Archiv des Jahres 2007


Bin ich der letzte?

Sonntag, 1. Juli, 2007

Bin ich der letzte in Bloggershausen, der dieses Video verlinkt? Ach, auch egal, heute ist schließlich Sonntag, da darf man auch faul sein.

„Flagpole Sitta“ von Harvey Danger war/ist übrigens Theme-Song der britischen TV-Serie „Peep Show“ (puh, on-topic-kurve gerade so noch gekriegt ;-).

Das oben eingebundene Video ist natürlich nicht das offizielle Musikvideo, sondern ein „self-made“ Spaß-Video. Aber gerade darum eine reife Leistung, sowas in einem (dem ersten) Take hinzukriegen.

Im Übrigen aber ein hübscher Einblick in die „Generation Web 2.0“ — diese Angestellten des Web-Startups Connected Ventures (die auch hinter vimeo.com, defunker und collegehumor stecken) sind doch wohl durchweg deutlich jünger als 30 (oder gar 25). Aber sie haben sichtlich Spaß bei der Arbeit (mitten in NYC) und sind mit ihren Projekten auch ziemlich erfolgreich, da dürfte so mancher neidisch werden … na, wer hat auch schon auf den verlockenden „we’re hiring„-link geklickt? Man wird ja noch träumen dürfen … insbesondere sonntags 😉

Via viele andere Blogs.

Studio 60: What kind of show has it been

Samstag, 30. Juni, 2007

Vor fast genau einem Jahr gab es (auch hier im Blog) kaum ein wichtigeres TV-Thema als die Vorfreude auf die neue Aaron Sorkin-Show „Studio 60 on the Sunset Strip“. Kaum jemand zweifelte, dass „Studio 60“ das TV-Event des Jahres werden würde. 12 Monate und 22 Episoden später haben wohl alle Beteiligte etwas gelernt: NBC musste erfahren, dass viel Geld und ein großer Name alleine nichts bewirkt. Manchmal muss man dem Autor eben auch mal auf die Finger klopfen, offenbar kann zuviel „Freiheit“ auch schaden. Sorkin hat (hoffentlich) gelernt, dass er kein Allround-Talent ist und sein selbstüberschätzter Predigt-Stil nicht bei der großen Masse ankommt. Und der Zuschauer hat erfahren, dass ein Network mal nicht Schuld an dem Scheitern einer Show sein kann ;-).

Am Ende war „Studio 60“ im Grunde nur noch eine „West Wing“-Spin-Off-Show. Sorkin zog die finale Storyline einfach über fünf(!) Episoden und pappte sie dann am Ende zu einem hübschen Happy-Happy-Happy-End zusammen, was man im Grunde gleichzeitig als Zugeständnis und Affront an den noch verbliebenen Zuschauer interpretieren kann. Und da er wohl merkte, dass seine Show-in-a-Show-Skripte nicht den gewünschten Erfolg brachten, schrieb er halt wieder über Politik und den Krieg. Manche sahen in diesem Fünf-Teiler sogar eine indirekte „Entschuldigung“ für seine legendäre Post-911-Episode von „The West Wing“.

Aber man kann nicht behaupten, dass Sorkin grundsätzlich kein guter Autor sei. Er hatte wohl einfach seine Storytelling-Fähigkeiten in diesem Serien-Konzept überschätzt. Auch wenn viele Storylines (insbesondere die vermeintlich „romantischen“) absolut in die Hose gingen — bis zum Schluss waren die Dialoge durchweg sehenswert. Da kam ihm natürlich auch der exzellente Cast zu Gute, insbesondere Steven Webber und Matthew Perry, deren Karrieren durch den Studio-60-Flop sicherlich keinen Schaden davongetragen haben dürften. Auch von der handwerklichen Umsetzung war „Studio 60“ durchweg ein Genuss, das beginnt beim beeindruckenden Set und endet bei dem hervorragenden Regie-Stil von Thomas Schlamme.

Und ich bin immer noch der Meinung, dass es nur einen vergleichsweise kleinen „Tweak“ gebraucht hätte, um die Show zu einem Hit zu machen: Anstatt dem Blick hinter eine SNL-ähnliche Comedy-Show hätte er einfach einen FOX-NEWS-ähnlichen Sender in den Mittelpunkt stellen müssen und er hätte den kompletten Cast, fast alle Drehbücher und seinen Besserwisser-Schreibstil 1:1 übernehmen können.

Naja, beim nächsten Mal wird’s wieder besser. Mal sehen, ob es mit „Charlie Wilson’s War“ auf der großen Leinwand funktioniert. Alleine die Cast-Liste des an Weihnachten in die Kinos kommenden Films ist schon ähnlich wie bei „Studio 60“ überaus beeindruckend: Tom Hanks, Phillip Seymour Hoffman, Julia Roberts, Lilly Tomlin, Emily Blunt, Amy Adams und Shiri Appleby lassen den Film schon vor dem Start in den engeren Kreis der Oscar-Hoffnungen aufrücken. Und diesmal stammt auch nur das Drehbuch von Sorkin. Die Literaturvorlage um die USA-Verwicklungen in den Widerstand gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan in den 1980er Jahren wurde von dem Reporter George Crile verfasst.

"Anna Pihl" (ZDF)

Freitag, 29. Juni, 2007

Okay, es war etwas Zufall im Spiel, dass ich gestern die erste Episode der neuen ZDF-Krimi-Serie „Anna Pihl“ gesehen habe. „Anna Pihl“ ist eigentlich eine dänische Produktion und nicht nur im Ursprungsland auch sehr populär. Anna Pihl ist eine Polizeibeamtin und hat gerade ihren neuen Job in Kopenhagen angetreten. Sie ist eine geschiedende Mutter mit einem Sohn im Kindergarten-Alter. Sie engagiert sich für ihre „Fälle“, hat ein großes Herz und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein, hat aber in ihrer neuen Arbeitsstelle erstmal auch mit herben Gegenwind zu kämpfen. Die Kritiken zur Serie waren im Vorfeld ausgesprochen positiv, der Grundtenor ging ungefähr in die Richtung, dass es sich bei „Anna Pihl“ um eine realitätsnahe und dennoch spannende Krimiserie mit einer interessanten, mehrdimensionalen Protagonistin handele.

annapihl.jpg

Und nach der gestrigen Pilotepisode kann ich das eigentlich auch unterschreiben. Mir fehlt etwas der Vergleich zu deutschen Krimi-Serien wie „Bella Block“ (nie gesehen), daher kann ich auch nicht darüber urteilen, ob „Anna Pihl“ nun „besser“ oder „schlechter“ als ihre deutschen Kolleginnen ist. Die Episode verfolgt zwar ein paar klassische Story-Elemente (u.a. der erste Arbeitstag, an dem erst mal alles schief läuft sowie der Stress einer alleinstehenden Mutter und dann noch der heutzutage wohl in Serienkonzepten unvermeidliche schwule BFF-Nachbar), aber schrammt doch immer wieder geschickt an dem Merkmal „vorhersehbar“ vorbei. Man denkt in so mancher Szene „Oh, ich ahne schon, was als nächstes passiert“, und dann findet die Show doch noch eine leichte neue Variation, mit der man (ich) nicht unbedingt gerechnet hat. So begeht der Charakter zwar auch öfters die typischen naiven „Dummheiten“, welche die Story auf Trab halten und Konflikte hervorrufen sollen, aber Anna Pihl findet dann doch noch einen halbwegs smarten Ausweg oder stellt sich zumindest nicht so blöd an, dass man nach der Fernbedienung sucht.

Trotz einiger Action-Szenen nimmt sich die Show auch immer wieder genügend Zeit für ruhigere Momente, um die Haupt-Charaktere und das Umfeld von Anna Pihl näher vorzustellen. Auch da wimmelt es von (teilweise leider Serien-typischen) Konflikt-Konstellationen, sei es der unsympathische Ex-Mann mit seiner neuen Freundin oder der nach dem Tod seiner Frau depressive Vater (der zwar angeblich verwahrlost lebt, aber perfekt rasiert ist).

Die Show ist ganz nett, die Schauspieler bieten eine überzeugende Leistung, aber zumindest die Pilot-Episode macht in meinen Augen nur einen durchschnittlichen Eindruck. Aber vielleicht will das im deutschen TV ja schon viel heißen.

Der große Minuspunkt ist aber auch hier leider die Synchronisation. Sie war wohl nicht schlecht, ich denke eher, dass „Anna Pihl“ wieder mal ein Beispiel für die „prinzipbedingten“ Probleme von Synchronisationen ist. Ein Großteil der „Atmosphäre“ geht verloren, die Sprecher scheinen oft regelrecht ins Mikro zu „hauchen“, die Lippenbewegungen sind bei diesen nordischen Sprachen eh wie von einer anderen Welt und die Synchro in den Action-Szenen erinnerte fast schon an eingedeutschte Porno-Filme (nicht dass ich da …öhm… irgendwelche Vergleichsmöglichkeiten hätte). Ich habe mir dann noch ein paar kurze Ausschnitte der Original-Fassung im Web angeschaut und fand sie gleich eine ganze Ecke besser. Hachja, liebes ZDF, da stellt ihr als erster Sender (mit dem ältesten Zuschauerschnitt) euer ganzes Programm auf das hippe 16:9 um, aber eine Lösung für das O-Ton-/Untertitel-Problem habt ihr immer noch nicht gefunden. Das wäre übrigens auch eines der wenigen Argumente, das ich in der ganzen „Grundverschlüsselung“-Diskussion akzeptieren würde … aber ich komme vom Thema ab.

Aber viel mehr habe ich auch gar nicht mehr zu schreiben. Im Grunde nur noch das abschließende Fazit, dass das ZDF mit „Anna Pihl“ als erste ausländische Serie im Vorabendprogramm seit vielen Jahren keine schlechte Wahl getroffen hat. „Must-See“-TV für den von US-Krimikost verwöhnten Zuschauer ist es aber nicht.

Gute Deutsche Serie Verzweifelt Gesucht

Donnerstag, 28. Juni, 2007

Neulich geriet ich mal wieder in eine Diskussion bezüglich der Qualitätsunterschiede zwischen deutschen und amerikanischen TV-Serien-Produktionen. Gerne wird natürlich das korrekte Argument mit den unvorstellbaren hohen US-Budgets hervorgekramt. $2 Millionen für eine Serienepisode? In Deutschland undenkbar, dazu ist der Markt viel zu klein. Und jenseits von Derrick und Traumschiff verkaufen sich die Serien nur selten gut ins Ausland. Aber auch das vermeintlich hippe US-Produktionssystem hat schon ’ne ganze Menge Schrott hervorgebracht — trotz des immensen finanziellen Aufwands.

Dann sind da noch die Briten. Gut, die haben durch den Vorteil der „Weltsprache“ Englisch auch das Potential für einen großen Absatzmarkt und insbesondere die BBC hat ja eine Portokasse, von der selbst ARD und ZDF nur träumen können. Aber Serien wie „Doctor Who“, „Jekyll“, „Life on Mars“ und „The Office“ profitieren nicht nur von einem gut gefüllten Budget, sondern auch von guten Drehbüchern, innovativen Ideen und einer gewissen Experimentierfreude. Wo findet man sowas in Deutschland? Hie und da taucht mal ein „Türkisch für Anfänger“ oder „Edel und Starck“ auf, aber ansonsten? Da werden zwar qualitativ hochwertige (und durchaus sehenswerte) Event-Movies à la „Der Tunnel“ produziert, aber spritzige Experimente wie „Ijon Tichy“ landen im hintersten Nachtprogramm. Und wenn einem gar nichts mehr einfällt, dann kopiert man halt. „Stromberg“ und „Doktor Martin“ hat man sich gleich von den Briten abgeschaut. Aber das ist ja schon mal besser als nix, wenn man zumindest wie im Fall von „Stromberg“ dem Ganzen eine eigene Note geben kann.

Aber vielleicht bin ich ja blind und ich habe die exzellenten Produktionen der letzten Jahre alle übersehen? Was durchaus möglich ist, schließlich schaue ich kaum noch deutsche Produktionen, eben weil sich da bei mir mittlerweile schon ein gewisser „Uh, bestimmt schlecht“-Reflex eingeschlichen hat. Allein das Merkmal „Made in Germany“ ist für TV-Serien in meinen Augen derzeit fast schon ein Killerkriterium — im negativen Sinne. Wenn ich in meinem Hirn nach bekannten deutschen Serienautoren krame, fallen mir auch nur Leute vom Kaliber eines Wolfgang Menge („Ein Herz und eine Seele“, im Prinzip eigentlich auch eine Kopie einer britischen Vorlage) oder Hans W. Geißendörfer („Lindenstraße“) ein — lang vergangene Zeiten.

Zudem: Im Moment sind wir wieder in einem Abschnitt eines seltsamen „Serienzyklus“, in dem US-Produktionen vom deutschen Zuschauer und den deutschen Sendern bevorzugt werden. Selbst das traditionell eher deutschen Eigenproduktionen zugeneigte Sat.1 hievt wieder in größerem Umfang US-Serien in die Prime-Time. Das sah vor einigen Jahren noch anders aus, da wurden die US-Produktionen vom deutschen Zuschauer regelrecht abgestraft, nachdem sie in den 90ern schon mal die Prime-Time dominierten.

Aber ich habe mir vorgenommen, in Zukunft wieder verstärkt auf den deutschen Markt zu schauen. Dazu passt die Meldung von DWDL.de, wonach RTL sich im Jahr 2008 wieder mehr den Eigenproduktionen widmen und zwei neue Serien in Auftrag geben will. Auch da — so scheint mir — erfindet man das Rad nicht unbedingt neu, aber man geht abseits der endlosen typisch deutschen Krimi- und 08/15-Billig-Sitcomserien zumindest auf den ersten Blick neue Wege, auch wenn das übliche TV-Buzzwort-Bingo unvermeidlich ist. „Doctor’s Diary“ ist laut RTL eine „humorvolle Medical-Serie mit Screwball-Elementen“. Schön, wie man die verbrannten Wörtchen „Ärzte-Soap“ vermeidet. Da dürfte vielleicht der „Einfluss“ von „Grey’s Anatomy“ eine Rolle spielen. „Die 25. Stunde“ wiederum sei eine Familienserie, ebenfalls mit „Elementen“, aber diesmal aus der „Mystery“-Schublade. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man damit (wie viele US-Serien dieses Jahr auch) auf der „Heroes“-Mystery-Welle reiten will. Eine Frau kann Leben retten, weil sie zu Zeitreisen fähig ist. *Hust*Medium*hust*. Argh, ich merk schon, bei mir leuchten schon wieder alle „Schrott“-Alarmleuchten auf. Aber nein, nein, ich will ja nicht vorschnell urteilen, sondern den deutschen Serienmachern auch mal eine Chance geben. Die können ihr Handwerk doch sicherlich auch, aber vielleicht gehen gute Autoren lieber gleich zum Film als sich im TV den Ruf zu ruinieren.

Habt ihr vielleicht einen Tipp, welche gute deutsche Serie ich mir mal anschauen sollte?

Jeffrey Stepakoff: "Billion-Dollar Kiss"

Dienstag, 26. Juni, 2007

Buch-Reviews finden sich im sablog in eklatant geringer Anzahl. Dabei wäre es angesichts des (mittlerweile unter die Räder gekommenen) Slogans „Quality Entertainment“ eigentlich angebracht, auch das gedruckte Wort öfters mal in einer ausführlicheren Betrachtung zu berücksichtigen. Aber dann müsste der Tag wirklich 35 Stunden haben, das letzte Nicht-Sachbuch, das ich gelesen habe war wohl „Harry Potter I“.

So hat dann das Buch, um das es sich hier dreht, auch viel mit TV-Serien zu tun. Und es ist wohl auch ein Sachbuch (es hat sogar ein Register), aber es ist keineswegs trocken und stattdessen angereichert mit vielen autobiographischen Anekdoten des Autors. Und ich muss zugeben, der Name eben dieses Autors hat mir vor dem Kauf des Buchs nicht sonderlich viel gesagt. Jeffrey Stepakoff. Irgendjemandem ein Begriff? Gut, er war unter anderem mal Co-Executive Producer bei „Dawson’s Creek“, aber ansonsten ist er sicherlich keiner der „großen“ Namen der TV-Branche, sein IMDb-Portfolio ist recht dürftig. Dennoch war ich neugierig auf das Buch, nicht nur wegen der marketingtechnisch geschickt eingefädelten „Dawson’s Creek“-Referenz im Beititel des Buchs, nein, auch weil es eines der wenigen (das einzige?) ist, das aktuelle Einblicke hinter die Kulissen der TV-Welt bietet.

billiondollarkiss.jpgNun wird vermutlich niemand von den sablog-Lesern eine Karriere als Serienautor in den USA anvisieren (obgleich ich aber von einigen weiß, die es in Deutschland versuchen), insofern dürfte der praktische Nutzen für die meisten Leser in Europa auf den ersten Blick nicht sonderlich groß sein. Aber für jeden Serienfreund, der sich intensiver mit US-Fernsehserien und vor allem mit deren Autoren beschäftigt und sich auch für die wenig glamourösen Geschehnisse hinter der Kamera interessiert, ist „Billion-Dollar Kiss: The Kiss That Saved Dawson’s Creek and Other Adventures in TV Writing“ dennoch ohne Zweifel ein „Must-Read“. Jeffrey Stepakoff gibt einen hochinteressanten Einblick in den Alltag eines Serienautors in Hollywood über den Verlauf der letzten 20 Jahre (und in Exkursen auch weit darüber hinaus) und den extremen Zyklen, den dieser Berufsstand in diesen Dekaden unterworfen war. Dies ist kein Buch, bei dem man lernt, wie man gute Scripts schreibt (das ist eher was für Frau Espenson) oder wie man Erfolg in Hollywood hat. Das ist vielmehr eine dokumentarische Aufarbeitung der jüngeren TV-Geschichte unter der besonderen Berücksichtigung von Serienautoren und ihrem wirtschaftlichen und politischen Umfeld.

Das Buch ist gespickt mit unzähligen Trivia-Details, die man als normaler TV-Zuschauer nur in seltenen Fällen erfährt und die teilweise in Los Angeles ein wohl gehütetes Gehemnis sind. Beginnend mit den schier unglaublich hohen Gehältern von TV-Autoren über Erklärungen zu den Unterschieden zwischen den diversen Tätigkeitsbezeichnungen wie beispielsweise „Consulting Producer“ und „Executive Producer“ bis hin zu den teilweise abstrusen Marotten so mancher TV-Autoren wie Steven Bochco, David Milch oder David Rosenthal bildet „Billion-Dollar Kiss“ ein unterhaltsam und zugleich informativ geschriebenes Werk. Stepakoff erläutert, wie eine Serienepisode entsteht, wie eine Sitcom-Folge produziert wird, welche konkreten Anmerkungen von Seiten des Networks zu Episoden kommen können („You may have ‚ass‘ but not ‚ass-hole‘. ‚A-hole‘ will be accepted if you remove all of the ‚crap‘ and ‚butt-breath'“) und was es mit Begriffen wie „Syndication“ und „Least Objectionable Programming“ auf sich hat. Historische Rückblicke verdeutlichen die Relevanz der Autorengewerkschaft WGA und der legendären Autoren-Streiks in den späten 80ern, deren Nachwirkungen bis heute spürbar sind. Man bekommt aus erster Hand Einblicke in die Bedeutung der so genannten „Fin-Syn“-Regelung für die kleinen Independent-Studios. Die Reise geht von Stepakoffs ersten Jobs bei „Simon & Simon“ über seine Zeit bei „The Wonder Years“, „Sisters“, „Hyperion Bay“ und endet schließlich bei „Dawson’s Creek“.

Dazwischen eingestreut sind aber immer wieder informative Rückblicke in die Entstehung des TV-Business in Los Angeles in den 50er bis 70er Jahren und die überraschenden Unterschiede zwischen dem Autoren-zentrierten TV-Geschäft und dem Regisseur-fokussierten Filmbusiness. Ein wichtiges Element bei all dem ist für Stepakoff „Quality TV“. Er erläutert, wie unabhängige Studios wie MTM mit einem neuen Produktionsmodell in den 70er und 80er Jahren den Grundstein für viele heutige Qualitätsserien legten und so von „Hill Street“ über „St. Elsewhere“ nach „thirtysomething“ sowie von John Wells („ER“), Steven Bochco („NYPD Blue“) über David Milch („Deadwood“) und Marshall Herskovitz („Once and Again“) hin zu Greg Berlanti („Everwood“) und J.J. Abrams („Alias“) neue Generationen von Fernsehprodukten und ihren Machern heranwuchsen. Auch die Genese des WB ist ein Thema, wie Joss Whedons „Buffy“ für das junge Netlet eine Marke definierte, die mit „Dawson’s Creek“ und „Felicity“ zu einem klaren Sender-Profil gefestigt wurde, an dem alle anderen Produktionen des Networks ausgerichtet wurden. Er geht auch auf den jüngsten Reality-Boom ein und das allseits ständig befürchtete Ende von Quality TV — sein beruhigendes Fazit zu diesem Thema: Trotz aller Abgesänge ist auch Reality nur eine „Phase“, gerade die Jahre 2004-2006 hätten erneut gezeigt, dass Reality TV nicht der Weisheit letzter Schluss ist und sein wird. Doch „Billion-Dollar Kiss“ ist keine Ansammlung von trockenen und theoretischen Abhandlungen. Als Serienautor bringt Stepakoff schließlich auch das nötige Handwerkszeug mit, um seine Inhalte in eine unterhaltsame und fast schon spannende Form zu packen.

Und Dawson’s Creek-Fans werden das ein oder andere interessante Detail um die Geschichte der Show erfahren, die am Ende der zweiten Staffel in Wahrheit halbtot war, von mehreren internen Eklats überschattet wurde, durch einen Geistesblitz des jungen Greg Berlanti erst eine Daseinsberechtigung erhielt und wegen immensen Produktionskosten wohl für Sony/Columbia niemals profitabel sein wird. Man sollte sich das Buch aber dennoch nicht primär als Dawson’s Creek-Memorabilia kaufen, der DC-Teil ist nur ein kleiner Teil des gesamten Buchs und dient eher als Rahmenhandlung für den Rest.

In Billion-Dollar Kiss wird keine dreckige Wäsche gewaschen. Dies ist keine Abrechnung eines frustrierten und erfolglosen Autors mit seinen Kollegen. Vielleicht werden das einige Leser bemängeln, weil er kein Nestbeschmutzer sein will und somit insgesamt doch ein recht positives Bild der TV-Branche zeichnet. Es gibt zwar ein paar süffisante Einblicke in die bizarre Marotten-Welt von diversen Showrunnern (und es werden auch einige Namen genannt), aber dies ist dennoch in erster Linie eine sorgsam recherchierte Hommage eines Autors an den Job den er liebt und den er anderen Menschen mit diesem Buch näher bringen will.

Kurzum: Sehr empfehlenswert! Für US-Serienfans, die sich auch für die Zusammenhänge hinter der Kamera interessieren, eine lohnenswerte Anschaffung. Es macht so manche Ereignisse im alltäglichen „Serienleben“ verständlicher — insbesondere im Vorfeld des drohenden Autoren-Streiks im Herbst 2007.

Ein ebenfalls interessantes halbstündiges Audio-Interview mit dem Autor gibt’s bei WGN Radio.

Das Buch gibt’s bei amazon.de.

"Museum of TV & Radio"-Sessions online

Dienstag, 26. Juni, 2007

Das Museum of TV & Radio (das nun „Paley Center for Media“ heißt) hat einige Mitschnitte der bekannten MTR-Panels als Videostream online gestellt. In diesen Sessions diskutieren TV-Serien-Macher und -Darsteller über ihre Shows. Normalerweise kann man sich diese Mitschnitte nur anschauen, wenn man die Niederlassungen des Museums vor Ort in Los Angeles oder New York besucht. Bis jetzt sind auch nur einige ausgewählte Sessions aus den Jahren 2005-07 online, unter anderem Veranstaltungen mit „30 Rock“-Cast & Crew, „Roseanne“, „Conan O’Brien“ und „Sopranos“. Und man kann sie auch problemlos aus Deutschland abrufen.

Diese Veranstaltungen gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten, ein Mitschnitt der „My So-Called Life“-Session vom März 1995 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der kommenden Shout!Factory DVD-Veröffentlichung zu finden sein.

Feedjunkie

Montag, 25. Juni, 2007

Schon oft wurde darüber diskutiert, ob man heutzutage noch einen Tag ohne E-Mail auskommen würde — ein ähnliches „Abhängigkeitsverhältnis“ scheint nun bei RSS-Feeds einzutreten. Seit mindestens sechs Stunden funktioniert Google Reader nicht mehr (es kommen keine neuen Feeds an) und plötzlich merkt man, welch integraler Teil des Tagesablaufs RSS-Feeds mittlerweile sind (okay, zumindest bei mir). Man ist von dem News-Geschehen regelrecht abgeschnitten. Muss ich jetzt etwa all die Blogs und Websites von Hand aufrufen? Wie hat man das denn damals im Web 1.0 gemacht? Hülfe!  🙂

Und an das Backlog, das dann (hoffentlich) bald aufläuft, will ich noch gar nicht denken…

"My So-Called Life" DVD Re-Release

Montag, 25. Juni, 2007

Wir haben endlich von Shout Factory grünes Licht bekommen, um etwas mehr über die kommende DVD-Wiederveröffentlichung von „My So-Called Life“ zu verraten. Ja, genau, die Macher der famosen „Freaks and Geeks“- sowie „Undeclared“-Boxen haben sich das nächste Großprojekt an Land gezogen: „My So-Called Life“ („Willkommen im Leben“). Und sie machen es mit einer ähnlichen Hingabe, wie auch schon im Falle von „Freaks and Geeks“. Die Shout!Factory-Leute sind sehr sympathisch und vermittelten uns zumindest mal den Eindruck, unsere Wünsche und Vorschläge soweit es geht zu berücksichtigen — wir haben sie jedenfalls im klassischen Fan-Overkill-Mode ziemlich mit Material zugeworfen und sie haben sehr freundlich reagiert — kein Wunder, machen wir doch im Grunde im Gegenzug eine Art kostenloses Grass-Root-Marketing ;-). Shout! hatte wohl seit einiger Zeit um die Veröffentlichungsrechte gekämpft und kam erst vor einigen Monaten endlich zum Zuge. Und solch eine Wiederveröffentlichung ist ja keine unkritische Sache, ich kenne nicht viele Serien, die bereits zwei Mal (bzw. im Falle von MSCL sogar schon zweieinhalbmal auf DVD und einmal auf VHS) veröffentlicht wurden.

mscldvdbox Wer die Sache in den letzten Wochen auf mscl.com oder tvshowsondvd.com mitverfolgt hat, kennt ja schon einige Details. Das neue Boxset wird nicht mehr viel mit der desaströsen Erstveröffentlichung von BMG aus dem Jahre 2002 zu tun haben. Stattdessen wird es ein mit zahlreichen Extras ausgestattetes Set sein, unter anderem mit Interviews mit Cast & Crew, zahlreichen Audio-Kommentaren (die gerade diese Woche in LA aufgenommen werden) sowie einem 32-seitigen Booklet, unter anderem mit Textbeiträgen von Joss Whedon und Janeane Garofalo. Geplant ist ein Veröffentlichungstermin so um Ende Oktober 2007. Ein Preis steht noch nicht fest. Es sieht derzeit nicht so aus, als könnte eine deutsche Tonspur (oder Untertitel) integriert werden, zudem ist zeitgleich in Deutschland (noch nicht offiziell) von EuroVideo eine DVD-Veröffentlichung angekündigt (die aber wohl das Pendant zu der simplen Bare-Bones-Release aus Großbritannien ist, also möglicherweise keinerlei Extras beinhaltet).

Anbei auch mal ein erster Blick auf das Cover der neuen DVD-Box, ich mag es nicht so sonderlich wegen all den Linien über Claires Gesicht — offenbar will man vor allem ein jüngeres Publikum anvisieren. Aber wen juckt schon das DVD-Cover, es zählt der Inhalt 😉

In diesem Sinne ein kleiner Angela-Chase-Gedächtnis-Tanz…

Mehr Details in den nächsten Wochen auf mscl.com. Wir versuchen dort auch bei den geplanten europäischen DVD-Veröffentlichungen auf dem Laufenden zu bleiben — aber ehrlich gesagt kann ich derzeit von einer (Vor-)Bestellung der europäischen Varianten erstmal nur abraten. Lieber bis zum Herbst warten und schauen, was die Shout-Factory-Box an Extras bringt und dann abwägen, wie wichtig eine deutsche Tonspur ist.

Als David E. Kelley noch Erfolg hatte…

Mittwoch, 20. Juni, 2007

Wenn sich die Sender-Reihenfolge meines VDR automatisch entsprechend der Einschaltdauer sortieren würde, dürfte Comedy Central wohl mittlerweile bei mir auf der Nummer 1 liegen. Immer wenn ich eher aus Verlegenheit dort hinzappe (und der Weg ist momentan noch weit, der Kanal liegt hinter 3sat, arte, Nick und „das Vierte“), bleibe ich dort auch hängen. Und sei es nur für die Promo-Trailer für Serien, die um irgendeine andere Zeit auf dem Sender laufen.

Und wie ich gerade sehe, kann man auf der deutschen Comedy Central-Website die aktuellen Ausgaben der Daily Show anschauen. Sehr praktisch.

Arrested Development, NewsRadio, Dharma & Greg, Ellen, Greg the Bunny, Jack & Jill, Unhappily Ever After … einige mehr oder weniger legendäre „Klassiker“ des Comedy-Genres laufen da, wie üblich nur mit deutscher Tonspur. Aber immerhin. Gut für den Geldbeutel ist das allerdings nicht. Denn so sieht man plötzlich und ohne Vorwarnung noch mal „Mad About You“ und prompt steht eine weitere DVD-Box auf der „Irgendwann mal kaufen“-Liste.

Gestern habe ich mich beispielsweise nicht mehr von „Ally McBeal“ trennen können, die nun wohl ebenfalls werktäglich auf Comedy Central läuft. Ich konnte zwar die genaue Episodennummer aus dem Kopf nicht mehr zuordnen, aber es schien mir noch ziemlich früh am Beginn der Serie zu sein. War „Ally McBeal“ seinerzeit nicht auch der legendäre „vom Flop zum Hit“-Meilenstein für VOX? Ich meine mich noch erinnern zu können, dass die erste Handvoll Episoden zunächst hochkant floppten, bevor die Show dann im zweiten Anlauf ein Jahr später zum riesen Erfolg und Markenzeichen für den Sender wurde. Ach, was waren das noch für Zeiten. Da schaute man noch aufopferungsvoll die deutsche Synchonisation und diskutierte anschließend über die Eindeutschungen von „bygones“ und Co. Damals war ich noch auf der seinerzeit sehr aktiven deutschen Ally McBeal-Mailingliste angemeldet und habe sogar mal mitgeholfen, das Layout für ein Fanshirt zu entwerfen (das ich mir dann selbst aber nie gekauft habe… :-)). Die Show wäre eigentlich auch mal wieder ein Kandidat für einen „Allython“ 😉

Und wo wir gerade von alten David E. Kelley-Shows sprechen: „Picket Fences“ gibt’s seit dieser Woche auf DVD, zumindest die erste Staffel. Ach, das juckt mir ja auch arg unter den Fingernägeln. Aber wann sollte ich mir das denn auch noch anschauen? Nun gut, auf der ToDo-Liste steht’s. Leider sind die Extras in dem Boxset recht rar, es gibt wohl nur ein Feature mit Interviews. Hat sie sich schon jemand bestellt?

Sommerloch

Dienstag, 19. Juni, 2007

Hmja, schon wieder vier Tage rum ohne Blog-Eintrag. Irgendwie passiert zur Zeit aber auch nix, was ich kommentierungswürdig finde.  Nur so kleine Tidbits, die eigentlich keine eigenständigen Eintrag „verdienen“.

Jemand will „Studio 60“ retten, Jericho-Style. Na, good luck with that. Er rühmt vor allen die politischen Statements, die Sorkin in dieser Show macht. Ehmja. Vielleicht ist ein Blick hinter die Kulissen einer Comedy-Show aber dann doch der falsche Platz für solches Tagesgeschäft, wie der Autor ein paar Zeilen weiter dann auch feststellt: …[the] narrative storytelling can be fixed. New characters and actors can be hired and others fired. Scripts can be lightened up, political „preachiness“ toned down. Entertainment value can be enhanced.“ In anderen Worten: Komplett neue Show bitte.

Robot Chicken: „Star Wars Edition“ war irgendwie dann doch nicht so unterhaltsam wie ich gehofft hatte. War aber wohl auch ein klassischer Fall von zu hohen Erwartungen. Wenn das die erste Robot Chicken Folge gewesen wäre, die ich jemals gesehen hätte, wäre ich wohl auf dem Boden gelegen vor Lachen. Aber dennoch ein paar sehr schöne Sachen dabei (Stress mit dem Handwerkern beim Todesstern-Bau, „let’s build that reactor„). Nur um all die „Gaststimmen“, die im Abspann erwähnt wurden, vollständig zuordnen zu können, müsste ich die Folge wohl noch ein paar Mal sehen.

„Meadowlands“ ist schwacher überfrachteter Krimskrams, während die zweite Stunde von „JfC“ die seltene Leistung fertig brachte, derart irritierend zu sein, dass ich überhaupt nicht sagen kann, warum ich die Episode hervorragend fand. Ed O’Neill ist aber ohne Zweifel ein wichtiger Faktor.

Isaiah Washington ist immer noch von „Grey’s Anatomy“ gefeuert und mich juckt’s kein bisschen.

Und ich werde diesen Sommer wohl nicht nur einen „Buffython“ durchziehen, sondern auch noch eine „Freaks & Geeks„-Wiederbelebung dazwischen schieben. Sobald Alan Sepinwall damit anfängt, werde ich meine DVD-Box auch wieder aus dem Regal ziehen. Da sind auch noch einige Bonus-Materialien, die ich noch gar nicht gesehen habe.

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen