglichen 😆

    „Kitty ist die erste Figur in Hollywood seit DH, die ihre politische Meinung vor sich her trägt“

  3. 3
    TVLuke schrieb:

    kann man der FAZ aber schon recht geben. (gut, das dirty harry ding ist n bischen dahergehohlt)

  4. 4
    Trapnamara schrieb:

    Ab der zweiten Folge läuft’s richtig ordentlich. Matthew Rhys ist spitze, Rachel war irgendwie besser in SFU- obwohl man die beiden Rollen nicht gut vergleichen kann,Sally Field scheint mir so gut zu sein wie in ‚Not Without My Daughter‘, Calista ist ….. ja… Calista. Der Cast ist klasse.

    Bottom line: Gute Serie,scheint sehr verprechend.

  5. 5
    Wolfgang schrieb:

    …dann werde ich mir die Show mal ansehen. Ich habe ansonsten derzeit ja leider keine einzige Serie entdeckt, die ich regelmäßig verfolgen wollen würde.

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