Autorenstreik: Verhandlungen abgebrochen

Nach nunmehr gut vier Wochen Streik und acht Verhandlungstagen ist eine Einigung zwischen der Autorengewerkschaft WGA und den Studios (AMPTP) wieder in weite Ferne gerückt. Am gestrigen Abend verließ die AMPTP die Vehandlungen, da sie die Forderungen der Autoren als unakzeptabel und „unreasonable“ betrachtet und keine weitere Grundlage für Gespräche sieht. Die WGA zeigt sich überrascht.

Obwohl es vor ein oder zwei Wochen sogar einen leichten Hoffnungsschimmer gab, dass AMPTP und WGA noch vor Weihnachten zu einer Einigung kommen könnten, macht sich mittlerweile wieder Ernüchterung breit. Erneut werden Schreckensgespenster an die Wand gemalt, die von einem langen Streik bis weit in den Sommer 2008 künden.

Wie üblich schieben sich beide Seiten das Scheitern der Verhandlungen gegenseitig in die Schuhe und die Nachrichtenlage wird durch Spin Doctors und einseitiger Berichterstattung nicht sonderlich durchschaubarer. Die AMPTP reklamiert eine zähe und langatmige Verhandlungsstrategie der Autoren, die nicht der Sache diene. Die Autoren wiederum bezeichnen sich selbst als kooperativ und sind ihrerseits empört über eine Verzögerungstaktik der Studios.

Für Außenstehende ist es besonders interessant, dass dieser Ausstieg der AMPTP wohl schon seit einigen Tagen geplant war. So kündigte die LAWeekly-Kolumnistin Nikki Finke bereits 24 Stunden vor Abbruch der Verhandlungen an, dass die Studios die Gespräche verlassen wollten. Zudem hatten die Studios eine Presseerklärung zu ihrem Ausstieg aus den Gesprächen bereits verblüffend schnell innerhalb weniger Minuten auf ihrer Website online.

Die Studios haben zu Beginn der Woche ein Angebot vorgelegt, das keinen prozentualen Anteil an den Internet-Einkünften vorsieht, sondern eine Art gestaffelten Pauschalbetrag. Die WGA ist darauf auch teilweise eingegangen und hat die eigene Forderung nach einer prozentualen Beteiligung aufgegeben, aber nur wenn der Pauschalbetrag deutlich höher ausfällt als zunächst von der AMPTP vorgegeben. Doch das hat die Gespräche offensichtlich auch nicht weitergebracht. Die AMPTP listet in ihrer Presseerklärung einige Punkte auf, die sie als unerfüllbar ansieht. So verlange die WGA Gewerkschafts-Zwangsmitgliedschaften für alle Autoren, auch im Bereich Animation und Reality. Die finanziellen Forderungen der WGA seien viel zu hoch und nicht finanzierbar in dem angeblich noch jungen Internet-Geschäft. Die Studios wollen nun erst wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn die Autoren einen „vernünftigen Plan“ vorlegen.

Wie auch immer, die Sache scheint immer noch so verfahren wie Anfang November. Noch sind die Auswirkungen des Streiks für die Networks auch im Rahmen zu halten. Zwar haben praktisch alle Serien die Produktion eingestellt, aber noch immer haben einige Shows ein oder zwei Episoden auf Lager, zudem kommen nach der traditionellen Winterpause einige Midseason-Starts und ein großer Schwung Reality-Programme. Es scheint fast so, als wollten die Networks es wirklich einmal „ausprobieren“, einige Monate ohne „scripted shows“ auszukommen und sind dabei sogar bereit, die „Pilot-Season“ im Frühjahr 2008 zu opfern, bei der traditionell neue Serien für den kommenden Herbst gesucht werden.

Außerdem sind die Networks auch reichlich kreativ, was die Beschaffung von sendefähigem Ersatz angeht: So trage sich CBS angeblich bereits mit dem Gedanken, diverse Serien von der Tochter Showtime für eine Ausstrahlung auf CBS vorzubereiten, darunter auch „Dexter“. Die meisten PayTV-Serien landen eh früher oder später in einer „jugendfreien“ Version in Syndication, insofern wäre dies keine große Revolution. NBC hat derweil damit begonnen, „Law & Order: Criminal Intent“-Episoden vom Tochterkanal USA zu wiederholen und könnte das theoretisch auch mit den Serien anderer Töchter wie SciFi („Battlestar Galactica“) tun.

So dürfte der Streik den Networks erst im Januar und Februar ernstere Bauchschmerzen verursachen. Fraglich ist auch, ab welchem Zeitpunkt für die aktuelle Season überhaupt noch neue Serienepisoden in Angriff genommen würden. Insbesondere Drama-Serien würden gut drei bis vier Wochen benötigen, um die Produktion wieder zum Laufen zu bringen da in den meisten Fällen keine fertigen Skripte mehr vorliegen und auch das komplette Personal entlassen wurde. Dauert der Streik also bis März/April, wird es in dieser Staffel wohl keine neuen Episoden von Drama-Serien mehr geben. Richtig wehtun würde der Streik vermutlich sogar erst ab Juli/August, weil dann die neue Herbst-Season gefährdet wäre — und erst dann haben die TV-Networks wirklich kein Ersatzmaterial mehr und auch die Filmstudios ein großes Problem.

5 Antworten

  1. 1
    Anubiz schrieb:

    da reicht ein wort:
    KOTZ!

  2. 2
    Ace_NoOne schrieb:

    Indeed.

  3. 3
    Elix schrieb:

    Und ich hatte noch auf eine Einigung vor Weihnachten gehofft…hab zur Überbrückung noch einiges da (Chuck, Housewives S04 und Earl S03), aber spätestens Mitte Januar dürfte mir dann langweilig werden.

    Interessant wird es auch bei den Late Nights…wie lange wird z.B. Conan seine Mitarbeiter noch aus eigener Tasche bezahlen?
    Eigentlich wäre es doch auch die ideale Möglichkeit für jemanden wie Jimmy Kimmel mit einer zusammengewürfelten Show als Erster (Last Call mit Carson Daly zähle ich jetzt mal nicht als Late Night Show) wieder auf Sendung zu gehen und damit Quote zu machen.

    PS: Passt jetzt zwar nicht hier rein aber hab grade im Wunschliste NL gelesen das Super RTL ab Januar The Office (US-Version) samstags zeigt.

  4. 4
    marcel weiß schrieb:

    Interessanter ‚Neben’aspekt: Nahezu alle US-Techblogs sehen mit dem Streik das Ende des analogen TVs mehr oder weniger besiegelt. In den USA ist man es schlicht nicht gewohnt, mitten in der Season keine frische Serienkost mehr zu bekommen. bei uns hier in D kennen die Leute das ja gar nicht. Die Internetnutzung wird steigen, während der TV-Konsum sinkt, so die Techblogs (TC, RWW usw). Nach dem letzten Streik habe sich der TV-Konsum ja auch nicht mehr auf dem Level von davor eingepegelt. In den USA kann man schon jetzt sehr viel mehr Videos online schauen usw., das könnte langfristig für die US-TV-Sender zum Boomerang par excellence werden. Besonders wenn dann nach der eher mässigen Herbstseason07 auch noch die Herbstseason08 in Gefahr gerät.

  5. 5
    HoBag schrieb:

    Der Streik könnte doch CW auf die Sprunge helfen (wie damals in 1989 be FOX).

    Egal,ich habe momentan voll die Krise,dass ich keine weitere „Desperate Housewives“ Folgen bis keine Ahnung wann zu sehen bekommen werden!!

    ahm… ich hab das Gefühl dass „Pushing Daisies“ keine 2. Staffel erhalten wird.. Wonderfalls calling….

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